Gut zu wissen
- Für die Impress-Maschinen wird es zukünftig auch eine Mantelfolien-Bindung geben.
- Die seitlich ausziehbare Messerschublade ist ein Alleinstellungsmerkmal bei Rundballenpressen.
- Das Verstellen der Ballengröße am Wickler ist einfach und macht die Kombination sehr flexibel.
Pöttinger bietet die Impress-Maschinen solo und als Kombination an. Im Programm sind Pressen mit fester Kammer und solche mit variablem Ballenmaß bis 1,85 m Durchmesser. Für alle Maschinen gibt es zwei Ausstattungsvarianten: Die Master-Modelle, die sich an Landwirte mit überbetrieblichem Einsatz richten und die Pro-Maschinen, mit denen Pöttinger Lohnbetriebe ansprechen will. Getestet haben wir eine Impress 155 VC Pro, mit Ballendurchmessern von 0,80 bis 1,55 m, die auf dem von Pöttinger gebauten Wickler (1,10 bis 1,50 m) gewickelt werden können.
Aufgeräumte Vorderseite
Die Test-Presse haben wir unten in der K80-Kupplung gefahren. Alle anderen Kupplungsvarianten sind möglich. Dazu passt sehr gut die optionale hydraulische Knickdeichsel mit Deichselstoßdämpfer, die Pöttinger für 2 350 Euro anbietet (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Diese Knickdeichsel erhöht die Bodenfreiheit — vor allem bei hohen, voluminösen Schwaden lernten wir dieses Extra zu schätzen. Serienmäßig sieht Pöttinger Verstellspindeln vor. Insgesamt ist der Anbauraum sehr aufgeräumt. Die Schlauchgarderobe und die Hydraulikschlauchbezeichnungen sind okay. Für die Gelenkwelle von Bondioli & Pavesi gibt es eine gute Ablage. Lediglich der Stützfuß mit Klappfunktion und unhandlicher Kurbel stört den positiven Gesamteindruck.Die Netzbindung ist sehr gut erreichbar, ein trittsicherer Aufstieg ermöglicht den Zugang zum Podest, von dort aus lässt sich das Netz bequem einlegen. Haltbare Aufkleber erklären die Netzführung.
Einzug und Schneidwerk
Die federentlastete Pickup (laut Pöttinger etwa 100 kg Restauflage) misst zwischen den äußeren Zinken 1,98 m — das ist kein Spitzenwert, aber okay. Fünf beidseitig gesteuerte Zinkenreihen sammeln das Futter auf. Die Pickup hat gelenkte Tasträder mit einer guten Höhenverstellung. Zur Straßenfahrt können die Räder dran bleiben.Besonderheit der Pickup ist die mittige Aufhängung, die ein seitliches Pendeln mit einem Weg von 120 mm erlaubt und so eine gute Bodenanpassung auch auf unebenen Flächen erzielt. Für den Einsatz im Stroh lässt sich die Pickup abstecken. Sie wird dann „getragen“, kann aber noch nach oben ausweichen. Die Pickup-Automatik hebt die Pickup beim Binden automatisch an.
Ein einstellbarer Rollenniederhalter mit Einweiserzinken unterstützt den Gutfluss. Zwei Schnecken pro Seite sorgen für eine optimale Zuführung.Der Rotor mit versetzt angeordneten Einfachzinken dreht nach oben und fördert das Futter über sich hinweg in die Kammer. Das hat zwei Vorteile: Erstens muss das Futter bei der Übergabe in die Kammer keinen Bogen mehr passieren. So entsteht ein tangentialer Futterfluss in die Kammer, der unserer Erfahrung nach ein sehr ordentliches Schluckvermögen und somit hohe Durchsätze bietet. Bis die Überlastsicherung des Einzugs anspricht, muss schon richtig was kommen. Der andere Vorteil ist, dass die Messer von oben in den Rotor ragen. Sauber geschnittenes Futter haben wir bei unseren Sichtkontrollen festgestellt. Außerdem setzen sich die Messerschlitze in dieser Anordnung nie zu und die Messer schwenken immer sicher ein.
Ausziehbare Messerschublade
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Pöttinger-Pressen ist die seitlich ausziehbare „Easy Move“-Messerschublade. Nach Freigabe im Bedienterminal nimmt man die beiden Betätigungszylinder ab, entriegelt die patentierte Schublade mit dem mitgelieferten Hebel und kann die rollengelagerte Einheit dann ganz einfach komplett ausziehen. Jetzt sind alle einzeln mit Knickfedern gesicherten Messer gefahrlos zugänglich, lassen sich zentral entriegeln, einzeln entnehmen und tauschen. Gegenüber Lösungen, bei denen man mit einer gefährlichen Kletterpartie in die Kammer steigen muss und meist von oben an die Schneide greift, um die Messer zu entnehmen, ist das eine wirkliche Verbesserung und spart darüber hinaus noch Zeit.
