Tanco bietet das Frontmähwerk M3 mit einer Arbeitsbreite von 3 m an; dazu kommen die beiden Heckmaschinen M9 und M10 mit 9 bzw. 10 m Arbeitsbreite. Gemeinsam ist den beiden Heckmaschinen der angehängte Aufbau mit eigenem Fahrwerk.
Gezogener Frontmäher
Das Frontmähwerk wird direkt an die Unterlenker angebaut. Bei einer Unterlenkerhöhe von etwa 65 cm befindet sich der Tragrahmen in der richtigen Position, damit dem gezogen aufgehängten Mähbalken alle Ausweichwege (Tanco gibt 85 cm vertikalen Federweg sowie ± 16°Grad zu den Seiten an) zur Verfügung stehen. Der Oberlenker hat die richtige Länge, wenn der Anbaurahmen senkrecht steht.
Im Rahmen sind zwei Hydraulikzylinder integriert, die einen ew-Anschluss benötigen. Zwischen den Zylindern wird mit einem Hahn umgeschaltet. Ein Zylinder dient der hydropneumatischen Entlastung — Tanco empfiehlt hier 40 bis 50 bar, was wir bestätigen können. Ist ausreichend Druck auf dem System, sperrt man es, und kann dauerhaft damit arbeiten; und die Maschine auch so abstellen. Leider war das zugehörige Manometer direkt am Oberlenkerkoppelpunkt angebracht und aus der Kabine nicht sichtbar; das hat Tanco inzwischen geändert. Der andere absperrbare Zylinder dient dem Vorgewendeaushub.
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Die Kraft zum Antrieb kommt über eine Walterscheid-Gelenkwelle vom Traktor aus in ein Comer-Getriebe. Dort wird sie zu den Seiten verzweigt. Rechts wird per Riementrieb der Aufbereiter angetrieben. Links wandert die Kraft über ein weiteres Getriebe in den Mähbalken und treibt die sieben Mähscheiben an. Dazu sind Zahnradpaare mit vorgelegten Antriebsritzeln vorgesehen. Jede Mähscheibe verfügt über eine definierte Sollbruchstelle, die im Falle einer Kollision anspricht und die Scheibe vom Antrieb trennt. Der Tausch der Klingen erfolgt mit serienmäßigem Schnellwechselsystem, für das es einen sehr guten, langen, griffigen Hebel gibt.
Der Mähbalken ist aus einem Stück geformt, der Deckel mit den Scheiben wird aufgeschraubt. Gut 4 l Öl sorgen nach Herstellerangaben für eine Schmierung über die Lebensdauer. Die Scheiben haben je zwei Klingen und rotieren mit 3.166 U/min. An den Außenseiten ist jeweils eine Fördertrommel montiert, die für saubere Randbereiche sorgen. Nach den Scheiben folgt der Aufbereiter mit V-förmigen Zinken. Die Intensität lässt sich über ein feinstufig verstellbares Prallblech anpassen. Für die richtige Schwadbreite sorgen einstellbare Schwadbleche.
Ein interessantes Alleinstellungsmerkmal bietet Tanco bei der Einstellung der Schnitthöhe: Man stellt diese über Gleitkufen ein, die eine Verstellspindel haben, eine ordentliche Skala hilft. Das System hat uns sehr gut gefallen — vor allem, weil man immer die passende Schnitthöhe hat, so lange der Anbaubock halbwegs senkrecht steht. Einziges Manko der Verstellspindeln: Sie verschmutzen schnell und backen richtig fest. Hier sollte Tanco über schützende Bleche nachdenken. Die Arbeit des Frontmähwerks ist gut: Der Schnitt ist sauber, die Konturenführung gut, die Ausweichwege sind weit mehr als ausreichend und die Reaktionsgeschwindigkeit ist ebenfalls top. Nur das manuelle Klappen der Seitenschutze kann an den Nerven zerren.
Der Heckmäher hat ein eigenes Fahrwerk mit zwei Rädern der Größe 440/50 R 17 — das ist ausreichend. Von den rund 3.540 kg Maschinengewicht lasten 2.120 kg auf der Achse, 1.420 kg Stützlast tragen die Unterlenker. Das sorgt auch für eine sichere Straßenfahrt (maximal 40 km/h) im Vergleich zu schweren angebauten Kombis.
