Gut zu wissen
- Der Mähdrescher nutzt einen Überladewagen als Korntank.
- Alle Antriebe sind elektrisch.
- Das Unterflurfahrwerk ermöglicht überbreite Dreschorgane.
- Alle Komponenten gibt es bereits.
Der Landtechniker Georg Bauer hat alle bisherigen Bauformen beiseitegelegt und den Mähdrescher völlig neu erdacht. Seine Grundideen hat er patentrechtlich gesichert. Der Clou seiner Entwicklung ist, dass es bis auf ein 18-m-Schneidwerk bereits alle Bauteile dieses Hochleistungsmähdreschers auf dem Markt gibt! Jetzt fehlt nur noch ein mutiges Unternehmen, das sich seiner Entwicklung annimmt.
Bauer als „Alleinunterhalter“ kann solch ein Projekt nicht stemmen — auch angesichts seines Alters, er wird in diesen Tagen 91. Georg Bauer möchte mit seinem Maximus-Mähdrescher einen Denkanstoß geben und aufzeigen, wie Höchstleistung, die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Abmessungen und eine gute Gewichtsverteilung unter einen Hut zu bringen sind.
Die wesentlichen Besonderheiten seiner Konstruktion sind:
- Der Gutfluss in der Maschine ist in Längsrichtung geteilt. Dazu sind zwei Dreschtrommeln sowie die Schüttler bereits existierender Mähdreschertypen nebeneinander angeordnet.
- Das Stroh nebst Spreu wird in zwei Schwaden seitlich abgelegt und in einem weiteren Arbeitsgang zur Energiegewinnung geborgen.
- Anstelle eines Korntanks ist ein handelsüblicher Überladewagen entweder angehängt oder als Knicklenker mit dem Mähdrescher verblockt.
- Das Schneidwerk wird auf eigenen Rädern geführt.
- Alle Antriebe sind diesel-elektrisch.
- Anstelle eines Raupenlaufwerks ist eine Unterflur-Tandemachse montiert.
Das Grundkonzept
Der Hochleistungsmähdrescher von Georg Bauer ist dadurch gekennzeichnet, dass zwei z. B. 1 300 mm breite Tangentialdreschwerke nebeneinandergesetzt werden. Getrennt durch mittige Wände mit kraftschlüssigem Durchtrieb der Wellen für Einzug, Dreschwerk, Schüttler und Siebe ergibt sich dadurch eine sehr große Dreschkanalbreite von 2 600 mm.
Die Außenwände der Maschine links und rechts bleiben unverändert. So sind tausendfach bewährte Einzüge, Dreschorgane, Hordenschüttler und Siebe nutzbar. Alternativ möglich sind neue, der Gesamtbreite angepasste Wellen für die Dresch-, Schüttler- und Reinigungsorgane. Eine allein im Dreschwerk eingebaute Trennwand bietet darüber hinaus die Möglichkeit einer anderen Art der Restkornabscheidung. Anstatt der Hordenschüttler kann auch eine rotierende Restkornabscheidung entweder in tangentialer oder axialer Ausführung eingebaut werden.
Bei beiden Ausführungen, also einem Mähdrescher mit Hinterachse und angehängtem Überladewagen oder einer knickgelenkten Kompaktmaschine, werden das Stroh und die Spreu in zwei Schwaden links und rechts vom Mähdrescher abgelegt. Das erfolgt entweder durch eine Trennwalze oder ein abgewinkeltes Leitblech, unter Umständen mit Luftunterstützung.
Reinigungssystem & Fahrwerk
Zwischen der Vorder- und Hinterachse sind das Reinigungssystem, das Nachdreschsystem und die Körnerelevatoren untergebracht. Sollte der Platz nicht ausreichen, kann der Vorbereitungsboden verlängert und das Siebsystem bis nach hinten zur Hinterachse verlängert werden. Das komplette Reinigungssystem des Mähdreschers ist unter dem Hauptrahmen montiert. Außerdem befindet sich hier eine mittlere Trennwand mit kraftschlüssigen Wellendurchtrieben. Denkbar ist auch der Einbau eines völlig neuen, leistungsfähigeren, rotierenden Reinigungssystems.
Weil Raupen- oder Gummibandlaufwerke sehr teuer sind, setzt Bauer stattdessen auf eine Tandemachse mit Rädern. Das Fahrwerk darf eine Breite von 3 000 mm und eine Gesamthöhe von bis 1 400 mm nicht überschreiten. Diese Höhenrestriktion ergibt sich, weil die Unterkante des Dreschwerks zusammen mit dem Vorbereitungsboden teilweise über diesem Unterflur-Fahrwerk angeordnet ist.
