Schleppertest

Zetor Crystal 170 HD: Schöne Überraschung

Schon bei unserem ersten Fahrbericht (profi 11/2015) hat uns der Zetor Crystal gefallen. Jetzt wurden wir im profi-Schleppertest von dem neuen Crystal 170 HD angenehm überrascht — und zwar in vielerlei Hinsicht

(Bildquelle: Hubert Wilmer)

Nach wie vor hat Zetor bei manchen den Ruf eines „Billig-Schleppers aus dem Osten". Doch bei den Schlepperbauern aus dem tschechischen Brünn ist die Zeit nicht stehen geblieben. Neben der „Basiskost" bietet Zetor mit dem Crystal auch ein „Menü" für den gehobenen Anspruch.
Der Blick unter die Motorhaubehält bereits die erste Überraschung bereit. Hier sitzt der Deutz-Sechszylinder TCD 6.1L6, wie wir ihn z. B. auch vom Fendt 700 kennen. Und das merkt man nicht nur an der Laufruhe des Crystals, sondern auch an der wirklich beeindruckenden Elastizität und dem Durchzug des Aggregates im praktischen Einsatz. Entsprechend gespannt waren wir auf die Ergebnisse des DLG-Testzentrums.
Zetor gibt bei dem Topmodell Crystal 170 HD (es gibt auch noch den Crystal 150 HD) eine maximale Motorleistung von 120 kW/163 PS an (nach ECE-R 24 samt aller Nebenaggregate). Und auch zur Zapfwellenleistung findet man eine Angabe in der Betriebsanleitung: 101,6 kW sollen laut Hersteller am Stummel ankommen. Tatsächlich hat das DLG Testzentrum an der Zapfwellenbremse bei 1 600 Touren eine Maximalleistung von genau 107 kW gemessen — sehr gut!
Bei Nenndrehzahl (2 100 min-1) waren es genau 94,1 kW. So kommt der Crystal 170 HD auf fast 14 % Überleistung und einen Konstantleistungsbereich von über 35 %! Zusammen mit den fast 56 % Drehmoment­anstieg (bei nur 33 % Drehzahlabfall) sowie 137 % Anfahrmoment sind das alles sehr gute Werte, die wir auch im praktischen Einsatz so von einem Deutz-Motor noch nicht kannten!
Zu diesem Lob gesellt sich auch noch das Thema Dieselverbrauch: Mit nur 237 g/kWh bei maximaler Zapfwellenleistung spielt der Crystal offensichtlich in der Liga der Sparsamsten ganz oben mit — sehr gut. Da kann man auch ruhig die 10,6 g/kWh AdBlue noch hinzurechnen, die das Aggregat für die Abgasstufe IV aus einem 30 l fassenden Tank saugt.
Kleinigkeit am Rande: Während man das AdBlue wie gewohnt links tanken kann, muss man den (mit 300 l schön großen) Diesel­tank rechts befüllen.
Für die abschließende Beurteilung des Verbrauchs fehlen uns an dieser Stelle allerdings noch die praxisnahen Powermix-Messungen: Der Testkandidat bekam auf dem Rollenprüfstand des DLG Testzentrums während der Messungen einen Kupplungsschaden, der sich kurzfristig nicht beheben ließ. Diese Zahlen liefern wir deshalb sobald wie möglich nach.
Bevor wir zum Getriebe kommen, noch einen Satz zu den zwei Drehzahlspeichern. Diese lassen sich einfach einstellen und aktivieren. Leider werden sie aber deaktiviert, wenn man die Kupplung tritt (laut Zetor zur Schonung der Fahrkupplung) — das ist nicht praxisgerecht!
Beim Getriebe selber hat sich in der Tat im Vergleich zum Forterra 150 HD (profi 5/2016) am wenigsten getan. Die Schaltbox bietet mit fünf Gängen, drei Lastschaltstufen und einem Untersetzer 30/30 Übersetzungen. Davon liegen immerhin 12 im Hauptarbeitsbereich, allerdings ist dazu der Gruppenwechsel notwendig. Zudem ist die umgedrehte Doppel-H-Schaltung ­genau­so gewöhnungsbedürftig, wie der weit hinten auf der Konsole angeordnete Knopf für die Aktivierung der Lastschaltautomatik.
Und interessanterweise ist auch nur mit aktivierter Automatik das „Speedmatching" aktiv, sprich die automatische Anpassung der Lastschaltstufe beim Gangwechsel. Gefallen hat uns dagegen die lastschaltbare Wendeschaltung sowie die geänderte Endübersetzung: Der Crystal erreicht die 40 km/h bei spritsparenden 1 700 Touren — prima!
Eine 50-km/h-Version hat Zetor allerdings nicht im Programm. Einen Pluspunkt sammelt der Tscheche dafür noch bei der Zapfwellenausstattung ein: Vier Drehzahlen (540/540E/1000/1000E) bietet das Getriebe serienmäßig! Alternativ sind für nur 150 Euro Aufpreis zwei Drehzahlen (540/1000) plus Wegzapfwelle lieferbar.
Nur bei der Beschriftung vom Schalter für den Wechsel zwischen 540 und 1000 U/min sowie dem Hebel mit Bowdenzug für „Normal" und „Eco" gibt es nach wie vor noch Verbesserungspotenzial. Keine Identifika­tionsprobleme hat man dafür bei der externen Bedienung der Zapfwelle hinten auf ­beiden Kotflügeln.
Kommen wir zu Hydraulik und Hubwerk des Testkandidaten. Um direkt mit der schlechten Nachricht zu beginnen: Den Crystal gibt es leider nur mit einer Zahnradpumpe, eine Axialkolbenpumpe steht nicht in der Optionsliste.
Mit der Konstantstrompumpe hat die DLG hinten an den Anschlüssen eine maximale Ölfördermenge von 81,3 l/min gemessen. Das ist in dieser Leitungsklasse natürlich ganz schön knapp.
Auch die Ausstattung mit vier (plus 1) doppeltwirkenden Steuergeräten ist okay, allerdings muss eins davon nach vorne für das Fronthubwerk „abgezweigt" werden, wenn man diese Ausstattung wählt.
Apropos Fronthubwerk: Dieses stammt von Zuidberg und hat satte 3,1 t durchgehende Hubkraft! Nur schade, dass es keine externe Bedienung gibt, dass die Unterlenker lediglich auf minimal 30 cm absenken, und dass man zum Lösen des Oberlenkerhalters tatsächlich immer die Motorhaube öffnen muss.
Aber noch mal zurück zu den Steuergeräten: Die Ausstattung mit dem (vielleicht etwas weit vorne liegenden) Kreuzhebel sowie der Zeit- und Mengensteuerung ist prima. Auch die Einstellung über separate Drehregler ist einfach. Es fehlen lediglich beschriftete ­Skalen an den Knöpfen, um sich besser ­orientieren zu können.
Beim Hubwerk setzt Zetor nach wie vor auf einen Blockkraftheber mit zwei Zusatzzylindern. 6 582 daN durchgehende Hubkraft hat die DLG damit an den Unterlenkern des Crystal gemessen. Das reicht auch für eine über 3,7 t schwere Bestellkombination locker aus — schön!
Nicht unbedingt schön, aber sehr einfach zu verstehen ist das Bedienpanel der Bosch-EHR. Nur schade, dass man nach wie vor beim Griff...

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