Gut zu wissen
- Für ein Pilotprojekt zur Proteingewinnung aus Blattmasse werden in den Niederlanden Zuckerrübenblätter geerntet.
- Die Blätter werden gepresst und der Saft getrocknet. So entsteht hochwertiges Proteinpulver.
- Für eine möglichst hohe Proteinausbeute werden die Blätter vor der eigentlichen Rübenernte separat geerntet.
- Das niederländische Lohnunternehmen Hack hat für die Blatternte selbstfahrende Rübenroder umgebaut.
Aus der Ferne sieht es aus wie die klassische Rübenernte mit einem Überladeroder. Bei genauerer Betrachtung stellt man erstaunt fest: Die Rüben bleiben im Boden, es wird nur das Blatt geerntet. Wir werfen einen Blick auf die Technik und Hintergründe.
Rübenblatternte: Auf der Jagd nach Protein
Hinter dem Projekt steckt die niederländische Zuckerfirma Cosun. 2018 übernahm das Unternehmen das Start-up Green Protein, das ein Verfahren zur Protein-Extraktion aus Blättern entwickelt hat. Das Pilotprojekt lief in der Nähe der Zuckerfabrik in Dinteloord, südlich von Rotterdam. Die Blätter werden ausgepresst, der dunkelgrüne Saft getrocknet. Aus 10 bis 20 t Blattmasse pro Hektar lassen sich so zwischen 180 und 280 kg hochwertiges Proteinpulver mit einem hohen Gehalt an essenziellen Aminosäuren produzieren. Dieses lässt sich als Lebensmittelzutat verwenden: z. B. als Fleischersatz für Soßen oder in Kuchen und Desserts.
Ein Blick zurück
Auch in der Erntetechnik für die Blattmasse steckt eine Menge Entwicklungsarbeit. Für die Ernte der Blätter wurde das Lohnunternehmen Hack ins Boot geholt. Zu Beginn der Entwicklungen lag der Fokus noch auf der kombinierten Ernte von Rübe und Blatt. In der Kampagne 2019 rodete erstmals ein sechsreihiger Eigenbau-Selbstfahrer die Rüben, der auf den Namen New Beat II getauft wurde.
Der Baselier-Entblatter wurde mit einem 6 m langen, hydraulisch angetrieben Überladeband versehen, um die Blätter auf ein nebenherfahrendes Transportfahrzeug zu fördern. Die Rüben werden dabei konventionell gerodet und in den Bunker gefördert. Ein 12-reihiger Holmer Terra Dos T4-40 rodet die Vorgwende. Erst dann kommt der New Beat II auf die Fläche. So gibt es ausreichend Platz für die nötigen Abfuhrfahrzeuge.
Die Blatternte hat keinen Einfluss auf die Einsatzgeschwindigkeit des New Beat II. Allerdings muss zum Abbunkern der Rüben kurz angehalten werden und das Blatt-Abfahrgespann Platz für den selbstfahrenden Rübenüberlader machen. Die Maschine vom belgischen Spezialisten Gilles diente ursprünglich als Ladebunker und wurde von Hack gebraucht erworben und zum Überladefahrzeug umgebaut.
Von zwei Jobs zu einem
Zwar funktionierte die kombinierte Ernte von Rüben und Blättern technisch gut. Allerdings lag der ideale Erntezeitpunkt der Blätter laut Green Protein sechs Wochen vor Beginn der Rübenkampagne.
Idealerweise braucht es...
Gut zu wissen
- Für ein Pilotprojekt zur Proteingewinnung aus Blattmasse werden in den Niederlanden Zuckerrübenblätter geerntet.
- Die Blätter werden gepresst und der Saft getrocknet. So entsteht hochwertiges Proteinpulver.
- Für eine möglichst hohe Proteinausbeute werden die Blätter vor der eigentlichen Rübenernte separat geerntet.
- Das niederländische Lohnunternehmen Hack hat für die Blatternte selbstfahrende Rübenroder umgebaut.
