Das Konzept, einen Wagen mit stabilen Rahmen und Bordwänden auch für die Maisernte zu nutzen, konnte Schuitemaker mit dem Rapide durchsetzen. Und stabil ist das Stichwort: In der Regel sind die Rapide vom Rahmen, Achsen und den Aufbauten her so stabil, dass sich auch aus dem ältesten Schätzchen noch was machen lässt. Dennoch gibt es bei einigen Modellreihen Punkte, die Sie beachten sollten.
Wir kümmern uns in diesem Artikel um die in Deutschland weiter verbreiteten 100er und 1000er Serie. Wagen mit dem Kürzel W haben Dosierwalzen, Wagen mit dem Zusatz S haben keine Walzen. Ein V steht für die Ausstattung mit Querförderband. Die 10er Serie ist die kleinste Baureihe, die vor allem im Norden der Niederlande hohe Nachfrage erfährt. Hier werden die Wagen auf andere Weise als Kombiwagen genutzt: Zur Silagebergung, zum Frischgras füttern und im Winter als Futterverteilwagen.
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Für ein langes Leben kontrollieren Sie das Ladeaggregat am besten logisch dem Kraftverlauf folgend. Der beginnt schlepperseitig mit der Gelenkwelle, die im Rapide seit Beginn sehr gerade verläuft. Wie sieht es mit der Überlastsicherung aus? Die Nockenschaltkupplung sollte unbedingt überprüft werden, weil damit auch die Beanspruchung durch den Vorbesitzer direkt eingeschätzt werden kann.
1.900 Nm dürfen es bei dem 100er Rapide sein, 2.400 beim 1.000er. Wurde der Kupplung wenig Beachtung geschenkt, bedeuten Rost und kein Schmiermittel zwar eine Leistungssteigerung, aber eben auch eine Überbelastung für das Ladeaggregat — mit all seinen Folgen. Ebenfalls zu kontrollieren ist das Eingangsgetriebe, das die Kraft nach rechts auf den Rotor, bzw. nach links auf die optionalen Dosierwalzen überträgt. Der Ölstand ist ein wichtiges Kriterium. Das Leck-Öl läuft entlang der Schläuche in den Rahmen und die Undichtigkeit fällt im Erntestress zunächst nicht auf. Die Reparatur ist mit dem Tausch des Dichtrings kein Problem, wenn man es früh genug bemerkt.
Vom T-Getriebe aus wird die Kraft auf das Röglberg-Getriebe in Fahrtrichtung rechts geleitet. Bei den 100er Wagen ist das Getriebe kleiner als bei den 1.000er Modellen konstruiert, beide Typen sind robust. Der Rotor misst beim 100er Wagen 1,70 m, beim 1.000er sind es 20 cm mehr.
In der Praxis haben sich die schmierbaren Tonnenlager bewährt. Tonnenlager sind besonders geeignet, wenn hohe radiale Belastungen stoßartig auftreten, wie z. B. bei Haufen im Schwad oder gar einem Fremdkörper. Zudem können mit einem solchen Lager Fluchtungsfehler ausgeglichen werden.
Apropos Rotor: Klar ist der Rotor samt Abstreifern und Förderkanal einer der großen Verschleißpunkte eines Ladewagens. Zunächst wurde der Rapide mit einem Rotor mit vielen schmalen Förderfingern vorgestellt. Dabei streiften zwei Finger jeweils eine Messerseite. Diese neigen besonders bei feuchtem Futter zum Musen.
Hartbeschichtete Rotorfinger
Ab 2010 sind Rotoren mit 20 mm breiten Fingern eingeführt worden. Auch in älteren Modellen vor 2010 findet man diese Rotoren, weil sie nachgerüstet werden können. Die Rotoren drehen mit bis zu 71 U/min relativ schnell. Egal, ob schmale oder breite Finger: Die Rotorspitzen lassen sich aufschweißen, das ist eine mühsame Arbeit, sollte aber frühzeitig gemacht werden, damit die Zinken nicht rund bzw. kürzer werden. Der Abstand der Rotorzinken zur Förderrückwand sollte nicht größer als 2 mm werden. Sonst kann das Futter gequetscht werden und der Kraftbedarf für den ohnehin nicht leichtzügigen Wagen steigt weiter. Originalrotoren kosten im Ersatz schnell mehr als 12.000 Euro, daher ist die Aufarbeitung in den meisten Fällen wirtschaftlich.
Bei den neuesten Modellen sind die Rotorspitzen mit einem Laserverfahren aufgepanzert. Das Verschleißverhalten überzeugt die Praktiker bisher. Gleiche Kontrolle gilt den Abstreifern. Der Förderkanal kann über eine Versteifung der Rückwand verfügen. Händler Meinderts (Kasten: Überholte Rapide-Wagen und gebrauchte Ersatzteile) empfiehlt diese Option für den harten Einsatz.
