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Gebrauchte Baustellenkompressoren: Was muss ich beachten?
Gebrauchte Baustellenkompressoren: Was muss ich beachten?
Baustellenkompressoren bieten eine ordentliche Brise für die Maschinenreinigung, weshalb sie gebraucht bei Landwirten und Lohnunternehmern beliebt sind. Hier einige Tipps, worauf bei einem Kauf zu achten ist.
Konstanter Luftstrom, Mobilität durch den Aufbau auf einen Anhänger und Antrieb per Verbrennungsmotor machen Baustellenkompressoren flexibel einsetzbar. Vor allem im Sommer zur täglichen Reinigung von Dreschern und Pressen kommen sie oft zum Einsatz. Aber der Einsatz beschränkt sich nur auf bestimmte Zeiträume, weshalb sich der Kauf eines neuen Kompressors für meist deutlich über 10.000 Euro nicht lohnt.
Wir waren bei Robin Feldhaar in Bocholt an der deutsch-niederländischen Grenze zu Besuch. In seinem Unternehmen RF-Maschinenhandel beschäftigt er sich unter anderem mit dem An- und Verkauf von Baukompressoren. Bei ihm haben wir uns gebrauchte Exemplare angesehen und über die neuralgischen Stellen unterhalten. Da viele Geräte auf dem Bau oft draußen stehen, sollte man den Gehäusen etwas Aufmerksamkeit widmen. Noch wichtiger ist aber natürlich die Kontrolle der Bauteile unter der Haube.
Druck mit Schraube
Grundsätzlich handelt es sich bei mobilen Baustellenkompressoren um Schraubenkompressoren, die per Dieselmotor — in wenigen Fällen auch von einem Benzinmotor — angetrieben werden. Vorwiegend werden die Kompressoren für den Antrieb druckluftbetriebener Geräte wie Presslufthämmer, Erdraketen oder auch Sandstrahlgeräte genutzt.
Bei einem Schraubenkompressor handelt es sich um einen Verdrängerkompressor, der die Luft durch zwei ineinandergreifende und gegenläufige Rotoren — die Schrauben — ansaugt und komprimiert. Bei den älteren Kompressoren findet man am häufigsten ölgeschmierte Aggregate. Hierbei treibt der vom Motor angetriebene Hauptrotor den Nebenrotor an. Bei den neueren ölfreien Kompressoren erfolgt der Antrieb beider Rotoren über ein Synchronisierungsgetriebe.
Zwei Vorteile solcher Geräte im Vergleich zu Kolbenkompressoren sind die einfache Wartung sowie die Langlebigkeit. Achten Sie bei älteren Maschinen auf den Ölstand des Kompressors. Ist dieser zu gering, setzt die kühlende und schmierende Wirkung aus, und es kommt zu erhöhtem Verschleiß. Ersatzteile wie die Schrauben sind schwer zu finden. Oft sind die Kompressoren auch mit einem Ölkühler ausgerüstet, um ein Überhitzen zu verhindern. Zudem sorgen meist Ölabscheider für saubere Druckluft.
Bevorzugt luftgekühlt
Von Lohnunternehmern und Landwirten werden vor allem Kompressoren mit luftgekühlten Motoren und wenig Elektronik bevorzugt. Diese Motoren sind wartungsarm, und die Gefahr von Frostschäden ist geringer. Bei vielen Modellen finden beispielsweise Industriemotoren von Deutz Anwendung. Je nach Kompressorgröße kommen insbesondere Motoren mit zwei oder drei Zylindern, bei größeren Geräten auch mit vier Zylinder zum Einsatz. Achten Sie auf Undichtigkeiten und überprüfen Sie den Motorölstand.
Starten Sie das Gerät danach. Grundsätzlich ist es ratsam, die Hähne der Druckluftanschlüsse vorab zu öffnen, damit der Motor erst mal lastfrei starten kann. Ansonsten wird vor allem der Anlasser auf Dauer belastet, was häufig zu Schäden führt.
Beim Abstellen des Kompressors sollte der automatische Druckablass funktionieren. Dieser lässt den Restdruck hörbar ab, was vor allem die Dichtungen schont. Achten Sie zudem auf einen ruhigen Lauf.
