Gummiboden Kraiburg espaFlex: Komfortabel und emissionsmindernd
Der von Kraiburg zur EuroTier 2024 vorgestellte Boden espaFlex mindert die Freisetzung von Ammoniak im Rinderstall mit Spaltenboden. profi nahm den neuen Belag unter die Lupe.
Ammoniak in der Stallluft mindert nicht nur das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Vielmehr können hohe Konzentrationen z. B. durch Lungenveränderungen sogar die Gesundheit belasten oder gar gefährden.
Was weniger bekannt ist: Immer häufiger führen Behörden Ammoniak als Grund bei einer Verweigerung der Baugenehmigung an — etwa weil der Stall an ein Biotop oder FFH-Gebiet angrenzt. Betroffene Landwirte stehen dann vor einem Dilemma.
Die gute Nachricht: Eine Senkung der Emissionsraten ist möglich — auch ohne eine teure Abluftreinigung. Voraussetzung dafür ist, dass man bereits vor der Entstehung von Ammoniak ins Geschehen eingreift. Ursache für die Entstehung von Ammoniak ist nämlich im Wesentlichen der Kot der Tiere. Dieser enthält Enzyme, welche in der Lage sind, den im Urin enthaltenden Harnstoff zu Ammoniak aufzuspalten. Heißt: Eine frühe Trennung von Harn und Kot bzw. ein schnelles Ableiten von Harn reduziert die Entstehung von Ammoniak.
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Ammoniak in der Stallluft mindert nicht nur das Wohlbefinden von Mensch und Tier. Vielmehr können hohe Konzentrationen z. B. durch Lungenveränderungen sogar die Gesundheit belasten oder gar gefährden.
Was weniger bekannt ist: Immer häufiger führen Behörden Ammoniak als Grund bei einer Verweigerung der Baugenehmigung an — etwa weil der Stall an ein Biotop oder FFH-Gebiet angrenzt. Betroffene Landwirte stehen dann vor einem Dilemma.
Die gute Nachricht: Eine Senkung der Emissionsraten ist möglich — auch ohne eine teure Abluftreinigung. Voraussetzung dafür ist, dass man bereits vor der Entstehung von Ammoniak ins Geschehen eingreift. Ursache für die Entstehung von Ammoniak ist nämlich im Wesentlichen der Kot der Tiere. Dieser enthält Enzyme, welche in der Lage sind, den im Urin enthaltenden Harnstoff zu Ammoniak aufzuspalten. Heißt: Eine frühe Trennung von Harn und Kot bzw. ein schnelles Ableiten von Harn reduziert die Entstehung von Ammoniak.
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In welchem Umfang sich Emissionen durch eine Kot-Harn-Trennung mindern lassen, untersuchten Wissenschaftler am Emissionsversuchsstall für Milchvieh von Agroscope in Tänikon (Schweiz). Im Stall mit planbefestigtem Boden fanden sie heraus, wie ein Bodengefälle und der Einbau einer Rinne fürs Ableiten des Urins die Freisetzung von Ammoniak beeinflussen.
Das Ergebnis: Der Ammoniakgehalt in der Stallluft lässt sich um 20 % mindern, wenn der Gang ein Quergefälle von 3 % aufweist. Heute ist dieses Ergebnis in der Schweiz die Basis einer finanziellen Förderung in Höhe von 70 Franken pro Großvieheinheit, wenn ein Landwirt seinen Laufgang mit einem Quergefälle (meist 3 %) ausstattet.
Kraiburg nutzte das Wissen der Forscher bereits bei der Entwicklung des Gummibodens profiKura 3D (profi 4/22). Der Gummiboden für planbefestigte Laufflächen erreicht durch unterschiedliche Mattenhöhen ein integriertes Gefälle von 3 %. Der Urin der Tiere läuft damit zügig in Richtung der mittig vom Laufgang angelegten Rinne ab. Laut Gutachten, welches auch die Daten von Tänikon berücksichtigt, erreicht dadurch der profiKura 3D bei Ammoniak ein Minderungspotenzial von bis zu 44 %.
Gefälle zum Nachrüsten, Teil 2
Nach dem Vorbild des 2021 vorgestellten Gummibodens profiKura 3D präsentierte Kraiburg zur EuroTier 2024 mit espaFlex eine zweite emissionsmindernde Variante — diesmal für Rinderställe mit Spaltenboden. Wie der bewährte Boden profiKura 3D besitzt auch der espaFlex ein integriertes Gefälle von 3 %. Erreicht wird das Gefälle durch Unterschiede in der Mattenhöhe. Dafür messen die bis zu 125 cm breiten Matten an ihrer höchsten Stelle 33 mm, an ihrer tiefsten 18 mm.