Die Messer der Rapide Ladewagen sind dreieckig und haben eine gerade Schneide. Die Messer können beidseitig genutzt werden. Besonderheit: Die Schneiden sind nicht einzeln gegen Überlast gesichert, sondern werden in drei (100er Serie) oder fünf Blöcken (1.000er Serie) hydraulisch in den Förderkanal geschwenkt. Das hat den Vorteil, dass über den einstellbaren hydraulischen Druck die Empfindlichkeit justiert werden kann. Überprüfen Sie die Stickstoffspeicher, mit denen die Zylinder vorgespannt werden. Sie sind für die Funktion des Systems wichtig. Neuere Wagen haben bereits einen Sensor, der dem Fahrer ein Herausschwenken der Messer akustisch mitteilt. Das ist in der Praxis sehr hilfreich. Dreck, Silagesaft und Rost können dafür sorgen, dass die Bolzen der Spannzylinder unter dem Wagen kaum zu lösen sind. Werfen Sie einen Blick darauf.
Kein Messerspiel
Wichtig für einen messerbruchfreien Einsatz ist das Vierkantprofil, auf das die Messer gesteckt werden. Das muss im Zweifel aufgeschweißt und abgeschliffen, bzw. abgefräst werden, damit die Messer spielfrei auf der Welle sitzen. Ebenfalls spielfrei muss die Lagerung der Messersicherungswelle sein. Ist das Messer einmal in der Lage, auf der Vierkantwelle zu wandern, steigt der Verschleiß schnell an, oder das Messer bricht.
Die Pickup wird (wie die Dosierwalzen auch) per Kette angetrieben und per Scherschraube gegen Überlast gesichert. Bei den Dosierwalzen wünscht sich der eine oder andere Praktiker hier eine komfortablere Lösung. Die gezogene Pickup hat bei Schuitemaker Tradition und klappt schön kompakt unter den Wagen. Die Steuerrollen der Pickup sollten, wie die Kunststofflager der Zinken, regelmäßig gewechselt werden. Ansonsten arbeitet das Sammelaggregat problemlos. Übrigens: Neben der hydraulisch angetriebenen Glattwalze gibt es auf Wunsch auch einen Rollenniederhalter für sehr kurzes Gras.
Achten Sie auf die Lackierung und die Bordwände. Einige Serien der 100er Baureihe sind für kurze Zeit mit breiteren Bordwänden (drei statt vier) ausgestattet worden. Hier kann es schon mal sein, dass der Wagen etwas „bauchig“ aussieht. Ebenfalls exotisch sind die Modelle in Deutz-Lackierung oder in gelben ROC-Farben für den italienischen Markt.
Seit Beginn setzen die Niederländer auf einen Stahlboden mit Flachgliederketten. Sind die Nussräder noch in Ordnung und geschmiert, besteht hier kein Grund zur Besorgnis, selbst wenn die Ketten augenscheinlich etwas durchhängen. Ab 2011 ist zu den beiden Ölmotoren im Heck eine ¾-Zoll-Leitung verlegt, so dass der Kratzboden bis zu 24 m/min schnell dreht. Neuere Modelle besitzen das System Rapid-Release. Dabei drücken zwei Zylinder den unteren Teil der Stirnwand über den Rotor, um Restmengen zum Kratzboden zu schieben. Auch die Leitbleche „Rapid Stream“ oben an der Stirnwand sind zu empfehlen, damit das Futter nicht nach vorne oder seitlich aus dem Wagen gedrückt wird.
In puncto Elektronik sind die Wagen einfach gestrickt. Ab 2011 ist das Terminal hinsichtlich der Optik und Grafik verschönert worden und auch Isobus-fähig.
Fahrwerk
Die Schuitemaker-eigenen Pendeltandemfahrwerke sind äußerst robust. Wurde das Mittellager regelmäßig geschmiert, hält das Fahrwerk auch Überladungen stand. Wichtig für den deutschen Markt: Es gibt bei diesen Modellen keine ALB. Die Bremskraft muss hydraulisch vom Schlepper aus angepasst werden. Mittlerweile verbaut Schuitemaker hauptsächlich hydraulische Fahrwerke mit Achsen von ADR und BPW. Mit abgesenkten Kratzböden sind die Rapide-Wagen bereits früh mit großen Bereifungen ausgestattet.
Die Rapide-Wagen von Schuitemaker haben in Deutschland nicht den größten Marktanteil, aber egal welches Modell: Sie sind robust und einfach gebaut. Mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich verschlissene Bauteile aufschweißen (Rotorfinger) und ersetzen (Abstreifer). Achten sollten Sie auf die Eingangsgetriebe und Funktionen der Überlastsicherungen. Sollte das Ladeaggregat stark verschlissen sein, kann ein Rapide auch als Häckselwagen noch treue Dienste leisten.
Überholte Rapide-Wagen und gebrauchte Ersatzteile
Bei unserer Recherche sind wir auf einen echten Rapide-Spezialisten gestoßen. Der Händler Meinderst aus dem niederländischen Wergea ist Schuitemaker-Händler seit Anfang der 80er Jahre. Mittlerweile kümmert sich der Meinderst um die komplette Überholung gebrauchter Lade- und Silierwagen. Dabei werden die Fahrzeuge bei Bedarf komplett auseinandergebaut, überarbeitet und neu lackiert. Meinderst bietet eine Vielzahl von gebrauchten Ersatzteilen und auch eigene Lösungen an, wie z. B. einen hydraulischen Ausstoß für die Rapide-Modelle, die noch ohne Rapid-Release ausgerüstet sind.