Gut zu wissen
- Die 4 AX ist einfach aufgebaut, überzeugt aber mit der automatischen Gestängeführung und schnellen Klappung.
- Aufgerüstet mit kontinuierlicher Innenreinigung, Einzeldüsenschaltung und automatischer Teilbreitenschaltung ist man professionell unterwegs.
- Nur durchschnittlich sind die Befüll-und die Saugleistung der Einspülschleuse.
Eine „bedienerfreundliche, zuverlässige Technik ohne Kompromisse bei der Gestängeführung“ hat sich Theodor Leeb, Geschäftsführer der Horsch Leeb Application Systems GmbH bei der Entwicklung der AX-Serie auf die Fahnen geschrieben. Wir haben die 4 AX mit 3 800 l großem PE-Behälter und 21-m- Gestänge in der vergangenen Saison ausprobiert, um das Ergebnis zu überprüfen.
Horsch Leeb: Einfacher Anbau
Die Spritze hat eine drehbare Deichsel, die sowohl oben als auch — wie bei uns — unten in der Kugel gefahren werden kann. Die Deichsellenkung steht mit 2 500 Euro Aufpreis in der Liste. Dank der proportional-hydraulischen Ansteuerung per Gyroskop-Signal sorgt sie für einen spurtreuen und Gestänge-schonenden Nachlauf. Kritisieren müssen wir an dieser Stelle nur den fehlenden Sperrblock, der eine mechanische Sicherung per Bolzen erfordert.
Ebenfalls ärgerlich: In der Rahmen-Konstruktion der Spritze aus C-Profilen kann sich jede Menge Staub und Wasser sammeln, das sich gerne auch mal bei einer Bremsung auf die Straße ergießt. Das sorgte für sehr kritische Blicke anderer Verkehrsteilnehmer und sollte unbedingt geändert werden. Dagegen kann man mit dem abnehmbaren Stützfuß mit Park-Position auf der rechten Seite gut leben.
Die Pumpe kann optional hydraulisch oder wie bei uns per Weitwinkel-Gelenkwelle angetrieben werden. Die übrige Ölversorgung erfolgt wahlweise per Loadsensing oder Ölumlauf.
Stichwort Pumpenantrieb: Die Kolbenmembranpumpe gibt es wahlweise mit einer Förderleistung von 270 bzw. 400 l/min. Entscheidet man sich für das „ProfiClean“-System gibt es eine zusätzliche, hydraulisch angetriebene Kreiselpumpe für die kontinuierliche Innenreinigung. Diese kann von der Kabine aus aktiviert werden. Lästig ist die „Totmann“-Schaltung für den Trockenlaufschutz, die man immer gedrückt halten muss.
Zweckmäßiges Befüllzentrum
Doch vor dem Reinigen kommt das Befüllen. Wir haben mit der 2-Zoll-Saugleitung eine Befüll-Leistung von 267 l/min gestoppt. Wer mehr will, kann für 1 100 Euro die größere Pumpe mit 3 Zoll ordern.
Die Saugleistung der Einspülschleuse ist mit 60 l/min in dieser Liga in Ordnung. Außerdem überzeugt der Aufbau der Schleuse: Es gibt keine Ecken und Kanten, dafür aber effektive Stoß- und gute Reinigungsdüsen. Einzig, dass man zum Ausklappen der (per Magnet gesicherten) Schleuse mit beiden Händen beherzt zugreifen muss, trübt den guten Eindruck ein wenig.
Besser gelöst ist die Bedienung der Mehrwege-Ventile für die Saug- und Druckseite: Sie sind leichtgängig und zudem genauso logisch wie dauerhaft beschriftet. Allerdings fehlt hier eine Abdeckung, um insbesondere im nassen Frühjahr Dreck von den Schlepperrädern fernzuhalten. Außerdem gab es an der Testspritze in diesem Bereich schon ein paar Leckagen, die behoben werden mussten.
Und wo wir gerade bei der Kritik sind: Die serienmäßig mechanische Füllstandsanzeige ist zwar vom Boden und vom Traktor gut einsehbar, aber sie ist zu ungenau und hakt gerne mal. Da ist der optionale elektrische Tankmelder eine sehr sinnvolle Investition. Nur leider hat die Lösung ab Werk statt einer externen Anzeige nur die Möglichkeit, den Füllstand auf dem Bedienterminal groß anzuzeigen.
