Gut zu wissen
- Das NIRS-System funktioniert nur mit Ertragsmess-System.
- Die Datenauswertung erfolgt im Portal Telematics.
- Claas hat Kalibrierkurven für Mais, Gras und GPS hinterlegt.
- Eine DLG-Anerkennung des Systems gibt es bislang nur für Feuchte und TS-Gehalt.
Wie viel Rohprotein ist im Futter? Das interessiert Milchviehhalter für die Optimierung ihrer Futterrationen. Auch der Rohaschegehalt ist ein wichtiger Wert, um die Qualität des Futters beurteilen und den Verschleiß an der Maschine abschätzen zu können. Außerdem wollen Biogasanlagenbetreiber nicht nur wissen, wie hoch der TS-Gehalt der Maissilage ist. Vielmehr ist für sie der Stärke- und damit der Energiegehalt von Bedeutung.
Labor vs. Sensor
Laboranalysewerte geben lediglich Auskunft zu Stichproben, und das Ergebnis ist nicht sofort verfügbar. Hier hat die Inhaltsstoffbestimmung für Silomais, Ganzpflanzen und Gras mit dem NIRS-System am Auswurfkrümmer des Claas-Feldhäckslers Vorteile. Der Sensor scannt zwanzigmal pro Sekunde das an einer Saphirscheibe vorbeifliegende Häckselgut. Alle fünf Sekunden überträgt das System die daraus ermittelten Werte. So ergibt sich eine umfassende Datenbasis. Die gesammelten Daten lassen sich bereits während der Arbeit zu Inhaltsstoffkarten zusammenfügen. Diese geben Aufschluss über die Standortunterschiede oder auch über die Eignung von Sorten.
Die Feuchtebestimmung und damit die Ermittlung des TS-Gehalts mittels Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) mit dem NIR-Sensor am Auswurfkrümmer des Claas-Feldhäckslers hat die DLG zur Messung der Feuchte in Mais bereits im Jahr 2013 und in Gras im Jahr 2019 anerkannt. Bisher nicht anerkannt ist die Bestimmung von Inhaltsstoffen mit dem NIRS-System.
Hier setzt das Projekt DigiMilch der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) an. Die LfL untersucht, wie genau das NIRS-System sowie die Ertragserfassung arbeiten, und welchen praktischen Nutzen die Sensormesswerte für Milchviehhalter haben. Ergebnisse dazu wird es erst Ende dieses Jahres geben. An dem Projekt beteiligt sind Landwirte, die das Futter an ihre Tiere verfüttern, und Lohnunternehmer, die das Futter ernten. Einer davon ist der Lohnunternehmer Martin Zintl aus dem Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth.
NIRS und Datenauswertung nachrüsten
Martin Zintl hat im Jahr 2019 zwei seiner vier Jaguar-Selbstfahrhäcksler mit dem NIRS-System von Claas ausgestattet und den Datenversand in das Portal Telematics freischalten lassen. Per Mobilfunk und dem ab Werk eingebauten Kommunikationsmodul senden seine Feldhäcksler nun alle fünf Minuten Datenpakete in das Webportal unter
claas-telematics.com.
Damit die Bestimmung der Trockensubstanz und Inhaltsstoffe funktioniert, muss auch das Quantimeter zur Ertragserfassung im Feldhäcksler installiert sein. Das System misst die Auslenkung und Drehzahlen der Vorpresswalzen und berechnet das Durchsatzvolumen. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung des vom NIRS-Sensor ermittelten TS-Gehalts der Ertrag in t/ha. Wichtig ist, dass der Fahrer das Ertragsmesssystem regelmäßig durch Gegenwiegen von Fuhren kalibriert. Lohnunternehmer Martin Zintl führt dies bei jedem Fruchtwechsel durch — oder öfter, wenn eine Fuhrwerkswaage in der Nähe ist.
Um die ins Telematics-Portal übertragenen Daten im Büro auswerten und analysieren zu können, hat der Lohnunternehmer die...
Gut zu wissen
- Das NIRS-System funktioniert nur mit Ertragsmess-System.
