Gut zu wissen
- Der Gülletank des Büffel mit drei Achsen fasst 25 m³.
- Die Technik baut auf dem Vorgänger mit vier Achsen auf.
- Der Büffel soll vermarktet werden.
Seit 2015 hat das Lohnunternehmen aus Reinstorf im Landkreis Lüneburg viele Erfahrungen mit seinem Selbstfahrer gesammelt — aber auch herbe Rückschläge erlitten. Nachdem das engagierte Team das Fahrzeug permanent optimierte, kam es im vergangenen Sommer zur Tragödie: Durch einen Blitzeinschlag in den GPS-Empfänger (laut Sachverständigem) wurde der nachts am Feldrand geparkte Büffel durch ein Feuer zerstört.
Das Team ließ sich nicht erschüttern und schlug voller Tatendrang neue Wege ein: In nur neun Monaten entwickelten und bauten sie einen Nachfolger auf sechs Rädern, den „Büffel Compact“. Im Lastenheft stand eine schlagkräftige und bodenschonende Gülleeinarbeitung mit einer kompakten Maschine.
Bewährtes übernommen
Bei vielen Komponenten setzt Bauch auf die Erfahrungen aus dem Vierachser:
- Das Dreiachsfahrwerk stammt beispielsweise wieder von Titan.
- Das Sechsgang-Getriebe mit automatischer Schaltung und Geländeuntersetzung liefert Allison zu.
- Vergleichbar sind auch die mechanisch angetriebenen und sperrbaren Kessler-Achsen sowie die Kabine von Ropa.
Bei der Gülletechnik und dem Behälter geht das Team eigene Wege — losgelöst vom früheren Projektpartner Kotte. Überladen wird die Gülle über den 10-Zoll-Saugarm, der rechts auf dem Tank parkt und sich knapp 180° nach vorne schwenken lässt. Das leichte Edelstahlrohr befüllt den Büffelbauch laut Hersteller in 2 Minuten und 40 Sekunden.
Einen Turbofüller gibt es nicht, die Saugwirkung kommt allein aus der hydraulisch angetriebenen 12 000-l-Drehkolbenpumpe von Börger. „Eine Vergrößerung von 8 auf 10 Zoll verringert die Befüllzeiten um 30 Sekunden pro Ladung. Je Schicht bringt das eine halbe Stunde mehr Ausbringzeit“, fasst Max Böhme als angestellter LandmaschinenmechanikerMeister und Büffel-Entwickler zusammen.
Komfortabler Saugarm und hydraulische Dreiwegehähne
Ansteuern lässt sich der 6,50 m lange Saugarm proportional über den rechten Joystick im Fahrerhaus. Der Turm wird mit Hilfe von zwei vorgespannten Hydraulikzylindern gedreht: Beide sind über eine Kette verbunden, die passgenau in einen Zahnkranz am Turm eingreift. Sobald das Öl aus einem Zylinder verdrängt wird, strömt es in die jeweilige Kolben- oder Ringkammer des zweiten. Dazwischen sitzt ein Drosselventil, das die Kette selbst bei beginnendem Verschleiß vorspannt.
Während die Gülle beim Befüllen den Saugarm durchströmt, können sich Fremdkörper in einem zylindrischen Steinfang sammeln. Ein zusätzlicher Güllezerkleinerer ist nicht integriert — natürlich aber ein Schneidverteiler am Anbaugerät. Nach dem Befüllen fährt der Rüssel per Knopfdruck in seine Parkposition, die mit Hilfe von Sensoren gefunden wird.
Für einen störungsfreien Güllefluss verzichtet Bauch komplett auf Schieber und arbeitet ausschließlich mit hydraulischen Dreiwegehähnen. „Das Fass muss laufen, Stillstand durch festsitzende oder eingetrocknete Schieber können wir uns nicht erlauben“, so Juniorchef Jan Fabian Günther. In diese Kerbe schlägt auch eine kontinuierliche Gülleumwälzung. Dafür sind unten im aufgebauten Aluminiumtank permanent betätigte Spüldüsen integriert, um eine Entmischung zu verhindern.
Zwei Zylinder weniger
Der Motor, dessen Zugänglichkeit noch optimiert werden soll, dieselt nun unter einer etwas moderneren Büffelnase. Statt des V-Achtmotors im Vorgänger verbrennt nun ein Sechszylinder-Reihenaggregat mit 404 kW/550 PS von Volvo-Penta und 13 l Hubraum den Diesel.
Im Detail passte Bauch viele weitere Dinge an. Beispielsweise drückt das reversierbare Lüfterpaket die Frischluft nun seitlich durch den Motorraum und nicht mehr nach hinten zur Kabine. Durch diese Anpassung erklimmt der Fahrer die Kabine seitlich per Klappleiter und nicht mehr von vorne.
