Es gibt Landmaschinen, die seit ihrer Erfindung zwar weiterentwickelt wurden, aber im Prinzip noch so funktionieren wie die Ur-Versionen — dazu gehört auch der Kastendüngerstreuer. Das Geburtsjahr des Spezialstreuers lässt sich kaum bestimmen. Sicher ist, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Pferden gezogene Kastenstreuer in Europa verbreitet waren.
Industriell hergestellte Dünger waren seinerzeit noch selten. Aber es gab den Guano-Phosphordünger aus Vogelexkrementen, der seit Jahrhunderten abgebaut und zur Ertragssteigerung genutzt wurde. Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam Guano in großen Mengen aus Südamerika. Gebrochen und mehr oder weniger fein gemahlen konnte dieser Dünger dosiert auf den Feldern ausgebracht werden. Der Guano dürfte wesentlich zur Erfindung des Kastendüngerstreuers beigetragen haben. Denn andere mehlige Dünger wie z. B. Thomasphosphat (ein Nebenprodukt aus der Stahlerzeugung) oder Branntkalk wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt.
Typisch für Kastenstreuer
Typisch für Kastenstreuer ist, dass die Breite des Düngerkastens auch der Arbeitsbreite entspricht. Der Kasten verjüngt sich nach unten trichterförmig bis auf einen schmalen Spalt. Hier sorgt eine Schneckenwalze dafür, dass der mehlige Dünger herausrieselt. Die Walze wird über ein Getriebe von den Rädern angetrieben. Es gab auch Streuer mit einem getrennten Kasten und zwei Walzen, so dass zwei verschiedene Düngerarten gleichzeitig ausgebracht werden konnten. Die Dosierung erfolgte über die verstellbare Schieberöffnung.
Die ersten Kastenstreuer besaßen keine eisernen Schneckenwalzen, sondern Holzwellen, die in engen Abständen mit Spateln besetzt waren und so den Dünger aus dem Kasten förderten. Von der Welle rieselte der Dünger wiederum durch einen mit Holzstiften besetzten Trichter, der dafür sorgte, dass der Dünger möglichst gleichmäßig auf ganzer Breite verteilt wurde.
Problem der Kastenstreuer
Ein Problem der Kastenstreuer war, dass der mehlige Dünger ein hohes Gewicht hatte und sich im Düngerkasten durch die Erschütterungen während der Fahrt auf der unebenen Feldoberfläche oder beim Durchfahren von Furchen verfestigte. Eine Rührwelle oder oszillierende Flacheisen auf dem schrägen Boden im Kasten sorgten für eine gleichmäßige Dünger-Nachführung.
Statt einer Schnecke verwendete Kuxmann in den 1950er/60er Jahren eine auf ganzer Breite angeordnete Reihe von Streutellern, mit denen auch gekörnter Dünger ausgebracht wurde. Rauch verzichtete auf spezielle Verteilorgane, hier rieselte der Dünger (unterstützt von einer Rührwelle) aus einer Lochreihe mit Dosierschiebern direkt auf die Ackeroberfläche.
Die angebauten und angehängten Kastenstreuer „alter Bauart“ gehörten bis in die 1970er Jahre noch zur Grundausstattung vieler Ackerbaubetriebe — bis gezogene Großflächenstreuer mit klappbaren Schnecken und Arbeitsbreiten von 6 bis 10 m die Grunddüngung übernahmen. Auch der mit Tüchern ausgestattete Pendelrohrstreuer von Vicon konnte mehlige Düngerarten gleichmäßig ausbringen.
Kastenstreuer haben heute nur noch eine geringe Bedeutung. Aber es gibt sie als zapfwellengetriebene Anbaustreuer immer noch, z. B. von Rauch und Altec. Eingesetzt werden sie heute vor allem im Gemüsebau und in Sonderkulturen.