An ihrer höchsten Stelle messen die bis zu 125 cm breiten Matten 33 mm, an der tiefsten 18 mm — ergibt ein Gefälle von 3 %.
(Bildquelle: Zäh)
Der Höhenunterschied in den Matten für ein integriertes Gefälle von 3 % fällt am ehesten entlang der Liegeboxen auf.
(Bildquelle: Zäh)
Anders als bei der profiKura 3D erfolgt die Entwässerung jedoch nicht längs, sondern quer zur Gangrichtung. Bildlich gesprochen ähnelt so ein Laufgang einer Berg- und Tallandschaft mit einem Höhenunterschied von bis zu 15 mm. Beim Gehen auf dem Boden fällt einem dieser Umstand mitunter auf — wirklich störend ist der wellenförmige Verlauf jedoch nicht.
Die quer zum Laufgang angeordneten Schlitze zum Ableiten des Urins befinden sich — selbstredend — immer an der tiefsten Stelle der Matten. Wo genau, hängt vom darunter liegenden Spaltenboden ab. Schließlich werden auch beim espaFlex-Boden — wie bei Kraiburg üblich — die Schlitze individuell und auf Maß ausgeschnitten.
Stichwort ausschneiden: Für ein nahtloses Verbinden einzelner espaFlex-Matten zu einem ganzflächigen Boden sind die Ränder der Matten wie bei einem Puzzle ausgeschnitten. Bei einer Einzellänge von bis zu 350 cm kann der Boden endlos verlängert werden, so dass die Breite eines Laufgangs eher unwesentlich ist.
Zum Befestigen der einzelnen Matten bzw. Puzzleteile verwendet Kraiburg seine seit über 20 Jahren bewährten Spaltenanker aus Gummi, welche nach dem Auslegen der Matten lediglich einzuschlagen sind.
12 % Schlitzanteil
Damit möglichst wenig des im Güllekeller gebildeten Ammoniaks in den Stall aufsteigen kann, beträgt beim espaFlex der Perforationsgrad standardmäßig 12 %.
Zum Vergleich: Beim konventionellen Spaltenboden beträgt der Schlitzanteil normalerweise 20 %. Theoretisch könnte Kraiburg den Schlitzanteil weiter reduzieren. An dieser Stelle gibt der Hersteller jedoch zu bedenken, dass damit die Gefahr negativer Begleiterscheinungen steigt, zum Beispiel durch eine höhere Brand- und Explosionsgefahr aufgrund des im Güllekanal eingeschlossenen Methans.
Auf der anderen Seite: Ein Perforationsgrad von 12 % ist schon sehr wenig. Wir haben deshalb auch darauf geachtet, wie viele der Schlitze zugeschmiert oder durch Stroh aus den Liegeboxen verstopft waren. Die gute Nachricht: Laut Anna und Kevin Kleinhans, welche als einer der ersten Betriebe den neuen espaFlex-Boden in ihrem neuen Stall einsetzen durften, muss man sich bezüglich eines Zuschmierens keine Sorgen machen.
Das Ehepaar Kleinhans aus Pfronten im Allgäu bezog 2024 seinen neuen Laufstall für 80 Milchkühe. Dabei drohte die Genehmigung für den neuen Stall fast zu scheitern, da dieser nur rund 70 m von einem FFH-Schutzgebiet entfernt gebaut werden sollte. Erteilen wollten die Behörden die Baugenehmigung nur, wenn durch den Einbau eines emissionsmindernden Bodens die Ammoniak-Freisetzung auf unter 0,1 g/h begrenzt ist.
Die erste mögliche Lösung — der Einbau eines planbefestigten Bodens mit Schieber — war für die beiden Landwirte jedoch mit Blick auf die teils harten Winter in der Region keine Option. Zudem wäre durch den mittig vom Stall platzierten Melkroboter eine stationäre Schieberanlage aufwändig und teuer geworden. Und letztlich wären dann die Quergänge von Hand zu reinigen gewesen.
Lange Suche
Auf ihrer Suche nach einer Lösung stießen die Eheleute auf den Einbau von Spaltenauflagen zur Emissionsminderung. Mit Verweis auf eine Berechnung des KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft), wonach ein reduzierter Schlitzanteil die Emissionen von Ammoniak um bis zu 38 % zu mindern vermag, stimmten die Behörden zu. Bei ihrer Recherche stellte das Landwirtsehepaar allerdings fest, dass die von verschiedensten Herstellern angebotenen Spaltenauflagen im Praxisalltag nicht immer unproblematisch sind. So fanden sie bei ihren Betriebserkundungen oftmals heraus, dass die Landwirte teils regelwidrig ihre Spaltenauflagen wieder ausgebaut hatten — weil die Probleme mit den verwendeten Bodenauflagen überhandnahmen.
