Praktisch Veredlungstechnik

Ernte von Grünleguminosen: Eiweiß Made in Germany

Kann die Luzerne Soja ersetzen? Am Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft werden gerade Methoden zur Blatternte erforscht.

Grünleguminosen in der Schweinehaltung

Derzeit wird intensiv nach Verfahren zur Grünleguminosen-Ernte geforscht um herauszufinden, ob in der Schweinehaltung ein Verzicht auf Soja möglich ist. (Bildquelle: Tovornik)

Gut zu wissen

- Bei hohem Flächenertrag liefern Luzerneblätter für Schweine brauchbare Gehalte an Eiweiß und Mineralstoffen.
- Das Eiweiß und die Aminosäuren sind speziell in den jungen Luzerneblättern und -spitzen enthalten.
- Aktuell werden stationäre und mobile Ernteverfahren entwickelt und geprüft, um Soja in der Schweinefütterung durch heimische Eiweißfutterquellen mittelfristig ersetzen zu können.
Der Anstieg der Anbauflächen untermauert den schon länger zu beobachtenden Trend: Die Luzerne erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Tatsächlich bietet der Anbau dieser Eiweißfutterpflanze viele Vorteile. So benötigt sie zum Wachsen zwar reichlich Wasser, mit ihren tiefen Pfahlwurzeln kann sie dieses aber auch aus tieferen Bodenschichten holen. Das sorgt selbst in Trockenlagen für gute und stabile Erträge. Vor allem aber begeistert die Luzerne den Tierhalter mit ihren hohen Gehalten und guten Qualitäten an Eiweiß und Mineralstoffen.
Ackerbaulich trägt die Leguminose zu einer nachhaltigen Fruchtfolgegestaltung bei. Und durch ihre phytosanitäre Wirkung gegen Unkräuter wie Ampfer oder Pilzkrankheiten bringt Luzerne nicht nur den ökologisch wirtschaftenden Betrieben ackerbauliche Vorteile.

Grünleguminosen: Eiweißreiches Tierfutter

Neu sind Bestrebungen, mit der Grünleguminose das Soja aus Übersee zu ersetzen. Unter anderem weil ab 2022 die neue Öko-Verordnung greift, die eine 100%ige Versorgung mit Ökofutter vorschreibt. Bisher waren bis zu 5 % konventionelles Futter wie Kartoffeleiweiß oder Maiskleber zulässig. Künftig gilt dies nur im Ausnahmefall und bis 35 kg Lebendgewicht. Beim Monogastrier (Lebewesen mit einem Magen) droht so ein Engpass bei der Versorgung mit essenziellen Aminosäuren. Die Nutzung von Luzerne in der Schweinefütterung könnte hier eine Lösung sein, da neben der Eiweißkonzentration die Gehalte an essenziellen Aminosäuren positiv zu bewerten sind.
Doch erfordern Eiweißfuttermittel Konzentrationen von über 30 % Rohprotein. Solche hohen Gehalte finden sich bei der Luzerne aber nur in den Blättern und jungen Pflanzentrieben. Bislang werden aber nur ganze Pflanzen geerntet. Es braucht also neue ­Verfahren zur separaten Blatternte.
Im Rahmen des vom Bund geförderten Verbundprojekts „Grünlegum“ untersuchte und testete deshalb das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL, ILT) in Freising Maschinen und Systeme zur Ernte des Blattgrüns. Auf Basis dieser Untersuchungen wird wohl die ein oder andere Maschine, die für den Test noch als Prototyp zur Verfügung stand, bald in Serie gehen können. Eine wünschenswerte Entwicklung, weil es über Deutschland hinaus Bestrebungen gibt, den Status quo der Eiweißversorgung auch in anderen Ländern der EU zu verändern.
Ziel aller Forschungen ist ein Verfahren, bei dem das „Trockenblatt“ als Hauptprodukt zum Füttern vom Monogastrier im Vordergrund steht. Als Nebenprodukt fällt Strukturheu für die Wiederkäuerfütterung an. Denkbar ist neben der Trocknung des Blattmaterials auch dessen Silierung.
Unterscheiden lassen sich die Verfahren auch durch den Ort, an dem die Blätter geerntet werden — entweder schon auf dem Feld oder später in einer stationären Anlage.

Verfahren 1:

Blatternte auf dem Feld
Die Ernte von Luzerneblätter direkt im Feld wurden erstmals 2017 an der LfL getestet. Die angebaute Maschine eines französischen Herstellers streift im stehenden Bestand mittels Fingerwalze die Blätter ab. Die Technik ist noch nicht final entwickelt, doch liefert sie unter optimalen Wetter- und Aufwuchsbedingungen gute Ergebnisse. Im heißluftgetrockneten und anschließend pelletierten Futter befand sich ein Blattanteil von über 70 % bei 30 % Rohprotein.
Die auf dem Feld zurückbleibenden Stängel müssen gemäht werden, was im kleinparzelligen Versuch zu einem deutlichen Masseverlust führte. Hoffen lässt die Neuentwicklung eines Selbstfahrers, der die Blätter erntet und gleichzeitig die Stängel abmäht. Bislang konnte der Prototyp der Maschine aber nicht von der LfL/ILT getestet werden.
Die Ernte von Luzerneblätter direkt im Feld wurden erstmals 2017 an der LfL getestet. Die angebaute Maschine eines französischen Herstellers streift im stehenden Bestand mittels Fingerwalze die Blätter ab. Die Technik ist noch nicht final entwickelt, doch liefert sie unter optimalen Wetter- und Aufwuchsbedingungen gute Ergebnisse. Im heißluftgetrockneten und anschließend pelletierten Futter befand sich ein...

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