Bauer: Gestern habe ich gelesen, dass die offizielle Inflationsrate bereits sieben Prozent überstiegen hat. Beim Blick in die Lohnunternehmerrechnung hätte ich gefühlt auf 20 Prozent getippt.
Lohner: Was soll das heißen? Meinst du, mir macht es Spaß, laufend die Preise zu erhöhen? Meine Lieferanten kennen auch keine Gnade.
Fahrer: Streitet nicht über Dinge, die ihr nicht ändern könnt. Mich nervt, dass es bei uns im Betrieb im Moment zu viel Arbeit und zu wenig Personal gibt. Wir machen Stunden ohne Ende.
Lohner: Wer war noch mal im Winter acht Wochen zu Hause?
Bauer: Vater Lohner erzählt immer gerne, wie er nach dem Kauf eines zweiten Häckslers 60 Stunden ohne Schlaf durchgearbeitet hat. Ein Mitarbeiter ertrug die Hitze in der Kabine nicht und stand mit der Maschine hauptsächlich im Schatten, während den Landwirten die Anwelksilage auf den Wiesen wegtrocknete.
Lohner: Die Geschichte ist wahr, und der Kollege hat später Gabelstapler in einem Kühlhaus gefahren.
Maring: Die alten Häcksler und Mähdrescher waren laut und heiß und mit den heutigen klimatisierten und schallgedämmten Kabinen nicht vergleichbar.
Lohner: Trotzdem ist es unglaublich schwer, gute Leute zu finden. Zur Zeit sitze ich selbst oft auf dem Traktor. Und morgens bin ich grundsätzlich zuerst im Betrieb und mache spätabends als letzter das Licht aus. Mehr kann ich für mein Team nicht tun.
Fahrer: Ist es dein Lohnunternehmen oder meins? Gefühlt machst du gerade Rekordumsätze. Der neue Gülleselbstfahrer hat in zehn Wochen über 800 Stunden gelaufen.
Lohner: Vor allem mache ich gerade Rekordinvestitionen. Jahrzehnte sind wir mit jungen Gebrauchten gut über die Runden gekommen. Aber dank der Digitalisierung geht in manchen Bereichen kein Weg an Neumaschinen vorbei.
Maring: Dieser Zusammenhang ist mir neu.
Lohner: Wir sind in Strip-Till und in die Teilflächendüngung und -saat eingestiegen. Dafür brauchst du ISO-Bus-Technik, einen RTK-Empfänger, mindestens ein zusätzliches Terminal und ein Tablet auf jeder Maschine.
Bauer: Gut, gebrauchte Gülleselbstfahrer sind rar. Aber digitale Techniken laufen nicht zwangsläufig nur mit Neumaschinen.
Lohner: In der Theorie hast du Recht, in der Praxis müssen die Maschinen ausfallsicher sein. Bei der Komplexität geht das nur mit voller Händlerunterstützung. Für eine gebrauchte oder selbst zusammengebastelte Technik hast du diese niemals. Und das alles hat seinen Preis.
Fahrer: Ich meckere nicht über meinen Arbeitsplatz als solchen. Die Arbeit mit RTK und Technik vom Feinsten macht ja auch Spaß, aber bitte nicht 80 Stunden in der Woche.
Bauer: Ich nehme mal an, dass du anders als Vater Lohner zwischendurch schläfst. Der ist stolz darauf, dass er die Firma aus dem Nichts und ohne Fremdkapital aufgebaut hat. Wenn ich seine Philosophie fortschreibe und mir meine jüngste Rechnung und euren Maschinenpark anschaue, stellen sich ein paar Fragen.
Lohner: Dann sag doch gleich, dass du dich über den Tisch gezogen fühlst. Aber ich möchte einmal sehen, wer dir ein professionelles Strip-Till billiger anbietet?
Bauer: So war das nicht gemeint, und ich bin ja froh, dass ich als kleiner Bauer am technischen Fortschritt teilhaben kann.
Fahrer: Vor allem sparst du eine Menge Geld für Dünger, wenn wir den Mais mit Hilfe der RTK-Spuren vom Injektor direkt über dem Gülleband säen.
Lohner: Es sind nicht nur die mächtigen Investitionen an sich, die mir Kopfzerbrechen machen. Vor allem sind diese durch nichts abgesichert. Ihr Bauern sitzt auf einem unerreichbar hohen Ross, wenn es um Verträge geht. Also kommen wir nur mit bester Arbeitsqualität und hohen Auslastungen über die Runden.
Fahrer: Und selbstlosen Mitarbeitern.
Bauer: Wie soll ich einen Häcksel- oder Gülleausbringungsvertrag unterschreiben, wenn ich nicht weiß, ob ich in ein oder zwei Jahren überhaupt noch Vieh im Stall habe?
Lohner: Dieses Totschlagargument höre ich seit vielen Jahren, und ich bin müde, darüber sowie über Ernteausfälle durch Trockenheit oder Regenfälle zu diskutieren.
Maring: Vielleicht solltet ihr den Maschinenring mit ins Boot holen. Wir haben fertige Verträge in der Schublade, und wie in unseren Maschinengemeinschaften gibt es Ausstiegsklauseln für beide Seiten.
Lohner: So lange deine Gemeinschaften sich bei der überbetrieblichen Arbeitserledigung die Rosinen herauspicken und wir als Back-up-System für eure Misswirtschaft herhalten, brauchen wir darüber nicht zu reden.
Fahrer: Ihr seid heute mächtig auf Krawall gebürstet, geht es vielleicht auch freundlicher?
Bauer: Besser wir reden miteinander als übereinander.