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Nutzung von Flächendaten im Parallelfahrsystem: Grenzstein als Grundstein

Parallelfahrsysteme sind eine feine Sache. Trotzdem bietet auch ihr Einsatz Optimierungspotenzial. Wir haben dazu einen Betrieb besucht, der die Sache von Grund auf genau nimmt.

Parallelfahrsystem und Grenzstein

(Bildquelle: Jaeger, Colsman)

Gut zu wissen

- Bei der Westfarm GmbH & Co. KG werden durch den Maschinenring eingemessene Grenzlinien als Basis für die Spurführung genutzt.
- Beim Einmessen sind Verschiebungen der Feldgrenzen aufgefallen.
- Über die Funktion „Kontoursegmente“ im VarioGuide-System ist mit den Grenzlinien die Arbeit von innen nach außen präzise möglich.
Für Precision Farming braucht es erst einmal eine präzise Grundlage!“ ­Wilhelm Jaeger von der Westfarm GmbH & Co. KG weiß, wovon er spricht: Der Betrieb bewirtschaftet in
Geilenkirchen am Rande der Köln-Aachener Bucht gut 600 ha — verteilt auf über 100 Parzellen im Umkreis von 35 km. In Verbindung mit der zehngliedrigen Fruchtfolge eine organisatorische Herausforderung.

Precision Farming: Gemeinsam Fortschritt nutzen

Für Jaeger bildete die Betriebskooperation mit Max Spies von Büllesheim den Einstieg in die Welt des Precision Farming. Die beiden Landwirte nutzten ab 2003 gemeinsam einen Mähdrescher. Die Zusammenarbeit lief so gut, dass sie schließlich 2008 die Maschinengemeinschaft Westfarm GbR gründeten.
In diese Zeit fiel auch die Anschaffung drei neuer Fendt-Traktoren. „Wir haben fünf alte Schlepper unserer Betriebe gegen drei neue getauscht“, erinnert sich Jaeger. Dabei entschied sich Jaeger, einen Fendt 820 und einen Fendt 930 mit einem RTK-Lenksystem von Trimble auszustatten. „Das System arbeitete damals noch mit einer Multi-SIM-Karte, und es gab häufiger Ausfälle.“
Westfarm tauscht die Schlepper in der Regel nach rund fünf Jahren im Paket — ein Vorteil, auf den wir später noch kommen. Zwar verbesserte sich die Stabilität des GPS-Signals ständig, ein anderes Problem aber blieb: „Wir wollten gerne das Vorgewende zum Schluss drillen, um möglichst wenig über die bereits bearbeitete Fläche zu fahren. Dafür mussten jedes Mal die Spuren erst zeitaufwändig angelegt werden“, blickt Wilhelm Jaeger zurück. Trotzdem passten die Spuren nicht immer, insbesondere beim Kartoffellegen ein Ärgernis, wenn die letzte Vorgewende-Bahn nicht passt.
Der letzte Schleppertausch fand 2019 statt, auf einen Schlag kamen so zwei neue Fendt 724 Vario sowie zwei Fendt 936 Vario auf den Hof — alle mit RTK-Lenksystem. „Beim VarioGuide-Lenksystem ist jetzt der Einsatz von im Vorfeld vorgegebenen Grenzen als Spurführung möglich“, erklärt Jaeger.
Damit war das Problem des zeitaufwän­digen und ungenauen Umfahrens der Fläche theo­retisch gelöst. Jaeger stellte jedoch schnell fest, dass das Einspielen von Katasterlinien nicht ohne Weiteres funktioniert: „Teilweise laufen die natürlichen Grenzen anders als die Katastergrenzen.“ Bei der genaueren Betrachtung der Feldgrenzen trat zudem ein anderes Problem deutlich zutage: Wo liegen die Grenzsteine, liegen sie noch richtig bzw. gibt es überhaupt noch welche?

Hilfe durch den Maschinenring

Eine Lösung für dieses Problem bot der Maschinenring Rheinland-West e. V. aus Titz: Der Verband hatte für seine rund 600 Mitglieder bereits 2016 in ein mobiles GPS-­Messgerät investiert, mit dem das Ermitteln von Grenzsteinen als Dienstleistung angeboten wird. Markus Esser betreut das Gerät und hat viel Zeit in die Entwicklung investiert: „Es hat gut zwei Jahre gedauert, bis wir eine zuverlässige und praktikable Lösung zum Ermitteln der Grenzsteine gefunden haben“, beschreibt er die...

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Wenn es keine Fahrgassen gibt und der Schlepper noch kein automatisches Lenksystem hat, unterstützen Parallelfahrhilfen den Fahrer beim Anschluss- und beim Geradeausfahren.

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