Einsatzbericht Veredlungstechnik
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Kälbertränkeautomat Holm & Laue CalfExpert im Einsatzbericht
Kälbertränkeautomat Holm & Laue CalfExpert im Einsatzbericht: Vollmilch-Tankwart
Der Tränkeautomat CalfExpert von Holm & Laue denkt beim Füttern von Vollmilch und Milchaustauscher an die Kälber mit. Das Ergebnis sind gesunde Tiere zu optimierten Futterkosten.
Kälber, welche in den ersten Monaten nicht erkranken, haben später das Potenzial zu leistungsfähigen Milchkühen. Zudem erfahren Kälber eine metabolische Programmierung, wenn sie in den ersten Wochen optimal ernährt werden (Geiger und andere 2016).
Die ersten 50 Tage zählen
In den ersten sieben Lebenswochen teilen sich in den Organen die Zellen stärker als hinterher. Wird in dieser Zeit intensiv gefüttert, besitzen die Organe mehr Zellen als bei einer restriktiven Fütterung. Innerhalb kurzer Zeit erfolgt so eine Programmierung auf Höchstleistung als Milchkuh.
Klingt gut. Doch Kälber sind am Anfang ihres Lebens auf Vollmilch oder vergleichbar hochwertige, entsprechend teure Milchaustauscher (MAT) angewiesen. Mit Blick darauf, dass die Milchphase erst um den 120. Lebenstag endet und bei einer ad libitium-Tränke das Kalb täglich im Schnitt 10 l säuft, ist somit das Ziel einer metabolischen Programmierung neu geborener Kälber durchaus eine kostspielige Angelegenheit.
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Kälber, welche in den ersten Monaten nicht erkranken, haben später das Potenzial zu leistungsfähigen Milchkühen. Zudem erfahren Kälber eine metabolische Programmierung, wenn sie in den ersten Wochen optimal ernährt werden (Geiger und andere 2016).
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In den ersten sieben Lebenswochen teilen sich in den Organen die Zellen stärker als hinterher. Wird in dieser Zeit intensiv gefüttert, besitzen die Organe mehr Zellen als bei einer restriktiven Fütterung. Innerhalb kurzer Zeit erfolgt so eine Programmierung auf Höchstleistung als Milchkuh.
Klingt gut. Doch Kälber sind am Anfang ihres Lebens auf Vollmilch oder vergleichbar hochwertige, entsprechend teure Milchaustauscher (MAT) angewiesen. Mit Blick darauf, dass die Milchphase erst um den 120. Lebenstag endet und bei einer ad libitium-Tränke das Kalb täglich im Schnitt 10 l säuft, ist somit das Ziel einer metabolischen Programmierung neu geborener Kälber durchaus eine kostspielige Angelegenheit.
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Hier kommt der CalfExpert von Holm & Laue ins Spiel: Kälber ab dem dritten Lebenstag versorgt der Tränkeautomat mit frisch angewärmter Vollmilch, welche gekühlt in einem nebenstehenden Tank bereitsteht. Ältere Kälber versorgt der CalfExpert hingegen mit einem Gemisch aus Vollmilch und MAT — wobei der Landwirt selbst festlegt, ab wann und in welcher Konzentration das einzelne Kalb mit Milchaustauscher bis zum Abtränken gefüttert wird.
Allerdings ist das Vertränken von Vollmilch und Milchpulver heutzutage für einen modernen Tränkeautomaten keine nennenswerte Kunst mehr. Das Besondere am CalfExpert sind vielmehr seine Optionen wie zum Beispiel VollmilchSmart.
Mit VollmilchSmart erfasst ein nachrüstbarer Füllstandsensor exakt die Menge im Kühltank. Anhand dieser Messungen und anhand des Milchverbrauchs der letzten Tage berechnet der Automat, wann in den nächsten 24 Stunden der Vorrat an Vollmilch zu Ende sein wird. Was banal klingt, hat für den Praktiker mehrere Vorteile. Zum einen können so die Kleinsten lückenlos ad libitium mit Vollmilch versorgt werden. Zum anderen fallen zum Reinigen des Tanks keine Restmengen an, die sonst oft weggekippt werden.
Die Technik verrät dem Landwirt zudem mit einem Blick auf das Display oder in die App des Smartphones, wie viel Vollmilch exakt zu einer bestimmten Uhrzeit benötigt wird. Wer also routinemäßig jeden Morgen z. B. um 10 Uhr frische Vollmilch nachfüllt, dem verrät der CalfExpert schon am Vorabend, welche Mengen an Biest- und Transitmilch er benötigen wird.
Unbehandelte, nicht verkehrsfähige Milch kann so passend mit Frischmilch ergänzt und schon am Vorabend pasteurisiert werden. Ohne nennenswerten Mehraufwand an Arbeit kann so am nächsten Tag preiswerte, keimfreie Milch in den frisch gereinigten Kühltank eingefüllt werden.