Rechts neben der Motorhaube ist die Abgasreinigung mit SCR-Kat integriert. Das Fahrzeug erreicht hiermit die Abgasstufe V. Der integrierte AdBlue-Tank fasst 80 l, der Dieseltank maximal 600 l.
Um im Servicefall mehr Komfort zu bieten, sind verschiedene Baugruppen wie Elektro- und Hydraulikkomponenten nun möglichst als Modulbauweise im Selbstfahrer platziert. Hinter dem Motor folgt zwischen der ersten und zweiten Achse das wassergekühlte Automatikgetriebe samt Verteilergetriebe für die Nebenantriebe. Dort sind beispielsweise auch die Ölpumpen für die Drehkolbenpumpe, den Saugarm und Abnehmer wie die Lenkung platziert. Die Steuerblöcke und drei Tanks für das Hydrauliköl finden im Heck Platz.
Neue Kabine
Anders als beim Vorgänger wurde auf das aktuelle Kabinen-Modell von Ropa zurückgegriffen. Es bietet insgesamt mehr Komfort. Dazu zählen zusätzliche Ablagen, die beidseitigen Joysticks am Fahrersitz sowie eine LED-Beleuchtung. Über den linken Joystick wird zum Beispiel der Fahrmodus gewählt. Rechts ist der Joystick ausschließlich mit Gülle-Funktionen belegt. Gefedert wird das Fahrerhaus über Silentblöcke.
Für sämtliche Programmier-Arbeiten hat Bauch auf externe Dienstleister aus der Güllebranche zurückgegriffen. Alle Werte wie Ausbringmenge oder aktuelle Pumpendrehzahl werden auf einem eigenen Terminal dargestellt. Zur Spurführung kommt Technik von John Deere zum Einsatz. Hierüber ist der Büffel auch für eine teilflächenspezifische Gülleausbringung gerüstet. Eine Nährstoffanalyse per NIRS-Sensor ist erst einmal noch kein Thema.
Verschiedene Parameter zum Fahrzeug lassen sich in einem großen Touchmonitor von Titan überwachen und einstellen. Zusätzlich erlauben rechts in der Konsole verschiedene Taster einzelne Direktzugriffe. Trotz der zahlreichen Funktionen und verschiedenen Terminals wirkt die Kommandozentrale des Büffels aufgeräumter und übersichtlicher als in der ersten Generation.
42-Zoll-Bereifung
Alle Achsen werden permanent mechanisch angetrieben, in Kombination mit den sechs Vredestein-Reifen der Größe 800/70 R 42 kommt wenig Sorge um eine zu geringe Traktion auf. Dank des großen Durchmessers und Reifeninnendrücken von 1,2 bis 1,8 bar ist selbst das beladene Fahrzeug bodenschonend unterwegs. Leer wiegt der Büffel 25,4 t, voll knapp über 50 t — es bleibt bei Radlasten zwischen 8 und 9 t.
Zur Bodenanpassung sind alle Achsen einzeln über eine Gabelaufhängung nach vorne und seitlich auf Hydraulikzylindern abgestützt. Einen guten Eindruck macht die Bodenfreiheit mit 64 cm.
Im Heck ist der Büffel mit einem Vierpunkt-Hubwerk, sowie mit verschiedenen Öl- und Druckluftanschlüssen bestückt. Bei unserem Einsatz lief eine 7,50-m-Kurzscheibenegge von Eidam hinter dem Selbstfahrer. Bei dieser massiven Scheibenegge wird die Gülle neben den gezackten Scheiben in den geöffneten Boden eingebracht. Der stehende Schneidverteiler und die Rohrstabwalze mit geschlossenen Rohrprofilen werden von Bauchs Team gelobt.
Um die Büffelherde weiter zu vergrößern, will das Lohnunternehmen das selbstgebaute Fahrzeug an Berufskollegen vermarkten — aus der Praxis für die Praxis. Hierfür lädt das Team interessierte Praktiker zu Vorführungen ein.
Preislich wird der Büffel Compact mit seiner großen Bereifung, dem 25 m³-Tank und Lenksystem je nach Zusatzausstattung bei 600 000 Euro ohne MwSt. liegen.
Alles Weitere in Kürze
- Alle Hydraulikkomponenten stammen von Bosch-Rexroth.
- Eine Zentralschmieranlage versorgt alle Schmierstellen mit Fett.
- Im Hundegang fahren die Reifen der zweiten Achse etwa zu einem Drittel in der Spur der ersten. Hinten überlappen die Räder zur Hälfte.
- Bei gut 10 cm Arbeitstiefe schnurrte der Büffel mit unter 1 500 U/min Motorumdrehungen über den Acker.
Fazit
Der Büffel vom Lohnunternehmen Bauch geht in die zweite Generation: Für den dreiachsigen Büffel Compact wurde vieles vom vierachsigen Vorgänger übernommen. Das Design ist moderner, auch die Bauweise mit moderner Kabine und Hydraulik-Baugruppen stehen für die Weiterentwicklung.