Für die Tandemachse bietet sich der Vorderachswagen eines vierachsigen Lkw mit zwei Lenkachsen an. Sollte es Probleme mit der Höhe geben, kann die Luftfederung eventuell entfallen. Die Räder werden mit einer passenden Agrarbereifung und einer Reifendruckregelanlage bestückt.
Alle vier Räder der Tandemvorderachse sowie die Hinterräder werden jeweils über einen Elektromotor angetrieben. Diese Einzelradantriebe verbessern zugleich die Wendigkeit des Mähdreschers, weil sie beim Lenken aktiv gebremst und beschleunigt werden können.
Die Fahrwerk-Alternative
Alternativ könnte auch ein zwangsgelenktes Tandem-Ladewagenfahrwerk eingesetzt werden. Dieses bietet zusätzlich einen hydraulischen Ausgleich für eine optimale Geländeanpassung sowie eine hohe Wankstabilität. Es ist für Geschwindigkeiten von 40 oder 60 km/h ausgelegt. Der Antrieb erfolgt hier ebenfalls elektrisch, entweder an den Achsen oder als Einzelradantrieb. Der Mähdrescher stützt sich auf diesem Fahrwerk als Vorderachse und der ebenfalls angetriebenen Hinterachse oder dem angeflanschten Überladewagen ab.
Wird das Unterflurfahrwerk gegenüber dem Mähdrescherrahmen pendelnd aufgehängt, ist ein zentraler Seitenhangausgleich mit bis zu 15 % für die gesamte Maschine möglich. Dazu würde man an beiden Seiten von Drescher- und Fahrwerkrahmen hydraulische Hubzylinder mit automatischer Regelung installieren.
Der Antrieb
Der Antrieb des Mähdreschers wie auch aller Nebenantriebe erfolgt diesel-elektrisch. Dabei ist der Diesel-Motor mit dem direkt angeflanschten Stromerzeuger hinter der Kabine platziert. Das Schneidwerk oder andere Erntevorsätze werden ebenfalls mit Elektromotoren angetrieben. Das hat zugleich den Vorteil, dass alle Antriebe automatisch aufeinander abgestimmt, einstellbar und elektronisch regelbar sind.
Ein großer Vorteil elektrischer Antriebe ergibt sich daraus, dass die vielen mechanischen Antriebe links und rechts des Mähdreschers entfallen. Diese können bis zu 20 % des Gesamtgewichts betragen. Sicherlich sind die Platzverhältnisse rechts und links an der Maschine für die Unterbringung der Nachdrescheinrichtung und des Korntransports zum Kornbunker eine Herausforderung für die Konstruktion.
Das Korntanksystem
Hinter dem Motorraum befindet sich eine Erntegutsammelwanne, die von den Elevatoren beschickt wird und einen ausreichenden Puffer aufweist. Von der Wanne fließt das Erntegut in eine bewegliche, nach hinten weisende Förderschnecke. Diese transportiert das Erntegut permanent nach hinten in den angehängten oder angeflanschten Korntankwagen.
Die Anhängung erfolgt über eine Zugkugel auf der Hinterachse oder eine Sattelschlepper-Kupplung. Ein üblicher Überladewagen hat ein Volumen von 34 m3. Der Inhalt kann in nur 90 Sekunden komplett in ein Transport-Fahrzeug umgeladen werden. Zusätzlich ist der 2,95 m breite Anhänger mit einer teleskopierbaren Achse ausgerüstet. Daraus ergibt sich eine Gesamtbreite von 3,55 m oder sogar 3,95 m. So können die Räder neben der Spur des Mähdreschers laufen, was den Bodendruck besser verteilt und die Standsicherheit erhöht.
Auch diese Achse wird elektrisch angetrieben und ist mit einem abgestimmten Bremssystem ausgerüstet, damit das Gespann in jedem Gelände sicher unterwegs ist. Darüber hinaus verfügt der Wagen über ein elektronisches Wiegesystem. Ein Zusatznutzen der angehängten Variante ist, dass der Überladewagen theoretisch auch außerhalb der Erntezeit für andere Einsätze verwendet werden kann.
Das Schneidwerk
Das abbau- und einklappbare Schneidwerk mit 18 m Breite soll in Draper-Ausführung mit quer zur Fahrtrichtung verlaufenden Bändern ausgeführt sein. Die am Markt verfügbaren Schneidwerke erreichen derzeit eine Arbeitsbreite von bis zu 13,70 m und haben einen dreigeteilten Rahmen. Sie sind in allen Druschfrüchten einsetzbar und haben den Vorteil eines geringeren Eigengewichts gegenüber Schneidwerken mit Querförderschnecken.
Die beiden Schrägförderer vom Schneidwerk zum Dreschwerk sind wie das Dreschwerk mittig durch eine Wand getrennt, wobei diese einen kraftschlüssigen Durchtrieb der Antriebswellen ermöglicht. Der mittlere Koppelrahmen hierfür entspricht in seinen Abmessungen der Breite beider Schrägförderer des Mähdreschers.