Anhängespritze: Kompakte Abmessungen
Nicht nur bei der Fahrt zum Acker begeistert die 4 AX mit ihren kompakten Abmessungen. Das 21-m-Gestänge ist tatsächlich auf 2,10 m schön schmal geklappt und misst am höchsten Punkt gerade einmal 3,65 m. Auch die Gesamtbreite von 2,73 m (480er Räder, 2,25 m Spur) sowie die Länge von 6,70 m gefallen.
Das gilt auch für die Gewichte: Lediglich 3 460 kg bringt die leere Spritze auf die Waage. Da bleiben bei 10 000 kg zulässigem Gesamtgewicht mehr als 6,5 t Nutzlast übrig — das reicht auch für die legale Straßenfahrt mit kompletter Flüssigdüngerfüllung locker aus. Das gilt allerdings nur, wenn Sie die richtigen Reifen gewählt haben. „Unsere“ Räder der Größe 480/80 R 42 (Alliance FarmPro II) sind zwar 1,85 m hoch, dürfen allerdings beide zusammen maximal 6,9 t tragen (Lastindex 151). Außerdem ist es schade, dass bei der AX nicht mal als Option eine automatische, füllstandsabhängige Bremskraftregelung lieferbar ist.
Schnelle Klappung, ruhige Führung
Doch kommen wir endlich zum Spritzen. Mit der zweiteiligen Klappung ist das 21-m-Gestänge in weniger als 25 Sekunden ein- bzw. ausgeklappt — sehr gut! Interessant ist auch die Technik, die Horsch zur Verriegelung der Pendelaufhängung nutzt. Dabei wird das Gestänge gleichzeitig gekippt, so dass die Ausleger schräg nach oben schwenken. Genauso ausgefeilt ist die mechanische Federung und Dämpfung der horizontalen Bewegungen, während die vertikalen Schwingungen mit den Stickstoffblasen in den Zylindern des Parallelogramm-Aushubs gedämpft werden.
Und da Theodor Leeb — wie anfangs angekündigt — „keine Kompromisse bei der Gestängeführung macht“, gehört die automatische Gestängeführung „BoomControl Eco“ mit zwei Ultraschallsensoren bei der AX zur Serienausstattung! Zusammen mit dem pneumatischen Hangausgleich wurde das Gestänge damit bei unseren Einsätzen in Getreide und Mais immer gut in der Höhe geführt.
Ist man viel in kupiertem Gelände und mit bis zu 30 m Arbeitsbreite unterwegs, besteht die Möglichkeit mit „BoomControl Pro“ die aktive Gestängeführung samt hydraulischer Gestänge-Anwinkelung zu bekommen. Genauso, wie z. B. für Kartoffelbetriebe die Erweiterung auf vier Ultraschallsensoren möglich ist, um durch das größere „Sichtfeld“ der Sensoren Ungleichmäßigkeiten im Bestand auszugleichen.
Düsenschaltung mit Umlauf empfehlenswert
Bei der Edelstahl(!)-Düsenleitung hat man die Wahl zwischen maximal neun elektrisch geschalteten Teilbreitenventilen oder einer pneumatischen Düsenschaltung von Arag, auch mit Drei- oder Fünffach-Düsenträger in 50 cm Abstand sowie separaten Randdüsen. Obwohl auch hier die Zahl der (individuell aufteilbaren) Teilbreiten auf 13 begrenzt ist, bietet die Düsenschaltung die Zirkulation bei vollem Arbeitsdruck. So hat man nicht nur sofort Brühe an jeder Düse anstehen, sondern kann das Gestänge — z. B. bei einer ungeplanten Arbeitsunterbrechung — auch bis zu den Düsen spülen.
Stichwort Teilbreiten: Wir haben mit der GPS-gesteuerten, automatischen Teilbreitenschaltung „Section Control“ auf dem Müller-Terminal „Touch 800“ gearbeitet. Zusammen mit dem Multifunktionsgriff war damit eine komfortable Bedienung von Lenk-, Spritz- und Gestänge-Funktionen möglich. Hinzu kommt die Funktion des „Parallel Tracking“ mit dem Anlegen einer AB-Linie, um z. B. bei Vorauflaufbehandlungen die Spurfindung zu erleichtern. Von uns nicht genutzt, aber ebenfalls möglich ist mit dem „Touch 800“ die Auftragsverwaltung und Nutzung von Applikationskarten via ISO-XML-Dateien.
