Fahrbericht
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Sämaschine Czajkowski ST 450 im Fahrbericht
Strip-Till-Sämaschine Czajkowski ST 450: Schwerer Storch
Das Unternehmen Czajkowski hat sich auf Technik für den Strip-Till-Ackerbau spezialisiert. Wir konnten einen Blick auf die Drillmaschine ST 450 werfen.
Die Aussaat nach dem Strip-Till-Verfahren ist zwar nach wie vor eine Nische. Für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bei der Wasserverfügbarkeit, dem Pflanzenschutz und weiten Fruchtfolgen bietet das System aber spannende Möglichkeiten. Die ST 450 ist eine Entwicklung aus der Landwirtschaft: Maciej Czajkowski war auf der Suche nach Technik für den eigenen Betrieb — seit 2017 lässt er die Drillmaschinen mit 3 bis 6 m Arbeitsbreite professionell fertigen.
Streifenweise lockern
Die Maschine ist in drei Bereiche unterteilt: Lockern, Rückverfestigen und Säen. Am Platz wurde dabei nicht gespart — daraus resultiert eine mächtige Baulänge von 11,20 m. Aber fangen wir vorne an: Angehängt wird die ST per Kat.-III-Unterlenkertraverse oder optional im K80-Kugelkopf. Insgesamt benötigt die Maschine vier Steuergeräte. Hinzu kommt die Bordhydraulik für die beiden Gebläse, die per Zapfwellen-Aufsteckpumpe aus einem Hydrauliköltank auf der Deichsel versorgt werden.
Zur Lockerung setzt Czajkowski auf gerade Zinken mit Meißelspitze (auf Wunsch hartmetallgepanzert), die den Boden nur anheben, aber nicht durchmischen. Jedes Schar ist per eigenem Hydraulikzylinder abgesichert, den Druck zeigt ein Manometer vorne an der Maschine an. Am Vorgewende werden die Lockerungszinken hydraulisch hochgeschwenkt.
Über steckbare Clips an den Hydraulikzylindern erfolgt die Tiefeneinstellung. Wir haben mit allen Clips gearbeitet, die minimale Arbeitstiefe liegt dann bei knapp 25 cm — maximal sind laut Czajkowski bis zu 35 cm Lockerungstiefe möglich. Dann sollte man mit 45 statt 60 mm breiten Scharspitzen arbeiten. Als dritte Variante sind 80 mm breite Spitzen verfügbar.
Damit die Zinken verstopfungsfrei arbeiten können, laufen vor jedem Schar zwei um etwa 15° angestellte Räumsterne (350 mm Durchmesser) in Kombination mit einem 650 mm großen Wellsech. Damit sind auch massige Zwischenfruchtbestände oder Ernterückstände kein Problem.
Typisch für das Strip-Till-Verfahren ist die Düngerablage bei der Aussaat. An der Rückseite der Lockerungszinken ist dazu ein einfacher Düngerauslass montiert. Über ein Y-Stück kommen hier je zwei Schläuche an — damit können beim Einsatz einer Einzelkorn-Sämaschine im Heck zwei Düngerarten gleichzeitig abgelegt werden. Übrigens: Die beiden elektrisch angetriebenen Dosierer werden über eine Leitung direkt von der Schlepperbatterie versorgt.
Der Tank der ST 450 fasst mit Aufsatz 4 900 l und ist in zwei Kammern unterteilt. Durch eine schwenkbare Mittelwand kann die Tankaufteilung zu 60:40 % oder 40:60 % verändert werden. Unter jedem Einzeltank sitzt ein Dosieraggregat von Kverneland. Den Tank erreicht man über zwei Podeste — vorne und auf der linken Seite — mit klappbaren, aber steilen Leitern. Eine durchgehende Rollplane dient als Abdeckung.
Um bei der Dosierung zu bleiben: Der Verteilkopf des ersten Dosieraggregates im vorderen Tankteil beschickt die Schläuche an den Lockerungsscharen. Vom zweiten Dosieraggregat verläuft ein Saatschlauch zum Verteilerkopf der Säschiene. Beide Dosierer werden elektrisch angetrieben und überwacht, ihre Drehzahl wird auf dem Terminal in der Kabine angezeigt.
Unterhalb des vorderen Aufstiegs verbirgt sich ein großes, stabiles Staufach mit zwei Abteilen. Hier haben die Kiste mit Bordwerkzeug, eine Bodensonde, ein Abdrehsack und eine Waage ihren Platz. Apropos Abdrehen: Wie in dieser Maschinenklasse Standard, wird auch die Czajkowski ST 450 per Knopfdruck abgedreht.
Die Maschine stützt sich auf einem Reifenpacker ab. Bei 4,50 m Arbeitsbreite sorgen 13 Reifen der Dimension 315/70 R 22.5 für die Rückverfestigung nach dem Zinkenfeld. Über ein Steuergerät kann die Federung des mittleren Reifenpacker-Segments per Stickstoffblase zum Transport eingestellt werden. Allerdings reicht der Packer als Fahrwerk durch das hohe Maschinengewicht für eine legale Fahrt auf deutschen Straßen nicht aus.
Hinter dem Reifenpacker folgt daher eine Zusatzachse, deren Doppelbereifung einen Teil der Last übernimmt — die Maschine darf nur leer auf öffentlichen Straßen fahren. Die aktuelle Variante ist für 25 km/h zugelassen, Czajkowski arbeitet an einer verbesserten Version, mit der 40 km/h möglich sein sollen.
Am Heck folgt ein massives Dreipunkt-Hubwerk, dessen CBM-Fanghaken seitenvertauscht montiert werden können, um wahlweise das Kat. II- oder III-Innenmaß zu erreichen. Über einen Aufsteck-Hydromotor können zapfwellengetriebene Gebläse angetrieben werden.