Der Motor mit angeflanschtem Kompressor ist auf Gummiblöcken gelagert. Sind diese defekt, merken Sie es an starken Vibrationen des Chassis, und der Kompressor ist deutlich lauter.
Laute Motorengeräusche können aber auch vom defekten Auspuff stammen. Da diese oft unter den Geräten liegen, kommt es gelegentlich zu Schäden, wenn der Kompressor-Anhänger z. B. unvorsichtig umgesetzt oder mit einem Stapler angehoben wurde. Bestenfalls hebt man ihn immer über die vorgesehene Zurröse an.
Die passende Größe
Der Maximaldruck kleinerer Geräte liegt meist zwischen 6 bis 8 bar. Große, modernere Geräte erzielen auch Werte über 10 bar. Der Maximaldruck spielt jedoch eher eine untergeordnete Rolle. Wichtiger für Reinigungsarbeiten ist der Konstantdruck. Anders als bei Werkstattkompressoren verfügen Baukompressoren meist nur über einen kleinen Druckbehälter (etwa 20 bis 40 l), der als Puffer beim Maschinenstart dient. Das bedeutet, dass das Gerät im Betrieb permanent läuft und die Motordrehzahl beim Abnehmen der Luft unter Last automatisch erhöht wird. So bleibt der anliegende Druck bestenfalls konstant, er sollte nicht stärker als 1,5 bis 2 bar abfallen.
Laut Robin Feldhaar genügen für kleinere Lohnbetriebe oder Landwirte, die vor allem mit einer Druckluftlanze arbeiten, Kompressoren mit Konstantdrücken ab 6 bar und Volumenströme bis 3 m³/min. Wird mit mehreren Drucklanzen gleichzeitig gearbeitet, so empfiehlt sich ein Gerät mit mindestens 5 m³/min Volumenstrom, die oft einen Druck von 8 bar oder mehr erzielen.
Zubehör und Ausstattung
Zum parallelen Betrieb mehrerer Geräte verfügen die Kompressoren meist über zwei oder drei Druckluftanschlüsse. Oft werden Geka-Kupplungen — die Sie von Wasserschläuchen kennen — oder spezielle Schnellkuppler für den Druckluft-Betrieb verwendet. Trotz der Geka-Kupplung sollten Sie immer zu Gummi-
Gewebeschläuchen greifen, da Wasserschläuche für derartige Drücke dauerhaft nicht ausgelegt sind.
Werfen Sie zudem einen Blick auf den Lufttrockner. Bei kleineren Kompressoren handelt es sich meist um eine Filterkartusche, die Sie je nach Gebrauch alle ein bis zwei Jahre zusammen mit dem Motorölwechsel tauschen sollten. Die größeren Geräte sind hingegen in vielen Fällen mit einem Trockner ausgerüstet, der das abgeschiedene Wasser direkt ableitet und somit wartungsfrei ist. Eine Zusatzausstattung, die manche Modelle bieten, sind kleine Stromaggregate. Die werden per Keilriemen vom Motor angetrieben, um beispielsweise kleine Elektrogeräte auf dem Acker zu betreiben.
Preise und Fazit
Die Preisspanne und das Angebot in den Kleinanzeigen-Portalen ist groß: Während ältere, gut erhaltene Modelle mit Zwei- oder Dreizylindermotor aus den 1990ern bereits ab etwa 1.500 Euro netto erhältlich sind, steigen die Preise bei größeren Kompressoren schnell an. Geräte mit Luftvolumen über 5 m³/h und Vierzylinder-Motoren liegen dann schnell bei 4.000 Euro und mehr. Sie ermöglichen dann aber auch den parallelen Betrieb mehrerer Luftlanzen oder Druckluftgeräte.
Sind Sie auf der Suche nach einem Baustellenkompressor, dann lassen Sie sich nicht von dem äußeren Eindruck abschrecken. Achten Sie vor allem auf die Technik unter der Haube, und bestehen Sie auf einem Probelauf. Ist das Gerät ruhig und fällt der Druck bei geöffneten Anschlüssen und erhöhter Motordrehzahl nur geringfügig ab, sind dies gute Zeichen. Praktisch sind beiliegende Druckluftwerkzeuge.