Aus der Ferne sieht es aus wie die klassische Rübenernte mit einem Überladeroder. Bei genauerer Betrachtung stellt man erstaunt fest: Die Rüben bleiben im Boden, es wird nur das Blatt geerntet. Wir werfen einen Blick auf die Technik und Hintergründe.
Rübenblatternte: Auf der Jagd nach Protein
Hinter dem Projekt steckt die niederländische Zuckerfirma Cosun. 2018 übernahm das Unternehmen das Start-up Green Protein, das ein Verfahren zur Protein-Extraktion aus Blättern entwickelt hat. Das Pilotprojekt lief in der Nähe der Zuckerfabrik in Dinteloord, südlich von Rotterdam. Die Blätter werden ausgepresst, der dunkelgrüne Saft getrocknet. Aus 10 bis 20 t Blattmasse pro Hektar lassen sich so zwischen 180 und 280 kg hochwertiges Proteinpulver mit einem hohen Gehalt an essenziellen Aminosäuren produzieren. Dieses lässt sich als Lebensmittelzutat verwenden: z. B. als Fleischersatz für Soßen oder in Kuchen und Desserts.
Ein Blick zurück
Auch in der Erntetechnik für die Blattmasse steckt eine Menge Entwicklungsarbeit. Für die Ernte der Blätter wurde das Lohnunternehmen Hack ins Boot geholt. Zu Beginn der Entwicklungen lag der Fokus noch auf der kombinierten Ernte von Rübe und Blatt. In der Kampagne 2019 rodete erstmals ein sechsreihiger Eigenbau-Selbstfahrer die Rüben, der auf den Namen New Beat II getauft wurde.
Der Baselier-Entblatter wurde mit einem 6 m langen, hydraulisch angetrieben Überladeband versehen, um die Blätter auf ein nebenherfahrendes Transportfahrzeug zu fördern. Die Rüben werden dabei konventionell gerodet und in den Bunker gefördert. Ein 12-reihiger Holmer Terra Dos T4-40 rodet die Vorgwende. Erst dann kommt der New Beat II auf die Fläche. So gibt es ausreichend Platz für die nötigen Abfuhrfahrzeuge.
Die Blatternte hat keinen Einfluss auf die Einsatzgeschwindigkeit des New Beat II. Allerdings muss zum Abbunkern der Rüben kurz angehalten werden und das Blatt-Abfahrgespann Platz für den selbstfahrenden Rübenüberlader machen. Die Maschine vom belgischen Spezialisten Gilles diente ursprünglich als Ladebunker und wurde von Hack gebraucht erworben und zum Überladefahrzeug umgebaut.
Von zwei Jobs zu einem
Zwar funktionierte die kombinierte Ernte von Rüben und Blättern technisch gut. Allerdings lag der ideale Erntezeitpunkt der Blätter laut Green Protein sechs Wochen vor Beginn der Rübenkampagne.
Idealerweise braucht es also eine Erntemaschine, die nur die Blätter der Rüben deutlich vor dem Rodezeitpunkt ernten kann, ohne dass die Rüben beschädigt werden. Beim Lohnunternehmen Hack nahm man die Herausforderung an, und das Team prüfte am Zeichenbrett die verschiedenen Möglichkeiten. Schlussendlich fiel die Wahl auf einen selbstfahrenden Riecam RBM230 Rodeüberlader aus den frühen 1990ern, der seit Jahren in der Ecke einer Halle auf seine Verwendung wartete.
Angetrieben wird die Maschine nach wie vor von ihrem 230 PS starken, luftgekühlten Deutz-Sechszylinder. Und in der fast 30 Jahre alten Kabine betrifft die einzige Änderung eine zusätzliche Steuerbox für die Pickup. Den Rest der Erntemaschine hat das Hack-Team komplett überarbeitet: Besonders der Transport der Blätter durch die Maschine war kniffelig.
Mit zwei Dutzend Ploeger EPD Erntemaschinen für Erbsen und Bohnen im Fuhrpark kam den Entwicklern der Gedanke, eines der darin verwendeten Gummiförderbänder für die Blatternte mit der Riecam-Maschine umzurüsten. Am Ende fiel die Wahl auf das zentrale Gummiband, dass die Erbsen und Bohnen unter der Trommel auffängt und zur Reinigung fördert.
