Nach unserem Fahrbericht Ende 2020 konnten wir die mechanische Horsch-Drille jetzt endlich ausführlich testen. Denn wir wollten wissen, wie verlässlich die Versa tatsächlich ist.
Das war 2020 schon ein kleiner Paukenschlag, als Horsch seine mechanische Drillmaschine präsentierte. Uns begeisterte vor allem die Dosierung (profi 12/2020). Um unsere Vorschusslorbeeren überprüfen zu können, lieferte Horsch uns die Versa 3 KR mit 20 Saatreihen für einen Praxistest zur Getreideaussaat 2022. Lieferprobleme bei Komponenten verhinderten leider eine pünktliche Lieferung zur Rapsbestellung.
Hier ein kurzer Einblick in den Fahrbericht der Horsch Versa 3 KR:
Nur im Paket
Horsch verkauft seine Aufbaudrillen nur im Paket mit der Kreiselegge Kredo (drehende Bauteile von Kuhn). Sie entspricht der Variante, über die wir beim Praxistest der pneumatischen Express 3 KR berichtet haben (profi 6/2021):
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
27,00 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Alle zehn Kreisel sind serienmäßig mit Schnellwechselzinken bestückt.
Zugelassen ist die Kredo bis 250 PS (1.000 U/min) bzw. 190 PS (750 U/min).
Die manuelle und beidseitige Verstellung der Arbeitstiefe ist gut, die hintere Prallblech-Einstellung eher durchschnittlich.
Die Spuranzeiger (knapp 2.100 Euro Aufpreis) sind mit Sperrblöcken, Gegenfahrsicherung und Ersatzschraubenmagazin ausgestattet. Abgescherte Schrauben sollten vor dem Einschwenken ersetzt werden, sonst gibt es Bruch.
Hochklappbare, verlängerte Seitenbleche (3 m Transportbreite) können bei ausgehobener Kombi Macken am Tank verursachen (Änderung zur Agritechnica).
50 cm mit Grenzen
Unser Testkandidat stützte sich auf der Trapezringwalze mit 50 cm Außendurchmesser ab (1.000 Euro Aufpreis zur preiswertesten 64er Zahnpackerwalze). Auf den mittelschweren und schweren Standorten überzeugte sie mit guter Rückverfestigung und Reihenvorverdichtung.
Auf sehr leichtem Boden geriet die Walze an ihre Grenzen, sackte zu tief ein und schob einen leichten Wall vor sich her. Hier wäre die Variante mit 60 cm Durchmesser sicher besser gewesen. Denn mit fast 3,2 t Leergewicht ist die Versa 3 KR in Testausstattung kein Leichtgewicht. Mit vollem Tank kommen bis zu 700 kg dazu.
Der Saattank fasst in der Grundausstattung laut Horsch 900 l. Das passt, je nach hl-Gewicht haben wir 600 bis 700 kg Getreide eingefüllt. Wenn die Hubkraft des Schleppers das hergibt, können Aufsätze für 1.200 und 1.500 l geordert werden.
Den Tank erreicht man dank klappbarer Trittstufe, breitem Podest und Handlauf am Tank (alles serienmäßig) sehr gut. Der Handlauf geht komplett am Behälter entlang, eine höhere Montage würde das Festhalten erleichtern und eine Sackauflage bieten.
Der Planendeckel war nicht nur dicht, sondern er verfügt sogar über eine doppelte Lippe vorne, damit beim Befüllen kein Saatgut über Bord geht. Außerdem funktioniert die — etwas hakelige — Verriegelung des Deckels nicht nur bei geschlossenem, sondern auch bei offenem Deckel in zwei Positionen, so dass seine Gefährdung beim Befüllen mit BigBags minimiert ist. Will man die 2,78 mal 0,87 m große Öffnung vollständig nutzen, lassen sich die beiden Planenspannrohe nach hinten bzw. vorne schwenken — prima.
