Gut zu wissen
- Für die Beregnung bis zur Buchführung werden verschiedene digitale Angebote genutzt.
- Zur Abrechnung und betriebswirtschaftlichen Auswertung ist das z.B. der Agrarmonitor.
- Trotzdem sieht das Betriebsleiter-Trio nicht alle digitalen Lösungen für sinnvoll und ausgereift an.
Wenn man wissen will, wie man in der Landwirtschaft kooperiert, sollte man Ulrich Behrens, Ernst Lütje und Jochen Gaus treffen. Die drei Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn in Niedersachsen arbeiten seit Jahren intensiv zusammen.
Der Grundstein für die Gemeinschaft wurde in den 80er Jahren gelegt. Damals mit fünf Familien. „Wir haben Böden von 18 bis 55 Bodenpunkten, im Schnitt 40 bis 45. Bei zeitgleich geringen Niederschlägen sind wir schon von jeher gezwungen, die Kosten niedrig zu halten“, fasst Gaus zusammen. Von ursprünglich fünf Betrieben blieben Familie Gaus und Lütje übrig, die 2004 mit Ulrich Behrens einen neuen Partner fanden.
Ährenwert GbR - Drei Gesellschaften
Heute besteht der Unternehmens-Verbund aus drei Einzelgesellschaften:
- Eine ist die Gaus-Lütje GbR, die es seit 1992 gibt. Hier arbeiten Jochen Gaus und Ernst Lütje im Kartoffelanbau und in der Direktvermarktung zusammen.
- 2004 folgte die Ohnhorst GbR: Diese Gesellschaft ist eine Bewirtschaftungsgesellschaft aller drei Teilhaber. Sie setzt die gemeinschaftlichen Maschinen ein und tritt nach innen und außen als Lohnunternehmen auf. Dieser Betrieb kauft zudem die Betriebsmittel ein und verkauft gemeinsame Ernte-Erzeugnisse.
- Die Ährenwert GbR bündelt seit 2011 den Ackerbau auf allen Flächen der Familien. Die Felder sind durchschnittlich 6 ha groß und das neueste Projekt sind 4 ha Süßkartoffeln.
Neben der Gemeinschaft haben die Betriebsleiter weitere Erwerbszweige, die sie selbst führen. So mästet Ernst Lütje Schweine und Jochen Gaus ist in der Ferkelaufzucht aktiv.
Die einzelnen Gesellschaften beschäftigen auch Mitarbeiter und Azubis. Bei der Ährenwert GbR arbeitet ein Mitarbeiter, bei der Gaus-Lütje GbR sind es 7,5 AK plus Aushilfen. Insgesamt bietet die Betriebsgemeinschaft vier Ausbildungsplätze.
Gemeinsame Vorteile nutzen
Ein Vorteil der Gemeinschaft zeigt sich im Maschinenbestand: Die Praktiker haben fünf John Deere 6155R im Paket gekauft – alle gleich ausgestattet. Sowohl bei der Preisverhandlung ist das ein Vorteil, als auch bei der Bedienung für die Mitarbeiter. Zwei weitere Traktoren (John Deere 8400R und 6250R) für die Bodenbearbeitung und Bestellung teilt sich die Ährenwert GbR mit dem Rittergut Martinsbüttel. Der Besitzer Philipp von Lucke ist quasi das vierte Mitglied der Maschinengemeinschaft. Auch die 6-m-Väderstad Rapid läuft zu 50 % auf dem Rittergut, ein weiterer Grubber zu 42 %.
Klare Aufgabenteilung der Betriebsleiter
Wie kommen sich drei engagierte Betriebsleiter nicht in die Quere? Das haben die drei Landwirte, die sich schon aus Kindertagen kennen, durch eine konsequente Aufgabenteilung gelöst. Jeder verantwortet den Betriebsteil, der ihm am besten liegt.
Ulrich Behrens kümmert sich um den Ackerbau mit Düngung sowie Pflanzenschutz. Außerdem gehören Ein- und Verkauf zu seinen Aufgabenbereichen. Ernst Lütje ist für alles rund um die Kartoffel zuständig. Das Büro inklusive der Buchführung und der Aufbereitung von Daten liegt in der Verantwortung von Jochen Gaus. „Die Aufgabengebiete haben sich fast automatisch ergeben“, fasst Ernst Lütje zusammen. „Weil wir so unterschiedlich sind, ergänzen wir uns gut.“ Sie...
