Technisch

Mähdrusch in Hanglagen: Technik für schiefe Ebenen

Wann sollte der Mähdrescher mit einem Hangausgleich ausgerüstet sein? Dazu einige Fakten von Prof. Dr. Thomas Rademacher von der TH Bingen.

In hügeligem Gelände machen sich Mäh­drescher mit Hang­aus­gleich schnell bezahlt. (Bildquelle: Rademacher)

Der Mähdrusch in Hanglagen stellte schon immer eine Herausforderung dar. Die Meinungen sind vollkommen unterschiedlich, ob eine Maschine mit einem Hangausgleich aus­gerüstet sein sollte — und wenn ja, mit welchem System?
Bei uns weisen geschätzt nur rund 4 % der Ackerflächen über 15 % Gefälle auf. Gut zwei Drittel der Flächen sind durch Hangneigungen bis maximal 5 % gekennzeichnet, rund ein Fünftel weisen 5 bis 10 % Neigung auf. Ungefähr 6 % der Flächen haben Hangneigungen von 10 bis 15 %. Das mag zunächst unspektakulär erscheinen. Doch wer mit einem Mähdrescher ohne Hangausgleich aus der Ebene kommend am Seitenhang erntet, stellt schnell fest, dass dies für die Maschine eine völlig andere Welt ist.

Reinigungsverluste am Hang

In der Ebene sind Schüttler bei sonst korrekter Einstellung meist leistungsbegrenzend. Am Seitenhang entstehen plötzlich ungeahnte Reinigungsverluste. Denn die Hang­abtriebskräfte bewegen das Korn-Spreu- Kurzstroh-Gemisch auf den Sieben hang­abwärts bis zum nächsten Hangsteg. Talwärts werden die Siebe folglich überbelegt, und es entsteht ein Stau.
Bergwärts sind die Siebe unterbelegt. Der Wind nimmt den Weg des geringsten Widerstandes, verlässt dort mit höherer Geschwindigkeit die Reinigung und nimmt im Übergangsbereich folglich noch Korn mit. Das System aus Windsichtung durch den Luftvolumenstrom des Gebläses und Größensortierung sowie Windleitung durch die Siebe bricht zusammen. Als Folge schüttet die Reinigung das Korn im Extremfall tal­seitig zum Teil auf den Acker oder in den Spreuverteiler.

Mähdrusch in Hanglagen: Alte Ergebnisse

Eigene Erfahrungen aus den 1980er Jahren mit einem Claas Dominator 108 und Claas Dominator 98 mit damals neuem 3D-Hang­ausgleich belegen dies. Bei dem System wirken oszillierende Bewegungen des Obersiebs der Hangneigung entgegen. Der sonst baugleiche Fünf-Schüttler-Mähdrescher fuhr der in der Ebene leistungsstärkeren Sechs-Schüttler-Maschine unter sonst gleichen Bedingungen am Seitenhang mit nur 5 % Gefälle bereits auf und davon.
Kanadische Untersuchungen aus dem Jahr 1992 sind genauso eindrucksvoll: Beim Weizendrusch am Seitenhang mit fünf Grad bzw. 8,75 % Neigung erreichte ein New Holland TX 36 mit deaktiviertem Reinigungs-Hang­ausgleich bei einem Kornverlustniveau von 1 % im Vergleich zur Ernte mit aktiviertem Ausgleich nur noch ein Viertel der Drusch­leistung (Grafik „Vierfache Leistung mit Hang­ausgleich“).

Die Erntekosten

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht, wie rasch sich die Investition in einen Reinigungs-Hangausgleich amortisieren kann: Angenommen die Kampagnendauer lässt 160 Dresch­werk-Betriebsstunden bei einer Drusch­leistung von 2,5 ha/h mit aktiviertem Hang­ausgleich unter allen Bedingungen zu, und der Anteil an Hangflächen mit etwa 10 % Gefälle beträgt ein Viertel der Gesamtfläche. Dann ergibt sich eine Kampagnenleistung von 400 ha pro Jahr für den Mähdrescher mit Reinigungs-Hangausgleich (Grafik „Hangausgleich rechnet sich“).
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