Gut zu wissen
- Die Montagevorrichtung ermöglicht eine zügige und sichere Montage von Radgewichten.
- Neben dem Krananbau kann der untere Teil des Geräts auch auf Staplerzinken gesteckt werden.
- Das Radgewicht kann auf dem Rotor frei gedreht werden und ist trotzdem kippsicher verriegelt.
- In voller Ausstattung kostet die Vorrichtung 9 000 Euro netto.
Radgewichte bis zu 1 250 kg je Seite sind bei modernen Schleppern keine Seltenheit mehr. Die Kraft muss schließlich auf den Boden gebracht werden, und dabei hilft die zusätzliche Ballastierung in den Felgen. Doch was ist bei Transport- oder leichten Ackerarbeiten? In den meisten Fällen bleiben die Radgewichte einfach am Schlepper. Der vermehrte Reifenverschleiß sowie der erhöhte Spritverbrauch wird in Kauf genommen. Zu hoch ist die Verletzungsgefahr sowie der Arbeitsaufwand beim An- und Abbauen.
Arbeitssicherheit verbessern
Genau vor diesem Problem stand auch die Agravis-Technik Heide-Altmark am Standort in 21357 Bardowick. „Im Zuge von Wartungsarbeiten oder beim Räderwechsel
hantieren wir ständig mit Radgewichten“, erzählt uns Andreas Isermann, Serviceleiter der Agravis-Technik Heide-Altmark. „Vor allem die Arbeitssicherheit war mit den herkömmlichen Hilfsmitteln immer ein Problem“, berichtet er weiter.
Um die Arbeitssicherheit zu verbessern aber auch die Montagezeit zu reduzieren, nahm Isermann Kontakt zur Heidenreich Elektrotechnik & Elektromaschinenbau GmbH aus 21339 Lüneburg auf. Zusammen entwickelten beide Unternehmen eine Einmann-Montagevorrichtung für Radgewichte.
Aufnahmerotor
Das 155 kg schwere Gerät ähnelt auf den ersten Blick einer Palettengabel mit Galgen für Kräne. Auf den zweiten Blick fallen einige technische Besonderheiten auf. Fangen wir beim Herzstück an: dem Aufnahmerotor.
Der dreispeichige Rotor nimmt das Radgewicht auf und sichert es vor dem Herunterrutschen. Auf den drei Speichen sowie auf den Anschlägen sind Hartkunststoffplatten angeschraubt, die Lackschäden verhindern sollen. Die Anschläge können über federgespannte Bolzen an die Scheibenstärke der Radgewichte angepasst werden. Der Rotordurchmesser beträgt 40 cm. Zum Entnehmen des hier gezeigten 1 250 kg schweren Gewichts eines Fendt 1050 Vario ist das Aufstecken von drei Adapterplatten notwendig, die den Durchmesser auf 45 cm vergrößern. Diese Platten werden durch einstellbare Anschläge fixiert.
Damit das Gewicht nicht vom Aufnahmerotor herunterrutscht, gibt es eine zentrale Sicherung: Durch das Umlegen eines bolzengesicherten Hebels schwenken drei Nasen über ein Gestänge hinter dem Gewicht nach außen — praktisch.
Drehen lässt sich der Rotor dank zweifacher Wälzlagerung selbst mit aufgestecktem Gewicht problemlos — gut zum Ansetzen der Bolzen. Die Arretierung der Drehvorrichtung erfolgt anschließend über einen federgespannten Bolzen.
Kran oder Stapler
Schaut man hinter den Rotor, so blickt man auf ein stabiles Rohr, an das der Zapfen für die Rotorlagerung sowie die Aufnahmen des Galgens angeschweißt sind. Der Galgen wird über ein Bolzenstecksystem mit der Aufnahme verbunden. Alternativ steckt man den Aufnahmerotor auf Staplerzinken und nutzt ihn ohne Kran, was für die meisten Betriebe ausreichend ist.
Um das Gerät zu rangieren, ist eine Achse mittels Bolzen angebracht. Mit dieser kann man die Montagevorrichtung nach dem Ankippen ähnlich wie eine Sackkarre bewegen. Die Räder sind ausgeschäumt und somit unempfindlich gegenüber spitzen Gegenständen auf dem Werkstattboden.
Immer im Gleichgewicht
Oben am Galgen wird das Gerät über eine Öse am Kranhaken eingehängt. Diese Öse ist mit einem federbelasteten Schlitten verbunden. Bei Lastaufnahme bewegt sich dieser nach oben, um die Montagehilfe im Schwerpunkt auszubalancieren. Für unterschiedliche Radgewichte kann der obere Anschlag des Lastenausgleichs durch einen Kugelsperrbolzen verändert werden.
Wird der Bolzen in die untersten Löcher eingesteckt, können Gewichte bis zu 300 kg aufgenommen werden. Ein Lochraster höher sind Gewichte bis 600 kg möglich und ohne Bolzen im Endanschlag Gewichte bis zur maximal zulässigen Traglast von 1 300 kg. Wenn das Gerät nach der Montage wieder entlastet wird, fährt der Schlitten langsam durch einen integrierten Gasdruckdämpfer in seine Ursprungsposition zurück.
Vertrieb und Preis
Mittlerweile sind die ersten neun Geräte innerhalb der Agravis-Technik-Gruppe im Einsatz: Laut Isermann gab es seitens der Belegschaft sowie auch von Vertretern
der Berufsgenossenschaft bereits positive Rückmeldungen. Außerdem ist das Gerät CE-zertifiziert. Deshalb beginnt die Agrarvis-Technik Heide-Altmark nun auch mit dem Vertrieb an Endkunden.
Der Preis für eine Montagevorrichtung inklusive Galgen liegt bei 9 000 Euro (alle Preise ohne MwSt.). Da aber längst nicht jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Deckenkran besitzt, soll der Aufnahmerotor zukünftig auch einzeln mit Staplerzinkenaufnahme angeboten werden. Den Preis für die einfachere Version konnte uns der Hersteller noch nicht nennen. Zudem möchte Heidenreich weitere Aufsätze konstruieren, um neben Fendt-Gewichten auch Radgewichte anderer Hersteller montieren zu können.
Ablauf einer Demontage
Kontakt
Agravis-Technik
Heide-Altmark GmbH
21357 Bardowick
+49 (0) 41 31 87 13 23
andreas.isermann@agravis.dewww.radgewichte-montieren.de
Fazit
Das Gerät macht einen sehr stabilen und vor allem durchdachten Eindruck. Zum einen wird die Sicherheit durch die zentrale Verriegelung des Gewichts erhöht und zum anderen erfolgt die Arbeit deutlich schneller: Auch wir konnten das 1 250 kg schwere Gewicht nach einer ersten Einweisung in weniger alsr fünf Minuten an- und auch wieder abbauen.
Für viele Lohnunternehmer und Landwirte ohne Kran wird das Gerät ohne Galgen die interessantere und kostengünstigere Variante sein.