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Rübenblatternte zur Proteinherstellung: Je mehr Blätter, desto besser

Die Rübenblatternte ist in Deutschland kaum noch verbreitet. In den Niederlanden wird jetzt an einer neuen Verwertung des Blattes geforscht. Ein Beitrag von Steven Vale.

Ernte des Zuckerrübenblatts

Statt der Zuckerrüben erntet dieser Überladeroder von Riecam aus den frühen 1990ern nur die Blätter. (Bildquelle: Vale)

Gut zu wissen

- Für ein Pilotprojekt zur Proteingewinnung aus Blattmasse werden in den Niederlanden Zuckerrübenblätter geerntet.
- Die Blätter werden gepresst und der Saft getrocknet. So entsteht hochwertiges Proteinpulver.
- Für eine möglichst hohe Proteinausbeute werden die Blätter vor der eigentlichen Rübenernte separat geerntet.
- Das niederländische Lohnunternehmen Hack hat für die Blatt­ernte selbstfahrende Rübenroder umgebaut.
Aus der Ferne sieht es aus wie die klassische Rübenernte mit einem Überladeroder. Bei genauerer Betrachtung stellt man erstaunt fest: Die Rüben bleiben im Boden, es wird nur das Blatt geerntet. Wir werfen einen Blick auf die Technik und Hintergründe.

Rübenblatternte: Auf der Jagd nach Protein

Hinter dem Projekt steckt die niederlän­dische Zuckerfirma Cosun. 2018 übernahm das Unternehmen das Start-up Green Protein, das ein Verfahren zur Protein-Extraktion aus Blättern entwickelt hat. Das Pilotprojekt lief in der Nähe der Zuckerfabrik in Dinteloord, südlich von Rotterdam. Die Blätter werden ausgepresst, der dunkelgrüne Saft getrocknet. Aus 10 bis 20 t Blattmasse pro Hektar lassen sich so zwischen 180 und 280 kg hochwertiges Proteinpulver mit einem hohen Gehalt an essenziellen Aminosäuren produzieren. Dieses lässt sich als Lebensmittelzutat verwenden: z. B. als Fleisch­ersatz für Soßen oder in Kuchen und ­Desserts.

Ein Blick zurück

Auch in der Erntetechnik für die Blattmasse steckt eine Menge Entwicklungsarbeit. Für die Ernte der Blätter wurde das Lohnunternehmen Hack ins Boot geholt. Zu Beginn der Entwicklungen lag der Fokus noch auf der kombinierten Ernte von Rübe und Blatt. In der Kampagne 2019 rodete erstmals ein sechsreihiger Eigenbau-Selbstfahrer die Rüben, der auf den Namen New Beat II getauft wurde.
Der Baselier-Entblatter wurde mit einem 6 m langen, hydraulisch angetrieben Überladeband versehen, um die Blätter auf ein nebenherfahrendes Transportfahrzeug zu fördern. Die Rüben werden dabei konventio­nell gerodet und in den Bunker gefördert. Ein 12-reihiger Holmer Terra Dos T4-40 rodet die Vorgwende. Erst dann kommt der New Beat II auf die Fläche. So gibt es ausreichend Platz für die nötigen Abfuhrfahrzeuge.
Die Blatternte hat keinen Einfluss auf die Einsatzgeschwindigkeit des New Beat II. Allerdings muss zum Abbunkern der Rüben kurz angehalten werden und das Blatt-Abfahrgespann Platz für den selbstfahrenden Rübenüberlader machen. Die Maschine vom belgischen Spezialisten Gilles diente ursprünglich als Ladebunker und wurde von Hack gebraucht erworben und zum Über­ladefahrzeug umgebaut.

Von zwei Jobs zu einem

Zwar funktionierte die kombinierte Ernte von Rüben und Blättern technisch gut. Allerdings lag der ideale Erntezeitpunkt der Blätter laut Green Protein sechs Wochen vor Beginn der Rübenkampagne.
Idealerweise braucht es...

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