Einsatzbericht Veredlungstechnik

BEG Schulze Bremer: PigNap 4.0 Isofluran-Narkosegerät: Schnell und sicher

Das Isofluran-Narkosegerät PigNap 4.0 entwickelte BEG Schulze Bremer für kleine und große Betriebe. profi hat für Sie das DLG-zertifizierte Narkosegerät im praktischen Einsatz unter die Lupe genommen.

Isofluran-Narkosegerät PigNap 4.0 von BEG Schulze Bremer

Das PigNap 4.0 erlaubt durch vier Ferkelschalen und durch eine schnelle Narkotisierung ein Kastrieren im Abstand von 15 bis 20 Sekunden. (Bildquelle: Martin Zäh)

Gut zu wissen

- Uns gefällt das PigNap 4.0 durch eine gute Ergonomie sowie einfachen wie intuitiven Handhabung.
- Messungen der DLG zum Arbeitsschutz ergaben sehr gute Werte.
- Wen das Surren des Gebläses nicht stört, macht mit dem Kauf des PigNap 4.0 gewiss nichts verkehrt.
- Das PigNap 4.0 eignet sich für kleine und große Betriebe.

Ab Januar 2021 ist die Ferkelkas­tration nur noch unter Betäubung erlaubt. Der Gesetzgeber brachte deshalb 2019 die sogenannte Ferkelbetäubungs-Sachkundeverordnung auf den Weg. Landwirte mit Sachkundeprüfung dürfen dann ihre Ferkel mit Isofluran narkotisieren und kastrieren (siehe profi 5/2020).

Aus der Praxis, für die Praxis

Die Familie Schulze Bremer betreibt neben einem Handel mit Tierzuchtbedarf auch eine Sauenhaltung mit 500 Muttersauen. Von der ab 2021 geltenden Regelung ist der Betrieb somit auch betroffen. Man rechnete deshalb nach und stellte für fest, dass ab 2021 nur die Vermarktung chirurgisch kastrierter Ferkel wirtschaftlicher sein wird. Also machte man sich auf den Weg in die Schweiz. Denn in der Alpenrepublik ist die chirurgische Kastration länger schon nur unter Narkose in Kombination mit einem zu injizierenden Schmerzmittel erlaubt.
Die Wahl fiel am Ende auf das Patent von Walder & Reutegger aufgrund der Doppel-­Atemmasken und des Atembeutels. Schnell war jedoch klar, dass man das Gerät umkonzipieren muss, um die Arbeitseffektivität sowie das „Hygienic Design“ zu verbessern. Das galt vor allem für die lästige Beschaffung von medizinischem Sauerstoff. Das ist jetzt nicht mehr nötig.
Notwendig wurde auch ein verbesserter Arbeitsschutz. Denn in der Schweiz ist eine maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) von 77 mg/m³ Isofluran zulässig. Da es in Deutschland für die Ferkelbetäubung keinen Grenzwert gibt, legte die DLG den MAK-Wert auf 15 mg/m³ (2 ppm) fest. Das ist dann der weltweit niedrigste MAK-Wert. Übrigens: Isofluran ist erst ab einer Konzentration von 8 bis 10 ppm für den Menschen geruchlich wahrnehmbar.

PigNap 4.0: Die Technik im Detail

Der Wagen mit zwei feststellbaren Rädern ist 55 cm breit und 109 cm lang und passt in fast jede Stallgasse. Bei uns stand jedoch die mit der Narkose beschäftigte Person in der Abferkelbucht. Arbeitet keine zweite Person zu, muss der Narkose­wagen zum Seitenwechsel aus dem Abteil gefahren oder in einer geöffneten Bucht umgedreht werden. Dabei kann das am Boden liegende 230-V-Anschlusskabel im Weg sein.
Gut gefällt hingegen die Höhenverstellung des Wagens im Bereich von 114 bis 124 cm. Dies erlaubt sowohl kleinen als auch großen Anwendern ein rückenschonendes Arbeiten. Dazu passt, dass die Schalen zum Einlegen der Ferkel so angeordnet sind, dass der Landwirt nicht mit gestreckten Armen arbeiten muss, sondern diese samt Tier nahe am Körper bleiben.
Den PigNap 4.0 gibt es nur in einer Ausführung mit vier Ferkelschalen. Diese sind unten 8 und oben 13,2 cm breit und fassen selbst groß gewachsene, bis zu sieben Tage alte Ferkel. Die aus verwindungssteifem Kunststoff gefertigten Schalen besitzen ein leichtes Gefälle nach vorne, so dass die auf dem Rücken liegenden Tiere mit dem Rüssel voran in die Doppelatemmaske rutschen und dabei das leichtgängige Gaseinströmventil öffnen.
Das Besondere der im Durchmesser 62 mm messenden Doppelatemmaske aus Gummi: Das Narkosemittel Isofluran wird nicht per Gebläse zur Rüsselscheibe des Tiers gefördert — was immer das Risiko mit sich bringt, dass bei Undichtigkeiten am Rüssel Gas entweichen könnte. Stattdessen wird beim Einlegen des Tiers ein Kontakt ausgelöst, wodurch ein Ventil öffnet und die Ferkel aktiv das Narkosegas aus dem Atembeutel atmen. Im Atembeutel befindet sich 5 %-iges Isofluran, das für 80 Sekunden von einer kleinen Pumpe aus dem Verdampfer angesaugt wird. Nach 80 Sekunden kommt kein neues Isofluran mehr nach, was den Verbrauch reduziert.

Die Narkose mit Isofluran

Zum besseren Verständnis: Für die Anwendung von Isofluran schreibt Baxter als Hersteller von Isofluran eine Narkotisierung von mindestens 70 Sekunden vor. Wie die Messungen der DLG ergaben, reicht im Falle des PigNap 4.0 diese Zeit fast immer für eine sichere Betäubung der Tiere.
Lobend zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang der Atembeutel, da er das Nach­atmen von Narkosemittel während der kompletten Kastration sicherstellt. Gewisse Zeitverzögerungen bei der Kastration kompensiert damit die Technik besser als so manches Konkurrenzprodukt.
Zurück zum Verdampfer: Dieser ist für die Herstellung des Narkosegases mit einer kleinen Heizung...

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