- Die Datenauswertung erfolgt im Portal Telematics.
- Claas hat Kalibrierkurven für Mais, Gras und GPS hinterlegt.
- Eine DLG-Anerkennung des Systems gibt es bislang nur für Feuchte und TS-Gehalt.
Wie viel Rohprotein ist im Futter? Das interessiert Milchviehhalter für die Optimierung ihrer Futterrationen. Auch der Rohaschegehalt ist ein wichtiger Wert, um die Qualität des Futters beurteilen und den Verschleiß an der Maschine abschätzen zu können. Außerdem wollen Biogasanlagenbetreiber nicht nur wissen, wie hoch der TS-Gehalt der Maissilage ist. Vielmehr ist für sie der Stärke- und damit der Energiegehalt von Bedeutung.
Labor vs. Sensor
Laboranalysewerte geben lediglich Auskunft zu Stichproben, und das Ergebnis ist nicht sofort verfügbar. Hier hat die Inhaltsstoffbestimmung für Silomais, Ganzpflanzen und Gras mit dem NIRS-System am Auswurfkrümmer des Claas-Feldhäckslers Vorteile. Der Sensor scannt zwanzigmal pro Sekunde das an einer Saphirscheibe vorbeifliegende Häckselgut. Alle fünf Sekunden überträgt das System die daraus ermittelten Werte. So ergibt sich eine umfassende Datenbasis. Die gesammelten Daten lassen sich bereits während der Arbeit zu Inhaltsstoffkarten zusammenfügen. Diese geben Aufschluss über die Standortunterschiede oder auch über die Eignung von Sorten.
Die Feuchtebestimmung und damit die Ermittlung des TS-Gehalts mittels Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS) mit dem NIR-Sensor am Auswurfkrümmer des Claas-Feldhäckslers hat die DLG zur Messung der Feuchte in Mais bereits im Jahr 2013 und in Gras im Jahr 2019 anerkannt. Bisher nicht anerkannt ist die Bestimmung von Inhaltsstoffen mit dem NIRS-System.
Hier setzt das Projekt DigiMilch der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) an. Die LfL untersucht, wie genau das NIRS-System sowie die Ertragserfassung arbeiten, und welchen praktischen Nutzen die Sensormesswerte für Milchviehhalter haben. Ergebnisse dazu wird es erst Ende dieses Jahres geben. An dem Projekt beteiligt sind Landwirte, die das Futter an ihre Tiere verfüttern, und Lohnunternehmer, die das Futter ernten. Einer davon ist der Lohnunternehmer Martin Zintl aus dem Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth.
NIRS und Datenauswertung nachrüsten
Martin Zintl hat im Jahr 2019 zwei seiner vier Jaguar-Selbstfahrhäcksler mit dem NIRS-System von Claas ausgestattet und den Datenversand in das Portal Telematics freischalten lassen. Per Mobilfunk und dem ab Werk eingebauten Kommunikationsmodul senden seine Feldhäcksler nun alle fünf Minuten Datenpakete in das Webportal unter
claas-telematics.com.
Damit die Bestimmung der Trockensubstanz und Inhaltsstoffe funktioniert, muss auch das Quantimeter zur Ertragserfassung im Feldhäcksler installiert sein. Das System misst die Auslenkung und Drehzahlen der Vorpresswalzen und berechnet das Durchsatzvolumen. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung des vom NIRS-Sensor ermittelten TS-Gehalts der Ertrag in t/ha. Wichtig ist, dass der Fahrer das Ertragsmesssystem regelmäßig durch Gegenwiegen von Fuhren kalibriert. Lohnunternehmer Martin Zintl führt dies bei jedem Fruchtwechsel durch — oder öfter, wenn eine Fuhrwerkswaage in der Nähe ist.
