Kommentar

Ein Kommentar von Hubert Wilmer: 10.000.000.000 Dollar Gewinn...

...wird alleine Deere & Company in diesem Jahr ungefähr einfahren. Ist das noch okay?

Hubert Wilmer, Stellvertretender Chefredakteur (Bildquelle: Tovornik)

Natürlich muss ein Unternehmen Gewinne erwirtschaften, um seine Zukunft zu sichern. Und wenn man besser ist als der Wettbewerb, hat man auch einen höheren Gewinn verdient, keine Frage. Aber wann genau entsteht eine Marktmacht, die nachteilig für die Kunden ist?
Wenn man bedenkt, welche Herausforderungen auch die Landtechnikindustrie aufgrund von Corona samt unterbrochenen Lieferketten etc. zu meistern hatte, ist es umso erstaunlicher, wie hoch die Gewinne derzeit ausfallen. Studiert man die Zahlen genauer, wird allerdings klar, dass die gestiegenen Kosten oft durch saftige Preis­erhöhungen „überkompensiert“ wurden. So stehen z. B. bei John Deere 2022 im Vergleich zu 2021 bei „Großmaschinen & Präzisionslandwirtschaft“ 873 Mio. Dollar Mehreinnahmen durch Preiserhöhungen gestiegenen Produktionskosten von „nur“ 586 Mio. Dollar gegenüber. Und bis zum 3. Quartal 2023 schaffte John Deere gar einen Gewinnsprung von +60 %!
Natürlich müssen Unternehmen Gewinne erzielen. Aber wann genau entsteht ungesunde Marktmacht?
Hubert Wilmer

Grün-gelbe Übermacht?

Ist das der Beginn ungesunder Marktmacht? Immerhin machte das Unternehmen mit dem Hirsch im Logo 2022 weltweit alleine fast den gleichen Umsatz wie CNH, Kubota und Agco zusammen. Oder auf Deutschland bezogen: 2022 lag der Um­satz aus deutscher Produktion aller Land­technikhersteller laut VDMA bei 11,6 Mrd. Euro. John Deere hatte daran mit seinen Werken in Mannheim, Zweibrücken usw. (aber ohne z. B. Wirtgen) einen Anteil von 7,3 Mrd. Euro. Das heißt, alle anderen Hersteller zusammen (von z. B. Amazone über Claas, Fendt, Deutz-Fahr, Horsch, Krone, Lemken bis hin zu Zürn) machten mit ihrer Produktion aus Deutschland weniger Umsatz. Und falls Sie sich fragen, wer davon profitiert: Das hätten auch Sie sein können, wenn Sie z. B. vor drei Jahren statt eines Neuschleppers für 150.000 Euro einen Gebrauchten für 50.000 Euro gekauft und dazu Deere-Aktien für 100.000 Euro erstanden hätten. Diese wären heute samt Dividenden ca. 290.000 Euro wert. Und jetzt folgt die vertikale Integration durch Partnerschaften mit DeLaval und Yara. Aber das ist ein eigenes Kapitel...

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