Gut zu wissen
- Für die Beregnung bis zur Buchführung werden verschiedene digitale Angebote genutzt.
- Zur Abrechnung und betriebswirtschaftlichen Auswertung ist das z.B. der Agrarmonitor.
- Trotzdem sieht das Betriebsleiter-Trio nicht alle digitalen Lösungen für sinnvoll und ausgereift an.
Wenn man wissen will, wie man in der Landwirtschaft kooperiert, sollte man Ulrich Behrens, Ernst Lütje und Jochen Gaus treffen. Die drei Landwirte aus dem Landkreis Gifhorn in Niedersachsen arbeiten seit Jahren intensiv zusammen.
Der Grundstein für die Gemeinschaft wurde in den 80er Jahren gelegt. Damals mit fünf Familien. „Wir haben Böden von 18 bis 55 Bodenpunkten, im Schnitt 40 bis 45. Bei zeitgleich geringen Niederschlägen sind wir schon von jeher gezwungen, die Kosten niedrig zu halten“, fasst Gaus zusammen. Von ursprünglich fünf Betrieben blieben Familie Gaus und Lütje übrig, die 2004 mit Ulrich Behrens einen neuen Partner fanden.
Ährenwert GbR - Drei Gesellschaften
Heute besteht der Unternehmens-Verbund aus drei Einzelgesellschaften:
- Eine ist die Gaus-Lütje GbR, die es seit 1992 gibt. Hier arbeiten Jochen Gaus und Ernst Lütje im Kartoffelanbau und in der Direktvermarktung zusammen.
- 2004 folgte die Ohnhorst GbR: Diese Gesellschaft ist eine Bewirtschaftungsgesellschaft aller drei Teilhaber. Sie setzt die gemeinschaftlichen Maschinen ein und tritt nach innen und außen als Lohnunternehmen auf. Dieser Betrieb kauft zudem die Betriebsmittel ein und verkauft gemeinsame Ernte-Erzeugnisse.
- Die Ährenwert GbR bündelt seit 2011 den Ackerbau auf allen Flächen der Familien. Die Felder sind durchschnittlich 6 ha groß und das neueste Projekt sind 4 ha Süßkartoffeln.
Neben der Gemeinschaft haben die Betriebsleiter weitere Erwerbszweige, die sie selbst führen. So mästet Ernst Lütje Schweine und Jochen Gaus ist in der Ferkelaufzucht aktiv.
Die einzelnen Gesellschaften beschäftigen auch Mitarbeiter und Azubis. Bei der Ährenwert GbR arbeitet ein Mitarbeiter, bei der Gaus-Lütje GbR sind es 7,5 AK plus Aushilfen. Insgesamt bietet die Betriebsgemeinschaft vier Ausbildungsplätze.
Gemeinsame Vorteile nutzen
Ein Vorteil der Gemeinschaft zeigt sich im Maschinenbestand: Die Praktiker haben fünf John Deere 6155R im Paket gekauft – alle gleich ausgestattet. Sowohl bei der Preisverhandlung ist das ein Vorteil, als auch bei der Bedienung für die Mitarbeiter. Zwei weitere Traktoren (John Deere 8400R und 6250R) für die Bodenbearbeitung und Bestellung teilt sich die Ährenwert GbR mit dem Rittergut Martinsbüttel. Der Besitzer Philipp von Lucke ist quasi das vierte Mitglied der Maschinengemeinschaft. Auch die 6-m-Väderstad Rapid läuft zu 50 % auf dem Rittergut, ein weiterer Grubber zu 42 %.
Klare Aufgabenteilung der Betriebsleiter
Wie kommen sich drei engagierte Betriebsleiter nicht in die Quere? Das haben die drei Landwirte, die sich schon aus Kindertagen kennen, durch eine konsequente Aufgabenteilung gelöst. Jeder verantwortet den Betriebsteil, der ihm am besten liegt.
Ulrich Behrens kümmert sich um den Ackerbau mit Düngung sowie Pflanzenschutz. Außerdem gehören Ein- und Verkauf zu seinen Aufgabenbereichen. Ernst Lütje ist für alles rund um die Kartoffel zuständig. Das Büro inklusive der Buchführung und der Aufbereitung von Daten liegt in der Verantwortung von Jochen Gaus. „Die Aufgabengebiete haben sich fast automatisch ergeben“, fasst Ernst Lütje zusammen. „Weil wir so unterschiedlich sind, ergänzen wir uns gut.“ Sie geben aber auch zu, dass sie nicht immer einer Meinung sind.
