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Universität Hohenheim: Mehr Sensoren, weniger Fungizide
In einem Forschungsvorhaben an der Universität Stuttgart-Hohenheim wurden Sensordaten und Wetterprognosedaten miteinander verknüpft.
Zur feinmaschigen Messung des Mikroklimas im Weinabbau entwickelten Forscher der Universität Hohenheim ein neuartiges Sensorsystem. In Kombination mit bildgebenden Verfahren kann dieses die Prognose von Pilzerkrankungen im Weinbau verbessern und den Einsatz von Fungiziden reduzieren.
Meistens erfolgen Maßnahmen gegen den Ausbruch von Infektionen vorbeugend. Viele Winzer nutzen dafür klimatische Modelle, die den Verlauf der Krankheit vorhersagen. Ein ausgefeiltes Prognosesystem ist VitiMeteo, das in Deutschland und der Schweiz gut etabliert ist. Entwickelt wurde es vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (WBI) gemeinsam mit der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope und der Softwareentwicklerfirma GEOsens GmbH.
Wie andere Prognosemodelle greift auch VitiMeteo auf Klimadaten von lokalen Wetterstationen zurück. Das Problem dabei ist, dass die meteorologischen Daten nur in relativ großen räumlichen Abständen erfasst werden. Zwischen den einzelnen Wetterstationen können schon mal 30 oder 40 Kilometer liegen.
Doch die klimatischen Bedingungen innerhalb eines Weinbergs können sehr stark variieren, das kann eine Wetterstation nicht erfassen. Hier setzte das kürzlich abgeschlossene Forschungsvorhaben „Prognose und Detektion von Pilzerkrankungen im Weinbau durch feinmaschige Messung des Mikroklimas und Einsatz bildgebender Messverfahren“ (FungiSens) an. Sein Hauptziel ist es, die Früherkennung und Prognose von Pilzerkrankungen durch das VitiMeteo-Prognosesystem zu verbessern.
Dazu haben die Forscher ein kleines, kostengünstiges und pflegeleichtes Sensorsystem entwickelt. Die drahtlosen Mikrosensoren werden direkt in den Weinreben installiert und leiten die Daten an VitiMeteo in Echtzeit weiter. So können besonders in Lagen mit extremen Geländeunterschieden auch kleinräumige Unterschiede präziser erfasst werden.
Noch sind die Systeme nicht serienreif. Das wird wohl noch eine Weile dauern. Aber sobald die kleinräumige Vorhersage von Krankheiten standardmäßig möglich ist, könnten Pflanzenschutzmittel, Maschinen und Arbeitszeit deutlich reduziert werden – ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Pflanzenschutzmaßnahmen müssten dann nicht mehr vorbeugend für eine ganze Region ergriffen werden, sondern können sehr spezifisch auf den einzelnen Weinberg und sogar einzelne Bereiche davon zugeschnitten werden.