Agri-PV genießt hohe Akzeptanz
Studie der Universität Bonn sieht für Solarmodule auf Getreidefeldern oder Viehweiden großes Potenzial.
vor einem Tag
Zunehmend werden Photovoltaik-Anlagen nicht nur auf Dächern installiert, sondern auch im Freiland. Bei Bürgerinnen und Bürgern stößt das nicht immer auf Gegenliebe. Deutlich positiver wird hingegen die sogenannte Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bewertet, wie Forscher der Universität Bonn nun zeigen konnten. Bei ihr werden die Solarzellen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen angebracht - etwa auf Viehweiden oder als Überdachung von Weinreben. Laut einer Umfrage unter fast 2.000 Personen genießt diese Form eine deutlich höhere Akzeptanz als normale Solarparks.
Die Befragten wurden so ausgewählt, dass ihre Zusammensetzung hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Einkommen und Bundesland der Bevölkerung in Deutschland entsprach. Sie erhielten zunächst Informationen über die Vor- und Nachteile von Agrivoltaik sowie herkömmlichen Solarparks im Freiland. Dann wurden sie zufällig in eine von drei Gruppen eingeteilt. Die erste sah Fotos einer Viehweide und zum Vergleich von einer Wiese, auf der zwischen den grasenden Kühen lange Reihen von Solarpaneelen standen. Die zweite betrachtete analog dazu Bildpaare von einem Weizenfeld mit oder ohne Solarzellen und die dritte von einer Anbaufläche für Wein. Verglichen wurden diese Bilder jeweils mit reinen Solarparks in der gleichen Landschaftsszene.
„Wir befragten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einerseits, wie sie den Eingriff in die jeweilige Landschaft beurteilten“, erläutert Hendrik Zeddies vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. „Also etwa, als wie attraktiv oder unattraktiv sie die gezeigten Gebiete empfanden oder wie sie ihren Erholungswert bewerteten.“ Zudem sollten sie angeben, ob sie dazu bereit wären, für den auf der jeweiligen Fläche produzierten Strom einen Aufpreis in Kauf zu nehmen - oder umgekehrt: ob sie Geld zahlen würden, um den Solarpark zu verhindern.
Fast 44 % würden für Agrivoltaik-Strom mehr zahlen
Die Ergebnisse zeigen, dass Agrivoltaik auf deutlich größere Akzeptanz stieß - und zwar unabhängig vom jeweils gezeigten Szenario: Fast 44 % würden für Strom von diesen Flächen mehr zahlen; bei normalen Solarparks im Freiland wären dagegen lediglich 29 % dazu bereit. Nur 2,9 % würden zudem aus eigener Tasche Maßnahmen finanzieren, um Agrivoltaik zu verhindern - bei herkömmlichen Parks wären es 4,8 %. Zwar waren die Befragten generell der Ansicht, dass Photovoltaik das Landschaftsbild beeinträchtigt. Diese negativen Auswirkungen waren in ihren Augen bei der Agrivoltaik aber deutlich geringer - vermutlich, weil es eben ein Unterschied ist, ob die Solarstromproduktion die Landwirtschaft verdrängt oder ob Energie- und Nahrungsproduktion kombiniert werden.
„Unsere Befragung ist hypothetisch - die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten ja nicht wirklich Geld einsetzen“, betont Prof. Dr. Matin Qaim, Direktor des ZEF. „Dennoch lassen die Ergebnisse den Schluss zu, dass Agrivoltaik in der Bevölkerung auf größere Zustimmung stößt als normale Freiflächen-Solaranlagen.“ Agrivoltaik könnte also ein Weg sein, den Ausbau umweltfreundlicher Energien zu beschleunigen, ohne damit große Konflikte in der Bevölkerung zu provozieren und die Ernährungssicherung zu gefährden.
Allerdings sieht Zeddies, der selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen ist, noch offene Fragen. So sind die Kosten für die Anlagen höher als bei herkömmlichen Freiflächenanlagen. Da Agrivoltaik zudem niedrigere Stromerträge liefert, amortisieren sich diese Anfangs-Investitionen nur sehr langsam. „Ohne Subventionen werden sich also vermutlich nicht allzu viele Analgen realisieren lassen“, meint er.