Technisch

Werkstatt im Wandel: Mehr Digitalisierung und Sicherheit

Mehr Elektronik in Landmaschinen führt dazu, dass man um Diagnosesysteme nicht herumkommt. Hier geben wir einen Einblick in den Wandel moderner Werkstätten.

Bevor bei modernen Maschinen der Schraubenschlüssel in die Hand genommen werden kann, steht eine Diagnose im Mittelpunkt. (Bildquelle: Bertling)

Landwirtschaftliche Werkstätten stehen vor einem Wendepunkt: Bis zu 90 % der Fehler an neuen landwirtschaftlichen Geräten lassen sich ohne eine elektronische Fehlerdiagnose nicht mehr vollständig beheben. Entweder lässt man die Finger von der neuen Technik, oder man legt sich entsprechende Diagnose­geräte zu.
Bei Vertragswerkstätten wird diese Technik meistens von den Traktorenherstellern bezogen. Für freie Werkstätten sind markenunabhängige Systeme interessanter. Entwickelt werden solche Systeme beispielsweise von Bosch, Texa oder Cojali, vertrieben werden sie z. B. von Winkler oder Granit.
In diesen Systemen sind praktischerweise auch Schaltpläne, Reparaturanleitungen und sonstige technische Dokumente hinterlegt, die einem in manch kniffliger Situation helfen können. Zudem lassen sich damit je nach Lizenz auch Bau- und Nutzfahrzeuge sowie Pkw auslesen.
An die Grenzen stoßen markenunabhängige Diagnosesysteme gelegentlich bei herstellerspezifischen Einstellungen und Updates, wie der Aktualisierung des Schlepperter­minals. Hier dauert es etwa ein halbes Jahr länger, bis die entsprechenden System-­Updates vorliegen.

Durchgeplanter Arbeitsalltag

Zudem spielt die Planung der Termine und Aufträge in Werkstätten eine entscheidende Rolle für die Kundenzufriedenheit. Entweder greift man noch zur altbewährten Werkstatt-Tafel zurück, die jedem Arbeiter durch ein Kärtchen die entsprechende Tätigkeit zuweist, oder man wechselt auch hier ins Digitale.
Der erste Schritt kann z. B. eine einfache Excelliste sein sowie die Nutzung unterschiedlichster Funktionen im digitalen Kalender. Darauf aufbauend kann der Arbeitsplan dann auf einem Bildschirm im Werkstatt­raum dargestellt werden, damit jeder Mechaniker seine Aufgaben im Blick hat. Das „Einstempeln“ oder „Abhaken“ verschiedenster Aufträge bedingt allerdings Firmenlaptops oder Tablets für die Mitarbeiter. Natürlich gibt es auch entsprechende Planungsprogramme wie z. B. die Lösungen von Zeitmechanik oder von HRF Software Solutions. Neben der Termin- und Arbeitsplanung ermöglichen solche Programme meist auch die Verknüpfung mit der Buchführung, dem Rechnungswesen sowie der Lagerhaltung.

Praktisch und sicher

Ein weiteres Kriterium erfolgreicher Werkstattarbeit sind neben der Fehlersuche praktisch angelegte und ergonomische Arbeitsplätze sowie die ausreichende Werkzeug-Ausstattung. Unternehmen wie Granit unterstützen ihre Kunden bei der Planung der Werkstatt-, Lager- und Verkaufsräume durch Spezialisten. Zudem sollte man bei der Modernisierung von Werkstätten auch den Blick auf neue, alternative und vor allem sichere Werkzeuge werfen.
Ein Beispiel hierfür sind die Induktionsgeräte des Herstellers GYS. Sie sind in der Lage, Metalle über elektromagnetische Wellen so stark zu erhitzen, dass sie den Einsatz eines konventionellen Brenners oft ersetzen. Diese Technik kann sehr gezielt eingesetzt werden und erzeugt keine offene Flamme. Ein weiteres Beispiel sind Spezialwerkzeuge für die sichere Demontage besonders schwerer Bauteile.
In Werkstätten, in denen oft Räder gewechselt werden, ist ein Radmontagewagen unentbehrlich. Kommen schwere Rad­gewichte hinzu, so empfiehlt sich eine Montagevorrichtung wie von der Firma Heidenreich. Mit Hilfe eines Deckenkrans oder Gabelstaplers lassen sich hiermit Rad­gewichte bis zu 1 300 kg schnell und vor allem sicher montieren und demontieren.

