Gut zu wissen
- Der AgBot kann Standard-Geräte bis 8 t im Heck heben.
- Mit Lidar und Ultraschall stoppt der Roboter vor Hindernissen.
- Der Dieselmotor erzeugt über einen Generator Strom für den Fahrwerksantrieb, die Zapfwelle und das Anbaugerät.
- Fahrtroute und Arbeitsauftrag müssen vorab geplant werden.
Die Niederländer des Start-up-Unternehmens AgXeed haben ihren Roboter-Trecker mit Fähigkeiten ausgestattet, die für die Praxis wichtig sind. Dazu gehören ausreichend Hub- und Zugkraft sowie eine Zapfwelle, auch wenn diese wie beim AgBot von AgXeed elektrisch angetrieben ist. Dank der Hubkräfte von 8 t im Heck- und 3 t im Fronthubwerk lassen sich Standardgeräte an den Roboter-Trecker anbauen. Außerdem gibt es eine stufenlose Spurweitenverstellung mit austauschbaren Raupenfahrwerken.
Agrarroboter AgXeed: Dieselmotor plus E-Generator
Bei einem Praxiseinsatz im niederländischen Limburg auf einer frisch gerodeten Rübenparzelle war der Roboter von AgXeed mit einer elektrisch angetriebenen Imants 38WX-Spatenmaschine unterwegs. Das aktuelle Modell des AgBots ist mit einem flüssigkeitsgekühlten Vierzylinder-Dieselmotor von Deutz und 115 kW/156 PS ausgestattet.
Drei Serienmodelle will AgXeed zukünftig anbieten: 55 kW/75 PS, 105 kW/143 PS und 155 kW/211 PS. Die Energie für den Antrieb, die Hydraulikaggregate und die Zapfwelle des AgBot-Roboters werden vorerst von Dieselmotoren geliefert. Doch für die Zukunft schließt AgXeed andere Energiequellen nicht aus.
Der Dieselmotor ist mittig auf dem Fahrzeug installiert. Dort treibt er einen Generator an, der den elektrischen Antriebsstrang des Raupenfahrwerks, die elektrische Zapfwelle sowie über dicke, orangefarbene Kabel auch elektrisch angetriebene Arbeitsgeräte mit Strom versorgt.
Die Spatenmaschine 38WX wurde dafür in Zusammenarbeit mit Imants auf einen elektrischen Antrieb umgerüstet. Es gibt an dieser Maschine somit kein zentrales Getriebe mehr, sondern einen großen, flüssigkeitsgekühlten Elektromotor mit Enduntersetzung, der die Spaten über die Standardkette antreibt.
Der vom Roboter elektrisch angetriebenen Spatenmaschine bei der Arbeit zuzusehen ist wirklich ziemlich beeindruckend: Man hört nämlich zunächst fast nichts! Erst wenn der Roboter direkt an einem vorbeifährt, nimmt man das Geräusch des elektrischen Antriebs wahr. Dieser Klang ähnelt dem Summen eines großen elektrischen Gabelstaplers in Kombination mit einem Hydrostaten.
Routen vorher planen
Der AgBot ist in der Lage, mit Satellitennavigation und Sensoren innerhalb einer bestimmten Grundstücksgrenze seinen Weg zu finden. Neuerdings hat er auch ein System zur optischen Erkennung von Pflanzenreihen an Bord. Doch für einen möglichst effizienten Einsatz plant der Betriebsleiter die Route des Roboters in einem Online-Portal. Einstellungen, Vorgewende, AB-Linie — alles legt er hier vorher fest, nachdem er die Schlaggrenzen importiert hat.
Im nächsten Schritt wählt er den AgBot-Roboter und das Gerät aus — in unserem Fall die Imants 38WX Spatenmaschine. Außerdem legt er die Parameter für die auszuführende Arbeit fest, z. B. die Arbeitstiefe und die Fahrgeschwindigkeit.
Damit eine Kommunikation zwischen der Imants Spatenmaschine und dem AgBot Roboter möglich ist, hat AgXeed die Spatenmaschine mit einem Jobrechner ausgestattet. Dieses Steuergerät, die sogenannte ECU, enthält wie beim Jobrechner eines ISO-Bus-Geräts alle wichtigen Informationen über die Funktionen der Maschine, z. B. über die Arbeitsbreite und die nötige Aushubhöhe. Sind alle Parameter für die durchzuführende Arbeit eingestellt, muss noch vorgegeben werden, auf welcher Feldseite der Roboter mit der Bearbeitung beginnen soll. Außerdem ist vorwählbar, ob er dabei Spur an Spur oder in Beeten arbeiten soll. Die Übertragung des vorgeplanten Auftrags an den AgBot erfolgt per Mobilfunk.
Ankuppeln (fast) wie gewohnt
Bevor der Landwirt nun das Gerät ankoppelt, entscheidet er, mit welcher Laufbandbreite die Raupe fahren soll. AgXeed bietet die dreieckigen Bandlaufwerke mit 300, 400, 620, 760 und 910 mm Breite an. Mit dem breitesten Band ist das Fahrzeug selbst bei der kleinsten Spurweite von 2,25 m fast 3,20 m breit. Die Raupenlaufwerke lassen sich mit dem Gabelstapler wechseln.
Auch das Ankuppeln des Arbeitsgerätes bleibt zunächst noch Handarbeit. Per Fernbedienung manövriert der Fahrer den Roboter zum Anbaugerät. Hier kann er dann entweder die Gelenkwelle und die Hydraulikschläuche oder das Stromkabel und die Kühlmittelschläuche ankoppeln.
Nun werden Sie fragen: Wie bekommt man das Gespann zum Acker? Dafür gibt es am AgBot zwei zentrale Rohre, an die sich quer zu seiner Fahrtrichtung ein Radsatz und eine Deichsel anbauen lassen. So kann der Landwirt den einen AgBot Roboter oder auch mehrere hintereinander wie Anhänger mit einem Traktor zum Acker ziehen. Dort angekommen werden Deichsel und Radsatz hochgeklappt, der Motor des Trecker-Roboters gestartet und das Anbaugerät in Arbeitsstellung gebracht. Und schon geht der AgBot von AgXeed völlig selbstständig an die Arbeit.
Sicherheit ist das A und O
Zur Sicherheit während des autonomen Einsatzes ist der Roboter von AgXeed mit dreidimensionalen Laserscannern (Lidar) und Ultraschallsensoren ausgestattet. Sie erkennen Hindernisse, so dass der Roboter für autonomes Arbeiten ohne Überwachung zugelassen ist. Das macht die Technik jedoch teuer. Wenn die Sensoren ein Hindernis erkennen, erhält der Betriebsleiter eine Nachricht auf dem Smartphone.
Dank der am Roboter installierten Kameras kann er die Umgebung sehen. Soll der wegen eines erkannten Hindernisses gestoppte Roboter weiterfahren, kann der Landwirt den Befehl dafür aus der Ferne geben. Sollte das nicht funktionieren, muss er für einen Neustart zum Acker fahren.
10 AgBots für 2021
In diesem Jahr sollen zehn AgBots von AgXeed bei ausgewählten europäischen Landwirten in den Einsatz gehen. Und im Jahr 2022 hofft AgXeed, dass die Vorserie des Roboter-Traktors auf den Markt kommt. Der Preis liegt bei 250 000 Euro ohne MwSt.