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profi damals: Ein gutes System für schwierige Böden

Als die ersten Terra-Tracs und Säexaktoren von Horsch eingesetzt wurden, schwankten Beobachter zwischen Begeisterung und Skepsis. profi wollte wissen, welche Erfahrungen die Praktiker inzwischen mit der pfluglosen Bodenbearbeitung und dem Frässaatverfahren gemacht haben.

System Horsch profi August 1990

Mit einem Lenkeinschlag von 170o wendet der Terra-Trac quasi auf der Stelle. (Bildquelle: Theißen, Tovornik)

Das System Horsch

Liebe Leser, hier präsentieren wir Ihnen Beiträge aus dem profi-­Archiv. Dieses Mal geht es um das „System Horsch“, das seit Ende der 80er Furore machte. Aber wer hätte damals ahnen können, was aus dem Unternehmen Horsch im Laufe der Jahrzehnte wird — wobei sich die Ackerbau-­Philosophie über die Jahre ja durchaus änderte.
Beim Horsch-System handelt es sich nicht nur um ein spezielle Maschinenkombination (im wesentlichen Terra-Trac und Säexaktor), sondern um ein System zur Bodenschonung und zum Strukturaufbau. Wer hier einsteigen will, muss deshalb umdenken.
Ziel ist es, das Saatgut auf einen festen, wasserführenden Saathorizont abzulegen, ohne dass der Boden vorher gewendet und rückverfestigt wurde. Dazu wird der Boden zunächst bis auf Saattiefe (ca. 3 cm) abgefräst. Die abgefräste Schicht, eine Mischung aus Erde und Ernterückständen, wird dabei über eine Säschiene geworfen, die kurz hinter der Fräse angebracht ist.
Das Saatgut wird pneumatisch zur Säschiene transportiert. Nach dem Austritt aus den einzelnen Öffnungen in der Säschiene prallt das Saatgut gegen ein Gummituch, wodurch es in Breitsaat auf der Fläche verteilt wird. Anschließend wird es vom herabfallenden Erdstrom locker bedeckt.
In der Luft entmischen sich Erde und organische Rückstände teilweise, wobei die Erde zuerst wieder auf den Boden fällt. Die Pflanzenrückstände liegen zum großen Teil obenauf. Dieser Effekt ist durchaus erwünscht, weil der Boden durch die organische Auflage vor Sonne und Erosion geschützt wird.
Das Horsch-Verfahren wurde vor allem für die Bearbeitung von extrem schweren und steinigen Böden entwickelt, wo der Pflugeinsatz immer schon problematisch war. Kein Wunder, dass sich gerade die Landwirte ernsthaft für das neue Verfahren interessieren, die es mit solchen Problemstandorten zu tun haben. So auch Wolfram Behrens aus Marzhausen bei Kassel, der einen großen Getreide- und Hackfruchtbetrieb leitet. Fast 70 Prozent der Fläche sind Problemböden mit sehr hohem Steinbesatz oder hohem Tongehalt. Dazu kommen noch erosionsgefährdete Hanglagen. "Für mich kommt es vor allem darauf an, die Bodenbearbeitung ackerbaulich zu verbessern und auch die Erosionen zu verhindern, erklärt Behrens.
Vor vier Jahren begann er probeweise mit dem Säexaktor, und schon ein Jahr später hatte er eine 4 m-Maschine inklusive Terra-Trac auf seinem Betrieb. Nicht nur die Ernteergebnisse überzeugten den Praktiker. Entscheidend waren für ihn auch die hohe Arbeitsproduktivität und die geringeren Kosten je Hektar für die Bodenbearbeitung.
"Wenn wir den Tonboden gepflügt hatten, blieben oft grobe Kluten obenauf liegen. Wenn dann kein Regen kam, mussten wir häufig walzen, damit die Kluten gebrochen wurden und auch die Feuchtigkeit hochsteigen konnte, erinnert sich Behrens.
Heute hat sich die Bodenbearbeitung bei Behrens grundlegend geändert. Nach der Getreideernte wird der Stoppelacker mit dem gehäckselten Stroh zweimal mit der Spatenrollegge flach (5 - 8 cm) bearbeitet. Eventuell setzt er danach noch einmal den Grubber ein. In diesen nur flach bearbeiteten Boden wird schließlich mit dem Säexaktor gesät.
Der Abschied vom "reinen Tisch" fiel Wolfram Behrens leicht. Bessere Erträge konnte er auf seinen schwierigen Böden mit dem neuen Verfahren zwar noch nicht erreichen.
Er sparte jedoch erhebliche Kosten ein, weil er jetzt mit weniger Arbeitsgängen für die Saatbettbereitung und Saat auskommt. Mit den folgenden Zahlen vergleicht er die variablen Kosten (inklusive Schlepper, aber ohne Fahrer) für das konventionelle Verfahren und für die Frässaat:
  • 1 x Spatenrollegge, 1 x Grubber, Drillsaat: 81 DM/ha

  • 1 x Spatenrollegge, 2 x Grubber, Drillsaat: 103,17 DM/ha

  • 2 x Spatenrollegge, Pflug mit Pakker, Drillsaat: 131,58 DM/ha

  • 2 x Spatenrollegge, 1 x Grubber, Horsch-Säexaktor und Terra-trac: 80,40 DM/ha

  • 2 x Spatenrollegge, Horsch-Säexaktor und Terratrac: 58,78 DM/ha.

Weil Wolfram Behrens den TerraTrac nur für die Bodenbearbeitung und für die Einsaat von Getreide und Raps nutzt, sind selbst seine Flächen für einen wirtschaftlichen Einsatz noch zu klein. 350 ha muss er jährlich bearbeiten, soll sich die Kombination von Terra-trac und Säexaktor für ihn rechnen. Deshalb setzt er sein Horsch-Gefährt auch im Lohneinsatz ein.
Dabei wird es hin und wieder problematisch. Denn häufig sind die Flächen nicht so eben vorbereitet, wie es für die Säschiene erforderlich wäre. Das hat auch Lohnunternehmer Hubert Dörr aus Ostheim in der Röhn festgestellt. "Der Boden muss unbedingt völlig eingeebnet werden. Bleiben noch Spuren zurück, ist der Feldaufgang dort deutlich schlechter."
Die häufigsten Fehler, die der Lohnunternehmer beobachtet hat, sind:
  • zu tiefes Vorarbeiten, wodurch der wasserführende Saathorizont zerstört wird;

  • zu häufiges Vorarbeiten, so dass eine Mulchschicht aus Erde und Ernterückständen von manchmal 15 bis 20 cm entsteht.

Problematisch wird...

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