Mobile Werkstatt

Leider lassen sich nicht alle Reparaturen zentral in einer Werkstatt erledigen. Um eine Landmaschine auch in unwegsamen Geländen sicher aufzubocken, hat die Firma Heynck den Wagenheber Q-Jack im Programm. Das Gerät stemmt bis zu 35 t und wird über ein Schleppersteuergerät betrieben. Das Gewicht lastet sicher auf einer 50 x 40 cm großen Auflageplatte.
Um solches Equipment sicher zum Acker zu transportieren, rücken bedarfsgerecht ausgestattete Werkstatt-Pkw in den Fokus. Neben einem Spannungswandler, um beispielsweise ein kleines Schweißgerät zu betreiben, zählen geräumige Regale und Schubladen zu sinnvollen Ausstattungsmerkmalen.
Zudem sind gerade bei Pkw mit niedrigeren Aufbauten nach hinten ausziehbare Schraubstöcke oder Arbeitsflächen praktisch, um aufrecht an diesen zu stehen. Von eigens konstruierten Holzkonstruktionen ist abzu­raten. Spezialisten für den Ausbau von Service-Pkw mit Stahl- oder Aluminium­einbauten sind zum Beispiel die Firmen Bott oder Aluca.
Geht es um Mobilität in der Werkstatt oder auf dem Hof, so eignen sich gut ausge­stattete Werkstattwagen, wie der TTS 93 von Stahlwille oder der Wingman von Gedore red. Auf Wunsch können für diese Wagen mit verschiedenen Werkzeugsets über 100 Komponenten bestellt werden. Wollen Sie die Wagen auch über etwas ­unebeneres Gelände bewegen, so achten Sie darauf, dass dieser möglichst große Rollen hat. Häufig sind die Wagen für ein Gewicht bis zu 500 kg zugelassen. Weitere Anbieter solcher Wagen sind z. B. Hazet oder HBM.

Nachhaltigkeit und Ausblick

Wie auch in vielen anderen Bereichen spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Auch aus diesem Grund rücken kostensparende Reparaturmethoden vermehrt in den Fokus: Das Unternehmen Tip Top Automotive hat zum Beispiel eine Lösung ent­wickelt, um stark beschädigte Schlepper­reifen zu reparieren.
Mit einem speziellen Verfahren können sogar große Ausbrüche wieder verfüllt und der entsprechende Teilbereich vulkanisiert werden. Hierzu bietet das Unternehmen spezielle Geräte an, für dessen Verwendung man geschult werden muss. Für Werkstätten kann dieses Angebot einen Mehrwert bieten und zeitgleich die Umwelt sowie den Geldbeutel des Landwirts schonen.
Eins ist klar: Professionelle Werkstätten werden zukünftig immer mehr auf digitale Helfer wie Diagnosesysteme zurückgreifen müssen. Denkt man weiter, so ist es sogar möglich, dass in Zukunft virtuelle Reparaturanleitungen per Augmented Reality das Bild in den Werkstätten bestimmen.
Der Arbeiter sieht dabei auf seinem Smartphone, Tablet oder über eine spezielle VR-Brille die zu tätigenden Arbeitsschritte oder zu tauschenden Bauteile virtuell in seinem Sichtfeld. Zur Zeit wird diese Technik vor allem in der Pkw-Branche erprobt, erste Landtechnikhersteller wie Claas wagen ebenfalls erste Versuche mit dieser Technik, z. B. bei Fahrerschulungen.

Werkzeugvorführungen und Testangebote

Damit Kunden das Werkzeug vor einem Kauf anschauen und testen können, ist das Unternehmen Winkler mit mehreren voll ausgestatten Werkstattfahrzeugen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Zum Repertoire zählen sämtliche Handwerkzeuge der Marken Hazet, und KS Tools sowie auch Elektrowerkzeuge von Makita und Milwaukee. Ebenfalls werden laut Winkler sämtliche Spezialwerkzeuge für Reparaturen z. B. an Achsen und Bremsen sowie an Motoren und Klimaanlagen vorgeführt. Interessierte Werkstattbetreiber können per Mail über werkzeugmobil@winkler.de einen Termin mit den Produktspezialisten vereinbaren. Zudem präsentiert die Firma das Fahrzeug auf Wunsch auch auf Firmenevents wie Messen, Schulungen oder alternativen Veranstaltungen.

Immer bestens informiert mit dem profi Landtechnik-Newsletter!

Erhalten Sie jeden Dienstag die wichtigsten Meldungen kostenlos per E-Mail direkt von der profi-Redaktion. Abmeldung jederzeit möglich. Ihre Daten geben wir selbstverständlich nicht weiter.