Gut zu wissen
- Der Schrägschnitt-Körper bietet den Reifen im Walkbereich mehr Platz in der Furche.
- Das Pflugbild ist gut, und der Pflugkörper ist leichtzügig.
- Uns fehlte ein Transportrad für den gut 2 t schweren Pflug, was aber optional verfügbar ist.
Lokale Spezialität“ nannten wir den Report über den Traditionshersteller Gassner aus Göggenhofen (profi 11/2018). Aber die „Spezialitäten“ aus Oberbayern weckten natürlich auch unsere Neugier, so dass wir (nach unserem letzten Gassner-Test in profi 4/2004) im vergangenen Jahr den GF 1480 mit hydraulischer Schnittbreitenverstellung sowie speziellem Schrägschnitt-Körper NS 36 genauer unter die Lupe genommen haben.
Für den Unterlenkeranbau hat der Pflug eine stabile Vierkantwelle mit Kat. III-Bundmaß und Bolzen. Für den Oberlenker vier Bohrungen vorgesehen, eine davon als Langloch. An der höhenverstellbaren Abstellstütze gibt es nichts auszusetzen, genauso wie an den vier gut markierten Ölschläuchen für Drehwerk und Schnittbreitenverstellung sowie an der Schlauchgarderobe.
Die 125er Drehwelle im Pflugturm ist nicht hohl, die Ölschläuche (sowie ein bis hinten durch den Rahmen verlegtes Beleuchtungskabel) werden außen an dem Turm vorbeigeführt. Die Zugänglichkeit bei einer (Schlauch-)Reparatur verbessert das natürlich erheblich. Andererseits ist die frei-schwingende Schlauchführung trotz der
Spiralfeder-Unterstützung aber durchaus gewagt, da die Schläuche sich zum Beispiel unterm Rahmen oder am Griff des Oberlenkerbolzens fangen können.
Einstellung per Schlitten
Für die Einstellung der Vorderfurchenbreite wird der Pflug auf einem Schlitten verschoben. Für den Zugpunkt gibt es eine Spindel mit Klemmsicherung, deren Handhabung lästig ist (zumal der 17er dafür am mitgelieferten Universalschlüssel fehlt). Allerdings war bei den von uns eingesetzten Traktoren (Case IH Maxxum 150, Claas Arion 650, Fendt 512) eine Verstellung auch nicht wirklich erforderlich.
Anders ist das bei den Anschlagspindeln für die Einstellung des Neigungswinkels: Hier braucht man zwar kein Werkzeug, trotzdem hätten wir uns — genau wie für die Stützrad-Verstellung — Trapez-Gewinde gewünscht. Denn die trapezförmigen Gewindegänge bleiben erfahrungsgemäß deutlich länger nutzbar, auch wenn Gassner Schmiernippel vorgesehen hat.
Genau wie die Drehwelle nicht durchbohrt ist, hat auch der gesamte 140er Pflugrahmen keine Bohrlöcher. Wo eben möglich, klemmen die Oberbayern die Bauteile an den Rahmen. Dabei haben die fünf Pflugkörper einen Abstand von 100 cm bei einer Rahmenhöhe von 80 cm. Damit sind wir selbst auf Flächen mit Maisstroh prima zurechtgekommen.
Zauberwort Schrägschnitt
Eine echte Besonderheit „unseres“ Testkandidaten ist der Schrägschnitt-Körper. Hierbei laufen die Streichbleche von der Körperanlage bzw. dem Schar aus gesehen schräg zum Ungepflügten hin. Das hat zur Folge, dass sich keine senkrechte Furchenwand bildet, sondern sie verläuft schräg nach außen. Gassner verspricht sich davon insbesondere auf Problemböden eine bessere Wendung des Erdbalkens sowie eine saubere Furchenräumung. Gleichzeitig entsteht mehr Platz für die Reifen.
Das dem tatsächlich so ist, fiel uns schon daran auf, dass an den inneren Reifenflanken der vorgespannten Traktoren selbst bei 710er Reifen nicht — wie sonst üblich — Erde anhaftete. Das Pflugbild selber wies ansonsten auf unseren mittleren bis schweren Böden keine Besonderheiten auf. Die
Furchen waren bei allen Einsätzen immer gut geräumt und der Voll-Körper wendete den Erdbalken bei unseren (sandigen) Lehmböden prima.
