Kuhn ist bekannt für das Programm seiner Mähwerke und setzte früh Trends, wie z. B. mit der hydraulischen Entlastung. Worauf Sie bei den Gebrauchten achten sollten, das lesen Sie hier.
Die Lift Control-Modelle mit hydraulischer Entlastung gibt es schon mehr als 25 Jahre. Die Modellbezeichnung bedarf aber ein paar erklärender Worte. Zu Beginn hatten die Typen noch eine dreistellige Bezeichnung. Als Beispiel ein Modell mit 2,80 m Arbeitsbreite: Das war bereits 1998 mit der Typenbezeichnung GMD 702 verfügbar. Dann folgte von 2009 bis 2014 die 10er-Serie, also in unserem Fall das Modell 2810. Ab 2016 folgte die 11er-Serie, also hieß das Modell jetzt 2811. Um die Verwirrung komplett zu machen: Bei der 10er Serie tauchen auch Modelle mit dem Kürzel FF auf. Das bedeutet Fast-Fit und meint den Klingenschnellwechsel. Bei Maschinen ohne dieses Kürzel müssen die Klingen geschraubt werden. Die breiten Modelle mit 3,50 und 4,40 m Arbeitsbreite kamen mit der 10er-Serie auf den Markt. Ein großes F bezeichnet die Frontmähwerke. Wir befassen uns in diesem Bericht ausschließlich mit „Lift Control“-Modellen. Also den Maschinen, dessen Mähbalken hydraulisch entlastet wird. Vertikal klappende Modelle, die mit Schraubenfedern entlastet werden heißen bei Kuhn GMD 10-100 bzw. GMD 105. Diese Modelle sind leichter gebaut und eignen sich für die Arbeit am Hang.
Die Kuhn Mähwerke GMD gibt es auch baugleich von John Deere
Basis für die Scheibenmähwerke mit Aufbereiter ist ebenfalls das Lift Control- Modell. Halten Sie in den Gebrauchtmaschinenbörsen Ausschau nach FC-Modellen. Dann bekommen Sie einen Aufbereiter mit Stahl- oder Kunststoffzinken (je nach Modelljahr) und Arbeitsbreiten bis 3,50 m.
Um die Modellkunde zu komplettieren: Kuhn Mähwerke können Ihnen auch in John Deere Farben begegnen. Die Modelle sind bis auf das Grün-Gelb baugleich.
Typisch für die GMD-Modelle ist die Transportposition: Die Mähwerke schwenken um 90° nach hinten und werden über den tragenden Zylinder bei den beiden größten Modellen auch während der Fahrt hydraulisch gedämpft. Bei diesen Modellen bis 4,40 m Arbeitsbreite ist die Straßenfahrt zuweilen gewöhnungsbedürftig, gerade wenn an Kreuzungen links abgebogen werden soll schwenken sie ordentlich aus.
Der Anbaubock ist schwer und stabil. Die Unterlenker-Koppelpunkte lassen sich mit Werkzeug um bis zu 19 cm verschieben, damit der Überschnitt zum Frontmähwerk eingestellt werden kann. Die aktuelle 11er-Baureihe hat stabile Taschen mit zwei Koppelmöglichkeiten. Nicht zu unterschätzen ist die Belastung der Unterlenker bei den doch schweren Mähwerken. Das weiß auch Kuhn und hat den breiteren Modellen eine Kette spendiert. Damit kann der rechte Unterlenker entlastet werden, indem die Kette, z. B. am Oberlenkerkoppelpunkt, eingehangen wird. Negative Stützlasten auf der linken Unterlenkerseite sind aber kaum vermeidbar. Das sollten Sie wissen, gerade bei den breiteren Modellen. Verbogene Schlepper-Hubwellen sind nicht auszuschließen.
Ausgeklügelte Hydraulik bei den Kuhn Mähwerken GMD
Nachdem das Mähwerk angehängt ist, prüfen Sie die Hydraulik und den Schwenkmechanismus. Dafür entfernen Sie die große Haube über dem Anbaubock, die seit dem Wechsel zur 1011er-Serie stylish aus Kunststoff gefertigt wird. Die Technik darunter ist bewährt. Kontrollieren Sie bei entlastetem Tragarm die Schwenklager dieser Mechanik. Hier kann ein Austausch der Kunststoff- und Messingbuchsen notwendig sein, damit die Lagerung zuverlässig schwenkt. Kontrollieren Sie dabei auch die Hydraulikschläuche sowie die hydraulischen Schraubverbindungen. Leckagen sind selten, aber nicht auszuschließen. Diese Undichtigkeiten sind einfach zu erkennen, wenn bei längerem Nichtgebrauch der Öldruck im System abfällt.
Im Heck des Anbaubocks sind die großen Stickstoffblasen angebracht, die eine federnde bzw. entlastende Aufhängung des Mähbalkens erlauben. Die Blasen müssen noch gefüllt sein. Das kontrollieren Sie entweder mit einem entsprechenden Prüfgerät. Oder Sie bauen das Mähwerk an, stellen den Auflagedruck gemäß der Betriebsanleitung ein (105 bar) und betätigen dann das Dreipunkthubwerk. Dann sollte der Mähbalken nicht direkt mit abheben, und der tragende Zylinder etwas nachgeben.