Bei den Pro-Maschinen sieht Pöttinger maximal 32 Messer vor, die sich in den Gruppen 0-16/16/16/32 schalten lassen. Nach Vorwahl auf dem Terminal werden sie hydraulisch (Aufpreis 2413 Euro, serienmäßig mechanisch-manuelle Betätigung) eingeschwenkt. Die theoretische Schnittlänge beträgt 36 mm. Besonderheit der Messer ist die doppelte Schneide. Damit verdoppelt sich die Standzeit eines Messers und selbst bei anspruchsvollen Einsätzen ist auch an langen Tagen kein Messertausch notwendig, weil man die Messer eben einmal drehen kann. Verstopfungen können nach dem Ausschwenken des Messerbodens (entweder per Schwimmstellung oder mit Druck) am Terminal einfach durchgleiten.
Kammer verdichtet von Beginn an
Die variablen Impress-Maschinen haben vier Presswalzen, von denen eine als klassische Starterwalze dient und drei endlose Pressriemen. Beim Ballenstart ist der Raum so eng, dass das Futter sofort rotieren muss (Pöttinger bezeichnet das als Vorkammer). Das sorgt auch bei schwierigen Bedingungen wie beispielsweise sehr trockenem (Gersten-) Stroh und nasser, feinhalmiger Silage für den sicheren Start des Ballens. Das hat sich auch während des Tests in mürbem Stroh bestätigt; witterungsbedingt haben wir allerdings keinen sehr späten, nassen Schnitt verarbeiten können.
Der Pressdruck wird auf dem Terminal vorgewählt, drei Dichtezonen stehen zur Auswahl, deren Schichtdicke frei wählbar ist. Die geformten Ballen sind vorbildlich kantig.Die Bindung hat ein Zuführblech, dass das Netz zum Ballen führt. Im Automatikmodus führt das Blech das Netz passend zum Erreichen der eingestellten Größe bereits an den Ballen heran. Ist der Zielwert erreicht, schießt es nach einstellbarer Verzögerung (Zeit oder ISO-Bus-Signal) automatisch ein. Diese „Warteposition“ spart Zeit, das Binden geht sehr zügig vonstatten. Natürlich ist eine manuelle Bindung möglich. Mit der Bindung gab es während des Tests keine Störungen.
Störungsfreie Übergabe
Der Ballen fällt nach der automatischen Öffnung der Heckklappe unterstützt von einer Ladeschwinge direkt auf den Wickeltisch, der anschließend in die Wickelposition fährt. Mit dieser Kombination gelingt die Übergabe auch in Hanglagen störungsfrei. Für solche Lagen hat Pöttinger einen Hang-modus (250 Euro) vorgesehen, der im Terminal vorwählbar ist: Ein Neigungssensor registriert die Lage der Presse und reduziert automatisch die Hydraulikgeschwindigkeiten, der Ballen wird so sicher übergeben.
Der Tisch hat drei Bänder und je Seite zwei Kegel, die den Ballen in jeder Lage sicher halten. Besonderheit des Pöttinger-Wicklers ist die Anordnung des Antriebs unter dem Wickeltisch, dort sind auch die Satellitenarme angelenkt. Unserer Erfahrung nach macht das die Einheit weniger anfällig für Folienrisse durch Erschütterungen und wankende Wickelarme. Der Doppelwickler rotiert mit zügigen 36 U/min und stretcht den Ballen so sehr schnell ein. Die Vorstreckung lässt sich durch Umlegen der Antriebskette einfach zwischen 50 oder 70 % ändern.
Ballen zwischen 1,10 und 1,50 m lassen sich wickeln. Dazu wird die Höhe des Vorstreckers in einer Parallelogrammaufhängung so geändert, dass die Folienmitte im über das Zentrum des Ballens gelegt wird. Zur Verstellung ist nur eine Knarre mit 19er-Nuss notwendig und in der Praxis ist das schnell erledigt. Bei Durchmessern ab 1,45 m kommt es hin und wieder zu Folienrissen, geringere Durchmesser wurden störungsfrei eingestretcht. Abgekippt wird der Ballen automatisch oder manuell; auf Wunsch gibt es einen Ballenaufsteller (2 930 Euro).
Bedienung und Handhabung
Die Impress 155 VC Pro ist ISO-Bus-fähig. Eingesetzt haben wir sie an verschiedenen Traktoren jeweils über das schleppereigene Terminal, was einwandfrei funktioniert hat.Zur Auswahl stehen bei Pöttinger das einfache PowerControl-Terminal, dass Expert-ISO-Bus-Terminal sowie auch das neue CCI 1200 ISO-Bus-Terminal, auf dessen geteilten Bildschirm das Bild der serienmäßigen Kamera, die den Wickeltisch beobachtet, direkt dargestellt wird; dazu ist sonst ein extra Monitor (670 Euro) notwendig.Die Maschine kann natürlich komplett automatisch gefahren werden, so dass der Fahrer nur noch anhalten und anfahren muss. Alternativ ist auch eine komplett manuelle Steuerung möglich.Sehr gut gefallen hat uns das externe Hydrauliksteuerpult auf der linken Radabdeckung: Hier lassen sich nach Betätigen eines Sicherheitsschalters sämtliche Funktionen manuell Ansteuern. Bei Störungen des Wicklers oder ähnlichen Problemen ist das eine sehr hilfreiche Unterstützung.