Gut zu wissen
- Der Continuous Manure Applicator (CMA) ist eine besondere Art der Verschlauchung in Reihenkulturen.
- Basis ist eine selbstfahrende Schlauchhaspel mit 375 PS.
- Das System ist aufwändig, hat aber aufgebaut höchste Ausbringleistungen bis zu 270 m³/h.
Der deutsche Markt bleibt für die Kanadier eine Nische, das müssen wir vorwegnehmen, wenn wir über das neue Verschlauchungssystem von Cadman sprechen. Denn die Kanadier bauen ihre Maschinen nach nordamerikanischer Art. Will heißen, wer die 35 t schwere, 14 m lange und mehr als 3,40 m breite Schlauchtrommel auf deutschen Straßen bewegen möchte, kommt schnell in Konflikt mit den Gesetzeshütern und ist sicher nicht flink, geschweige denn wendig unterwegs.
Gülleverschlauchung: Einsatz in Reihenkulturen
Warum ist das System dennoch interessant? Der CMA basiert auf einem System zur Verschlauchung, bei dem die Haspel einen eigenen Motor samt Antrieb besitzt. Dadurch bewegt sich die Schlauchtrommel am Vorgewende autark bzw. per Funkfernbedienung vorwärts.
Der Schlepper samt Ausbringgestänge fährt im 90°-Winkel zur Haspel auf dem Acker auf und ab. Dabei zieht der Traktor den Schlauch bis zum Feldende mittig hinter sich her. Dort angekommen, klappt ein seitlicher Schlauchgalgen aus, so dass der Schlepper eine Arbeitsbreite weiter in die nächste Spur abbiegt, während der Schlauch in der gleichen Spur verbleibt.
Fährt der Schlepper zurück, wickelt die Schlauchhaspel den Schlauch dabei wieder auf. Zurück am Vorgewende fährt dann die Haspel genau zwei Arbeitsbreiten (per GPS automatisch) vor und der Zyklus beginnt von vorne.
Gut Velgast als Pionier
Wir haben uns das kanadische System bei Landwirt Hero Kromminga angesehen. Die Bedingungen auf dem Gut Velgast sind ideal: Mehr als 750 ha liegen arrondiert rund um die große Güllelagune. Öffentliche Straßen müssen zur Ausbringung nicht befahren werden. Die Felder sind bis zu 2 km lang. Der Landwirt hat sich bereits früh mit der Technik auseinandergesetzt und seit 2019 das System im Einsatz. Vorher wurde die Gülle mit einem Tridem-Fasswagen auf einer Arbeitsbreite von 24 m ausgebracht.
Seit vergangenem Jahr arbeitet Kromminga mit 36-m-Fahrgassen. „Wenn ein Güllewagen im Frühjahr mit dem Gewicht viermal durch die gleiche Gasse fährt, gibt es vor allem eins: Gräben. Die haben uns schon ein Schneidwerk unseres Dreschers gekostet“, so Betriebsleiter Kromminga. „Wir wollen viel Gülle in kurzer Zeit ausbringen, aber bodenschonend. Das funktioniert mit dem System auf Getreide gut, wenngleich wir das Ausbringgestänge selbst modifizieren mussten“, so Hero Kromminga. Auch die Ausbringung in Reihenkulturen ist möglich, allerdings rechnen die Kanadier mit anderen Ausbringmengen pro Hektar als sie in Deutschland üblich sind. Dazu kommt ein höherer Rüstaufwand für das System.
Nur auf großen Flächen
Dieser Aufwand ist ein genereller Nachteil der Verschlauchung. Beim CMA-System kommt das Umsetzen der riesigen Haspel hinzu. Diese fährt aus eigener Kraft maximal 7 km/h. Sie wiegt mehr als 35 t, hat eine separate Stützachse und braucht eine Sondergenehmigung bei einer Überbreite von 3,40 m. So wird die Anlage auf Gut Velgast sicherlich eine der wenigen Einzelstücke in Deutschland bleiben.
Ist die Haspel am Feld, muss eine Zuleitung vom Güllebecken zur Haspel gelegt und zum Schluss das Ausbringgestänge mit der Haspel verbunden werden. Bevor Gülle ausgebracht wird, verschwinden bereits mehr als 10 m³ Gülle in der 823 m langen PE-Leitung auf der Schlauchtrommel mit 2,80 m Innendurchmesser. Der formstabile PE-Schlauch hat einen stattlichen Durchmesser von 6 Zoll.