Kraiburg empfiehlt für seinen Boden einen Roboter zum Abschieben. Auch mit eingestreutem Stroh räumt dieser den Kot verlässlich in den darunter liegenden Kanal.
(Bildquelle: Zäh)
Selbst wenn wie hier die Schlitze einmal zugeschmiert sind: Durch das flexible und beim Betreten nachgiebige Gummi reinigen sich die Schlitze in der Regel von selbst.
(Bildquelle: Zäh)
Also ging für die Eheleute Kleinhans die Suche weiter. Irgendwann kam man auch mit Kraiburg ins Gespräch. Gleichwohl der Hersteller zu diesem Zeitpunkt den neuen Boden espaFlex noch nicht offiziell vorgestellt hatte und weder eigene Messungen noch praktische Erfahrungen vorweisen konnte, stimmten die Behörde und die Eheleute Kleinhans einem Einbau zu. Die Montage der im Werk passgenau zugeschnittenen und mit Gummidübeln befestigten Matten war nach Auskunft der Landwirte unkompliziert.
Gereinigt wird der ganzflächig mit espaFlex ausgelegte Spaltenboden von einem Schieberroboter des Herstellers Lely. Die Anschaffung eines Saugroboters war für den Betrieb Kleinhans keine Option, da es aktuell keine anerkannte Kombination aus Gummiauflage und Saugroboter gibt.
Funktion im Alltag
Im Alltag kommt der Reinigungsroboter trotz der Unebenheiten gut mit dem neuen Boden zurecht — auch an Übergängen und an den Stößen. Pfützen sind kein Thema, sowohl Urin als auch das Wasser von entleerten Tränken laufen zügig ab. Gleichwohl der Betrieb durch ein Befahren des Bodens die Boxen mit geschnittenem Stroh einstreut, traten bislang keine Verstopfungen oder dergleichen auf.
Dass auch die Kühe Gefallen am weichen wie trittfesten Boden finden, erkennt man gut an ihren großen Schritten, am sicheren Lauf der Tiere sowie am deutlichen Aufspringen brünstiger Tiere. Anna Kleinhans stellt zudem zufrieden fest, dass Kühe mit Klauenproblemen auf dem elastischen Boden deutlich besser laufen als im alten Stall. „Der Unterschied zu Beton- und klassischen Spaltenböden ist sofort spürbar gewesen“, ergänzt hier Kevin Kleinhans im Interview mit profi.
Große Schritte, sicherer Gang: An den neuen Gummiauflagen für Spaltenböden finden die Tiere sichtlich Gefallen.
(Bildquelle: Zäh)
Wie stark die Klauen tatsächlich in den Boden einsinken, lässt der Abdruck hier erahnen.
(Bildquelle: Zäh)
Bei unserem Besuch nehmen wir Ammoniak in der Stallluft subjektiv kaum wahr — was sich beim Atmen gut anfühlt. Anna Kleinhans bestätigt hier unseren Eindruck. Tatsächlich ist sie selbst heute überzeugt davon, dass neben der Umwelt auch die eigene Gesundheit sowie die der Tiere vom emissionsmindernden Boden profitieren.
Zu den Kosten
Die Kosten der neuen Gummiauflage für Rinderställe mit Spaltenboden gibt Kraiburg mit 118 Euro/m² an (ohne Mehrwertsteuer). Im Preis enthalten sind neben den Vermessungskosten für eine individuelle Anfertigung der Spaltenauflagen auch das Befestigungsmaterial sowie eine fünfjährige Garantie durch den Hersteller.
Der Einbau der Gummimatten erfolgt aufgrund der vergleichsweise einfachen Montage in der Regel durch den Landwirt selbst.
Fazit
Mit espaFlex von Kraiburg steht Landwirten eine emissionsmindernde Spaltenbodenauflage zur Verfügung. Bislang kann Kraiburg für den nachrüstbaren Bodenbelag zwar keine eigenen Messwerte vorweisen, doch genießt der Belag auf Basis wissenschaftlicher Resultate bereits heute die Akzeptanz der Behörden. Für Besitzer alter und neuer Rinderställe mit Spaltenboden ist dies eine gute Nachricht — zumal der Boden aufgrund seiner Weichheit auch den Tieren bzw. Klauen guttut.
Die beste Nachricht jedoch ist: Entgegen vieler bereits vorhandenen Spaltenauflagen am Markt funktioniert nach ersten Erkenntnissen der neue espaFlex-Boden auch im praktischen Alltag sehr gut — selbst bei mit Stroh eingestreuten Boxen.