Gut zu wissen
- Mit dem Convio hat Claas erstmals eigene Draper im Programm.
- Die (Flex-)Draper sind schwerer und deutlich teurer, ernten aber Sonderfrüchte sauberer.
- In Getreide ist die Druschleistung dank gleichmäßigerer Zuführung tendenziell höher.
Beim Praxistest des
Claas Lexion 5500 TT (profi 2/2021) haben wir sowohl mit dem Schnecken-Schneidwerk Vario 770 als auch mit dem Band-Schneidwerk Convio 770 Flex gearbeitet. Dabei wurden keine Früchte wie Ackerbohnen, Soja oder Erbsen geerntet, sondern ausschließlich Getreide und Raps.
Claas: Komplette Neuentwicklung…
Die Forderung, ein eigenes Draper-Schneidwerk zu entwickeln, kam laut Claas hauptsächlich aus Nordamerika. Und da Wettbewerbsprodukte bei höheren Erträgen schnell an ihre Grenzen kamen, wollte man „unter allen Bedingungen besser werden“.
Schon 2012 war Claas deshalb in den USA zur Soja-Ernte mit einem ersten Draper-Funktionsmuster inklusive flexiblem Messerbalken unterwegs. Bei einem Flexweg von 225 mm war auch das Förderband dahinter entsprechend beweglich. So bleibt der Übergang immer gleich, um eine möglichst verlustfreie Übergabe des Erntegutes auf das Förderband sicherzustellen.
Und das Förderband ist letztendlich auch der wichtigste Unterschied zum Schneckenschneidwerk. So wird das Erntegut beim Convio unmittelbar nach dem Messerbalken aktiv zur Schneidwerksmitte gefördert, es können sich erst gar keine Stauungen oder Haufen bilden.
Eine weitere Besonderheit ist die kurvenbahngesteuerte Überschlag-Haspel: Dank ihrer langen Kunststoff-Finger sorgt sie auch bei Lagerstellen für eine sichere Erntegutaufnahme. Außerdem soll die Übergabe auf dem Band ebenfalls gezielter sein als bei der bekannten Zinkensteuerung.
...gegen bewährte Technik
Anders als das Draper-Schneidwerk Convio gibt es das Schnecken-Schneidwerk Vario bereits seit den 1990er Jahren. Es wurde damals für die neuen Lexion-Mähdrescher entwickelt, die eine deutlich höhere Leistung als ihre Vorgänger hatten. Außerdem bauten immer mehr Betriebe Raps an, so dass eine einfachere Umrüstung zwischen Raps und Getreide gefordert war.
Daraus ist der verstellbare Tisch entstanden, der heute 70 cm Weg hat, keine Einlegebleche mehr benötigt und mit schnell kuppelbaren, hydraulischen Seitenmessern ausgestattet werden...
Gut zu wissen
- Mit dem Convio hat Claas erstmals eigene Draper im Programm.
- Die (Flex-)Draper sind schwerer und deutlich teurer, ernten aber Sonderfrüchte sauberer.
- In Getreide ist die Druschleistung dank gleichmäßigerer Zuführung tendenziell höher.
Beim Praxistest des
Claas Lexion 5500 TT (profi 2/2021) haben wir sowohl mit dem Schnecken-Schneidwerk Vario 770 als auch mit dem Band-Schneidwerk Convio 770 Flex gearbeitet. Dabei wurden keine Früchte wie Ackerbohnen, Soja oder Erbsen geerntet, sondern ausschließlich Getreide und Raps.
Claas: Komplette Neuentwicklung…
Die Forderung, ein eigenes Draper-Schneidwerk zu entwickeln, kam laut Claas hauptsächlich aus Nordamerika. Und da Wettbewerbsprodukte bei höheren Erträgen schnell an ihre Grenzen kamen, wollte man „unter allen Bedingungen besser werden“.
Schon 2012 war Claas deshalb in den USA zur Soja-Ernte mit einem ersten Draper-Funktionsmuster inklusive flexiblem Messerbalken unterwegs. Bei einem Flexweg von 225 mm war auch das Förderband dahinter entsprechend beweglich. So bleibt der Übergang immer gleich, um eine möglichst verlustfreie Übergabe des Erntegutes auf das Förderband sicherzustellen.
Und das Förderband ist letztendlich auch der wichtigste Unterschied zum Schneckenschneidwerk. So wird das Erntegut beim Convio unmittelbar nach dem Messerbalken aktiv zur Schneidwerksmitte gefördert, es können sich erst gar keine Stauungen oder Haufen bilden.
Eine weitere Besonderheit ist die kurvenbahngesteuerte Überschlag-Haspel: Dank ihrer langen Kunststoff-Finger sorgt sie auch bei Lagerstellen für eine sichere Erntegutaufnahme. Außerdem soll die Übergabe auf dem Band ebenfalls gezielter sein als bei der bekannten Zinkensteuerung.
...gegen bewährte Technik
Anders als das Draper-Schneidwerk Convio gibt es das Schnecken-Schneidwerk Vario bereits seit den 1990er Jahren. Es wurde damals für die neuen Lexion-Mähdrescher entwickelt, die eine deutlich höhere Leistung als ihre Vorgänger hatten. Außerdem bauten immer mehr Betriebe Raps an, so dass eine einfachere Umrüstung zwischen Raps und Getreide gefordert war.