Digitale Hilfen im Betrieb
Die Gemeinschaft setzt an verschiedenen Stellen digitale Lösungen ein. Hier ein paar Beispiele der verwendeten Systeme:
- Zur Aufzeichnung und Abrechnung wird der Agrarmonitor von betriko genutzt.
- Die Schlepper sind mit GPS-Technik zum Lenken und Schalten bestückt.
- raindancer unterstützt die Betriebsleiter beim Managen der Beregnungsanlagen.
- Angebote von NLB und top farmplan entlasten das Team im Büro.
- WhatsApp dient zur Einsatzplanung und für die schnelle Kommunikation.
Einfache Konzepte gewollt
Ganz wichtig ist allen drei Landwirten, dass die Systeme möglichst einfach einzusetzen sind. „Auch die Lehrlinge sollen schnell mit den jeweiligen Anwendungen klarkommen,“ findet Ernst Lütje. Teils hat der Betrieb zusammen mit den unterschiedlichen Anbietern sogar eigene Ideen in die Entwicklung eingebracht. Für innerbetriebliche Abrechnungsprozesse ist den drei Teilhabern eine exakte Dokumentation sehr wichtig. Diese übernimmt der Agrarmonitor.
Dieser kommt ursprünglich aus dem Lohnunternehmerbereich, eignet sich aber auch für Betriebe mit höherem Organisationsbedarf. Die Software ist in allen Gesellschaften seit 2014 im Einsatz und ersetzt die ungeliebten Notizzettel. Die App erfasst alle Arbeits- und Maschinenzeiten. Zur Erfassung sind auf den Traktoren und im Stall Tablets im Einsatz. Die Mitarbeiter können sich auch per Handy einloggen.
Weil die Mitarbeiter auch in anderen Unternehmensteilen tätig sind, ist die genaue Erfassung umso wichtiger. Natürlich dokumentieren die drei Chefs ihre Einsatzzeiten genauso. Auch die Abrechnung der Maschinen ist über das System kein Problem, da es beispielsweise recht simpel Rechnungen generieren kann.
Wichtig: Stammdatenpflege
Im Agrarmonitor sind alle Maschinen hinterlegt. Beginnt der Fahrer eine Tätigkeit, legt er einen Auftrag an und tippt ein, mit welchem Gespann er unterwegs ist. Mittlerweile ist sogar eine automatische Erkennung von Maschine und Gerät möglich, was die Landwirte aber bisher nicht nutzen.
Nach Abschluss der Arbeit schließt der Fahrer den Auftrag und tippt dabei unter anderem die bearbeitete Fläche in das Tablet ein. Das GPS der Tablets dient zudem zur Nachvollziehbarkeit des Auftrags und ermöglicht zum Beispiel eine Nachverfolgung des Spurverlaufs. Beim Beenden des Auftrages kann der Fahrer ebenso die tatsächlichen Ausbringmengen eintragen, woran das System spätestens nach Verlassen des Feldes erinnert.
Direkt in die Schlagkartei
Aus den Daten des Agrarmonitors füttern die Betriebsleiter unter anderem ihre Schlagkartei. Außerdem nutzen sie die Daten zur Auswertung der Maschinenkosten. Nach jedem Arbeitswechsel dokumentiert der Fahrer die Stunden und den Kraftstoffverbrauch, woraus sich präzise Durchschnittsverbräuche errechnen lassen.
Mittlerweile können die Verbrauchsdaten sogar automatisch vom Schlepper ans System geliefert werden. „Eine interessante Möglichkeit“, findet Jochen Gaus. Er hat sich tief in das Programm eingearbeitet: „Wir können damit sehr kleinteilige Deckungsbeiträge kalkulieren.“
Ein weiterer Vorteil des Agrarmonitors ist die Dispo für die Mitarbeiter im Ackerbau, die Ulrich Behrens übernimmt: „Ich kann die Schläge, die Reihenfolge der Bearbeitung, die Maschinen und die Mittel vorgeben. Außerdem sind Notizen möglich.“
Doch nicht alles, was möglich ist, sieht der Betrieb auch als praktisch an: Vor einiger Zeit haben sie Strichcodes an Kartoffelkisten zur Rückverfolgbarkeit eingesetzt. Diese ließen sich per Bluetooth-Scanner auslesen. In der Ernte hat sich das aber als viel zu umständlich herausgestellt. Heute hängen wieder gut lesbare Zettel an den Kisten.
