Youngtimer

Generationen-Vergleich New Holland CX860 vs. CX8.90

Vor 20 Jahren setzte New Holland mit der CX-Baureihe Maßstäbe. Das Erscheinungsbild änderte sich wenig, im Inneren der Schüttler-Mähdrescher tat sich einiges.

Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so aus, aber zwischen dem CX860 und dem CX8.90 liegen 20 Jahre Entwicklung bei New Holland. (Bildquelle: Tovornik)

Es war schon ein Paukenschlag, als New Holland mit den CX-Maschinen zur Druschsaison 2002 eine neu­entwickelte Baureihe der Schüttler-Mähdrescher in den Markt einführte (profi 8 und 11/2001). Der neue CX glänzte mit runden Formen, 75 cm Dreschtrommel-Durchmesser, bis zu 374 PS Motorleistung, maximal 10,5 m3 großem Korntank und nicht zuletzt einer echten Wohlfühlkabine.
Und heute zum 20-jährigen Jubiläum? Die runden Formen sind geblieben, so dass sich die äußere Erscheinung kaum verändert hat. Doch angefangen beim Schneidwerk über Dreschwerk, Motor und Fahrwerk bis hin zur Kabine hat New Holland den CX konsequent weiterentwickelt. Das zeigt der Vergleich eines 20 Jahre alten CX860 mit einem aktuellen CX8.90. Beide Maschinen gehören zur CX-Flotte vom Lohnunternehmen Bernhard Stade aus dem westfälischen Dülmen.

Nicht nur breiter

Beim Schneidwerk hatte man 2002 nur die Auswahl zwischen verschiedenen Arbeitsbreiten. Das Capacity-Getreideschneidwerk war bis maximal 9,15 m Schnittbreite lieferbar. Für den Rapsdrusch musste mehr oder weniger aufwändig ein zusätzlicher Rapstisch vorgebaut werden. Der sehr kurze Tisch hatte bei Lagergetreide so seine Probleme. Daher führte New Holland 2004 das Extra-Capacity-Schneidwerk ein, das auf Wunsch einen 15 cm größeren Abstand zwischen Einzugsschnecke und Messerbalken bot.
Heute wird das Standard-Schneidwerk, das inzwischen High-Capacity heißt, kaum noch geordert. So arbeitet auch der neue CX8.90 mit dem Varifeed-Vorsatz, mit dem man dank hydraulisch um 57 cm verstellbarer Tisch­länge auf unterschiedliche Ernte­bedingungen reagieren kann. Das Varifeed ist von 4,88 bis 12,50 m Arbeitsbreite lieferbar und nach einfachem Anbau von Seitenmessern für Raps einsetzbar. Außerdem führte die im Laufe der Jahre vergrößerte Einzugsschnecke zu einem verbesserten Gutfluss, und ein Spritzschutz an der Rückwand verringert Verluste.

Jetzt mit Ultra-Flow

Maximale Dreschtrommel-Durchmesser von rund 60 cm waren bei uns vor 20 Jahren Standard. Daher hatte der CX mit 75 cm ein echtes Ass im Ärmel: Denn die Dresch­korbfläche vergrößerte sich von 0,86 m2 im TX auf nun 1,18 m2. Seitdem hat sich der Gutfluss im Viertrommel-Dreschwerk mit insgesamt 2,54 m2 Korbfläche kaum verändert.
Der neue CX9.80 hat hier dennoch mehr als der alte CX860 zu bieten. So erhielt im Jahr 2019 die inzwischen optional lieferbare Ultra-Flow-Dreschtrommel eine Agritechnica-Silbermedaille. Ihre versetzt angeordneten Schlagleisten und ihr höheres Gewicht führen zu einem besseren Gutfluss, geringeren Annahmegeräuschen und mehr Leistung, wie auch Lohnunternehmer Georg Stade bestätigt.
Für mehr Einstellkomfort beim Neuen sorgt die elektrische Korbverstellung des Zen­trifugalabscheiders. Mehr Komfort beim Umbau zum Maisdrusch bieten die einzelnen Korbsegmente, die sich recht schnell und komfortabel von einer Person tauschen lassen. Bis 2015 stellte der Wechsel des gesamten Korbs für zwei Personen einen langwierigen Kraftakt dar.

Möglichst alle Restkörner auch am Hang

In hügeligem Gelände war, wie schon vorher beim TX, der Siebkasten-Hangausgleich eine große Stärke des CX. Hierbei richtet sich optional die komplette Reinigung bis 17 % Neigung am Seitenhang waagerecht aus. Das ist auch beim neuen CX8.90 so, allerdings kann er mit Optispeed und Optifan auch bei Hangneigungen in Längsrichtung reagieren und den Durchsatz länger kon­stant halten — hangabwärts werden Schüttler- und Gebläsedrehzahl automatisch gesteigert und hangaufwärts reduziert.
Optispeed passt die Schüttlerdrehzahl sogar der Druschfrucht an. So brauchen leicht zu dreschende Fruchtarten wie z. B. Bohnen oder Raps weniger Verweilzeit auf den Schüttlern als Getreide. Die sechs Schüttler selbst haben sich inklusive ihrer Fläche (knapp 6,7 m2) nicht wesentlich verändert. New Holland setzt hier für mehr Hangstabilität auf die geschlossene Bauform.
Beim Siebkasten kann der CX860 „nur“ mit einem gegenläufigen, elektrisch verstell­baren Ober- und Untersieb punkten. Auch hier hat der CX8.90 mit Opticlean etwas mehr zu bieten: Auch das Vorreinigungssieb lässt sich hier von der Kabine aus elektrisch verstellen, und es arbeitet zusätzlich gegenläufig zum Obersieb, was laut New Holland noch einmal 20 % mehr Reinigungsleistung verspricht.

