Als Fendt zur Agritechnica 1991 die Studie des Systemschleppers Xylon vorstellte, war das ein echter Knaller. Dabei schien doch bereits zu jener Zeit die Ära der Tracs vorbei zu sein: Die Fertigung des MB-tracs war bereits einige Jahre zuvor eingestellt worden, der neu aufgelegte Schlüter-Eurotrac von LTS aus Schönebeck war eher ein mit Zweifeln beäugtes Projekt und der Fastrac von JCB fristete seit jeher ein (wenn auch respektables) Nischendasein.
Andererseits konnte Fendt nicht viel falsch machen. Denn der Xylon war kein Trac im klassischen Sinne. Vielmehr hatten die Konstrukteure einen Geräteträger (GT) als Basis für den Xylon genommen und „modifiziert“. Das reduzierte die Entwicklungskosten, und etliche Komponenten (Motor, Getriebe, Achsen, Hydraulik) konnten aus dem Regal des Fendt GTH genommen werden. Letztlich ist der Xylon aus einem Baukastensystem entstanden.
Die Studie von 1991 mit der Bezeichnung Xylon 320 (6 Zylinder, 120 PS, 21 Vorwärts-, 6 Rückwärtsgänge) war technisch noch nicht vollkommen, aber sie kam der...
Als Fendt zur Agritechnica 1991 die Studie des Systemschleppers Xylon vorstellte, war das ein echter Knaller. Dabei schien doch bereits zu jener Zeit die Ära der Tracs vorbei zu sein: Die Fertigung des MB-tracs war bereits einige Jahre zuvor eingestellt worden, der neu aufgelegte Schlüter-Eurotrac von LTS aus Schönebeck war eher ein mit Zweifeln beäugtes Projekt und der Fastrac von JCB fristete seit jeher ein (wenn auch respektables) Nischendasein.
Andererseits konnte Fendt nicht viel falsch machen. Denn der Xylon war kein Trac im klassischen Sinne. Vielmehr hatten die Konstrukteure einen Geräteträger (GT) als Basis für den Xylon genommen und „modifiziert“. Das reduzierte die Entwicklungskosten, und etliche Komponenten (Motor, Getriebe, Achsen, Hydraulik) konnten aus dem Regal des Fendt GTH genommen werden. Letztlich ist der Xylon aus einem Baukastensystem entstanden.
Die Studie von 1991 mit der Bezeichnung Xylon 320 (6 Zylinder, 120 PS, 21 Vorwärts-, 6 Rückwärtsgänge) war technisch noch nicht vollkommen, aber sie kam der Serienfertigung ab 1994 doch sehr nah: mittig aufgebaute Kabine, freie Sicht nach allen Seiten, Motor unter der Kabine, vier nahezu gleichgroße Räder usw.
Zwei Modelle
In die Serienfertigung startete Fendt mit zwei Modellen, dem Xylon 522 mit 125 PS und dem Xylon 524 mit 140 PS. In gewisser Weise hatte sich der Xylon vom klassischen Geräteträger emanzipiert, da er von der Leistung her deutlich höher angesiedelt war. Als Systemschlepper konnte der Xylon mit speziellen Maschinen und Geräten ausgestattet werden wie hinter der Kabine aufgebaute Tanks für Mineraldüngerstreuer und Feldspritzen, aber auch Zusatztanks für Drillmaschinen. Und natürlich konnte ein Frontlader angebaut werden. Alles in allem: ein wirklich toller Traktor!
Neben dem „Systemcharakter“ war die gute Rundumsicht einer der größten Vorteile des Xylon. Die ungehinderte Sicht eines „Freisichtschleppers“ auf die vorn und hinten angebauten Maschinen war auch in den 1990er Jahren noch stark gefragt. Das änderte sich freilich im Lauf der folgenden Jahre. Die Maschinen wurden nicht mehr allein mit dem Auge des Fahrers gesteuert, sondern mittels Sensoren und bald per GPS. Damit entfielen nach und nach für viele Arbeiten die Argumente für einen „Freisichtschlepper“.
Hinzu kam, dass auch die Anbaugeräte für den Xylon an Attraktivität verloren. Aufbautanks für Spritzen waren kaum mehr notwendig, da viele Landwirte für ihren Standardschlepper einfach eine Anhängespritze kauften. Und auch die Tanks für Anbaudüngerstreuer und Drillmaschinen wurden größer. Somit sanken die Vorteile für einen Systemschlepper mit einem zusätzlichen Aufbauraum zusehends — ganz abgesehen davon, dass der Xylon deutlich teurer war als ein gleich starker Standardschlepper (auch aus dem eigenen Fendt-Programm).
Strukturwandel war das Aus
Am Ende bestimmen Strukturwandel und Nachfrage, ob eine Maschine auf dem Markt besteht oder nicht. Der „System“-Gedanke gehört im Landmaschinenbau jedenfalls der Vergangenheit an. Standard-Geräte und -Maschinen (gezogen oder angebaut) sowie Standard-Traktoren bestimmen heute den Markt in allen PS-Klassen. Und in der Leistungsklasse über 300 PS zählt vor allem Zugkraft.
Diese sich anbahnende Entwicklung bekam Fendt bereits zehn Jahre nach Beginn der Serienfertigung des Xylon zu spüren und stellte die Produktion zusammen mit dem über Jahrzehnte erfolgreichen Geräteträger im Jahr 2004 ein.