Werkbank

Werkbank profi 08/23: Ein Rückfall

Ein Kommentar von profi Redakteur Wilfried Holtmann zur Ausgabe 08/23.

Wilfried Holtmann, Redakteur (Bildquelle: Tovornik)

Viele Landwirte und Lohnunternehmer weltweit bekamen in den vergangenen Wochen Post von CNH Industrial. Per E-Mail wurden sie gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen, in der es um zukünftige Entwicklungen in der Landwirtschaft und in der Landtechnik ging. Doch die erste Frage stellte sich denjenigen Befragten, die weder einen Case IH, New Holland oder Steyr auf dem Hof haben: „Woher hat der Mutterkonzern dieser Marken meine Mail-Adresse? Und woher weiß er, dass ich Landwirt oder Lohnunternehmer bin?“

Daten gegen Geld

Die Antwort ist einfach: Gegen gutes Geld selektieren Unternehmen wie Google die Daten ihrer Nutzer und verkaufen diese. Damit kann ein solventer Kunde wie CNH seine Produktinformationen oder wie in diesem Fall eine Umfrage mit wenig Streuverlusten platzieren. Soweit ist alles gut, das sind heute übliche Marketing­instrumente. Erfragt wurde zum Beispiel, welche ­Precision Farming-Tools eingesetzt werden. In diesen Bereich hat CNH kräftig investiert, unter anderem durch die Übernahme der Firmen Raven und Hemisphere. Insofern ist die Umfrage sehr sinnvoll, und sie hilft auch den Praktikern, für die CNH dann maßgeschneiderte Lösungen entwickelt kann.

Der Ausstieg vom Einstieg

Aber hilft ihnen auch, was auf Seite 86 steht? Dort erfahren Sie, dass sich CNH ab 2024 aus dem agri­router zurückziehen wird. Diese Datenaustauschplattform verbindet Landmaschinen und Farm­managementsysteme verschiedener Hersteller mit derzeit über 100 Marken. Auf die Weise ­bleiben Landwirte und Lohnunternehmer bei der Wahl der Fabrikate und Systeme frei in ihren Entscheidungen. Gleichzeitig ist nicht jeder Hersteller gezwungen, eine eigene Datenaustauschplattform zu betreiben.
Ich weiß, dass die Mitarbeiter der CNH-Marken, die täglich mit ihren Kunden zu tun haben, über die Entscheidung ihres Mutterhauses nicht glücklich sind. Für mich ist es ein Rückfall ins vorige Jahr­tausend, ausgetragen auf dem Rücken der Praxis. Die wird gleichzeitig aufgefordert, in einer, wenn auch anonymen, Umfrage die Hosen herunterzulassen. ­Vertrauen bilden geht anders.

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