Übrigens: Die Information und grafische Darstellung, welche Mengen an Milch zu bestimmten Tageszeiten noch vorhanden oder nachzufüllen sind, bietet grundsätzlich jeder CalfExpert — auch ohne die Option VollmilchSmart. Dann allerdings muss jedes Mal die eingefüllte Milchmenge von Hand in das System eingetippt werden. Das Programm verrechnet den Verbrauch anhand des eingegebenen Werts. So wird ebenfalls eine Uhrzeit angezeigt, wann der Milchtank leer sein wird.
Bei der Kopplung mit einem Milchkühltank und der Option SmartWash Undock reinigt der CalfExpert zusätzlich die Leitung zum Kühltank mit einem chemischen Reinigungsmittel. Die Leitungsreinigung über ein Dreiwegeventil erfolgt immer dann, wenn sich der Tränkeautomat mit Temperaturen bis 65 °C selbst reinigt.
Das Reinigen des Milchtanks zählt in der einfachen Ausstattung weiter zu den Aufgaben des Landwirts. Alternativ gibt es die automatische Tankreinigung SmartWash. Die Tankreinigung geht hier selbsttätig in Aktion, sobald der Füllstandsensor erkennt, dass der Tank leer ist. Das Reinigen erledigt ein im Deckel des Milchtanks installierter Reinigungssprühkopf.
Voraussetzung für den Betrieb der automatischen Tankreinigung ist allerdings, dass die Kühlung des Milchtanks automatisch abschaltet. Restmengen an Vollmilch frieren durch die Abschaltung nicht am Tankboden fest, und das Wasser für die Reinigung kühlt damit nicht ab.
Für unseren Einsatzbericht in der Wunschausstattung VollmilchSmart haben wir den CalfExpert auf dem Betrieb von Marcus Rohwer aus Westerrönfeld unter die Lupe genommen. Verantwortlich für die Kälber der Herde mit 230 Melkenden zeichnet Ehefrau Konstanze. Unterstützt wird sie dabei seit gut zwei Jahren von einem CalfExpert mit 200-l-Kühltank.
Die jungen Tiere der ersten Gruppe werden ad libitium mit Vollmilch versorgt. Dazu steht neben dem CalfExpert ein 200-l-Milchtank, der über eine eigene Kühlanlage verfügt. Bei Temperaturen von unter 8 °C bleibt so die Vollmilch für mindestens 24 Stunden lagerfähig.
Im 2023 neu errichteten Freiluftstall befinden sich aktuell zwei Kälbergruppen. Die erste beherbergt die eigene Nachzucht ab dem vierten Tag, die zweite Gruppe die Tiere bis zum Abtränken. Neugeborene Kälber erhalten in Iglus die Milch ihrer eigenen Mutter bis zum Umstallen in die Gruppe.
Wie viel Vollmilch die beiden Gruppen bis zur nächsten Melkzeit benötigen, erkennt Konstanze Rohwer mit einem Blick in die App CalfGuide auf dem Smartphone. Ist die Menge an nicht verkehrsfähiger Milch nicht ausreichend, ergänzt Rohwer die fehlende Menge mit verkehrsfähiger Milch.
Die komplette Kälbermilch eines Tages wird dann in einem Milchtaxi bei 64 °C für 35 Minuten pasteurisiert. Nach Abkühlen über Nacht wird sie am nächsten Tag in den Milchkühltank im Kälberstall umgefüllt.
Da der Betrieb gute Erfolge mit der metabolischen Programmierung der Kälber erzielt, erhält die eigene Nachzucht bis zum 50. Lebenstag ausschließlich Vollmilch zur freien Aufnahme.
Ab dem 51. bis zum 120. Lebenstag erfolgt eine Umstellung in die zweite Gruppe und damit eine kontinuierliche Umstellung auf Milchaustauscher, wobei der Vollmilchanteil selbst am Ende noch bei 20 bis 30 % liegt. Parallel wird ab dem 51. Tag die Milchmenge kontinuierlich von zuvor 15 l auf 2 l am 110. Tag reduziert. Danach endet die Milchphase abrupt.
Mit dem Tränkeautomaten CalfExpert ist die interessierte Praktikerin sehr zufrieden. Zum einen, weil sie über die App des Automaten jederzeit einsehen kann, wie lange der Vorrat an Vollmilch noch reicht. Zum anderen weiß sie immer, wie viel Milch sie bei der nächsten Melkzeit pasteurisieren muss, damit der Vorrat bis zum nächsten Morgen 9 Uhr ausreichend ist. Dass der Automat sich und den Kühltank automatisch reinigt, entlastet Konstanze Rohwer von Routineaufgaben. Gleichzeitig sichert die gute Hygiene im Tränkemanagement eine hohe Tiergesundheit.