Außerdem kann das Gebläse der Säschiene alternativ durch die Bordhydraulik der Maschine versorgt werden. Damit können im Hubwerk sowohl die eigene Czajkowski-Säschine zur Getreideaussaat als auch Einzelkornsämaschinen anderer Hersteller gekoppelt werden. Dank fest montiertem Kabelstrang zum Schlepper ist auch eine ISO-Bus-Ansteuerung und -Überwachung der Einzelkorndrille möglich.
Die Lockerungszinken im Zinkenfeld können passend zum Reihenabstand verschoben bzw. entnommen werden, um statt der 37,5 cm auf jede beliebige Reihenweite bis 90 cm zu kommen. Für das Entnehmen sind dabei mindestens zwei Personen nötig, ein Schlitten hilft beim Verschieben der Zinken. Nach den Erfahrungen des von uns besuchten Landwirtes sollte für den Umbau inklusive Wechsel der Säschine ein Tag eingeplant werden.
Saatbandablage
Wir haben die ST 450 mit der von Czajkowski selbst entwickelten Säschiene eingesetzt, bei der zwölf Säschare exakt den Lockerungszinken folgen. Das ergibt bei 4,50 m Arbeitsbreite eine Reihenabstand von 37,5 cm. Jedes Säschar ist in einem Parallelogramm aufgehängt, das sich nach Lösen zweier Bügelschrauben verschieben lässt. Der Schardruck von bis zu 130 kg wird durch eine Feder eingestellt. Die Tiefenführung erfolgt je über ein vorlaufendes Tastrad mit Luftbereifung der Dimension 6.5/80-12 in Kombination mit der Andruckrolle.
Spannend ist das darauf folgende Säschar: Das breite Flügelschar legt ein Saatband mit 32 cm Breite ab. Es ist durch zwei Bolzen gesichert und lässt sich gegen eine 45 mm breite Scharspitze tauschen, beispielsweise für die Raps-Aussaat. Es folgt eine Vollgummi-Andruckrolle mit 500 mm Durchmesser und 260 mm Breite. Über einen kurzen Oberlenker wird hier an jedem Säaggregat einzeln die Tiefe eingestellt. Als Skala dient ein mobiles Werkzeug, das auch für die Kontrolle der Ablagetiefe genutzt werden kann — dieses muss von Reihe zu Reihe mitgenommen werden.
Bedienung der Strip-Till-Sämaschine Czajkowski ST 450
Eine ISO-Bus-Bedienung gibt es für die Czajkowski ST 450 selbst bislang nicht. Die Drille wird daher immer mit einem Trimble-Terminal ausgeliefert, das mit einer Bedien-App versehen ist. Die Stromversorgung des Terminals kommt direkt von der Schlepperbatterie.
Per App können die klassischen Funktionen wie Gebläsedrehzahl, Fahrgeschwindigkeit, Saatreihen, Fahrgassen sowie Aussaat- und Düngermenge angezeigt bzw. eingestellt werden. Hinzu kommen Hektarzähler und Auftragsverwaltung. Laut Czajkowski lassen sich auch Karten für die teilflächenspezifische Düngung und Aussaat importieren. Geklappt werden muss die Maschine bisher in mehreren Schritten, eine Folgesteuerung gibt es noch nicht.
Die Ansichten der vier Kameras zeigt ein eigenes Display. Zwei Kameras oben an der Rückseite des Tanks überwachen die rechte bzw. linke Maschinenseite. Eine weitere im Tank dient neben einem Füllstandsmelder zur optischen Kontrolle der Restmenge. Die vierte Kamera ist unterhalb des Behälters platziert, durch eine optische Markierung auf den Dosiergeräten kann man damit deren Funktion visuell kontrollieren.
Noch ein Wort zum Zugkraftbedarf: Die Czajkowski ST 450 wiegt gut 11 t — leer. Damit soll auch unter extrem trockenen Bedingungen ein Einzug der Werkzeuge sichergestellt werden. Der Zugkraftbedarf ist aber nicht zu unterschätzen. Auf dem besuchten Betrieb ist ein Fendt Vario 936 mit 265 kW/360 PS vorgespannt, dessen Leistung die 4,50 m breite Maschine je nach Bedingungen durchaus einfordert.
Weitere Details
Die Maschine ist rundum mit sehr guten LED-Scheinwerfern ausgerüstet.
Eine Druckluftbremse ist Serie.
Eine Pendel/Wasserwaage hilft bei der Ausrichtung der Maschine.
Für das Fahrwerk und die Klappgelenke ist eine Zentralschmierung erhältlich.
Das Säschar ist gegen eine schmale Variante (45 mm) mit nachlaufender, federbelasteter Andruckrolle austauschbar.
In Deutschland werden die Czajkowski-Maschinen über die Jatznicker Handel & Service GmbH vertrieben.
In der eingesetzten Variante steht die ST 450 mit rund 228 600 Euro in der Liste.
Vorne streifenweise lockern, hinten säen — das kann die ST 450 von Czajkowski. Die von uns besuchte Maschine war auf stark wechselnden Böden im Einsatz. Der Betriebsleiter ist überzeugt von der kombinierten Maschine im Vergleich zum absätzigen Strip-Till-Verfahren, da es keine Gefahr von Spurabweichungen und Wettereinflüssen mehr gibt.
Durch das Kat. III/III N-Dreipunkthubwerk hinter dem Reifenpacker können verschiedene Säschienen und Einzelkornsägeräte mit 4,50 m Arbeitsbreite angebaut werden. Nicht zu unterschätzen ist aber die Baulänge sowie das Gewicht. Und auch für die Einstellung der anspruchsvollen Maschine muss etwas Zeit eingeplant werden.