Gut zu wissen
- Der NIR-Sensorbalken SensoSafe arbeitet unabhängig von Temperatur und Tageslicht.
- Pöttinger bietet Versionen mit 3 m und 10 m Arbeitsbreite an.
- In dichten und hohen Grasbeständen muss für ein erfolgreiches Auffinden von Wildtieren langsamer gefahren werden.
Rehkitze verstecken sich bis zuletzt im hohen Gras vor dem herannahenden Mähwerk. Das wird ihnen zum Verhängnis, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt werden. Verletzt von den Messern sterben sie oft einen qualvollen Tod. Abgesehen davon führen Kadaverteile zu Futterverschmutzung und in der Folge zu Problemen bei der Gesundheit und Leistung der Nutztiere. Im schlimmsten Fall können Nutztiere sogar verenden.
Jedoch sind Landwirte beim ersten und zweiten Schnitt im Grünland ohnehin organisatorisch sehr gefordert. Nicht in jedem Fall lässt sich dann auf die Wildtiere Rücksicht nehmen. So kommt es immer wieder zu Situationen, wo speziell Rehkitze aufgrund ihres Duckreflexes nicht fliehen.
Wildtierrettung: NIR-Sensoren am Balken
Mit Hilfe von Drohnen und Wärmebildkameras lassen sich Wildtiere im Grasbestand aufspüren. Jedoch hängt der Erfolg dieses Systems von der Temperatur in Bodennähe bzw. von der Temperaturdifferenz zwischen Objekt und Umgebung ab. Und andere Systeme mit Warnsignalen haben Nachteile in Sachen Zuverlässigkeit.
Der SensoSafe von Pöttinger hingegen arbeitet unabhängig von Tageszeit und Witterungseinflüssen. Weiterer Vorteil: Der Wildtierretter lässt sich direkt während des Mähens einsetzen.
Dafür hat Pöttinger einen Balken mit Nahinfrarot(NIR)-Sensoren bestückt. Über eine eigene Lichtquelle beleuchten diese den Bestand, der das Licht wiederum reflektiert. Ein im Gras liegendes Tier reflektiert dabei ein deutlich anderes Lichtspektrum als der Boden und das Gras. Dadurch erkennt das Sensorsystem das Tier. Durch die aktive Beleuchtung ist dieses Erkennungsprinzip unabhängig von der Sonneneinstrahlung. Die Empfindlichkeit lässt sich an die Arbeitsbedingungen in vier Stufen anpassen.
Sensorbalken erfordern Gewichtsausgleich
Pöttinger SensoSafe ist in zwei verschiedenen Varianten erhältlich: In Kombination mit dem Pöttinger Alpha Motion Frontmähwerk arbeitet das System vollautomatisch und hebt das Mähwerk nach einer Tiererkennung sofort selbstständig an. Der Sensorbalken ist hier fest am Mähwerk angebaut. Wird der SensoSafe Wildtierretter an einem anderen Mähwerk montiert, informiert dieser den Fahrer lediglich mit einem akustischen Signal über die Detektion eines Wildtiers. Anhalten oder das Mähwerk anheben muss der Fahrer selbst.
Die Sensoreinheit für beliebige Mähwerke wird zwischen dem Frontmähwerk und dem Traktor auf einem eigenen Rahmen montiert. In Arbeitsposition ist der 3 m breite Sensorbalken nach rechts ausgeklappt.
Beim Einsatz ist zu beachten, dass die Sensorbalken in der Front die Gewichtsverteilung des gesamten Gespanns verändern. Der NIR-Balken am Frontmähwerk wiegt 100 kg und der SensoSafe 300 für die seitliche Montage rund 130 kg. Außerdem...
Gut zu wissen
- Der NIR-Sensorbalken SensoSafe arbeitet unabhängig von Temperatur und Tageslicht.
- Pöttinger bietet Versionen mit 3 m und 10 m Arbeitsbreite an.
- In dichten und hohen Grasbeständen muss für ein erfolgreiches Auffinden von Wildtieren langsamer gefahren werden.
Rehkitze verstecken sich bis zuletzt im hohen Gras vor dem herannahenden Mähwerk. Das wird ihnen zum Verhängnis, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt werden. Verletzt von den Messern sterben sie oft einen qualvollen Tod. Abgesehen davon führen Kadaverteile zu Futterverschmutzung und in der Folge zu Problemen bei der Gesundheit und Leistung der Nutztiere. Im schlimmsten Fall können Nutztiere sogar verenden.
Jedoch sind Landwirte beim ersten und zweiten Schnitt im Grünland ohnehin organisatorisch sehr gefordert. Nicht in jedem Fall lässt sich dann auf die Wildtiere Rücksicht nehmen. So kommt es immer wieder zu Situationen, wo speziell Rehkitze aufgrund ihres Duckreflexes nicht fliehen.