Lenken und schalten - automatisch
„Die Vorteile des automatischen Lenkens sind heute keine Frage mehr“, erzählt Behrens: „Nachdem wir 2012 auf automatisches Lenken umgestellt hatten, ist uns aufgefallen, dass wir über Jahre 80 ha gegrubbert haben, die es eigentlich gar nicht gibt.“
Das Pflanzen der Kartoffeln, das Rübendrillen und die Getreideaussaat laufen heute komplett mit RTK-Genauigkeit. Der Rauch-Streuer und die CHD-Spritze nutzen das GPS zur Teilbreitenschaltung.
Zukünftig will sich der Betrieb auf festen Fahrgassen bewegen. Applikationskarten sind noch kein Thema, obwohl sie schon 2008 erste Erfahrungen mit Ertragskarten und Bodenscans per EM38 gemacht haben. Doch damals fehlten praxisgerechte Programme, um die Daten zu nutzen. Man entschloss sich abzuwarten. Mittlerweile sieht Ulrich Behrens die Entwicklungen aber voranschreiten und vermutet, dass sie in drei bis fünf Jahren in die teilflächenspezifische Bewirtschaftung einsteigen. Aber nur, wenn die Systeme anwenderfreundlich sind und betriebswirtschaftliche Effekte bringen.
Digital: Kein Selbstläufer
Manchmal hakt es noch an simplen Stellen. Beispielsweise erhielten die RTK-gelenkten Schlepper ihre Korrektursignale zu Beginn von unterschiedlichen Referenzstationen. Folglich traten im Feld Spurabweichungen von bis zu einem Meter auf. Ähnlich nervenzehrend beschreiben die drei Landwirte Probleme durch ISO-Bus. „Wir haben schon mehrfach erlebt, dass Geräte oder Traktoren Updates erhielten und dann plötzlich ganze Funktionen verschwunden waren.“
Zufrieden berichten die Partner über die Software raindancer zur Beregnungs-Planung. Der Betrieb ist Mitglied in zwei Beregnungsverbänden und nutzt zehn Trommelregner sowie zwei selbstfahrende Maschinen. Zusätzlich arbeiten die Betriebe auf 16 ha mit Tropfschläuchen.
Vor dem Einsatz von raindancer waren in der Saison ständig vier Personen zum Umbau und zur Kontrolle unterwegs. Durch die optimierte Planung und Überwachung konnte der Personalaufwand deutlich reduziert werden. In Summe schätzen sie die Effizienzsteigerung auf rund 30 %.
Zentrale Einsatzplanung
Den Beregnungsplan erstellt Jochen Gaus im Büro. Daraus geht hervor, wann welche Maschine wo eingesetzt wird. Er nutzt dazu auch die Wetterdaten der Station des Verbandes. Diese ist allerdings nicht direkt in das Programm integriert — sie ist eher eine Entscheidungshilfe. Ein zweiter Schwerpunkt von Jochen Gaus ist die Orga des Ährenwert-Büros. Damit alle Gesellschafter jederzeit Einblick in sämtliche Unterlagen haben, setzt der Betrieb auf den Cloud-basierten Aktenschrank von top farmplan.
Diese zentrale Belegerfassung ermöglicht nicht nur die Einsicht der Belege für die interne Buchführung, sondern auch die Bereitstellung für den Steuerberater. Wichtig ist Jochen Gaus, dass die Belege nur einmal erfasst werden müssen und sich dann einfach weiterverarbeiten lassen.
Kommunikation per WhatsApp
Die interne Kommunikation wickeln die drei Betriebsleiter per WhatsApp ab. Dazu nutzen sie verschiedene Gruppen. Hierüber verschicken die Chefs jeden Abend Aufgabenlisten für den nächsten Tag. Ernst Lütje hat für sich einen einfachen Weg gefunden: „Ich tippe die Listen am PC und mache ein Foto vom Ausdruck. Das ist vielleicht nicht sehr elegant, aber einfach.“
Online-Auftritte
Wir fassen zusammen
Es muss nicht immer ein komplett ausgefeiltes System sein. Es passt zur Strategie von der Ährenwert GbR: Gerne digital, aber nur wenn es einfach und wirtschaftlich ist. Positive Erfahrungen machte das Team mit dem Agrarmonitor zur Organisation, mit raindancer zur Beregnungsplanung und -überwachung und dem Messenger-Dienst WhatsApp. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die GPS-Spurführung der Traktoren. Nächsten Schritten, wie der Aussaat nach Applikationskarten, steht das Team offen gegenüber.