Nicht gefallen haben uns die vielen langen Schraubenüberstände an den Seitenwänden. Weitere Highlights sind dagegen:
oben angeordnete, schwenkbare Gitter (Mitnahme von Saatgutsäcken möglich),
tiefliegende Trichter für geringe Restmengen — mit größeren Hüten und wechselbaren Rührwellenclips auch für doppelten Reihenabstand (100 Euro Aufpreis),
serienmäßige LED-Leuchten zur Innenbeleuchtung auf beiden Seiten sowie
beidseits verstellbare Leermelder (der zweite für 380 Euro Aufpreis).
Die Dosierung hat uns schon im Fahrbericht begeistert. Für die individuelle Änderung der Fahrgassenspuren werden einfach Clips auf der Vorgelegewelle umgesteckt — diese wird für Fahrgassen verschoben. Die Umstellung zwischen Fein- und Normalsaatgut erfolgt ebenfalls einfach über die die Stellung der Saatgutschieber — beides ist einfach klasse!
Probleme hatten wir jedoch mit der Fahrgassenschaltung selbst, die manchmal das Terminal zur Meldung „Überstrom erkannt“ veranlasste und einen Neustart des Systems verlangte. Dieses Phänomen führt Horsch auf mangelhafte Verstellkupplungen zurück, die in der Praxis wohl bereits getauscht wurden. Mit einer Stotterfahrgasse für erosionsgefährdete Spuren kann die Versa übrigens nicht dienen.
Fruchtartenanpassung und Abdrehprobe sind dank des elektrischen Antriebs und vollständiger Ausrüstung kein Hexenwerk. Zunächst werden die Schieber an den Dosierrädern, die Bodenklappe auf der linken Maschinenseite sowie die Übersetzung zwischen Antrieb und Säwelle (zwei Wechselzahnräder) nach Einstelltabelle kontrolliert bzw. geändert.
Nach dem Umlegen des Hebels von Sä- auf Abdrehstellung lassen sich beide Kunststoffwannen nach links herausziehen und mit Öffnung nach oben wieder einschieben. Im Säbetrieb sind sie zur Vermeidung von Schmutzablagerungen mit der Öffnung nach unten geparkt und arretiert.
Bevor man den Abdrehvorgang beginnt, ist im Terminal noch das Übersetzungsverhältnis zu kontrollieren bzw. zu ändern. Die weiteren Schritte (Abdrehen per Kippschalter an der Maschine starten, Abdrehmenge wiegen und im Terminal eingeben, Abdrehvorgang gegebenenfalls wiederholen) entsprechen der üblichen Vorgehensweise. Nur der Füllgrad der sonst schönen Abdrehwannen ist nicht gut sichtbar.
Für den Säwellenantrieb war unsere Versa mit zwei E-Motoren bestückt (710 Euro Aufpreis). Das ermöglicht eine komfortable Halbseitenschaltung, erfordert beim Abdrehen aber den doppelten Aufwand, wenn man den Anweisungen von Horsch folgt. Wir haben die Werte einer Halbseite problemlos auf die andere übertragen.
Dosiergenauigkeit top
Einmal abgedreht, kann man sich auf die Dosiermenge gut verlassen. Bei Gerste, Hybridroggen und Weizen passten Abdreh- und Aussaatmenge mit sehr geringen Abweichungen bis 2 % immer perfekt. Zu Raps können wir hier wie erwähnt leider keine Aussage treffen.
Spitze ist die Querverteilung der Versa auf dem Prüfstand. Sowohl bei Raps als auch bei Weizen war die Genauigkeit mit Variationskoeffizienten (VK) von 2,4 bzw. 1,2 % laut DLG-Schema sehr gut. Und selbst die Querverteilung einer Gassaatmischung — hiermit haben Drillmaschinen immer ihre liebe Not — war mit einem VK von 1,9 % ebenfalls sehr gut — klasse!