Wildtierrettung: NIR-Sensoren am Balken
Mit Hilfe von Drohnen und Wärmebildkameras lassen sich Wildtiere im Grasbestand aufspüren. Jedoch hängt der Erfolg dieses Systems von der Temperatur in Bodennähe bzw. von der Temperaturdifferenz zwischen Objekt und Umgebung ab. Und andere Systeme mit Warnsignalen haben Nachteile in Sachen Zuverlässigkeit.
Der SensoSafe von Pöttinger hingegen arbeitet unabhängig von Tageszeit und Witterungseinflüssen. Weiterer Vorteil: Der Wildtierretter lässt sich direkt während des Mähens einsetzen.
Dafür hat Pöttinger einen Balken mit Nahinfrarot(NIR)-Sensoren bestückt. Über eine eigene Lichtquelle beleuchten diese den Bestand, der das Licht wiederum reflektiert. Ein im Gras liegendes Tier reflektiert dabei ein deutlich anderes Lichtspektrum als der Boden und das Gras. Dadurch erkennt das Sensorsystem das Tier. Durch die aktive Beleuchtung ist dieses Erkennungsprinzip unabhängig von der Sonneneinstrahlung. Die Empfindlichkeit lässt sich an die Arbeitsbedingungen in vier Stufen anpassen.
Sensorbalken erfordern Gewichtsausgleich
Pöttinger SensoSafe ist in zwei verschiedenen Varianten erhältlich: In Kombination mit dem Pöttinger Alpha Motion Frontmähwerk arbeitet das System vollautomatisch und hebt das Mähwerk nach einer Tiererkennung sofort selbstständig an. Der Sensorbalken ist hier fest am Mähwerk angebaut. Wird der SensoSafe Wildtierretter an einem anderen Mähwerk montiert, informiert dieser den Fahrer lediglich mit einem akustischen Signal über die Detektion eines Wildtiers. Anhalten oder das Mähwerk anheben muss der Fahrer selbst.
Die Sensoreinheit für beliebige Mähwerke wird zwischen dem Frontmähwerk und dem Traktor auf einem eigenen Rahmen montiert. In Arbeitsposition ist der 3 m breite Sensorbalken nach rechts ausgeklappt.
Beim Einsatz ist zu beachten, dass die Sensorbalken in der Front die Gewichtsverteilung des gesamten Gespanns verändern. Der NIR-Balken am Frontmähwerk wiegt 100 kg und der SensoSafe 300 für die seitliche Montage rund 130 kg. Außerdem rückt das Frontmähwerk um 225 mm weiter nach vorne. Es kann daher notwendig sein, das Heck zusätzlich zu ballastieren. Pöttinger bietet dafür speziell für die Heckmähwerke Novacat Lösungen an, die sowohl das Gewicht am Heck als auch die Balance zwischen linker und rechter Seite ausgleichen. Das erhöht laut Hersteller die Traktion am linken Hinterrad spürbar.
Druckspeicher hebt Mähwerk
Um für das automatische Anheben des Mähwerks nicht in die Hydraulik des Schleppers eingreifen zu müssen, nutzt Pöttinger einen Druckspeicher. Dieser wird über das doppeltwirkende Steuergerät für das Anheben und Absenken des Frontmähwerks gefüllt. Hat der Fahrer am Bedienterminal die Automatikfunktion des SensoSafes aktiviert, gibt das Sensorsystem beim Erkennen eines Wildtiers ein Signal an das Wegeventil. Dieses leitet daraufhin den gespeicherten Druck in die Hydraulikzylinder des Mähwerks, die dann das Mähwerk blitzschnell anheben.
Ist der Druckspeicher anschließend leer, muss der Fahrer am Steuergerät den Hebel zum Ausheben für wenige Sekunden betätigen. Sobald der Speicher wieder voll ist, erfolgt ein kurzer Piep-Ton, und das System ist wieder einsatzbereit.
Per Knopfdruck am Terminal kann der Fahrer das automatische Ausheben deaktivieren, falls es z. B. beim Mähen am Hang unerwünscht ist.
Praxiseinsätze der Innovation Farm
Wie hoch ist die Wildtiererkennungsrate, und löst der SensoSafe das automatische Ausheben des Mähwerks rechtzeitig aus? Diesen Fragen gingen die Wissenschaftler der Innovation Farm nach. Dafür platzierten sie braune Tierfelle als Testobjekte praxisnah in Grünlandbeständen.
Bei den Einsätzen auf vier Pilotbetrieben zwischen Anfang Mai und Anfang Juli hat der SensoSafe mit einer durchschnittlichen Auslösewahrscheinlichkeit von 92 % eine überzeugende Leistung geliefert. Die gute Detektionsrate ist der hohen Sensitivitätsstufe vier geschuldet, wodurch jedoch auch Fehlauslösungen verzeichnet wurden. Im Durchschnitt löste das System einmal pro 1,3 ha aus, obwohl weder ein Tier noch ein Testobjekt im Bestand waren.