Um die ins Telematics-Portal übertragenen Daten im Büro auswerten und analysieren zu können, hat der Lohnunternehmer die Telematics-Lizenz Professional gebucht. Außerdem benötigte er für die Verarbeitung der schlagbezogenen Auftragsdaten das Upgrade für die automatische Dokumentation. So sendet das Kommunikationsmodul also die Maschinendaten wie Motorauslastung, Kraftstoffverbrauch oder Häcksellänge sowie den aktuellen Standort und auch die Daten der Ertragserfassung und der Inhaltsstoffermittlung.
Karten für die Kunden
Martin Zintl kann nun seinen Kunden die Kartierung von Ertrag und Inhaltsstoffen anbieten, wenn er Gras, Mais oder GPS häckselt. Einen Preis für die Zusatzleistung konnte er noch nicht nennen. „Die Ermittlung von Inhaltsstoffen mit dem NIRS-Sensorsystem im Feldhäcksler ist für mich neu. Ich will deswegen erst mal eigene Erfahrungen sammeln, bevor ich diesen Service meinen Kunden in Rechnung stelle“, sagt Martin Zintl. „Wenn die Sensormesswerte für die Inhaltsstoffe passen, werde ich einen Aufpreis für meine Dienstleistung berechnen“, so der Lohnunternehmer.
NIRS-Kalibration ist Herstellersache
Laut Aussage von Claas lassen sich die Zucker- und Rohaschegehalte in Gras bereits gut mit dem NIR-Sensor messen. Der Stärkegehalt sei hingegen ein Parameter mit hohen Schwankungen bei den Referenzdaten aus den Laboren. Daher sei hierfür die Kalibrierung des Sensorsystems schwieriger. Die NIRS-Kalibration erfolgt immer durch den Hersteller. Die Krux daran: Die Aussagekraft der NIRS-Daten hängt entscheidend von der Datenbasis im Hintergrund ab.
Für den Abgleich sind Laborwerte nötig, die Claas in einer Datenbank sammelt. Je mehr Daten diese enthält, desto besser wird die Inhaltsstoffmessung mit dem NIRS-System. Sehr anspruchsvoll ist dies, weil für unterschiedliche Regionen auch verschiedene Kalibrierkurven notwendig sind. Die Kurven für Deutschland unterscheiden sich z. B. von denen für Großbritannien. Das hat unter anderem mit der Abreife der Früchte zu tun. Auch sollten die hinterlegten Kalibrierfunktionen möglichst einmal jährlich ein Update erhalten.
Maschinendaten und Auftragsdaten im Portal
Der Fahrer des Häckslers sieht am Bildschirm des Cebis-Terminals die aktuellen Durchschnittswerte des gestarteten Auftrags. Der Betriebsleiter oder Disponent im Büro kann die aktuellen Daten über das Telematics-Portal ebenfalls abrufen. In erster Linie sind für das Lohnunternehmen sicherlich die Maschinen- und die Standortdaten interessant und weniger die Ertrags- und Inhaltsstoffdaten. Wo ist die Maschine? Wie viel des aktuellen Auftrags ist schon erledigt, und hat der Fahrer die vom Kunden gewünschte Häcksellänge passend eingestellt?
Die Maschinendetailseite zeigt eine Übersicht über alle Parameter. Dazu gehört die Erntemenge, die Prozesszeit, die bearbeitete Fläche, der aktuelle Kraftstoffverbrauch und die Häcksellänge. Außerdem kann der Lohnunternehmer im Büro das Arbeitstagebuch ansehen, das alle Aufträge des aktuellen Tages auflistet. Hier sieht er auch die Aufträge, die der Fahrer über das Cebis-Terminal neu angelegt hat. Es lassen sich dann im Nachhinein Schlaggrenzen hinzufügen.
Alternativ könnte der Lohnunternehmer die Daten aus Telematics mobil z. B. über sein Smartphone abrufen, indem er die kostenlose App für Android- und iOS-Geräte nutzt. Sie zeigt neben anderen Maschinendaten den Standort und den Dieseltankfüllstand an und gibt Fehlermeldungen aus. Die Ertragsdaten und die NIRS-Daten hingegen sind über die App nicht einsehbar.
