Der AT 200 sollte vor dreißig Jahren einen breiteren Kundenkreis für den Fahrzeugbau bei Horsch erschließen. In der Hochzeit der multifunktionellen Trägerfahrzeuge konkurrierte Horsch mit anderen Herstellern auf einem eher kleinen Markt.
Als Horsch den Allrad-Trac AT 200 im Jahr 1996 vorstellte, hatten die Schwandorfer schon mehrjährige Erfahrungen im Fahrzeugbau gesammelt. Das legendäre Dreirad Terra-Trac und der Knicklenker K 735 bewiesen die Ambitionen des Unternehmens. Daher wunderte es kaum jemanden, dass Horsch sich weiterhin dem Fahrzeugbau widmete.
In den 1990er Jahren wussten wohl nur wenige, wo die Reise in der Landwirtschaft mit immer weiter wachsenden Betrieben und größeren Ackerflächen hingeht. Auffallend war, dass die westlichen Schlepperhersteller nicht in der Lage waren, dem Bedarf der Betriebe nach der politischen Wende mit PS-starken Traktoren gerecht zu werden.
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Als Horsch den Allrad-Trac AT 200 im Jahr 1996 vorstellte, hatten die Schwandorfer schon mehrjährige Erfahrungen im Fahrzeugbau gesammelt. Das legendäre Dreirad Terra-Trac und der Knicklenker K 735 bewiesen die Ambitionen des Unternehmens. Daher wunderte es kaum jemanden, dass Horsch sich weiterhin dem Fahrzeugbau widmete.
In den 1990er Jahren wussten wohl nur wenige, wo die Reise in der Landwirtschaft mit immer weiter wachsenden Betrieben und größeren Ackerflächen hingeht. Auffallend war, dass die westlichen Schlepperhersteller nicht in der Lage waren, dem Bedarf der Betriebe nach der politischen Wende mit PS-starken Traktoren gerecht zu werden.
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Hier schlug die Stunde der Mittelständler. Sie hatten nicht den Anspruch, zu den großen Traktorenherstellern aufzurücken, sondern mit leistungsstarken Trägerfahrzeugen einen Nischenmarkt zu bedienen. Das Credo hieß: leistungsstark und multifunktional. Die hohe PS-Leistung entsprang einfach dem Anspruch an die großen Ackerflächen, die es zu bearbeiten, düngen und ernten galt. Aber warum musste das Fahrzeug auch noch multifunktional sein?
Letztlich war die Multifunktionalität der Trägerfahrzeuge in den 1990er Jahren eher ein Marketing-Argument. Vorläufer der Trägerfahrzeuge im heutigen Sinne waren die Geräteträger aus den 1950er Jahren, wie sie von mehreren Herstellern angeboten wurden (z. B. Eicher, Fendt oder Schmotzer). In dieser Zeit machte die Multifunktionalität auch wirklich Sinn. Eine Drill- oder Hackmaschine oder eine Ladepritsche waren in zehn Minuten auf- und abgebaut. Das alles war auch für einen kleinen Betrieb zu leisten.
In den 1990er Jahren zog das Argument der Multifunktionalität noch, so dass Trac-Schlepper und Trägerfahrzeuge weiterhin Abnehmer fanden. Klar war aber auch, dass die Standard-Schlepper immer stärker wurden und der Absatz von PS-starken Trägerfahrzeugen doch eher begrenzt blieb.
Horsch setzt Entwicklung fort
Das Kerngeschäft von Horsch war stets die Bodenbearbeitung und Sätechnik. Freilich hatte man immer auch ein Faible für den Fahrzeugbau. Nach den sehr speziellen Entwicklungen des Terra-Trac und des Knicklenkers K 731 (für die übrigens Gülle-Aufbauten lieferbar waren) setzte Horsch weiter auf die Entwicklung von Selbstfahrern. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass man große Betriebe und Lohnunternehmen als Kunden im Blick hatte. Die Entwicklung des Trägerfahrzeugs AT 200 war eine Folge dieses strategischen Gedankens.