Daraus ist der verstellbare Tisch entstanden, der heute 70 cm Weg hat, keine Einlegebleche mehr benötigt und mit schnell kuppelbaren, hydraulischen Seitenmessern ausgestattet werden kann. So ist der Fruchtartenwechsel auch beim Vario schnell gemacht. Und bei Lagergetreide kann die Haspel vor dem eingezogenen Tisch unterhalb des Messerbalkens arbeiten. Umgekehrt kann man mit ausgefahrenem Tisch problemlos lagernden Roggen auch von vorne ernten.
Bei unserem Praxistest hatten wir weder mit Lagergetreide noch mit sonderlich schwierigen Druschbedingungen zu tun. Umso gespannter waren wir, ob es einen Unterschied in der Druschleistung gibt, wenn wir zwischen den beiden Schneidwerkstypen wechseln.
In einem homogenen Weizenbestand mit einem Kornertrag von gut 9 t/ha haben wir deshalb eine Stunde lang jede zweite Bahn mit dem Vario-Schneidwerk gedroschen. Anschließend wurde umgebaut und eine Stunde lang mit dem Convio-Schneidwerk die übrigen Bahnen geerntet. Dabei sind wir durchgehend mit Cemos Automatic samt CruiseControl gefahren, um den Drescher immer gleichmäßig auszulasten.
Draper: Mehr Durchsatz...
Ergebnis: Der Korn-Durchsatz (einschließlich Wendezeiten) lag mit dem Vario-Schneidwerk bei 34,8 t/h. Mit dem Convio-Schneidwerk waren es mit 36,1 t/h. Das macht 3,7 % mehr — zur besten Druschzeit ohne Tau. Unter ungünstigen Bedingungen dürfte der Abstand größer ausfallen.
Dabei schlug sich der vermeintlich höhere Antriebsbedarf des Convio nicht im Dieselverbrauch nieder. Außerdem signalisiert das Ergebnis den Vorteil einer gleichmäßigen Gutzuführung mit den Ähren voran. Ein Effekt, der besonders Mähdreschern mit Axial-Abscheidung in die Karten spielt. Die Zuführung beim Convio hat aber auch noch Potenzial: Trotz maximaler Bandgeschwindigkeit kam es gerade am mittleren Zuführband noch zu Gedränge.
Stichwort Bandgeschwindigkeit: Gegenüber dem Vario hat man beim Convio ein paar mehr Einstellmöglichkeiten. Angefangen bei der Flexregelung für den Messerbalken über die Bandgeschwindigkeit bis hin zum Verhalten der Bänder z. B. beim Reversieren. Gut, dass es neben Cebis den Schnellzugriff über den Fahrhebel und AutoBeltSpeed gibt: die synchrone Anpassung der Bandgeschwindigkeit an die Fahrgeschwindigkeit.
Hinzu kommt die obenliegende Schnecke, die den Gutfluss auch bei größten Erntemengen sicherstellt. Das alles verlangt zwar nach einer entsprechenden Beachtung im Einsatz, verbessert aber die Möglichkeiten gerade bei schwierigen Bedingungen mit Feuchtigkeit und Lager, insbesondere bei großen Arbeitsbreiten. Und wie beim Drusch von bodennahen Kulturen wie Soja oder Erbsen kommt auch hier der für einen Draper vergleichsweise flache Schnittwinkel des Convio sowie die (optionale) hydraulische Winkelverstellung zum Tragen.
...aber schwer und teuer
Bleiben noch das Gewicht, die Wartung und der Preis: Das Convio 7700 Flex wiegt nach unserer Messung 3 210 kg. Beim Vario 770 waren es 550 kg weniger. Noch größer ist der Unterschied bei den Preisen ohne MwSt. und Wagen: Während das Vario 770 mit 58 100 Euro in der Liste steht, sind es beim Convio 770 mit 80 500 Euro fast 40 % mehr.
Auch beim Thema Wartung steht beim Draper etwas mehr auf dem Zettel. Da ist zum einen die Kontrolle der Bandspannung und zum anderen sind es immerhin elf Schmierstellen (alle 100 h) statt nur drei beim Vario.
Wir fassen zusammen
Das Convio-Draperschneidwerk hat seine Stärken — insbesondere mit dem flexiblen Messerbalken — in Sonderfrüchten wie Ackerbohnen, Soja oder Erbsen. Da das Messer per Knopfdruck starr gestellt werden kann, lassen sich aber problemlos auch Getreide und Raps ernten. Je schwieriger und wechselnder die Bedingungen dabei sind, desto eher kann das Convio auch hier seine Vorteile ausspielen, vor allem bei großen Arbeitsbreiten. Außerdem können die Druschzeiten auch um zwei Stunden nach vorne oder hinten ausgeweitet werden, ohne dass irgendetwas wickelt oder staut. Die Förderbänder garantieren einen gleichmäßigen Gutfluss, um den (Hybrid-)Mähdrescher auch dann noch an seiner Leistungsgrenze fahren zu können.
Unter normalen Bedingungen im Weizendrusch konnten wir nur einen kleinen Unterschied in der Druschleistung zwischen beiden Schneidwerken feststellen. Dafür ist das Vario-Schnecken-Schneidwerk leichter, einfacher aufgebaut und hat weniger Verschleißteile. Außerdem ist es einfacher zu bedienen und ebenfalls ohne Umbau in Getreide und im Raps einsetzbar.
Hinzu kommt der Preisvorteil: Bei 7,70 m Arbeitsbreite ist das Vario über 22 000 Euro günstiger als das Convio. Bei der Flex-Version sind es sogar 35 000 Euro Unterschied.