Dokumentation für Abrechnung
Die automatische Dokumentation ordnet die zu Aufträgen gehörenden Daten wie Arbeitszeit, Kraftstoffverbrauch sowie Ertrag und NIRS-Messwerte konkreten Schlägen zu. Idealerweise sind die Schlaggrenzen im Portal hinterlegt, oder der Lohnunternehmer legt sie nachträglich an. Hat der Fahrer einen Auftrag beendet, so sind die Auftragsdaten fünf Minuten später im Büro verfügbar.
Lohnunternehmer Martin Zintl nutzt die automatische Dokumentation zum einen für die Abrechnung, und zum anderen um für seine Kunden die Ertrags- und Inhaltsstoffkarten zu erzeugen. „Ich schicke meinen Kunden die Ertrags- und Inhaltsstoffkarten als Screenshot“, sagt Martin Zintl. Es wären auch ein Export der Daten im ISOXML- oder Excel-Format sowie der Versand eines pdf-Dokuments möglich.
Seine Feldhäcksler-Einsätze rechnet Martin Zintl bei Gras nach Stunden und bei GPS und Mais nach Fläche ab. „Gut wäre, wenn jeder Kunde mir für seine Aufträge die Schlaggrenzen in digitaler Form zur Verfügung stellen würde. Dann könnte ich sie in das Auftragsmanagement hineinladen. Das würde die Abrechnung vereinfachen. Doch nicht jeder Kunde ist dazu bereit. Also nutze ich die aufgezeichneten Fahrspuren des Häckslers, um die Schlaggrenze und die Flächengröße zu ermitteln“, sagt der Lohnunternehmer.
Dafür ist dann Handarbeit nötig. Gleiches gilt auch für die Excel-Tabellen, die Martin Zintls Frau Bettina zum Teil mit Daten aus Telematics erstellt und an den Maschinenring sendet. Der Maschinenring führt für das Lohnunternehmen die Abrechnung aus. „Leider gibt es bislang keine Schnittstelle zwischen dem Portal des Maschinenrings und Telematics“, sagt Martin Zintl.
Was uns sonst noch auffiel:
- Das NIRS-System mit der Inhaltsstoffbestimmung für Mais, Gras und Ganzpflanzensilage kostet rund 25 000 Euro Aufpreis (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Hinzukommen die Kosten für das notwendige Quantimeter zur Ertragsmessung von rund 7 000 Euro.
- Die Gebühren für die nötigen Lizenzen betragen für Telematics Advanced oder Professional 400 bzw. 590 Euro im Jahr und für die automatische Dokumentation jährlich 325 Euro. Bei mehrjähriger Buchung reduzieren sich die Gebühren.
- Die Ertragsmessung und die Bestimmung von TS-Gehalt und Inhaltsstoffen brauchen einen Durchsatz von mindestens 60 t/h und bei der neuen Baureihe des Claas Jaguar 900 von mindestens 30 t/h.
Fazit
Für Milchviehbetriebe und für Biogasanlagenbetreiber sind die Inhaltsstoffe von gehäckseltem Mais, Gras und Ganzpflanzen interessant. Laboranalysewerte geben nur Auskunft zu Stichproben. Der Claas Jaguar mit NIRS-System liefert hingegen kontinuierlich Messwerte von Ertrag, TS-Gehalt und verschiedenen Inhaltsstoffen.
Zwar verändern sich die Gehalte an Rohprotein, Stärke und Zucker während des Silierens. Doch aus den Sensorwerten lassen sich Teilflächenkarten erstellen, die Auskunft über den Bestand geben. Die Auswertung der Daten erfolgt im Claas-Portal Telematics. Der Lohnunternehmer kann dies auch nutzen, um sich einen Überblick über die aktuellen Standorte seiner Maschinen sowie über die Einstellungen und den Verbrauch zu verschaffen.
Eine Anerkennung für die Inhaltsstofferfassung mit NIRS gibt es bisher noch nicht. Erste Ergebnisse zur Genauigkeit des Systems werden Ende des Jahres aus dem Projekt DigiMilch erwartet.