Sehr wohl zu schätzen gelernt haben wir dagegen das serienmäßige „NightLight“: Je Gestängehälfte ein leistungsstarker LED-Strahler, der die Kontrolle der Spritzkegel erleichtert. Allerdings kann das Licht an den äußeren Gestänge-Enden schon bei 21 m Arbeitsbreite knapp werden, da die Verschmutzungsgefahr für die Scheinwerfer durch das Gemisch von Spritznebel und Staub groß ist. Hier wäre die von den großen Horsch-Spritzen bekannte Waschanlage natürlich super, doch da bewegen wir uns in einer anderen (Preis-)Kategorie.
Apropos Spritznebel: Die Düsen liegen auch mit einem Mehrfachdüsenträger geschützt in dem Vierkantrohr des Gestänges. Allerdings mussten deshalb bei den Doppelflachstrahldüsen auch Zwischenstücke als Verlängerungen montiert werden, damit der Strahl nicht auf das Gestänge trifft.
Alles Weitere in Kürze
- Der Brühebehälter aus Polyethylen hat 3 800 l Nenn- und 4 000 l Ist-Volumen. Der Frischwassertank fasst 400 l, der Handwaschbehälter 15 l.
- Es gibt eine leider nicht ganz wasser-/staubdichte Ablage über der Einspülschleuse. Bis zu zwei Ablageboxen rechts kosten je 200 Euro extra.
- Samt Gestänge gibt es sage und schreibe 63 Schmierstellen von denen 55 — teils kaum zugängliche — alle 50 h zu versorgen sind. Die Ölkontrolle an der Pumpe ist einfach, das Nachfüllen von Öl komplizierter.
- Wahlweise gibt es eine autarke Ölversorgung auf der Spritze, um unabhängig von der Schlepperhydraulik zu sein.
- Für die AX stehen drei Grundgestänge mit 12 bis 24 m, 14 bis 28 m und 15 bis 30 m Spritzbreite zur Verfügung, die für eine reduzierte Arbeitsbreite die Außenflügel optional separat klappen können.
- Die Klappleiter ist gut, darf aber wegen der Deichsellenkung nicht unten vergessen werden.
- Natürlich steht auch eine Schlauchtrommel für die Außenreinigung im Lieferkatalog.
- Die Restentleerung unterm Tank ist von der Seite hinter der Einspülschleuse gut zugänglich. Einen Anschluss zum Umpumpen von Brühe gibt es optional.
- Die 4 AX von Horsch Leeb kostet in der Grundausstattung mit 21 m Arbeitsbreite laut Liste 56 000 Euro (alle Preise ohne MwSt.). Hinzu kommen die Deichsellenkung (2 500 Euro) sowie die sinnvolle elektrische Füllstandsanzeige (700 Euro) und die Pumpe für die kontinuierliche Innenreinigung (1 500 Euro).
- Ebenfalls Aufpreis kosten die pneumatische Einzeldüsenschaltung (1 700 Euro) und die automatische Teilbreitenschaltung samt GPS-Antenne (3 400 Euro) sowie ISO-Bus-fähigem Müller-Terminal „Touch 800“ (1 700 Euro). Samt Testbereifung (770 Euro) und Multifunktionsgriff (550 Euro) kommt man so auf einen Listenpreis von fast 73 000 Euro für die Testmaschine.
Praktikerurteil Horsch 4 AX
Bis auf Details genau das Richtige
Familie Büssing bewirtschaftet einen 160 ha-Futterbaubetrieb mit Milchviehhaltung, Bullenmast und Biogasanlage in 48301 Nottuln. Der Betrieb hat seit dem letzten Jahr die Horsch 4 AX im Einsatz, wie wir sie im Test hatten.
„Die Gestängeführung der 4 AX überzeugt“, so Stephan Büssing. „Allerdings hatten wir auch schon ein Düsenventil defekt und zwei Leckagen“, fasst der Praktiker zusammen. Die Bedienung mit dem Müller-Touch 800 samt Multifunktionsgriff und nachgerüsteten „TankControl“ gefällt dem Landwirt genauso, wie die schnelle Klappung des Gestänges.
Fazit
Natürlich sehen fast 73 000 Euro für die Horsch Leeb 4 AX auf den ersten Blick nicht nach einer Spar-Version aus. Eine Spritze mit Einzeldüsenschaltung, automatischer Gestängeführung und GPS-gesteuerter Teilbreitenschaltung sowie kontinuierlicher Innenreinigung ist allerdings auch alles andere als eine Spar-Version.
So passt die 4 AX auf jeden Fall sehr gut zu mittleren Ackerbaubetrieben, die bei der Technik nicht „den letzten Schrei“ suchen, aber trotzdem zeitgemäßen Pflanzenschutz betreiben möchten.