Nichts sagen können wir nach nur einer Saison zum Verschleiß. Da das Schar kaum Seitengriff hat, das Streichblech aber über die Anlage hinausragt, bleiben die Standzeiten abzuwarten. Am letzten Körperpaar hatte Gassner Scheibenseche montiert, die ebenfalls schräg angestellt sind, um eine saubere Furchenwand zu bilden. Die Scheiben wirkten mit der Scharkante bei längerem Maisstroh allerdings fast wie ein „Trichter“, und es kam schon mal zum Stau.
Apropos Stau: Als Überlastsicherung werden an den Pflugkörper-Grindeln 16 mm starke Abscherschrauben (8.8) verwendet. Dieses System wurde auf unseren fast steinfreien Böden nur einmal auf die Probe gestellt, wobei die Schraube aber nicht abscherte. Stattdessen wurde der 35 x 80 mm starke Körperhalm leicht verbogen.
Geringer Zugkraftbedarf
Überrascht waren wir von dem moderaten Zugkraftbedarf des Pfluges. Obwohl die Streichbleche auf den ersten Blick vergleichsweise steil stehen, war es kein Problem, bei voller Schnittbreite und 25 cm Arbeitstiefe mit einem 160-PS-Schlepper auf mittleren Böden 8,5 km/h zu fahren. Sehr gut — insbesondere, wenn man überlegt, dass Gassner mindestens 150 PS Leistungsbedarf angibt.
Stichwort Schnittbreite: Dank des optionalen „Vario“-Zylinders konnten wir die Schnittbreite stufenlos von 33 bis 54 cm je Körper verstellen. Das gilt allerdings nicht für den ersten Körper, der seine Arbeits-breite aufgrund der Rahmen-Anlenkung
nur minimal ändert. Allerdings läuft der Pflug durch die Zugpunktverschiebung bei größerer Arbeitsbreite nicht mehr exakt mittig hinter dem Schlepper, so dass bei allen Schnittbreiten der saubere Anschluss zwischen den Spuren gewährleistet war. In Sachen Zugpunkt und Anlagendruck ist das natürlich nicht ganz so optimal.
Die Anzeige der Schnittbreitenverstellung ist gut ablesbar, und der Aufkleber hat die Winterwäsche mit dem Hochdruckreiniger ohne Beschädigung überstanden. Allerdings ist die Varianz der Arbeitsbreite mit 1,65 bis 2,70 m etwas kleiner als angegeben (1,50 bis 2,75 m). Zum Drehen des Pfluges setzt Gassner auf einen (absperrbaren!) Memory-Zylinder, der am Vorgewende erst die Schnittbreite schmal und nach dem Drehen wieder breit stellt.
Während das Drehen damit bei kleinster Schnittbreite in sage und schreibe fünf Sekunden erledigt ist, dauert es bei maximaler Schnittbreite mit neun Sekunden fast doppelt so lange. Im Vergleich zu einigen Wettbewerbern ist das aber immer noch top! Zumal der Drehvorgang über den oberen Totpunkt auch am Hang immer vollkommen ruckfrei funktionierte.
Rad ohne Transportfunktion
Tadellos funktionierte auch das Stützrad des Pfluges, nachdem die zwei Zugfedern, die es in Position bringen, einmal richtig eingestellt waren. Die Tiefeneinstellung erfolgt zentral mit einer Spindel (wie erwähnt ohne Trapezgewinde) und ordentlicher Skala (haltbar in einer eingefrästen Sicke).
Auch das Grenzpflügen ist bei voller Schnittbreite mit dem Rad neben dem dritten Körper kein Problem. Leider steht der Pflugrahmen, der trotz der Flanschplatte am Ende nicht erweiterbar ist, rund 30 cm seitlich über den letzten Körper hinaus.
Und wenn man den gut 2 t schweren GF 1480 Vario beim Straßentransport nicht im Hubwerk fahren möchte, muss man das optionale Kombirad bestellen. Damit kommt dann aber auch eine hydraulische Tiefenverstellung.