Das Getreidesaatgut wurde von den DuoDisc-Scharen auf mittleren und schwereren Böden gut eingebettet, mit gleichmäßigen Feldaufgängen als Folge. Das DuoDisc- entspricht dem TurboDisc-Schar, nur der Scharstiel mit Gummipuffer-Anlenkung ist durch eine leichtere Blattfedervariante ersetzt. Damit verspricht Horsch 50 kg maximalen Schardruck, was für eine Kreiseleggen-Drillkombi und Fahrgeschwindigkeiten von 10 bis 12 km/h ausreichen sollte.
Für einen gleichmäßigen Schardruck setzt Horsch auf unterschiedlich breite Blattfedern. Mit 22 kg minimalem Druck gelingt das auch. Bei maximalem Schardruck haben wir 52 kg an der hinteren und 89 kg an der vorderen Scharschiene gemessen — nicht so gut. Die manuelle, zentrale Einstellung des Schardrucks an der linken Seite geht in Ordnung, auch wenn die dauerhafte Skala in der Maschinenmitte für eine gute Übersicht zu weit entfernt ist.
Nicht zufrieden waren wir mit der Aussaat von Hybridroggen auf leichten Böden. Nach dem Motto „Roggen will die Glocken läuten hören“ haben wir mit rund 2 cm eine geringe Saattiefe eingestellt, was mit der zweiten Kurbel samt guter Skala auch prima funktioniert. Allerdings war der Bodenwiderstand zu gering, so dass die Säscheiben häufig stehen blieben. Die Folge: ungleichmäßigere Feldaufgänge und schlechtere Pflanzenverteilungen. Laut Horsch liegt das an der Vorspannung beider Säscheiben zueinander, die in Zukunft verringert werden soll.
Zumindest auf schwereren Standorten ist ein Saatstriegel nötig. Unser Testkandidat war mit dem sogenannten Schwerstriegel für gut 1.500 Euro Aufpreis ausgestattet. Seine zur Seite gekröpften Zinken haben insgesamt gut gearbeitet.
Auch die Druckverstellung per arretierbarer Drehfeder und die Neigungs- bzw. Aggressivitäts-Anpassung per Bolzen im Lochraster ist einfach und prima gelöst. Gut ist auch, dass man durch Umstecken eines Clips auf jeder Seite die Schiene hoch- und damit den Striegel außer Funktion setzen kann. Dass die 10 mm starken Zinken bei versehentlicher Rückwärtsfahrt nicht nach vorne klappen können, ist weniger gut und steigert die Beschädigungsgefahr.
Eine moderne und funktionelle Bedienung verspricht Horsch mit dem neuen Konzept, das bei allen ISO-Bus-Maschinen Einzug halten soll. Zwar lässt der Funktionsumfang kaum Wünsche offen. Allerdings ist die Anzeige mehr oder weniger in Graustufen mit kleinen Touchkacheln und noch kleineren Symbolen und Ziffern ziemlich unübersichtlich und während der Fahrt schlecht zu bedienen.
Obwohl alles ordnungsgemäß eingestellt war, haben wir das GPS-Signal vom Schlepper nicht auf die Drille übertragen können. Das tut zwar der Grundfunktion keinen Abbruch, aber wenn man solche Systeme an Bord hat, will man sie auch nutzen — z. B. zum automatischen Ein- und Ausschalten der Dosierung oder zum Anzeigen der Fahrgassen.
Die sehr soliden Warntafeln mit Beleuchtung vorne auf der Kreiselegge behindern den Anbau im Kat. III-Hubwerk ein wenig. Eine zusätzliche Kat. IIIN-Koppelmöglichkeit haben wir vermisst.
Statt gekröpfter sind gerade Handstücke an den Ölsteckern besser handhabbar (ein dw-Steuergerät ist erforderlich). Prima sind die Gelenkwellenhalterung und die einfache Schlauchgarderobe.
