- Vor allem bei Kunststoffen und Gummi hat der Industrieklebstoff seine Stärken. - Bei Metall kommt der Klebstoff an seine Grenzen. - Man sollte sich im Vorhinein im Klaren sein, um welche Stoffe es sich handelt. Ggf. muss der Primer zur Hilfe genommen werden.
Bereits in profi 12/2017 beschäftigten wir uns mit Industrieklebstoffen, damals lag das Augenmerk auf der Verklebung von Kunststoffen. Auf der Agritechnica 2019 stießen wir auf den Klebstoff von Eurobond Technologies aus dem österreichischen St. Paul. Geschäftsführer und Kleberspezialist Wolfgang Grass präsentierte auf seinem Stand an Beispielen, dass sich ein Industrieklebstoff für sämtliche Materialen eignet. Wir haben selbst einige Versuche durchgeführt und waren von der Klebe-Kraft überrascht. Trotzdem gibt es Grenzen.
Industrieklebstoff als Basis
Der Klebstoff kommt in einer 20-g-Flasche und ist dünnflüssig. Alternativ gibt es Gebinde mit 10 oder 50 g Inhalt. Bei dem auf Cyanacrylat basierenden Industrieklebstoff (auch Grundstoff diverser Sekundenkleber) handelt es sich um einen Reaktionskleber. In Verbindung mit dem zu klebenden Material kommt es zu einer exothermen Reaktion. Solange sich der Klebstoff also in der Flasche befindet und es keine Verschmutzungen am Flaschenkopf gibt, kann er sogar offen auch bei kälteren Temperaturen (z. B. in der Garage) gelagert werden. Um dennoch ein Verkleben der Öffnung zu verhindern, befindet sich in der Kappe mit dem blauen Punkt eine kleine Nadel, die diese freihält. Laut Eurobond soll der Industriekleber Holz, Metall, Keramik, Kunststoff, Porzellan und noch weitere Stoffe miteinander verkleben können. Doch Achtung: auch vor Haut macht dieser Kleber keinen Halt, weshalb dünne Handschuhe eine empfehlenswerte Schutzmaßnahme sind. Nicht geeignet ist der Klebstoff für dünnes Papier oder Stoffe. Außerdem haftet er nicht ohne Vorbehandlung auf Kunststoffoberflächen die sogenannte Polyolefine enthalten, wie z. B. Silikon.
Mit Füllstoff Lücken schließen
Den sogenannte Füllstoff bietet Eurobond in 30- oder 80-g-Flaschen an. Hierbei handelt es sich um Mineralgranulate in Pulverform, die beim Beträufeln der Klebestelle ebenfalls eine exotherme Reaktion hervorrufen. Das merkt man daran, dass sich die Klebestelle leicht erwärmt. Binnen Sekunden erhärtet das Material und kann bearbeitet werden. Bei diesem Verfahren spricht man auch vom chemischen Verschweißen. Ebenfalls im Set enthalten ist ein Reiniger (20 ml) sowie der sogenannte „Primer“ (15 ml) zur Vorbehandlung. Der Reiniger soll sich zum Entfernen von Kleberesten und säubern verschmutzter Klebeflächen eigenen. Der Primer hingegen ermöglicht es, auch schwer verklebbare Kunststoffe mit Polyolefine (u. a. auch Silikon, Polyäthylen oder Polypropylen) zu verkleben. Dazu ist am Schraubverschluss der Flasche ein kleiner Pinsel angebracht, mit dem die zu beklebende Fläche zuvor bestrichen werden muss. Das von uns eingesetzte Set kostet 53,45 Euro ohne Mehrwertsteuer (Reiniger 9,50 Euro, Primer 14,90 Euro, Klebstoff 19,10 Euro und Füllstoff 9,95 Euro). Zudem gibt das Unternehmen auf den Klebstoff eine Garantie von drei Jahren, auch bei bereits geöffneter Flaschen.
Bevor der Klebstoff aufgebracht werden kann, muss die Bruchstelle vorbereitet werden. Wichtig ist, die Klebeflächen vollständig von Schmutz und Fettrückständen zu befreien. Dazu kann man den beiliegenden Reiniger nutzen, den man nach dem Aufbringen mit einem sauberen Tuch abwischt oder ausdampfen lässt.
Gewisse Kunststoffe enthalten Polyolefine die den Halt des Klebstoffs verhindern: Beim Flicken der Plane dieses Anhängers musste die gereinigte Klebefläche deshalb mit dem Primer eingestrichen werden. Da man die bereits behandelten Stellen kaum erkennt, macht ein vorheriges Markieren der Klebestelle und ein systematisches Vorgehen Sinn (z. B. von oben nach unten). Im Anschluss erfolgt die weitere Reparatur genau so wie bei anderen Materialien.
Ist das zu klebende Bauteil nur angerissen, wie dieser Griff einer Maschinenwaschbürste, ist es sinnvoll die Bruchstelle mit einem Dremel etwas einzuschleifen. So bietet man dem Kleb- und Füllstoff eine größere Wirkfläche und ermöglicht den Aufbau einer „Kehlnaht“.