Die Räder des Mähwerks haben eine Achsschenkellenkung. Diese ist mit einem System aus zwei Hydraulikzylindern und einer Stickstoffblase vorgespannt. Zur Straßenfahrt wird der kleine Zylinder stillgelegt und der große Zylinder sorgt für eine ruhige Straßenfahrt. Auf dem Feld wird der kleine, unterstützende Zylinder aktiviert, und die Lenkung spricht schneller an — unserer Erfahrung nach kann man aber auch im Straßenverkehr gut mit der Feldeinstellung fahren — zumal dies zulässig ist. Und wenn die Achsschenkellenkung nicht ausreicht, lässt sie sich aktiv ansteuern. Das hat uns gut gefallen und hilft, wenn die Außenkanten bzw. Feldinseln konturenreich und Einfahrten eng sind.
Ein Wort noch zum Fahrwerk an der Testmaschine: Während unseres Tests ist eine Radaufhängung gebrochen, die wir dank der guten Ersatzteilversorgung umgehend reparieren konnten. Das Problem war kein Einzelfall, Tanco hat nach eigenen Angaben inzwischen alle Achsen im Markt getauscht.
Stabiler Rahmen
Ein massiver Rechteckroht-Rahmen verbindet das Fahrwerk mit dem Unterlenker-
Anbaurahmen. Die richtige Höhe haben die Unterlenker bei etwa 75 cm. Rechts und links gibt es je einen manuell klappbaren Stützfuß.
Für die sieben Ölschläuche mit farbigen Kennfixx-Steckern gibt es Parkpositionen (zwei ew-Ventile für Ausheben/Entlasten und Fahrwerk, zwei dw-Ventile für Schwenken und Fahrwerk-Zusatzzylinder sowie ein freier Rücklauf). Leider fehlt ein Aufkleber oder Ähnliches für die Zuordnung der Schläuche, diese findet man nur im Handbuch. Verbunden werden noch das Beleuchtungskabel sowie für das dreipolige Kabel für elektrische Vorwahlschaltung der serienmäßigen Einzelseitenaushebung.
Am Rahmen sind die Seitenausleger angeschweißt. Zwei Gelenke erlauben das Ausweichen der Mäheinheiten bei Überlast nach hinten sowie das Schwenken der Mäheinheiten in Längsrichtung und das Ausheben.
Mittige Aufhängung
Die Aufhängung der Seiteneinheiten erfolgt mittig. Ein Rundrohr bildet den Rahmen. Auch hier gibt es zwei Drehpunkte: Einer erlaubt das Pendeln der Einheit um die Mitte zur Anpassung an die Konturen (ebenfalls ± 16°).
Der andere Drehpunkt kippt den Mähbalken und passt so die Schnitthöhe an — auch hier kommen wieder Verstellspindeln zum Einsatz. Weil in der irischen Heimat von Tanco sehr tief gemäht wird, empfehlen wir die Hochschnittkufen (je 220 Euro Aufpreis), die Höhen zwischen 4 bis 8 cm ermöglichen.
Die Entlastung der Seiten erfolgt über je einen Zylinder plus Stickstoffblase. Der Ölstrom wird per Hahn vom Vorgewendezylinder umgeleitet, bis der passende Druck erreicht ist, hier sind 90 bis 100 bar empfohlen — was passt, so lange es nicht zu nass ist. Wird es nass bzw. klebrig, neigen die Unterseiten der Mähbalken zum Verkleben, was einen sauberen Schnitt behindert. Tanco war dieses Problem bislang nicht bekannt und führt es auf die schwierigen Erntebedingungen zurück.
Die Kraft wird über Walterscheid-Gelenkwellen und über ein Comer-Getriebe zu den Seiten geleitet. Der Antrieb des Mähholms erfolgt wie beim Frontmäher direkt, während der baugleiche Aufbereiter auch hier einen Riemenantrieb hat. Auch der Mähbalken ist gleich aufgebaut wie beim Frontmäher, hier hat er allerdings acht Scheiben.
