Fahrbericht

Pöttinger Jumbo 8450 im profi-Fahrbericht

Mit 65 Messern sowie 25 mm theoretischer Schnittlänge kann der neue Kurzschnittladewagen Jumbo 8000 von Pöttinger dem Häcksler Konkurrenz machen. Ein echter Häckselwagen eben.

Äußerlich sieht man dem neuen 8000er Jumbo seine kurze Schnittlänge nicht an. (Bildquelle: Wilmer)

Nach der Einführung des Jumbo 7000 (profi 8/2021) mit 85 cm Rotor, Powerbandantrieb sowie beweglicher Stirnwand legt Pöttinger mit dem Jumbo 8000 jetzt noch einmal nach: Statt der 48 Messer mit 34 mm theoretischer Schnittlänge kommen jetzt sage und schreibe 65 Messer mit nur noch 25 mm Schnittlänge zum Einsatz! Doch alles der Reihe nach.

Pöttinger Jumbo 8450: Kontaktlose Zwangslenkung

Zusammen mit ME Mobil Elektronik hat Pöttinger eine neue elektronisch gesteuerte Zwangslenkung entwickelt, die ohne einen mechanischen Lenkwinkelgeber zwischen Traktor und Anhänger auskommt. Stattdessen wird das Lenksignal mit einem vorne rechts am Rahmen verbauten Gyroskopen (Kreiselkompass) sowie Drehzahlsensoren in den Rädern ermittelt. Das soll laut Pöttinger nicht nur die Zuverlässigkeit erhöhen, sondern der Wagen lässt sich ohne weitere Vorbereitung (z. B. zusätzliche K50-Kugel) an jeden Schlepper anhängen.
Erhalten bleiben natürlich die bekannten Vorteile der elektronischen Steuerung, wie die Anpassung des Lenkverhaltens, unterschiedliche Lenkprogramme oder ein Sperren der Achsen in der Geradeaus-­Stellung. Dank schmaler Deichsel, für die es auch entsprechende Verlängerungen (z. B. bei 900er Reifen am Schlepper) gibt, ist das Gespann außerdem sehr wendig.
Für die Kraftübertragung vom Schlepper zum Ladewagen verläuft oberhalb der Deichsel eine Gelenkwelle der neuesten Generation von Bondioli & Pavesi. Die überträgt die volle Zapfwellenleistung wie schon beim Jumbo 7000 ohne jede Überlastsicherung per Riemenscheibe und sechs­rilliges Powerband zur rechten Maschinenseite. Dort sitzt vor dem Planetengetriebe des Rotorantriebs dann eine Nockenschaltkupplung, die mit gewaltigen 3 500 Nm abge­sichert ist (statt 3 000 Nm wie beim Jumbo 7000).

„Verträgt“ bis zu 500 PS

Rein rechnerisch ergibt sich damit bei einer Zapfwellendrehzahl von 1 000 U/min eine Leistungsübertragung von bis zu 500 PS — Hammer! Gebraucht werden die 500 Pferde allerdings nur selten, auch wenn der Schneidrotor mit 85 cm im Durchmesser sowie 1,68 m in der Breite die gleiche beeindruckende Größe hat wie im Jumbo 7000. Trotzdem ist er nur auf den ersten Blick unverändert. Schaut man genauer hin, erkennt man schnell die sehr viel dichter stehenden Förderzinken, von denen es jetzt 66 statt „nur“ 49 Stück gibt.
Schließlich sind dahinter jetzt 65 einzeln abgesicherte Messer installiert, die für eine theoretische Schnittlänge von sensationell kurzen 25 mm sorgen!
Damit das vom Platz her überhaupt möglich ist, sind die — in der Mitte mit Feinkornstahl legierten — Rotor­zinken jetzt nur 10 statt 12 mm stark und auch die Messer sind nur 4 statt 5 mm dick. Laut Pöttinger hat das aber keinen negativen Einfluss auf die Standzeit. Außerdem soll nach ersten Erfahrungen von Pöttinger der ­Dieselverbrauch im Vergleich zum Jumbo mit nur 48 Messern kaum höher sein.
Stichwort Standzeit: Komplett überarbeitet hat Pöttinger das automatische Schleifsystem „Autocut“ für den Jumbo 7000/8000. Nur der Antrieb der Schleifscheibe läuft noch hydraulisch, während Führung und Vorschub jetzt per Elektromotor gesteuert werden. Dieser braucht keine Warmlaufphase für das Öl und ist zudem wesentlich schneller und präziser. Somit ist es möglich, im Lauf des Tages den Messersatz ein- bis zweimal nachzuschleifen, um die Schnittqualität möglichst hoch und gleichzeitig den Leistungsbedarf möglichst niedrig zu halten.

Keine Messerschaltung

Sollte man nicht mit dem vollen Messer­satz arbeiten wollen, wäre sicher noch eine einfache Messer-Vorwahlschaltung wünschenswert. Dank der hydraulischen Messerver-/entriegelung sowie dem komplett seitlich ausschwenkbaren Messer­balken ist aber auch das Ausbauen nicht benötigter Messer kein großes Problem. Leider fehlt dafür aber eine Parkposition.
Nicht verfügbar für den Jumbo 8000 sind die bekannten „TwinBlade“-Messer mit zweiter Schneide. Diese könnten alternativ zum Autocut in der Mittagspause einfach umgedreht werden, um wieder den optimalen Schnitt zu haben.
Gerade im Vergleich zum Feldhäcksler wurde ja bislang immer die größere Schnittlänge beim Ladewagen kritisiert. Mit dem neuen Jumbo 8000 will Pöttinger diesen Nachteil wettmachen und so (noch) mehr Ladung transportieren, vor allem aber die Verdichtung des Futters im Silo erleichtern, um die Silagequalität zu verbessern und nicht zuletzt auch um das Selektieren des Futters im Trog zu reduzieren. Im Frühjahr hat Pöttinger einige Vergleichsfahrten zum Häcksler absolviert. Ergebnisse zu Futter­qualitäten und Kostenvergleiche sind deshalb wohl erst gegen Ende des Jahres zu erwarten.

Alles Weitere in Kürze

  • Die gesteuerte, 2,30 m breite Pickup ist im Vergleich zum Jumbo 7000 unverändert und lässt sich beim Einsatz als reiner (Häcksel-) Transportwagen einfach demontieren.
  • Die Ladeautomatik hat einen zusätzlichen Sensor am Abstreifer-Träger, um ein Musen des Futters möglichst zu verhindern.
  • Es gibt drei Modelle mit 38 m3 (Jumbo 8380), 45 m3 (8450) sowie 52 m3 (8520). Ohne Dosierwalzen fassen die Wagen jeweils 2 m3 mehr.

Fazit

Mit dem neuen Jumbo 8000 präsentiert Pöttinger einen „Häckselwagen“ mit 25 mm theo­retischer Schnittlänge, der dem Häcksler Konkurrenz machen soll. Wir sind sehr gespannt, wie die Technik zusammen mit der neuen Autocut-Schleifeinrichtung, der kontakt­losen Zwangslenkung usw. in der Praxis ankommt. Denn schließlich liegt der Wagen, der für bis zu 500 PS Zapfwellenleistung zugelassen ist, mit einem Preis ab fast 204 000 Euro ja noch einmal rund 11 500 Euro oberhalb des Jumbo 7000.

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