Neben den Fein- und Normalsärädern hatte unser Testkandidat Grobdosierer für Erbsen und Ackerbohnen an Bord (300 Euro Aufpreis), sie ersetzen die Normalsäräder.
Eine abschließbare Kiste beherbergt das Abdrehset, den 24er Schlüssel sowie bei Bedarf weitere Utensilien. Der 19er Universalschlüssel zur Verstellung von Saattiefe und Schardruck mit Inbus zum Öffnen der Schutzbleche parkt darüber.
Die Vorauflaufmarkierer sind verschiebbar hinten am Podest montiert - sehr gut.
Serienmäßig wird die Versa 3 KR ohne Terminal verkauft. Für knapp 2.100 Euro Aufpreis gibt es das Touch 800-Terminal.
Für knapp 900 Euro sorgen mit WorkLight Pro zwei LED-Arbeitsleuchten hinten am Saattank für gute Ausleuchtung.
Verarbeitung und Lackierung der Versa 3 KR sind hochwertig.
Laut Liste kostet die Versa 3 KR mit 15 cm Reihenabstand in der Grundausstattung knapp 40.000 Euro (mit 64er Zahnpackerwalze). Für die Testausstattung mit den aufgeführten Optionen verlangt Horsch gut 51.000 Euro (alle Preise ohne MwSt.).
Mit der Versa 3 KR hat Horsch eine tolle mechanische Drillkombi im Programm. Die Dosierung mit der individuellen Fahrgassenanpassung sucht ihres Gleichen. Auch bei der Ausbringtreue und Querverteilung gab es für das Dosiersystem Bestnoten. Und auch die Kredo-Kreiselegge und der Saatgutbehälter sind wirklich gut.
Noch nicht so gut gefallen hat uns das neue ISO-Bus-Bedienkonzept. Die Probleme mit der Fahrgassenschaltung selbst und den DuoDisc-Scharen bei flacher Saat auf leichten Böden gehören laut Horsch der Vergangenheit an. Unterm Strich ist die Versa 3 KR für rund 50.000 Euro daher eine prima Alternative für die verlässliche Saat.
Praktikerurteile
Kauf nicht bereut
Roland Huber aus dem österreichischen Schwand im Innkreis hat seine Horsch Versa 3 KR zur Herbstbestellung 2022 gekauft. Hinter einem Valtra T 174 hat er die Drillkombi auf 230 ha — leichte Sand- bis schwere Lehmböden — zur Bestellung von Raps, Getreide und Sonderkulturen eingesetzt. „Da ich die Versa zu 80 % überbetrieblich einsetze, sind die gute Sägenauigkeit und einfache Umstellung der Fahrgassen sehr wichtig“, so Huber.
Kreiselegge, Saatkasten, Saatguteinbettung und Bedienoberfläche (auf dem Valtra SmartTouch-Terminal) lobt der Landwirt. „Probleme mit der verkanteten Vorgelegewelle am Dosierer sind inzwischen abgestellt, bei flacher Saat auf leichten Böden fehlt Bodenwiderstand zum Scharantrieb.“
Erst seit diesem Jahr setzt Alexander Frank die Versa 3 KR ein und hat auf 30 ha Hafer, Erbsen und Leinsamen gesät. Nachdem er zu Beginn die fehlenden Einstellangaben der Dosierung zu Sonderfrüchten vermisst hat, ist er inzwischen voll des Lobes: „Mich überzeugt die ISO-Bus-Bedienung über das Fendt-Terminal bei meinem 720 Vario und die sehr gute Dosierung mit einfachem Austausch der Normal- gegen die Erbsen/Bohnen-Säräder.“
Mit 60er-Trapezringwalze und Scharstriegel ist der Landwirt auf seinen Lehmböden mit der Saatguteinbettung der DuoDisc-Schare sehr zufrieden. „Ja, die Maschine ist schwer, aber sehr stabil — gut für steinige Böden“, so sein Fazit.