2. Kleben und fixieren
(Bildquelle: Redaktion profi)
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Beim Kleben wird eine (!) der gereinigten Flächen mit Klebstoff beträufelt und unter Druck mit der anderen verbunden. Hierzu sollte der Kleber Zimmertemperatur haben. Je nach Material dauert das Aushärten nur wenige Sekunden, z. B. bei Kunststoffen. Bei härteren Materialien wie Metall ist mehr Geduld gefragt. Hierbei ist eine gute Fixierung umso wichtiger: Eine Schraubzwinge oder Gripzange sollte deshalb griffbereit liegen.
3. Auffüllen bei Ausbrüchen
(Bildquelle: Redaktion profi)
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Gibt es keine geraden Anlageflächen, oder sind Teilstücke ausgebrochen, kommt der Füllstoff zum Einsatz. Dieser wird nach dem Auftragen des Klebstoffs langsam aufgeträufelt. Bereits nach wenigen Sekunden ist die Schicht hart und es kann ggf. eine weitere Schicht aufgetragen werden. Am besten gelingt die Reparatur, wenn das zerbrochene Teil waagerecht liegt. Ansonsten kann mithilfe von Klebeband oder einem Stück Karton eine Form gebaut werden.
Hat man versehentlich zu viel Material aufgetragen, kann dieses einfach mit einem Dremel oder einem anderem Gerät heruntergeschliffen werden. Zudem kann der geduldige Praktiker so auch Konturen fehlender Bauteile modellieren oder z. B. Verstärkungen „bauen“.
(Bildquelle: Redaktion profi)
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Die überschüssige Füllmasse kann z. B. mit einem Pinsel entfernt werden. Diese ist aber kein Abfall. Der Hersteller rät dazu, die übrige Füllmasse beispielsweise mit einem Blatt Papier aufzufangen und wieder in das Fläschchen oder ein anderes Behältnis zu geben. Sie kann wiederverwendet werden.
Wir klebten eine M12-Mutter hinter eine Durchgangsbohrung und fixierten sie zunächst mit einer Gripzange. Nach etwa einer Viertelstunde klebten die Metalloberflächen fest aneinander. Mithilfe einer Sechskantschraube wurde das Anschrauben eines weiteren Bleches simuliert. Die Schraube zogen wir mit einem hohen Drehmoment von rund 200 Nm an. Beim Lösen brach die Klebestelle. Dasselbe passierte auch mit zusätzlicher Füllstoffnaht. In puncto Metall stößt der Kleber an seine Grenzen. Gut funktioniert ein Ankleben anderer Materialien, wie z. B. ein Stück Lkw-Plane auf einer metallischen Oberfläche.
Auch die Verschraubung dieser alten Kupfer-Druckluftleitung eines Kompressors ließ sich abdichten. Bei einem Druck von 8,5 bar entwich keine Druckluft mehr. Gummi
Hier wurde eine Gummi-Scheibendichtung durchtrennt, dessen Enden wir mit dem Industriekleber zusammensetzten. Bei einer Kraft von 23 daN riss das Dichtgummi dann erneut. Allerdings nicht wie erwartet an der Klebestelle, sondern gleich dahinter. In diesem Fall war die Rissfestigkeit des Gummis geringer als die Haltekraft des Industrieklebstoffs. Lkw- und Anhänger-Plane
(Bildquelle: Redaktion profi)
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Bei unserem Versuch klebten wir zwei 2,5 cm breite Lkw-Planenstreifen aneinander die wir ebenfalls 2,5 cm überlappen ließen. Die Klebefläche betrug somit 6,25 cm2. Eine der Flächen beträufelten wir zuvor mit dem Industrieklebstoff, der binnen 10 min härtete. Das Ergebnis war erstaunlich: Wir zogen mit einer Kraft von rund 110 daN an einem Planenende, bis die Gripzange abrutschte. Die Streifen hielten auch danach noch aneinander. Füllstoff
Natürlich wollten wir auch wissen, was der Füllstoff aushält. Dazu verfüllten wir eine 13er Bohrung in einer 2 mm Stahlplatte und bauten einseitig eine leichte Wölbung auf. Dann bohrten wir ein Loch in den Füllstoff, in welches wir ein M6-Gewinde schnitten. Hierbei war etwas Vorsicht geboten, da das Material zwar sehr hart, aber doch spröder ist als Metall. An der im Anschluss eingedrehten Öse erhöhten wir das eingehängte Gewicht nach und nach auf 35 kg, bis diese ausbrach. Es ist also durchaus möglich, misslungene Bohrungen wieder dauerhaft zu schließen oder sogar kaputte Gewinde nach einem Aufbohren zu rekonstruieren. Auch der anschließende Test mit einem Hammer zeigte, dass die übrige Füllmasse trotz der vorherigen Belastung noch fest in der Bohrung saß. Erst nach mehrmaligem Schlagen zerbröselte die Masse und fiel heraus. Holz mit Beschichtung
Wir griffen zu zwei 11 cm breiten und 18 mm starken Resten einer Siebdruckplatte und klebten diese mit 4,5 cm Überlappung mit den glatten, beschichteten Seiten aufeinander. Das längere, etwa 70 cm lange Ende belasteten wir mit circa 35 kg, bevor die Platten auseinanderbrachen. Doch nicht die Klebenaht, sondern die Beschichtung der Platte quittierte ihren Dienst.
Kontakt Eurobond Technologies KG Kollerhofsiedlung 69 A-9470 St. Paul +43 (0) 66 45 76 95 55 info@eurobond.ec eurobond.ec