Kommentar

Kommentar von Wilfried Holtmann: Macher im ­Hintergrund

Nichts ist langweiliger als Sitzungen eines Iso-Ausschusses. Dennoch sind diese wichtig.

Wilfried Holtmann, profi-Redakteur (Bildquelle: Tovornik)

Herr Holtmann, eigentlich geht das nicht, aber ich kriege Sie da rein.“ Mit diesen Worten ermöglichte Professor Dr. Dr. Hermann Auernhammer mir die Teilnahme an der Sitzung eines Iso-Ausschusses. Das war vor vielen Jahren, und es ging um die internationale Normierung des landwirtschaftlichen Bus-Systems. Den Namen Isobus gab es schon, aber eine weltweit funktionierende, firmenübergreifende Lösung war noch in weiter Ferne.

Aus aller Welt

In Frankfurt hatten Mitarbeiter des LAV, heute Fachverband Landtechnik im VDMA, einen großen Saal vorbereitet. Aus aller Welt waren 150 Wissenschaftler und Elektronikentwickler aus der Landtechnik zusammengekommen. Sie hockten über Beschlussvorlagen und diskutierten über den Datenaustausch auf Landmaschinen. Die Tagungssprache war Englisch. Sieben Dolmetscher in schalldichten Kabinen übersetzten die Diskussion simultan in verschiedene Sprachen. Sie übertrugen diese per Funk und Ohrhörer an ihre Landsleute. Fünf Minuten nach dem Beginn besorgte ich mir ein Headset mit dem Buchstaben „D“. Doch auch in Deutsch ging die Diskussion weitgehend an mir vorbei. Immer wieder ging mir durch den Kopf: „Wie kriege ich einen Bericht zustande?“
Ohne die Tagungen der Iso-Ausschüsse wäre die freie Wahl in der Landtechnik erheblich eingeschränkt.
Wilfried Holtmann

Beharrlichkeit in Reinform

Der ist nie erschienen, und noch vor dem Ende der Veranstaltung habe ich mich diskret davongemacht. Bei mir hängen geblieben ist die Bewunderung für die Geduld und die ­Ausdauer, mit der die Teilnehmer damals den Isobus aus der Taufe gehoben haben. Und immer, wenn mir Praktiker schildern, dass beim Isobus dieses und jenes nicht funktioniert, denke ich an diese Macher im Hintergrund, die auch heute noch regelmäßig zusammenkommen. Sie trotz der nach wie vor vorhandenen Fehler und Defizite der Technik einmal zu würdigen, war der Anlass für diese kleine Anekdote. Denn ohne sie wäre manche Kabine zu klein für Kabel und Computer.

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