Die zweite Stickstoffblase dämpft das Mähwerk in der Transportstellung. Der Druck sollte in der Regel bei 120 bar liegen. Beide Drücke können mit dem Schleppersteuergerät justiert werden, wenn die Hähne per Schlüssel entsprechend geschaltet werden. Besonderheit des Auflagedrucks bei Kuhn: Bei Hindernissen und Druck auf den Schwenkzylinder nach hinten, gelangt das Öl in den Hubzylinder. So schwenkt das Mähwerk um bis zu 25° nach hinten und hebt gleichzeitig ab, abhängig vom eingestellten Auflagedruck.
Tritt bei gebrauchten Kuhn Mähwerken GMD irgendwo Öl aus?
Nur wenige Mäher werden mit der 540er-Zapfwelle angetrieben. Die meisten auf dem Markt erhältlichen und alle mit Aufbereiter drehen per 1.000er-Welle. Es gibt zwei Winkelgetriebe: das erste direkt unter dem Anbaubock und das zweite über dem Mähbalken. Letzteres ist weniger gut einzusehen und verlangt mehr Kontrollzeit.
Kuhn kapselt das Kreuzgelenk, welches durch die erste Mähscheibe die Kraft in den Mähbalken leitet, mit einer stabilen Kunststoffkappe. Demontieren Sie diese, dann lässt sich das Winkelgetriebe auf Dichtigkeit überprüfen. Im schlimmsten Fall fängt der Schutz austretendes Öl ab, so dass eine Undichtigkeit nicht direkt ersichtlich ist. Laut Kuhn soll das Öl alle 200 Stunden gewechselt werden.
Mähbalken noch gut in Schuss?
Damit sind wir beim Herz des Mähers angekommen: dem Mähbalken. Je nach Arbeitsbreite hat der Mähbalken 6 bis 10 Mähscheiben. Ältere Modelle haben noch keinen Mähklingenschnellwechsel. Hier ist Schraubarbeit nötig. Dafür kann die Mähscheibe in eine nach vorne gerichtete Position gedreht und der Schrauber von unten durch die Gleitkufen angesetzt werden. Das ist zwar lästig, aber ein gutes Angebot sollten Sie deshalb nicht abweisen. Deutlich komfortabler ist der Klingenwechsel mit mitgeliefertem Klemmschlüssel.
Die Mähbalken, die Kuhn Optidisc taufte, wurde in den Jahren nur geringfügig überarbeitet. Grundsätzlich besteht der Balken aus einem stabilen einteiligen Blech, darin drehen abhängig von der Drehrichtung der Scheiben die Mähscheiben mit unterschiedlichem Abstand. Drehen die Scheiben zueinander, ist der Abstand für einen guten Futterfluss größer als bei auseinander drehenden Scheiben. Der engere Abstand soll dort für eine bessere Schnittqualität sorgen.
Die zweireihigen Schrägkugellager der Scheiben können dank der durchgehenden Schrauben nach oben entnommen werden. Aus dieser Position sind auch die verbindenden Zahnräder zu wechseln, falls nötig.
Prüfen Sie den ruhigen Lauf des Balkens bei Nenndrehzahl. Ein Blick ins Öl kann Metallspäne entlarven. Ein Ölwechsel ist dank synthetischem Öl nicht nötig. Überprüfen Sie in jedem Fall auch die Mähbalkenaufhängung. Der Mähbalken selbst darf nicht verzogen sein. Zwei Fluchtstangen auf dem Balken geben hier schnell Gewissheit.
Die einzelnen Mähscheiben können bei zu viel Verschleiß noch mal gedreht werden. Ähnlich verschlissen können die Schnittkufen unter dem Mähbalken sein. Hochschnittkufen sind bei Kuhn weniger verbreitet. Achten Sie bei den Gleitkufen auf die hintere Befestigung. Hier kann es schon mal sein, dass die Kufen gebrochen sind.
Schwadscheiben ohne Aufbereiter sind Serie. Optional kann das Schwad bei den breiten Modellen sogar geteilt werden, dafür ist mittig am Balken ein Schwadteiler installiert.
Die Aufbereiterwellen mit Stahl- oder Kunststoffzinken sind Kuhn-typisch sehr breit. Die Futteraufnahme ist damit jederzeit gegeben. Die Möglichkeiten, die Intensität des Aufbereiters einzustellen, sind mit 35 Varianten riesig. Prüfen Sie in der Praxis besser, ob sich der Abstand von Haube zu Rotorwelle noch verstellen lässt. Der Drehzahlwechsel über den Riemenscheibentausch ist lästiger.
Apropos Riemen: Diese sollten Sie im gleichem Zug inspizieren, wie auch den geraden Lauf der Rotorwelle, die möglichst noch alle Zinken hat. Gerade Heckmähwerke, die ohne Frontmäher eingesetzt werden, leiden öfter unter Feindkontakt mit Zäunen oder sonstigen Hindernissen. Entsprechend sind die Schutzrohre bei den Maschinen häufiger verbogen, geschweißt oder neu lackiert. Die Funktion des Mähers ist nicht beeinträchtigt, solange der Mähbalken selber keinen Feindkontakt hatte.
Fazit
Schwer und stabil sind die angebauten Mähwerke der GMD-Baureihe von Kuhn. Hier gibt es wenig zu kritisieren. Die Hauptverschleißpunkte sind die Lagerung der Schwenkkinematik des Mähwerks, die Kufen und natürlich die Mähscheiben selbst. Ist die Hydraulikanlage auch dicht, kann das zweite Mäherleben beginnen.