Alles Weitere in Kürze
- Die Düngereinleger (DA 80) sind groß und leisteten gute Arbeit. Sie sind allerdings (noch) nicht im Wurfwinkel verstellbar.
- Die Scharblätter sind mit 70 cm relativ lang. Die Spitze ist verschweißt, ein separater Wechsel aber laut Gassner auch nicht erforderlich.
- Die Streichbleche bestehen aus 10 mm starkem Dreilagenmaterial, das zum einen ein Verkleben verhindert, aber zum anderen auch nicht bruchgefährdet sein soll.
- Die vierfach wendbaren Körper-Anlagen haben aber alle einen massiven Gussblock als Verschleißschutz.
- Für Scherschrauben usw. gibt es keine Aufbewahrungsmöglichkeit am Pflug.
- Die immerhin 32 Schmiernippel sollen alle 25 Stunden mit Fett versorgt werden.
- Die Lackierung scheint ordentlich.
Ab 24 000 Euro zu haben
Fehlen noch die Preise: Der fünffurchige GF 1480 Vario kostet in Grundausstattung laut Preisliste 23 950 Euro (alle Preise ohne MwSt.). Hinzu kommen 1 360 Euro für das Paar Scheibenseche sowie 2 675 Euro für die Dungeinleger DA80. Zusammen mit dem luftbereiften Stützrad (1 835 Euro) sowie dem Beleuchtungskabel (95 Euro) kommt der Testkandidat so insgesamt auf einen Listenpreis von 29 915 Euro.
Optional kann man bei Gassner zudem das Pfluganbaugerät Uniplan bekommen. Der Uniplan A mit Ackerzinken-Schiene ist fest am Pflug montiert. Er zerkleinert die Schollen, ebnet die gepflügte Fläche ein und reduziert Hohlräume im Boden. Einen Fangarm für andere Packer hat Gassner nicht im Programm.
Wir können dem GF 1780/NS 36 Vario nach einer Saison ein gutes Zeugnis ausstellen. Der Pflug dreht schnell, hinterlässt ein sauberes Pflugbild und ist leichtzügig. Inwieweit das mit den Schrägschnitt-Körpern zu tun hat, die den Reifen zweifelsohne mehr Platz im Walkbereich verschaffen, wissen wir nicht. Die Furche war allerdings immer tipp-top geräumt — ein echter Furchen-Feger eben!
Praktikerurteile Gassner GF 1480/NS 36 Vario
Pflügt auf allen Böden
Wolfgang Wallner aus 85305 Jetzendorf nördlich von München hat einen 130-ha-Betrieb mit Schweinehaltung und stark wechselnden Böden, von Sand bis hin zu lehmigem Ton.
Er hat seit einigen Jahren den NS36-Schrägschnitt-Körper an seinem fünffurchigen Pflug und ist mit dem Pflugbild auf allen Böden sehr zufrieden. „Da der Fünfschar unseren MF 7480 mit 160 PS auslastet, haben wir allerdings keinen Nachläufer montiert. Die Arbeit machen wir mit einem Frontanbaugerät bei der Bestellung“, so der Landwirt. Dank der steinfreien Böden hat der Pflug nur eine Scherschrauben-Sicherung, die aber auch noch nie ausgelöst hat.
Pflügt auf allen Böden
Wolfgang Wallner aus 85305 Jetzendorf nördlich von München hat einen 130-ha-Betrieb mit Schweinehaltung und stark wechselnden Böden, von Sand bis hin zu lehmigem Ton.
Er hat seit einigen Jahren den NS36-Schrägschnitt-Körper an seinem fünffurchigen Pflug und ist mit dem Pflugbild auf allen Böden sehr zufrieden. „Da der Fünfschar unseren MF 7480 mit 160 PS auslastet, haben wir allerdings keinen Nachläufer montiert. Die Arbeit machen wir mit einem Frontanbaugerät bei der Bestellung“, so der Landwirt. Dank der steinfreien Böden hat der Pflug nur eine Scherschrauben-Sicherung, die aber auch noch nie ausgelöst hat.