Mehr PS und Abgasbehandlung

Viel getan hat sich in den 20 Jahren beim Motor — allein aufgrund der Abgasvorschriften. Um die alle paar Jahre ansteigenden Anforderungen zu erfüllen, wurden die Motoren immer weiterentwickelt und mit Anlagen zur Abgasnachbehandlung ausgestattet. Außer Motoröl und Kühlflüssigkeit braucht der CX860 nur Diesel aus dem 750 l großen Tank.
Der CX8.90 erfüllt die derzeit gültige Abgasstufe V mit einem Dieseloxydationskatalysator (DOC) sowie einem SCR-Katalysator (ohne Dieselpartikelfilter und Abgasrückführung). Neben dem 1 000 l großen Dieseltank muss also regelmäßig auch AdBlue nachgefüllt werden.
Gleichzeitig stieg die Motorleistung an. Während den CX860 ein Iveco-Sechszylinder mit 333 PS antreibt, arbeitet im CX8.90 der FPT Cursor 9 mit 420 PS Nenn- bzw. 460 PS Maximal-Leistung. Der CX860 war damals das zweitgrößte Modell, das als CX8.80 heute 374 bzw. 415 PS Leistung hat.

Bodenschonung trotz größerer Bunker

Diese Mehrleistung ist auch erforderlich — nicht nur wegen vielleicht gestiegener Durchsatzleistungen. Allein die Mehrgewichte von breiteren Schneidwerken, größeren Korntanks und Raupenlaufwerken fordern ihren Tribut. Ohne Vorsatz haben der CX860 mit 15,6 t und der CX9.80 mit gut 16 t zwar ein vergleich­bares Leergewicht. Aber rund 1,5 t mehr im Bunker und das gegenüber der 710er Bereifung um 1,5 t schwerere Raupenfahrwerk machen den CX8.90 schon um 3 t schwerer — wie gesagt ohne Schneidwerk.
Apropos Raupenfahrwerk bzw. Bereifung. Mit 710/70 R 38 bot die Bereifung des CX860 schon 2002 eine große und damit bodenschonende Aufstands­fläche. Auch die Transportbreite blieb unter den magischen 3,50 m. Später konnte der CX sogar mit 710/70 R 42 bereift werden (ab 2018 Serie). Für noch mehr Aufstandsfläche und Bodenschonung bei gleichzeitiger Einhaltung der Transportbreite hat New Holland seit 2014 Raupenfahrwerke für den CX im Programm.
Zunächst wurden die Raupen mit drei Laufrollen vom Case IH Quadtrac übernommen. Bereits zwei Jahre später folgten die SmartTrax-Laufwerke mit Terraglide. Diese bieten mit vier Laufrollen noch mal mehr Aufstandsfläche, sind hydraulisch gefedert und für 40 km/h auf der Straße zugelassen. Weiteres Bonbon: Für mehr Fahr­komfort und weniger Verschleiß der Raupenbänder werden die vier Laufrollen zur Straßenfahrt hydraulisch nach unten gedrückt und so die großen Umlenkrollen angehoben.

Wohnzimmer und mehr

„Mähdrescher mit Wohnzimmer und mehr…“ lautete die Überschrift unseres Praxistests des CX860 (profi 11/2003). In der Tat überraschte der CX seinerzeit mit einer Kabine, die in Größe und Einrichtung überzeugte. Auch Ablagefächer, Beifahrersitz, Klimaautomatik, Kühlbox sowie die niedrige Geräuschkulisse stellten schon damals die Fahrer mehr als zufrieden.
Doch das Bessere ist des Guten Feind. Und so punktet die aktuelle Kabine mit noch mehr Platz — vor allem Beinfreiheit — und beheizbarem, belüftetem Fahrersitz mit Teillederbezug. Und das große Intelliview IV- Terminal im CX8.90 bietet deutlich mehr an Übersicht und Einstellkomfort als der kleine Info-View-Monitor im CX860. Gleiches gilt für den Joystick und viele andere Bedien­elemente — alles im CX8.90 ist einfach übersichtlicher, moderner und ergonomischer.

Fazit

Auch wenn beim aktuellen CX8.90 äußerlich kaum Fortschritte gegenüber dem 20 Jahre älteren CX860 erkennbar sind, so ist an den inneren Werten der technische Fortschritt doch gut erkennbar. Angefangen vom Varifeed-Schneidwerk über die Ultra-­Flow-Dreschtrommel bis zur Kabine hat sich viel getan, um Leistung und Komfort zu steigern. Auch in Sachen Elektronik bietet der CX eine Menge mehr. Ein Beispiel ist die Ertragskartierung sowie NIRS-Bestimmung von Inhalts­stoffen.

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