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profi damals: Exakt, schnell und kostengünstig: Die Gülle fährt der Lohnunternehmer
profi damals: Exakt, schnell und kostengünstig: Die Gülle fährt der Lohnunternehmer
Die Güllesaison ist in vollem Gang. Für zahlreiche Betriebsleiter heißt das: viel Arbeit, wenig Schlaf. Aber es geht auch anders! Und es "rechnet“ sich sogar in größeren Betrieben: profi stellt Ihnen vier Landwirte vor, die ihre Gülle vom Lohnunternehmer ausbringen lassen.
Vor allem kleinere und mittlere Betriebe lassen heute ihre Gülle ausbringen. 1993 waren es noch Einzelfälle. Trefflich diskutiert wurde deshalb über Zeit, Schlagkraft und Ausbringkosten.
Die Güllesaison ist in vollem Gang. Für
zahlreiche Betriebsleiter heißt das: viel
Arbeit, wenig Schlaf. Aber es geht auch
anders! Und es "rechnet U sich sogar in
größeren Betrieben: profi stellt...
Wer noch nicht genug Arbeit hat, der macht sich welche", ist die Meinung von Henning Hedden aus Niens (Landkreis Wesermarsch) zum Thema Güllefahren. Das erledigt Lohnunternehmer Ellmer Gerriets aus Burhave für ihn. Dabei ist Heddens Betrieb nicht gerade klein: Er bewirtschaftet 65 ha Grünland und hält 65 Kühe plus Nachzucht. Pro Jahr fallen etwa 1 800 m3 Gülle an. Eine Betriebsgröße, bei der sich ein eigenes Güllefass eigentlich lohnen müßte.
Aber Landwirt Hedden, der auf dem Betrieb nur von seiner Frau unterstützt wird, ist ein scharfer Rechner. Deshalb ist sein Maschinenpark auf das Nötigste beschränkt. Zwei Schlepper mit 60 und 30 PS sind 13 bzw. 22 Jahre alt. Das Siloentnahmegerät, ein 1,85-m-Mähwerk, Kreiselheuer und -schwader, ein Anhänger, ein Düngerstreuer sowie ein altes 4000-l-Güllefaß in Gemeinschaft mit dem Nachbarn sind ebenfalls abgeschrieben. "Für mich gibt es bei der Silageernte und auch beim Güllefahren schon kostenmäßig keine Alternative zum Lohnunternehmer", sagt der Landwirtschaftsmeister, "da kann ich hin- und herrechnen wie ich will".
Wollte er seine Gülle selber fahren, müsste er zuerst einen neuen, größeren Schlepper kaufen. Dann käme ein größeres Güllefass dazu. Zusätzlich müsste er viele andere Arbeiten, die er jetzt von Lohnunternehmern erledigen lässt, wieder selbst machen, um den teuren Schlepper auszulasten. Und dafür müssten dann noch weitere Maschinen gekauft werden. Ein Kreislauf ohne Ende.
Deshalb lohnt es sich erst gar nicht, einen Kostenvergleich zwischen der Gülleausbringung durch Lohnunternehmer Gerriets und einer Eigenmechanisierung auszurechnen. Im vergangenen Jahr hat er für die Gülleausbringung insgesamt 5 500 DM bezahlt. Das sind 3 DM pro m3. So kostengünstig könnte er auch mit seinen alten Maschinen nicht arbeiten.
Auch Frank Francksen aus Ruhwarden ist "Güllekunde" bei Lohnunternehmer Gerriets. Er hat einen ähnlichen Betrieb wie Henning Hedden. Vor fünf Jahren hat er einen Boxenlaufstall für 60 Kühe gebaut. Neben 50 ha Dauergrünland gehören weitere 12 ha schwerer Marschboden zum Betrieb, auf denen Weizen angebaut wird. Die Flächen liegen fast alle in Hofnähe. Francksen besitzt zwei Schlepper mit 90 bzw. 68 PS. Die weitere Mechanisierung ist relativ komplett. Aber ein Güllefass fehlt ganz.
Landwirt Francksen sitzt auch die "Zeit im Nacken", vor allem im Frühjahr. Dann müssen knapp 1000 m3 Gülle aufgerührt und auf das Grünland ausgebracht werden. Ellmer Gerriets legt dann schon mal einen 20-Stunden-Tag ein und schafft die Arbeit mit seinem 7 000-I-Faß in zwei Tagen. Damit hat er die vierfache Tagesleistung wie Francksen selbst. "Wenn ich meine Stallarbeit 'im Schnellgang' erledigen muss, übersehe ich schon mal ein Tier, das krank ist oder bullt. Das schmälert den Erfolg im Stall, da sind schnell 100 oder 200 DM verloren", gibt Francksen zu bedenken.