Er ist in der Mitte durch ein Scharnier nach vorne zusammenklappbar ausgeführt. Das passende Gegenstück mit der Koppeleinrichtung ist an den beiden Schrägföderern befestigt und vom Fahrersitz aus automatisch an- und abkoppelbar.
Die in den jeweiligen Schneidwerkssegmenten ebenfalls dreigeteilte Haspel ist von der Kabine aus in der Höhe, der Vertikalposition und der Drehzahl verstellbar. Zur besseren Bodenanpassung können die beiden Seitenteile nach unten und oben pendeln. Dabei wird jede Schneidwerkshälfte über höhenverstellbare und schwenkbare Räder direkt oder per Parallelogramm über den Boden geführt.
Die Räder sind jeweils in der Mitte an den Schneidwerksrückwänden angebracht. Das Ausheben des Schneidwerks wird hydraulisch oder elektrisch teleskopartig an den beiden Stützrädern ausgeführt. Ganz ausgehoben und durch Zurücksetzen des Mähdreschers klappen die beiden Schneidwerkshälften nach vorne. Dabei schwenken die feststellbaren Stützräder unter das Schneidwerk und dienen nach dem Verriegeln zugleich als Transportfahrwerk. Dieses ist bei Erntevorsätzen für Mais, Soja oder Sonnenblumen zu berücksichtigen.
Zum Straßentransport wird das Schneidwerk abgesetzt und mit einer Zugvorrichtung ausgerüstet. Anschließend wird es getrennt vom Mähdrescher von einem Traktor, Pickup oder Geländewagen zum nächsten Einsatzort gefahren. Währenddessen fährt der Mähdrescher mit dem leeren Korntankwagen zum nächsten Einsatzort. Der Nachteil dieses Systems ist, dass der Mähdrescherfahrer seine Maschine nicht autark umsetzten kann.
Stroh und Spreu
Bereits am Anfang seiner Überlegungen hat Georg Bauer sich intensiv mit Stroh und Spreu befasst. Nach Schätzungen der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. werden in Deutschland im Mittel 6 t Getreidestroh und 4 t Rapsstroh vom Hektar geerntet.
Das entspricht jeweils einem Heizöläquivalent von knapp 2 400 oder 1 800 l Heizöl pro Hektar und Jahr. Insgesamt ergibt dies mehr als 16 Mrd. l Heizöl pro Jahr. Einen vergleichbaren Anteil kann laut Agrosax (
netzwerk-agrartechnik-sachsen.com) nochmals die Spreu liefern. Dazu Georg Bauer: „Vielleicht sollten wir die Stoffkreisläufe überdenken und zusätzliche Werte aus den ‚Abfallprodukten‘ schöpfen?“
Bei seinem Mähdrescher werden das Stroh und die Spreu in zwei Schwaden abgelegt. Die Maschine kann diese nicht häckseln und gleichmäßig auf der ganzen Arbeitsbreite verteilen. Soll das Stroh zur Humusbildung auf dem Feld bleiben, erfolgt dies beim Maximus über einen Hochschnitt.
Der Entwickler
Geboren wurde Georg Bauer 1929 in Kaplitz, heute Kaplice in Tschechien, als Sohn eines Zahnarztes. Die Kriegswirren verschlugen ihn und seine Familie über Österreich nach Franken. Er absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre, besuchte die Fachschule und erwarb in Triesdorf den Grad des Dipl.-Ing. agr. FH. Nach einem Praktikum in der Schweiz kam er 1950 durch eine Anstellung bei der Firma Schmotzer mit der Landtechnik in Verbindung. Er arbeitete sich hoch und war bei mehreren internationalen Konzernen in leitender Funktion tätig.
1979 wechselte er die Seiten und trat in die Geschäftsführung einer großen Händlereinkaufskooperation ein. Seit seiner offiziellen Pensionierung 1994 ist Georg Bauer als Berater für Marketing und Kommunikation tätig. Er hat in der Zeit mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem „Faszination Landtechnik“, von dem über 55 000 Exemplare verkauft wurden.
Zusammenfassung
Georg Bauer verwendet bei seinem Mähdrescher bis auf das Schneidwerk bereits vorhandene Bauteile. Mit Schüttlern ist der Mähdrescher seiner Meinung nach kurzfristig umsetzbar. In einem zweiten Schritt können eine effizientere Restkornabscheidung und ein noch besseres Reinigungssystem entwickelt werden. Georg Bauer hat viele seiner Ideen patentrechtlich schützen lassen und ist nun auf der Suche nach einem Hersteller, der seinen Mähdrescher auf die Räder stellt.