Angehängt hat Vorteile
Wir haben die Kombination mit einem John Deere 6185R eingesetzt, der laut Tanco ausreichend dimensioniert ist. Unserer Meinung nach darf es für richtig Schlagkraft aber auch etwas mehr Leistung sein. Dem subjektiven Eindruck nach ist das Mähwerk durchaus leichtzügig, und im nassen Herbst wussten wir die reduzierte Hinterachslast des Schleppers zu schätzen. Dass die aufgesattelte Technik bei vergleichbaren Arbeitsbreiten und Aufbereitungsintensitäten wie von Tanco versprochen 20 % Kraftstoff spart, halten wir allerdings für eher unwahrscheinlich. Laut Tanco haben jedoch eigene Versuche in Irland diese Ersparnis gezeigt.
Auf der Straße liegt das Mähwerk gut und folgt dem Traktor spurtreu. Das Freimähen einer Fläche ist zunächst etwas Übungssache. Die zackige Feldlenkung hat uns gut gefallen, inzwischen hat Tanco auch den Anschlag überarbeitet, so dass sich Anbaubock und Gelenkwelle nicht mehr ins Gehege kommen. Die manuelle Nachsteuerung spielt ihre Vorteile wie beschrieben aus und weil rund 70 cm Überschnitt zur Verfügung stehen, bleiben nur in wirklich engen Kurven Bärte stehen. Das Schnittbild war bis auf die genannten, wenigen Ausnahmen sehr gut. Auch Haufen haben die Außenseiten nicht gezogen. Nur am Hang kann die Heckeinheit abdriften, hier muss man bei Bedarf aktiv gegensteuern.
Weitere Details in Kurzfassung:
Die glatten Bleche an Front und Heck lassen sich gut abspülen. Darunter lagert sich leider viel Material ab.
Im Falle einer Kollision gibt es nur ein Kunststoffprofil als Knautschzone.
Die Aufbereiterzinken berühren im geklappten Zustand den Rahmen des Fahrwerks und verkratzen den Lack.
Der Klingentausch funktioniert auch bei eingeklapptem Heckmähwerk.
Die Wartungsklappe des Frontmähers lässt sich nur abgesenkt abbauen.
Fazit
Tanco kommt mit der Front-Heck-Kombination aus den Autocut M3 und M9 komplett neu auf den deutschen Markt. Uns haben die Maschinen gut gefallen. Nach kurzer Gewöhnung lernt man die gezogene Heckeinheit sehr zu schätzen. Die Mäher schneiden sauber und bereiten ordentlich auf. Die Einstellung ist sehr einfach und braucht nicht nach jedem Anbau wieder neu justiert werden. Der Kopplung geht darüber hinaus sehr schnell und einfach von der Hand.
Die Technik hat allerdings auch ihren Preis, gut 28.200 Euro für das Frontmähwerk und fast 77.200 Euro für das Heckmähwerk ohne MwSt. für die eingesetzte Ausstattung sind nicht ohne.
Praktikerurteil
Wendig trotz der Länge
Brendan Hough aus der irischen Grafschaft Tipperary hat zur Saison 2023 eine Mähkombination aus Tanco M3 Front- und M9 Heckmähwerk bekommen. „Der Mähaufbereiter ist ganz anders, als die Konkurrenz mit den Dreifach-Kombis. Da es gezogen wird, wird die Traktor-Hinterachse entlastet, was auf den engen Straßen und engen Einfahrten hilfreicher ist, als gedacht. Hinzu kommt natürlich die bessere Verteilung des Gespanngewichtes auf mehr Achsen. Die Länge des angehängten Heckmähwerks ist dank der manuellen Übersteuerung auch in schmalen, engen Einfahrten kein Problem.
Hough setzt einen John Deere 6145R mit der Kombination ein, der nach Aussage des Praktikers im flachen Gelände tatsächlich ausreichend ist, wenn nur 8 km/h schnell gefahren wird. Das führt der Praktiker auch auf die vergleichsweise kürzeren Aufbereiterzinken zurück. Hough schätzt das schnelle Klappen des Mähwerks, so kann er zügig die Flächen wechseln. Die Bodenanpassung beurteilt er als gut, sowohl vorne als auch hinten.