Ein Problem löste das Hack-Team pragmatisch: Da der Riecam RBM230 zu lang war, wurde das Fahrgestell geteilt und um 2,20 m eingekürzt. Anstelle der Köpfeinheit vor der Vorderachse ist eine 3 m breite Pickup eines Spinaternters montiert. Die Pickup lässt sich hydraulisch um 25 cm seitlich verschieben, so dass die Räder des Selbstfahrers nicht über die Blätter der nächsten Spur rollen.
Zwischen den Reihen
Die Zwillingspflegebereifung auf der Hinterachse der Erntemaschine wird normalerweise von Hack am Schlepper vor dem Rübensägerät genutzt. Ebenfalls mit schmaler Bereifung für den Einsatz zwischen den Reihen ist der Claas Arion 450 samt Muldenkipper als Abfuhrgespann ausgerüstet.
Mechaniker und Fahrer der Maschine Peter Kriesels berichtet, dass die größte Herausforderung die Übertragung der Blätter vom Schneidwerk auf das zentrale Förderband darstellte. Die Lösung bildete die Montage hydraulisch angetriebener Sterne aus dem ehemaligen Riecam-Rodeaggregat.
Nicht zu viel, nicht zu wenig
Wie ist die Blätterernte für den Fahrer? „Anders und interessant“, erzählt Peter. „Die Maschine ist viel kürzer und wendiger am Vorgewende als ein Roder.“ Die Einsatzgeschwindigkeit liegt je nach Witterung bei 3 km/h. Die wichtigste Aufgabe des Fahrers ist die richtige Einstellung der Pickup: Es sollen alle Blätter, aber möglichst wenig Stielmasse aufgenommen werden. Und auf keinen Fall dürfen die Rübenköpfe beschädigt werden — ein No-Go sowohl für die Rübenanbauer als auch für die Pressen der Pilotanlage zur Proteingewinnung.
Die Zuckerrübenblätter sind sperrig, und ein voller Anhänger kommt auf nur 1,5 bis 2 t Zuladung. Für das Entladen des Transportfahrzeugs verfügt die Riecam-Maschine über einen Zwischenbunker, der ursprünglich Raum für 2 bis 3 t Rüben bot. Jetzt bunkert er das Blatt, und es kann für einen kurzen Zeitraum auch ohne Überladen weitergearbeitet werden.
Pionierarbeit
Aufgrund des geringen Gewichts der Blätter scheinen weitere Transporte des Materials ineffizient. Darüber hinaus sind auch die Kosten für die separate Ernte von Blättern und Zuckerrüben zu berücksichtigen. Die finanziellen Details sind derzeit zwar noch nicht bekannt, die Zuckerrübenanbauer erhalten für die Blatternte aber eine Entschädigung.
Die Proteingewinnung aus den Rübenblättern ist noch in der Anfangsphase, und Cosun erforscht noch, welche Wirkung die Blatternte auf die Wurzelentwicklung und die Zuckererträge hat. Und auch, welcher Zeitraum zwischen Blatt- und Rübenernte maximal vergehen darf, wird noch geprüft.
Bei unserem Einsatz wurden die Rübenblätter bereits Anfang September geerntet. Einige Wochen später waren die Rüben immer noch im Boden, und laut Cosun trieben die Rüben so stark wieder aus, dass die vorangegangene Blatternte kaum noch zu erkennen war. Noch steht nicht fest, ob der Proteingehalt hoch genug ist, um einen zweiten Schnitt bei der Ernte der Rüben zu rechtfertigen. Auch muss noch geklärt werden, wie der Ablauf am Vorgewende bei der Blatternte ablaufen kann.
Bis 2022 soll die Demo-Anlage für die Verarbeitung von mehreren tausend Hektar Rübenblatt ausgebaut werden. In der vergangenen Saison wurden gut 1 200 t von rund 100 ha an die Pilotanlage geliefert. Das Projekt hatte einen guten Start und trägt zur wachsenden Angebotspalette an Speziallösungen des niederländischen Lohnunternehmers Hack bei.