Behandlungen weiblicher Tier in den ersten Monaten z. B. wegen Durchfall zählen im Betrieb Rohwer zur Ausnahme. Aber, und darauf legt Rohwer Wert: Das war auch schon vor dem Einzug in den neuen Kälberstall so. „Außenstehenden mögen die Aufzuchtkosten aufgrund der ad libitum-Tränke und des über vier Monate hinweg hohen Anteils an Vollmilch als zu hoch einschätzen,“ weiß die Expertin zu berichten. Sie gibt aber zu bedenken, dass ein Großteil der vertränkten Vollmilch normalerweise in der Gülle landen würde. Wobei an dieser Stelle zu erwähnen wäre: Milch von Kühen in Behandlung wird auch im Betrieb Rohwer in der akuten Phase konsequent in die Gülle abgeleitet.
Zu guter Letzt reduziert nach Erfahrung von Konstanze Rohwer ihre Strategie die Ausgaben für den Tierarzt. „Man hat quasi die Wahl: Entweder man gibt in der Aufzucht wenig Geld für die Milch aus und überweist dafür mehr Geld an den Tierarzt — oder man akzeptiert höhere Milchkosten und hat als Lohn dafür weniger Stress im Kälberstall.“ Dass der Automat CalfExpert sie von der Mehrarbeit ihres früher aufwändig von Hand praktizierten Tränkemanagements entlastet, zaubert der Praktikerin dabei ein Lächeln ins Gesicht.
Holm & Laue nennt für den CalfExpert in der Variante mit zwei Stationen, Nuckelspülung und zwei Anmischbechern einen Grundpreis von 16.000 Euro (Preise ohne MwSt., Fracht und Montage).
Der Füllstandsensor und die Option VollmilchSmart kostet 2.000 Euro. Die Ausgaben für einen 200-l-Tank mit eingebauter Kühlung und automatischer Abschaltung belaufen sich auf etwa 4.600 Euro. In dieser Summe enthalten sind unter anderem alle Milch- und Spülleitungen sowie der Sprühkopf für die Tankreinigung.
Das Milchmanagement in der Kälberaufzucht übt — Stichwort metabolische Programmierung — großen Einfluss auf das spätere Leistungspotenzial einer Milchkuh aus. Holm & Laue reagiert auf das veränderte Bewusstsein der Milchviehhalter mit interessanten Optionen für den eigenen Tränkeautomaten CalfExpert.
So erfasst ein Sensor die Restmengen im Milchtank, der Milchbedarf kann so auf den Liter genau berechnet werden. Zusammen mit einer Tankreinigung entlastet die Technik damit den Landwirt von Routineaufgaben. Gleichzeitig kann auf diese Weise nicht verkehrsfähige Milch zielgenau aufbereitet und den Kälbern als hochwertiges Futtermittel bereitgestellt werden.
Erfahrungen von Konstanze Rohwer: Vorsicht mit Pairing
Rinder sind Herdentiere und genießen die Gemeinschaft. Tatsächlich beweisen selbst Kälber schon ihre Begeisterung für soziale Kontakte. Davon abgeleitet wird zusehends diskutiert, die Einzelhaltung mit Abschluss der Biestmilchphase abzuschaffen. Als der goldene Weg hin zur Gruppenhaltung wird dabei das Pairing gepriesen. Darunter zu verstehen ist das paarweise Halten von Kälbern nach zwei bis drei Tagen in einer Kälberbox.
Konstanze Rohwer und ihr Mann haben die Zeichen der Zeit früh erkannt und das Pairing schon vor mehr als vier Jahren in größerem Umfang ausprobiert. Um die Effekte benennen zu können, wurden Kontrollgruppen angelegt und Protokoll geführt.
Nach Abschluss ihres Projekts rät sie Berufskollegen zur Vorsicht in Sachen Pairing. So zeigten zwar die paarweise gehaltenen Tiere weit über die Erstabkalbung hinaus soziale Züge, beispielsweise kamen die Tiere immer paarweise zum Melken in den Fischgräten-Melkstand.
Wurde aber ein Tier in andere Leistungsgruppen umgestallt, kam bei beiden Tieren Stress auf. Mit dem Ergebnis, dass sie sich besaugten, sobald sie in der niedrigen Leistungsgruppe ein Wiedersehen feiern konnten. „Wir mussten seinerzeit ein Tier nach dem anderen zum Schlachter geben“, erinnert sich Konstanze Rohwer mit sichtlichem Unbehagen. Das Thema Pairing für die eigene Nachzucht ist seitdem für die Eheleute Rohwer ausdiskutiert. „Die frühe Gruppenhaltung von Kälbern ab dem vierten, fünften Lebenstag halte ich aufgrund eigener Erfahrung für gut und sinnvoll. Das gilt jedoch nicht für die paarweise Haltung der eigenen Nachzucht. Wenn Gruppenhaltung, dann immer gleich mit vier oder fünf Kälbern in einer Bucht“, gibt uns Konstanze Rohwer als Rat mit auf dem Heimweg.