Er sieht aber auch den konkreten Kostenvorteil durch den Einsatz des Lohnunternehmers. Im vergangenen Jahr bezahlte er 3,70 DM pro m3 bzw. insgesamt 5500 DM an Lohnunternehmer Gerriets. "Diesen günstigen Preis könnte ich selbst mit einem gebrauchten Fass nicht unterbieten", sagt der junge Landwirt.
Die Gülleausbringung im Frühjahr hat sich zu einem echten "Stoßgeschäft" entwickelt. Gerade auf den schweren Marschböden, die nicht jederzeit befahrbar sind, sind Engpässe vorprogrammiert. "Wir sprechen die Termine eine Woche vorher ab. Wenn es dann eng wird, fahren wir auch schon mal eine Nacht durch. Und meine Kunden haben gelernt, sich notfalls einen Tag zu gedulden", erklärt Gerriets die Organisation. Er arbeitet grundsätzlich mit bodenschonenden Breitreifen an Fass und Schlepper.
Weil Gerriets fast ausschließlich für Grünlandbetriebe arbeitet, setzt er einen konventionellen Breitverteiler ein. So kommt er mit einem Stundensatz von 75 DM (plus MwSt.) für Schlepper, Fass und Arbeitskraft zurecht. Daraus resultiert für Betriebe mit hofnahen Flächen der günstige Ausbringungspreis von 3 DM pro m3.
Die Kunden von Lohnunternehmer Bernd Knott aus Kempen (Niederrhein) stellen dagegen höhere Ansprüche an die Technik. Bei ihnen überwiegt der Ackerbau. Ein gutes Beispiel sind Friedhelm und Friedrich von der Bey. Vater und Sohn bewirtschaften einen 60-ha-Betrieb mit Schweine- und Bullenmast am Stadtrand von Oberhausen. Pro Jahr müssen etwa 1 500 m3 Gülle ausgebracht werden. Unter anderem sind zwei Schlepper mit 125 und 86 PS auf dem Hof. Aber das alte 8 000-I-Güllefaß wird nur noch zum Umpumpen benutzt.
Auf dem Betrieb von der Bey steht kein Hofbehälter. Alle Ställe müssen einzeln leergefahren werden. "Früher haben wir uns im Frühjahr drei Wochen lang mit der Gülle herumgeschlagen 11, erklärt von der Bey senior. Aufrühren, Umpumpen und Ausbringen waren sehr zeitaufwendig. Meistens blieb dann die dickflüssige Gülle bis zum Schluss übrig, weil aus Zeitmangel nicht vernünftig aufgerührt wurde.
Der Grubber stand immer am Feldrand, weil die meisten Flächen direkt an Wohngebiete grenzen. Nach jedem Fass wurde umgehängt und die Gülle eingearbeitet. "Bei einer Hof-Feld-Entfernung von bis zu 20 km kamen wir auf eine Stundenleistung von 7 oder 8 m3. Da blieb einfach zu viel Arbeit auf dem Hof liegen" , begründet von der Bey den Entschluss, diese Arbeit an Lohnunternehmer Knott zu vergeben.
Aber nicht nur die großen Entfernungen waren entscheidend. Denn die meiste Gülle muss mitten durch die Stadt "gekarrt" werden. Und dabei hinterließ man zwangsläufig auch mal "Spuren". Lohnunternehmer Knott als "Gülleprofi " verfügt dagegen über einen umfangreichen Park an Straßen-Transportfahrzeugen. Diese pumpen die Gülle am Feldrand in einen 8000-l-Selbstfahrer um, der mit Schleppschlauchverteiler und Terra-Reifen ausgerüstet ist. Das schont den Boden und die empfindlichen Nasen der Anwohner. Außerdem kann Landwirt von der Bey die Gülle gleichzeitig einarbeiten.