Die Konstrukteure setzten beim AT 200 auf Komponenten von JCB. Von dem englischen Hersteller stammten Kabine, Motor (Sechszylinder-Aggregat mit 188 PS von Cummins), Getriebe, Vorderachse und Arbeitshydraulik. Den Rahmen fertigte Horsch selbst. Die Kooperation von Horsch und JCB sah vor, dass Horsch den Rahmen an JCB lieferte, wo der AT 200 letztlich montiert wurde. Nur Hinterachse und Bereifung erhielt der AT 200 abschließend bei Horsch.
Die Bedienungselemente des Trägerfahrzeugs wurden von JCB übernommen. Die Komponenten des Gülleaufbaus stammten von Zunhammer oder BSA.
(Bildquelle: Theißen)
Pumpe und Fremdkörperabscheider waren beim AT 200 übersichtlich und platzsparend integriert.
(Bildquelle: Theißen)
Jeder Fastrac-Fahrer fühlte sich auf dem AT 200 zu Hause. Das vollsynchronisierte Getriebe mit drei Vorwärts- und einer Rückwärtsgruppe erfüllte seinerzeit alle Erwartungen. Immerhin hatte jede Gruppe fünf Gänge und jeder Gang noch einmal zwei Lastschaltstufen.
Breit, aber wendig
Auf der Straße zeigte sich jedoch, dass der AT 200 mit Terra-Bereifung ein Brocken war. Mit 3 m Außenbreite hatte das Fahrzeug nicht gerade die Idealmaße für lange Straßenfahrten. Hilfreich war so der Einsatz von Zubringerfahrzeugen. Gleichwohl war die Straßenfahrt dank der gefederten Vorderachse durchaus komfortabel.
Angeboten wurde der AT 200 mit starrer und mit gelenkter Hinterachse (Version L), die eine bodenschonende Allrad- und Hundeganglenkung erlaubte. Im Fahrbericht über den AT 200 (profi 5/1998) erwähnten wir, dass das Umschalten beim Wenden etwas Übung bedurfte. Kurz vor dem Wenden musste zunächst von Hundegang- auf Allradlenkung gewechselt werden. Mit etwas Erfahrung waren die Arbeitsschritte aber quasi fließend.
Beim Gülleausbringen mit dem Grubber oder Schleppschlauchgestänge fuhr man z. B. mit einem Radeinschlag von zwölf Grad. Dieser Wert stellt sich immer automatisch wieder ein, wenn die Hundegangposition gewählt wurde.
In der Bewertung des profi-Fahrberichts wurde schließlich die Wendigkeit (14 m Wendekreis), die komfortable Kabine und die bodenschonende Fahrweise durch Allradlenkung und Hundegang gelobt. Kritisiert wurde die eingeschränkte Sicht nach hinten.
Verschiedene Ausstattungen
Aus heutiger Sicht ist der AT 200 ein eher kleiner Gülleausbringer. Horsch konnte z. B. 1998 Tankgrößen von 8.000 l (Zunhammer) und 8.300 l (BSA) anbieten. Zudem war eine Inuma-Aufbaupritze (4.000 oder 5.000 l) mit 36-m-Gestänge im Angebot. Lieferbar waren außerdem ein Zweischeiben-Aufbaudüngerstreuer von Norti oder Reißl für granulierten Dünger oder Feuchtkalk sowie ein Umladeaufsatz von RKM für Getreide, Saatgut und Dünger.
Acht Jahre lang vertrieb Horsch den AT 200 und brachte noch den stärkeren AT 300 — mit 260-PS-Motor, Getriebe, Vorderachse und Elektrik vom Fendt Vario 926 sowie Kabine vom Claas Lexion. Große Stückzahlen dürften aber nicht erreicht worden sein. 2004 endete die Ära der Trägerfahrzeuge und damit der Gülleausbringer bei Horsch.
Der AT 200 war ein multifunktionales Trägerfahrzeug, das zur Mineraldüngung, zur Gülleausbringung, als Umladefahrzeug für lose Güter und für den Pflanzenschutz eingesetzt werden konnte.
(Bildquelle: Theißen)
Neben einem Gestänge mit Schleppschläuchen hatte Horsch auch einen Anbaugrubber zur Gülleausbringung im Angebot.
(Bildquelle: Theißen)
Im Jahr 2000 erweiterte Horsch das Trac-Programm mit dem AT 300 (260 PS). Ausgestattet war das Trägerfahrzeug mit dem Fendt-Vario-Getriebe. Die Kabine stammte von Claas.
(Bildquelle: Theißen)