Test Veredlungstechnik

Melkroboter-Test: Lely Astronaut A5 mit Doppelbox

Der Astronaut A5 ist das sparsamste automatische Melksystem, welches die DLG im Auftrag von profi je gemessen hat. Ein Ergebnis macht dennoch nachdenklich.

Auf dem Prüfstand der DLG musste sich der Lely Astronaut A5 mit zwei Melkboxen beweisen. (Bildquelle: Zäh)

Höhere Energiepreise schlagen in der Milchviehhaltung komplett durch. Aber: Kennen Sie Ihren Stromverbrauch fürs Melken? — Damit Milchviehhalter wissen, wie viel Wasser und Strom automatische Melksysteme benötigen, entwickelte die DLG zusammen mit allen Melktechnikherstellern, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und profi einen Prüfstandard.
Drei Jahre nach den ersten Gesprächen kam es 2014 zur ersten Messung eines Melk­roboters nach dem weltweit ersten Messstandard für automatische Melksysteme.
Der Melktechnikhersteller Lely wagte seinerzeit mit Messungen des Astronaut A4 den Sprung ins kalte Wasser (profi 11/2014). Heraus kamen szenarioabhängige Verbräuche von 2,3 bis 3,6 kWh Strom und 26 bis 46 l Wasser pro 100 l Tankmilch.
2019 testeten wir den A4 nochmals, diesmal in der Praxis. Der Betrieb mit 63 Kühen kam bei 2,8 Melkungen auf ein Tagesgemelk von 1 990 l. Der Wasserverbrauch je 100 l Milch betrug jetzt 38,4 l; 2,4 kWh der Stromverbrauch. Nach einem Service gingen die Werte sogar auf 33,5 l und 2,3 kWh zurück — ein Volltreffer. Der neue Prüf- und Messstandard bewies damit seinen hohen Praxis­bezug und verdeutlichte, wie wichtig bei automatischen Melksystemen der regel­mäßige Anlagenservice ist.

Große Versprechungen

Warum wir an dieser Stelle auf die Zahlen des 2010 eingeführten A4 zu sprechen kommen, hat mit der Vorstellung des Astronaut A5 im Jahr 2018 zu tun. Denn der A4 ähnelt zwar dem A5 zum Verwechseln, doch hinter der Edelstahlverkleidung tat sich einiges. Ein Teil der Neuerungen hatte dabei die Einsparung von Energie zum Ziel — was Lely zur Aussage verleitete, dass der Astronaut A5 gegenüber seinem Vorgänger 20 % weniger Strom benötigen würde.

Reduzierter Druckluftbedarf

Der Hersteller begründet die Verbrauchs­reduzierung mit einem um 70 % reduzierten Luftverbrauch. Denn der Melkarm des A5 bewegt sich nicht mehr allein mit Hilfe von Druckluft, sondern vornehmlich mit der von Elektromotoren. Tatsächlich ist so der A5 nicht nur hörbar leiser, sondern in Kombination mit dem neuen Laser des Zitzen­erkennungssystems TDS II beim Anhängen der Melkbecher auch sichtbar flinker. Bleibt aber ist die Frage: Spart die Neukonstruktion tatsächlich so viel Strom, wie Lely bei der Markteinführung versprach?
Vorweg: Die Verbräuche des Astronaut A5 mit zwei Melkboxen sind die niedrigsten, die bisher von der DLG gemessen wurden! Und das, obwohl die Zahlen der Melkzeug-Zwischendesinfektion (Lely Pura) berücksichtigt sind. Zu diskutieren ist der gegenüber dem A4 höhere Wasserverbrauch.

Geringerer Stromverbrauch

Beginnen wir mit dem Versprechen, 20 % Strom einzusparen. Bezogen auf 100 l Tankmilch eines durchschnittlichen AMS-Betriebs (Szenario 3) verbrauchte der Astronaut A5 mit zwei Boxen nur 1,7 kWh Strom, beim A4 waren es 2,6 kWh/100 l — macht eine Reduzierung um 0,9 kWh bzw. 35 %.
Nun wissen wir aus vorherigen DLG-Tests, dass automatische Melksysteme mit zwei Boxen bis zu 30 % weniger Energie benötigen als die gleiche Maschine des Herstellers mit nur einer Melkbox. Die Erklärung hierfür: Mit zwei Boxen und entsprechend mehr Melkungen verteilt sich die Grundlast auf ein größeres Tagesgemelk.

Grundlast pro Liter sinkt

Ein Beispiel dafür liefert der Kompressor des Astronaut A5. Seine Grundlast hat die DLG mit 3,8 Wh/min gemessen. Klingt gering. So kommen tatsächlich fast 5,5 kWh in 24 Stunden zusammen. Das entspricht der Hälfte des Tages-Gesamtverbrauchs in Höhe von fast 11 kWh, die der SF4 von Atlas Copco nur im Standby verursacht. Befinden sich also am Ende eines Tages statt 2 000 4 000 l im Milchtank, führt allein die höhere Auslastung zur deutlichen Reduzierung des Kompressor-Stromverbrauchs je Liter Milch.
Da wir gerade über die Grundlast sprechen: Selbst wenn keine Kuh gemolken wird, kostet der Leerlauf von zwei Melkboxen jede Stunde eine Kilowattstunde — das allein führt zu einem Tagesverbrauch von 24 kWh. Hinzu kommt die Grundlast des AMS-internen Boilers in Höhe von 2,2 kW/h.
Auch der Stromverbrauch der Reinigung selbst ist zu berücksichtigen. So verlangt beim A5 mit zwei Boxen die Hauptreinigung mit 90 °C heißem Wasser und kaltem Wasser im Zulauf ganze 5,8 kWh Strom. Wenn das Wasser bereits mit 45 °C aus der Wärme­rückgewinnung der Milchkühlung zum AMS kommt, sind es nur 3,4 kWh. Die Wärmerückgewinnung spart also 7,2 kWh/Tag — bei 30 Cent/kWh fast 800 Euro/Jahr.

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