Werden die Messergebnisse auf den einzelnen Betrieben im Detail betrachtet, lassen sich daraus weitere Erkenntnisse gewinnen. Auf dem ersten Betrieb wurde der intensive Bestand mit rund 8 km/h gemäht. Dabei wurden in knapp 85 % der Fälle die Testobjekte von SensoSafe erkannt. Ein ähnliches Ergebnis konnte am zweiten Betrieb (Grafik „Fahrgeschwindigkeit und Wildtiererkennung“) bei einem vergleichbar intensiven Bestand erzielt werden. Durchschnittlich wurden knapp 84 % erkannt.
Auffallend war, dass zunächst bei 10 km/h das kleinere Testobjekt nicht mehr zu 100 % erkannt wurde, bei noch höheren Geschwindigkeiten war das bei beiden Objekten der Fall. Das lässt den Schluss zu, dass bei sehr hohen und dichten Beständen ab 60 cm Wuchshöhe eine Mähgeschwindigkeit von rund 10 km/h begrenzend für ein sicheres Erkennen von Tieren ist.
Beim dritten Einsatz mit dem kleinen Kitzfell in 40 cm hohem Dauergrünland hat das Sensorsystem bei 20 Wiederholungen in 19 Fällen (95 %) richtig reagiert und die „Tiere“ erkannt. In diesem Bestand war kein Zusammenhang zur Fahrgeschwindigkeit erkennbar.
Die Tatsache, dass in „normalen“ Beständen ein sicheres Erkennen bei jeder zum Grasmähen sinnvollen Fahrgeschwindigkeit möglich ist, wurde am vierten Standort bestätigt. Der zweite Schnitt im Dauergrünland konnte bei einer Wuchshöhe von 30 cm mit bis zu 24 km/h erfolgen. Obwohl ausschließlich die kleinen Testobjekte verwendet wurden, erkannte das Sensorsystem die Objekte in allen Fällen.
Praxistauglichkeit und Einsatzgrenzen
Das automatische Anheben des Frontmähwerks ist nicht unter allen Bedingungen gefahrlos einsetzbar, z. B. in Steillagen sollte es der Fahrer besser abschalten. Außerdem fordert das System vom Fahrer zusätzliche Aufmerksamkeit. Das könnte problematisch sein, wenn er an Hängen arbeitet oder mit dem Ausmähen von Landschaftselementen beschäftigt ist. Hilfreich ist deswegen das eindringliche, akustische Signal, welches bei einem Tierfund ertönt. So muss der Fahrer nicht ständig den Bildschirm überwachen. Trotzdem sollte der Fahrer schnell reagieren, sobald das System ein Wildtier detektiert hat. Er muss das Fahrzeug rechtzeitig anhalten. Für eine erfolgreiche Wildtierrettung spielen also auch äußere Einflüsse wie Reaktionszeit des Fahrers, die Bodenfeuchte, die Hangneigung, die Bereifung und die Bauform des Traktors eine Rolle.
Eine weitere Problematik stellt sich beim Einsatz des SensoSafe am Frontmähwerk ein. Selbst bei einer erfolgreichen Detektion könnte ein Wildtier bei einer Reifenbreite der Zugmaschine von je 500 mm durch Überrollen verletzt werden.
Bleibt zum Schluss der Preis: Der SensoSafe als Zusatzoption für das Frontmähwerk Alpha Motion kostet 8000 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Der seitlich ausschwenkbare, 3 m breite SensoSafe 300 steht für rund 6500 Euro bei Pöttinger in der Preisliste. Und der SensoSafe 1000 für 10 m Arbeitsbreite kostet 13000 Euro.
Fazit
Für einen gesunden Tierbestand ist eine gute Grundfutterqualität wichtig. Besonders Verunreinigungen durch Kadaver können die Leistungen in der Wiederkäuerhaltung beeinträchtigen oder sogar zu gefährlichem Botulismus führen. Um Kadaverteile im Futter zu vermeiden, ist die Summe aller getroffenen Maßnahmen bei der Wildtierrettung entscheidend.
Pöttinger hat mit dem NIR-Sensorbalken für Mähwerke ein zuverlässiges System mit einfacher Anwendung geschaffen. Mit einem geringen Mehraufwand können Landwirte Wildtiere vor dem Mähtod bewahren, ohne von äußeren Einflussfaktoren wie der Temperatur, dem Tageslicht oder der Verfügbarkeit von Personal abhängig zu sein.
Die Ergebnisse aus den Einsatztests weisen auf eine hohe Erkennungsrate der Sensoren hin. So konnten die Fahrer mit Hilfe des Sensorsystems nicht nur die ausgelegten Testobjekte finden, sondern kombiniert mit der richtigen Fahrstrategie und angepasstem Fahrverhalten auch mehrere Rehkitze und Feldhasen retten.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Innovation Farm (
innovationfarm.at), die von Bund, Ländern und der Europäischen Union im Rahmen des ländlichen Entwicklungsprogrammes LE 14–20 unterstützt wird.