Die ganze Güllekette wird nach Stundensätzen abgerechnet. Friedhelm von der Bey kommt so auf Ausbringungskosten von 8 bis 9 DM pro m3 (plus MwSt.). Sicher ein stolzer Preis. "Ich wüsste aber nicht, wie es sonst gehen sollte", blockt von der Bey den Versuch ab, hier eine Vergleichsrechnung zum Einsatz des eigenen Fasses zu machen. Denn ein weiterer Faktor spricht eindeutig für den Lohnunternehmer: Die von der Beys betreiben eine intensive Direktvermarktung. "Wenn empfindliche Kunden auch nur einen Güllefleck auf dem Hof entdeckten, mussten wir gleich neugierige Fragen beantworten. Heute fährt die Firma Knott an den Tagen, wenn der Hofladen geschlossen ist. Der Termin wird in der Regel sechs Wochen vorher vereinbart", sagt Friedhelm von der Bey. So kann er auch in Ruhe seine Gülle dann umfahren und aufrühren, wenn kein Publikumsverkehr auf dem Hof ist.
Diese lästige Arbeit ist bei Landwirt Thomas Eulenbruch aus Essen nicht so aufwendig, weil er zwei zentrale Sammelbehälter für die Gülle seiner 650 Mastschweine hat. Auch sind seine Feldentfernungen mit durchschnittlich 500 Metern relativ gering. Ein 120-PS-Schlepper mit Breitreifen und ein altes 6 000-l-Güllefaß laden ebenfalls zum Selberfahren ein. Dennoch: Eulenbruch lässt die gesamte Gülle, etwa 1000 m3 im Jahr, von Bernd Knott ausbringen. Einmal im Frühjahr auf Getreide und einmal im Sommer auf die Stoppeln. Der erste Kubikmeter Gülle hat den gleichen Nährstoffgehalt wie der letzte. Und die Ausnutzung ist optimal. Kostenpunkt: ca. 4 000 DM pro Jahr oder 4 DM pro m3.
Eulenbruch baut auf 60 ha Acker mit Hanglagen bis zu 20 Prozent und sehr bindigen Böden jeweils ein Drittel Weizen, Gerste und Hafer an. Nur Schleppschläuche und Terrareifen erlauben es, die gesamte zweite N-Gabe in Form von Gülle. Denn selbst mit Breitreifen sind die Spurschäden am Hang zu groß.
Der Schleppschlauchverteiler gewährleistet eine sehr gleichmäßige Längs- und Querverteilung. Zudem verringert diese Technik die Emissionen und damit die Stickstoff-Verluste - sowie die Zahl erboster Anrufe von Anliegern. Im Sommer hilft Lohnunternehmer Knott, Arbeitsspitzen zu brechen. Gülle ausbringen, einarbeiten und die Saat der Zwischenfrucht auf 20 ha sind ein "Abwasch" .
"Wie soll ich meine Gülle mit Schleppschläuchen und Terrareifen in anderthalb Tagen selbst für 4 Mark pro m3 ausbringen?" ist Eulenbruchs deutliche Antwort auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Und weil er nur noch zweimal im Jahr aufrühren muss, spart er zusätzlich etwa 120 DM Schlepperkosten.
Einige Probleme räumt Eulenbruch auch ein: "Ich muss mehr disponieren und weiter vorausdenken als ein 'Einzelkämpfer'. Früher konnte ich kritische Flächen schon mal bei Frost abdüngen oder während der Getreideernte Regentage zum Güllefahren nutzen. Heute muss ich mich dem Terminplan von Lohnunternehmer Knott anpassen". Dieser hat seinen Betrieb im 60 km entfernten Kempen. Im näheren Umkreis war kein gleichwertiges Angebot zu finden. Deshalb sind kurzfristige, kleinere Einsätze kaum möglich. Trotzdem: ebenso wie viele andere Landwirte "fährt" Eulenbruch nach seinen Erfahrungen mit dem Lohnunternehmer am besten.
Wichtig ist auch, dass der Landwirt seine Güllemengen und die Flächengrößen kennt. Er muss die Ausbringmengen genauer planen, während er früher nach Erfahrungswerten erst mal „drauflosfahren“ konnte. Die Flächen, die Transportwege sowie die Entnahme auf dem Betrieb sollten "lohnunternehmer-tauglich" sein. Denn die Gülleausbringung wird in der Regel nach Stunden abgerechnet.
Fazit: Wer sein Geld im Stall verdient, sollte sich gut überlegen, ob er seine Gülle noch selber ausbringt. Denn Zeit ist Geld. Und meist ist der Lohnunternehmer nicht nur billiger und schneller, sondern bietet gleichzeitig auch noch boden- und umweltschonende Technik an.