Mit John Deere-Motor
Ein John Deere Motor mit 281 kW/375 PS treibt die selbstfahrende Haspel an, per Verteilergetriebe auch die Kreiselpumpe von Cornell. Über die Motordrehzahl wird die Gülle-Fördermenge und der Druck variiert. Zwei zusätzliche Hydraulikpumpen steuern die hydraulischen Funktionen sowie den Fahrantrieb über vier Radmotoren von Poclain. Ebenfalls hydraulisch wird ein großer Schraubenkompressor angetrieben. Dieser drückt mit einem zusätzlichen Schaumstoffball die Restgülle aus dem Schlauch.
Alle Funktionen der Haspel werden per Funk bedient. Die schwere Funkfernbedienung hat eine Reichweite von mehr als 1 km. Bei unserem Einsatz im stehenden Maisbestand, waren zwei Personen im Einsatz und über Funk miteinander verbunden. Alle Aufgaben auf den Fahrer des Reiheninjektors zu übertragen, ist zwar der Plan, aber noch schwierig in der Umsetzung.
Wird der Schlauch abgewickelt, sind die Funktionen überschaubar: Die Haspel wird freigeschaltet (trotzdem bleibt eine hydraulische Bremswirkung, damit die Haspel nicht nachrollt), dann zieht der Schlepper den Schlauch mit etwa 5 km/h von der Rolle.
Hohe Kräfte
In unserem Fall zog ein MF 7624 den 12 m breiten Reiheninjektor von Cadman. Nach heftigem Regenschauer war mit Zwillingspflegebereifung nach 400 m Schluss, weil die Traktion des Schleppers fehlte, um den Schlauch weiter durch die Reihe zu ziehen. Im Grünland und Getreide sind die Erfahrungen laut Kromminga deutlich besser.
Während der Schlepper wendet, klappt ein seitlicher Schlaucharm mit 6 m Länge (halbe Arbeitsbreite) aus. So kann der Schlauch zwischen den Maisreihen liegen bleiben, wird weder über Eck, noch um die Kurve gezogen und zerstört keine Pflanze. In Absprache mit dem Haspelbediener wird der Schlauch von der Schlauchtrommel wieder aufgerollt und der Ausbringschlepper muss mit gleicher Geschwindigkeit zurück zum Ausgangspunkt fahren. Passen die Geschwindigkeiten nicht zueinander, entstehen enorme Seitenkräfte auf das Schlepperhubwerk, denn der Schlaucharm ist schließlich 12 m von der Schleppermitte entfernt und wirkt damit als sehr langer Hebel auf die Unterlenker.
270 Kubikmeter pro Stunde
Ist das System einmal eingerichtet, sind hohe Ausbringleistungen mit über 250 m³/h drin. Der 12 m breite Injektor mit insgesamt 15 Auslässen á 2 Zoll arbeitet die Gülle mit Rollsternen etwas ein. Hier muss die Ausbringleistung beim Abziehen des Schlauches reduziert werden, weil nicht schneller als 5 km/h gefahren werden kann.
Für Grünland und Getreide hat sich Kromminga ein altes 24-m-Schleppschlauchgestänge umbauen lassen. Die Lösung aus Kanada mit 18 m Arbeitsbreite passt nicht zur Hubkraft der vorhandenen Schlepper.
Weitere Details
- Die Haspel hat eine sogenannte „Zunge“. Diese klappt hydraulisch vor die Haspel und führt den Schlauch. Eine mechanische Schlauchführung, die sich seitlich auf und ab bewegt, sorgt für die saubere Wicklung.
- Ein NIRS-Sensor wird nachgerüstet.
- Im Getreide zieht Kromminga den Schlauch einmalig aus und fährt das System wie eine normale Verschlauchung.
- Cadman bietet neben dem CMA-System auch herkömmliche Verschlauchungen an, auch mit PE-Schlauch. Es gibt eine einfache Einstiegsvariante, bei der die Haspel von einem Schlepper gezogen wird.
- Die Haspel nimmt bis zu 950 l Diesel mit und wälzt 500 l Hydrauliköl um.
- Die Schlauchkupplungen mit Überwurfring sind sehr zugfest und einfach zu bedienen.
Fazit
Fazit
Das kanadische CMA-Verschlauchungssystem von Cadman ist speziell. Höchste Ausbringleistungen erfordern dabei einen hohen Rüstaufwand. In Deutschland wird dieses System keine großen Stückzahlen erzielen, weil es Strukturen mit großen, arrondierten Flächen vorbehalten ist.
Die Zugkraft für den 6-Zoll-Schlauch darf im abgerollten Zustand nicht unterschätzt werden. Das PE-Material scheint Steinen gegenüber robuster als Gummischläuche mit Gewebeeinlage.
Etwa 500 000 Euro muss für eine leistungsstarke, bodenschonende, aber auch personalaufwändige Gülleausbringung gezahlt werden.