Auf nahezu jedem Hof gibt es ein kleines Fahrzeug für Transporte, um etwa Saatgut zum Feld zu bringen oder um Werkzeug und Ersatzteile zu transportieren. Viele nutzen dafür einen Kastenwagen oder ein Quad. Wir haben eine elektrische Variante gefunden: das aCar von Evum Motors.
Vom Projekt zur Serienreife
Die Evum Motors GmbH ist aus einem Forschungsprojekt der Technischen Universität München hervorgegangen. Nach einigen Jahren Entwicklung ging das aCar 2020 in die Serienproduktion und wird in Bayerbach bei Ergoldsbach (Niederbayern) gefertigt. Die Grundidee war, ein einfaches, robustes und vollelektrisches Nutzfahrzeug für Schwellenländer zu bauen. Mittlerweile hat das aCar eine internationale Zielgruppe. Neben den kommunalen Einsatzfeldern findet das Elektromobil auch in der Transportlogistik, im Handwerk und in der Gastronomie seine Einsatzmöglichkeiten. Aber auch in der Land- und Forstwirtschaft soll das aCar zu Hause sein.
Modulare Ausstattung
Auf den ersten Blick würden wir das aCar als Knautschkugel bezeichnen: Seine eingedrückte Nase, sein witziges Auftreten — das zieht die skeptischen Blicke auf dem Land auf sich. Auch die Kabine aus Kunststoff macht zunächst keinen wertigen Eindruck. Auf den zweiten Blick versteckt sich allerdings ein einfach aufgebautes Allround-Fahrzeug hinter dem aCar.
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Dank des modularen Aufbaus kann der Kunde aus einer Vielzahl von Ausstattungsoptionen auswählen. Vom Aufbau hinter der Kabine über die Farbe und Bereifung bis hin zu Sonderausstattungen wie einer Drosselung auf 45 km/h, das Schnellladekabel für Wallboxen oder ein zusätzliches Reichweitenpaket. Wir haben uns für eine typisch landwirtschaftliche Ausstattung entschieden: Ausstattungsvariante Select, Dreiseitenkipper (plus Plane und Spriegel), Sitzheizung, abnehmbare Anhängerkupplung, Toolbox, Servolenkung, Rückfahrwarner, Sommer- und Geländereifen sowie Gummifußmatten.
Einfacher Aufbau im Inneren
Als wir das erste Mal in das aCar eingestiegen sind, fiel vor allem die spartanische Ausstattung und die einfache Bedienung auf. Mit Kippschaltern bedient der Fahrer nahezu das ganze Fahrzeug: von der Gangwahl (Vorwärts/Rückwärts) über den Fahrmodus (Eco oder Work) und das Licht bis hin zur Frontscheibenheizung und zum Warnblinklicht.
Über den Kippschaltern ist das Display mit den Fahrzeuginformationen wie Geschwindigkeit, Kilometerstand, Gangstellung und Ladezustand der Batterie angeordnet. Hier hätten wir uns noch eine Uhr- und Datumsanzeige gewünscht, die man aber auch über sein Smartphone in der entsprechenden Halterung zwischen den Kippschaltern einsehen kann. Ein simples Radio inklusive Freisprecheinrichtung rundet die Ausstattung ab.
Im Fahrerhaus ist Platz für zwei Personen. Weitöffnende Türen erleichtern den leicht erhöhten Einstieg. Gelüftet werden kann durch drei Schiebefenster: zwei jeweils in den Türen und eins hinter den Sitzen. Das ist in Ordnung, jedoch hätten wir uns vor allem für regnerisches Wetter eine Lüftung bzw. Klimaanlage gewünscht.
Gefahren wird das aCar mit einem Brems- und einem Fahrpedal. Lässt man das Fahrpedal los, drosselt das Fahrzeug die Geschwindigkeit. Durch vorausschauendes Fahren benötigt man die Bremse fast nur noch für den endgültigen Stillstand — zunächst gewöhnungsbedürftig, mit etwas Übung aber gut nutzbar.
Arbeitshilfe und Fahrspaß
Nach dem Laden, das bei uns mit dem Standard-Ladekabel und 230 V Stecker gut funktionierte, aber mit gut sieben Stunden bis zur vollständigen Ladung lange dauerte, starteten wir unsere Testfahrt — erst leer, dann mit knapp 800 kg Zuladung auf dem Dreiseitenkipper. Durch die große Bodenfreiheit macht sich der hohe Schwerpunkt voll beladen bemerkbar, aber auch hier war ein langsameres, aber gutes Fahrgefühl und Standsicherheit gegeben. Die Lenkung spricht schnell an, auch wenn man bei schnellerer Fahrt mit den Geländereifen das Lenkrad gut festhalten sollte.
Auch auf Feldwegen und auf dem Acker gab es bei unserem Einsatz keine Probleme mit dem Vorankommen. Natürlich machte sich das Fahren bei voller Beladung — vor allem in unwegsamen Gelände — in der Akkureichweite bemerkbar. Wir erreichten mit einer Akkuladung immerhin 70 bis 90 km. Der Hersteller gibt eine durchschnittliche Reichweite mit 82 km an.
Bemerkbar machte sich auch die gute Rundumsicht. Durch die kurze Motorhaube ist die Sicht nach vorne gut. Bei der Sicht nach hinten helfen die Spiegel, allerdings ist die direkte Sicht durch den Planenaufbau gestört, hier würden wir eine Rückfahrkamera empfehlen.
Was uns sonst noch auffiel:
Evum Motors nutzt Premium-Komponenten von Zuliefern aus Europa, wie zum Beispiel Al-Ko, Continental oder Hella.
Die externe 230-Volt-Steckdose am Heck kann nützlich sein, diese wird durch das Akkupaket gespeist.
Die eigentlich hilfreiche Toolbox war nicht gegen Herausfallen gesichert. Hier wird Evum Motors nacharbeiten.
Das aCar darf mit dem Führerschein der Klasse B gefahren werden.
Stauraum bietet das aCar genug, so sind vorne unter der Haube ein größeres Fach (z. B. für Ladekabel und Anhängerkupplung), in der Kabine Netztaschen und in den Seitentüren weitere Fächer zu finden.
Für die Standheizung ist ein Ethanol-Tank auf der rechten Fahrzeugseite montiert.
Es gibt vier Schlüssel: Zündschloss, Türen (inklusive Zentralverriegelung), Anhängerkupplung, Ethanol-Tank. Hier wäre zumindest für die Kabine ein einheitlicher Schlüssel wünschenswert.
Evum Motors lieferte leider die Fernbedienung für den Dreiseitenkipper nicht mit, daher konnten wir diese Option nicht nutzen.
Kosten und Fazit
Das aCar von Evum Motors ist in der gefahrenen Ausstattung für etwa 56.000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) zu haben. Dafür erhält der Käufer ein robustes, einfach aufgebautes, elektrisches Allrad-Fahrzeug ohne viel Komfort — wobei wir diesen bei den Kurzstrecken im Arbeitseinsatz auch nicht vermisst haben.