Rustikal unterwegs
Aus profi 7/1991
Wenn Praktiker etwas in die Hand nehmen, kann was daraus werden. Das schien vor 30 Jahren auch auf den Traktor Ontop aus Schottland zuzutreffen. Der flotte und starke Schotte hatte großes Potenzial, eine Serienproduktion kam jedoch nicht in Gang.
Um die Vorzüge des Ontop 800 zu erkennen, muss man um die Geschichte seiner Entstehung wissen. Der schottische Lohnunternehmer R. Gillon war Mitte der siebziger Jahre mit seinen Standardschleppern zum Kalkstreuen nicht mehr zufrieden. Sie waren ihm einmal zu langsam für die weiten Transportstrecken, zum anderen trieben sie auf den lehmigen und oft nassen Äckern Schottlands zu tiefe Spuren in den Boden.
Im Jahre 1976 entwarf und baute Gillon deshalb seinen ersten Schlepper, eine Kreuzung zwischen Lkw und Traktor mit Motor vor der Vorderachse, Doppelreifen und aufgesatteltem Streubehälter. Der selbstfahrende Kalkstreuer gefiel auch seinen Berufskollegen, so dass Gillon die Firma Ontop Tractors Ltd. gründete. Ontop heißt auf Deutsch "oben" und meint hier nicht "Spitzenklasse": Der neue Schlepperhersteller Gillon wollte damit ausdrücken, dass seine Fahrzeuge auf dem Acker bleiben und nicht in den Boden einsinken.
Mitte der achtziger Jahre kam auch in Schottland der Einsatz von gezogenen Kalkstreuern in Mode. Dafür suchten die Lohnunternehmer nach einer leistungsfähigen Zugmaschine, die Gillon neu entwickelte und...
Rustikal unterwegs
Aus profi 7/1991
Wenn Praktiker etwas in die Hand nehmen, kann was daraus werden. Das schien vor 30 Jahren auch auf den Traktor Ontop aus Schottland zuzutreffen. Der flotte und starke Schotte hatte großes Potenzial, eine Serienproduktion kam jedoch nicht in Gang.
Um die Vorzüge des Ontop 800 zu erkennen, muss man um die Geschichte seiner Entstehung wissen. Der schottische Lohnunternehmer R. Gillon war Mitte der siebziger Jahre mit seinen Standardschleppern zum Kalkstreuen nicht mehr zufrieden. Sie waren ihm einmal zu langsam für die weiten Transportstrecken, zum anderen trieben sie auf den lehmigen und oft nassen Äckern Schottlands zu tiefe Spuren in den Boden.
Im Jahre 1976 entwarf und baute Gillon deshalb seinen ersten Schlepper, eine Kreuzung zwischen Lkw und Traktor mit Motor vor der Vorderachse, Doppelreifen und aufgesatteltem Streubehälter. Der selbstfahrende Kalkstreuer gefiel auch seinen Berufskollegen, so dass Gillon die Firma Ontop Tractors Ltd. gründete. Ontop heißt auf Deutsch "oben" und meint hier nicht "Spitzenklasse": Der neue Schlepperhersteller Gillon wollte damit ausdrücken, dass seine Fahrzeuge auf dem Acker bleiben und nicht in den Boden einsinken.
Mitte der achtziger Jahre kam auch in Schottland der Einsatz von gezogenen Kalkstreuern in Mode. Dafür suchten die Lohnunternehmer nach einer leistungsfähigen Zugmaschine, die Gillon neu entwickelte und baute: Einen "richtigen" Schlepper mit Vierradantrieb und mittiger Kabine.
Der Ontop 700 hat einen Sechszylinder-Motor von Cummins mit 150 kW/210 PS unter seiner schrägen Haube. Das Getriebe ist vollständig unsynchronisiert und bietet nur 9 Gänge, mit Hilfe einer zusätzlich montierten Übersetzung (von Steyr) fährt der Schlepper damit bis zu 60 km/h.
Der geistige Vater Gillon zum Ontop 700: "Die Vorderachsen für normale Traktoren sind jedoch für so hohe Fahrgeschwindigkeiten nicht geeignet. Auf der Suche nach einer passenden Achse bin ich deshalb durch ganz Europa gereist." In Frankreich fand sich dann eine Lkw-Achse der Marke Reynolds, die ideal zum Ontop 700 passte - mit 45° Lenkeinschlag und einer Differentialsperre mit 100 % Sperrwert.
Zugkraft war gefordert. Deshalb versah Gillon den Ontop 700 mit einer fahrabhängigen Zapfwelle und rüstete den Kalkstreuer mit einer Triebachse aus, so dass alle drei Achsen des Gespanns angetrieben werden können. Jetzt brachte der Schlepper zwar spielend die geforderte Zugkraft, damit einher gingen jedoch neue Probleme: Das Baukonzept wurde recht teuer, und der Einsatz des Ontop 700 ist im Wesentlichen aufs Kalkstreuen beschränkt. Die Nachfrage nach dem Ontop 700 war entsprechend gering: Bis heute ist der im Bild gezeigte Schlepper der einzige seiner Art.
Kurz entschlossen begann der Konstrukteur, einen Nachfolger zu entwickeln, der mit weniger Bauaufwand hergestellt und für mehr Arbeiten eingesetzt werden kann: Der Ontop 800. Dieser Schlepper hat einen Sechszylindermotor von Leyland mit 177 kW /240 PS, (immer noch) das unsynchronisierte 812-Getriebe und neben dem normalen Zugmaul auch einen Aufnehmer für Sattelauflieger. Die Achsen haben eine einfache, aber wirkungsvolle Blattfederung, ein Dreipunkthubwerk liefert Ontop Tractors Ltd. Als Option. Ein Exemplar des Ontop 800 ist bereits fertig, zwei weitere sind derzeit im Bau.
Warum soll man sich nun mit so einer kleinen Firma hoch im Norden Schottlands auseinandersetzen? Noch dazu wenn sie gerade mal drei Exemplare eines Schleppers gebaut hat, der zwar mit 60 km/h ordentlich schnell ist, dafür aber ein nahezu vorsintflutliches Getriebe bietet und nur für spezielle Arbeiten eingesetzt werden kann? – Lohnunternehmer R. Gillon hat dafür ein schlagendes Argument im Ärmel: Der Ontop 800 kostet in Grundausstattung 21900 britische Pfund. Das sind umgerechnet weniger als 70000 Mark für eine 60-km/h-Zugmaschine mit 240 PS. "Und das Schaltproblem lösen alte Hasen mit Zwischengas beim Kuppeln".