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Automatische Warnsysteme im Straßenverkehr: Gefahren warnen selbstständig
Automatische Warnsysteme im Straßenverkehr: Gefahren warnen selbstständig
Das RoadSafety-Projekt, an dem neben dem AEF als Projektleitung auch Claas, CNH und Agco-Fendt beteiligt sind, tüftelt an intelligenten Verkehrs-Warnsystemen.
Das ist die Zukunft: Liegen gebliebene Fahrzeuge warnen andere Verkehrsteilnehmer vor der potenziellen Gefahrenstelle. Die Technik dazu ist in vielen Neuwagen bereits installiert. Der Optimalfall wäre natürlich, wenn auch Traktoren und selbstfahrende Landmaschinen ihr Umfeld vor sich selbst warnen könnten: Etwa der am Straßenrand wartende Güllezubringer oder der links abbiegende Traktor, der den Verkehr vor dem Überholen warnt.
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RoadSafety heißt das Projekt, dass die Straßen sicherer machen soll. Mehrere Projektpartner (Kasten: „Die Projekt-Beteiligten“) arbeiten gemeinsam an diesem Ziel.
Die Grundidee dazu kommt aus der Automobilbranche und ist unter dem Kürzel C-ITS (Cooperative Intelligent Transport Systems — deutsch: Kooperative Intelligente Verkehrssysteme) bekannt. In dem System sind Verkehrsteilnehmer und die Verkehrsinfrastruktur miteinander vernetzt und können mithilfe digitaler Funknachrichten Informationen zum Verkehrsgeschehen und zu Fahrzeugzuständen austauschen. Die Kommunikation zwischen Fahrzeugen, Ampeln, Verkehrsleitanlagen sowie auch Baustelleneinrichtungen soll die Verkehrssicherheit erhöhen, Unfälle verhindern und natürlich den Verkehrsfluss verbessern.
Die Projekt-Beteiligten
– AEF: Die Agricultural Industry Electronic Foundation treibt die Verbesserung der herstellerübergreifenden Kompatibilität von elektronischen und elektrischen Komponenten voran.
– Claas-Stiftung: Die 1999 von Helmut Claas gegründete Stiftung fördert weltweit Entwicklungen in der Landtechnik und Landwirtschaft.
– digisaar: Das Entwicklungsunternehmen aus dem Saarland kümmert sich um maßgeschneiderte Software-Lösungen.
– htw saar: Die Hochschule für Technik und Wissenschaft des Saarlandes hat ihre Verkehrstelematik-Expertise eingebracht.
Ursprung: Automobilbereich
Volkswagen ist im automobilen Bereich einer der Vorreiter und hat Technologie-Standards wie das C-ITS vorangetrieben. Von VW sind nach eigenen Angaben schon rund eine Million entsprechend ausgestattete Fahrzeuge im Markt. Andere Hersteller ziehen nun nach. Die Funksignale sind herstellerunabhängig und standardisiert, ähnlich wie beim Isobus.
Bisher verfügbar ist allerdings nur die Warnstufe 1 (Local Hazard Warning), die vor liegen gebliebenen Fahrzeugen, aber auch vor Feuerwehren und Rettungswagen (im Einsatz) warnt. Die Stufe 2 ist auf dem Weg: Sie weist auf langsam Fahrzeuge und sonstige Gefahrenstellen hin.
Die Funktechnologie funktioniert in Echtzeit im näheren Bereich von rund dreihundert Metern bis etwa einem Kilometer. Zehn Mal je Sekunde werden Positionsdaten versandt. Das empfangende Fahrzeug kann so selbst errechnen, ob eine (Kollisions-)Gefahr besteht.
Wie kommt die Technik in die Landmaschinen?
Die AEF leitet das Projekt federführend gemeinsam mit den Industriepartnern und richtet sich dabei zunächst nach den Standards der Automobilindustrie. Die für das Warnsystem notwendigen Informationen stellt in Landmaschinen der Isobus als Datenquelle bereit.
Daher wird RoadSafety unter der Nutzung der Isobus-Daten möglich und wird auch über die Isobus-Oberfläche bedient. Das hat den Vorteil, dass RoadSafety grundsätzlich weltweit funktionieren kann, weil die Isobus- und die C-ITS-Standards überall die gleichen sind — genau wie die Gefahren im Straßenverkehr durch langsame und breite Landmaschinen.
Was der Landtechnik allerdings noch fehlt, ist ein Funkmodul und das Modem, das C-ITS unterstützt. Diese müssen von den Projektpartnern derzeit noch extern angeschlossen werden. Entsprechende Technik steht allerdings schon in den Lastenheften der Landtechnik-Hersteller.
Zu viele Informationen
Die bisherigen Erfahrungen der Projektgruppe zeigen, dass die Dichte der zur Verfügung stehenden Informationen (zu) hoch ist — Isobus stellt sehr viele Daten bereit. Daher ist es schwierig, die „passende Dosis“ zu finden: Wovor soll gewarnt werden? Vor jedem abbiegenden Schlepper? Nur vor stehenden oder auch schon vor langsam fahrenden Fahrzeugen? Nur vor Gespannen oder großen selbstfahrenden Arbeitsmaschinen oder auch schon vor dem Traktor mit vergleichsweise kleinem Anbaugerät, wie einem Düngerstreuer? Oder soll auch beispielsweise vor Staubentwicklungen gewarnt werden, die durch Feldarbeit verursacht werden, auch wenn die Maschine dabei außerhalb der Straße unterwegs ist?
All diese Fragen klären die Projektpartner von RoadSafety bei ihrer Arbeit und ihren Tests und versuchen so praktikable Antworten zu finden, die zwar sinnvoll warnen, aber keine Panik verbreiten.
RoadSafety im Einsatz
Wir haben uns das System auf Traktoren von Claas, Fendt und Case IH anschauen können. Die Schlepper waren dazu mit einer entsprechenden Funktechnik und einem Receiver ausgerüstet, der die Signale sendet bzw. empfängt. Außerdem werden sie hier auch übersetzt, so dass die Informationen auf der Isobus-Bedien- und Informationsoberfläche sichtbar werden.
RoadSafety lässt sich im Isobus bedienen und betrachten wie eine externe Isobus-Maschine. Daher ist die Handhabung für den Fahrer einfach bzw. bekannt.
Wir haben mit einem liegen gebliebenen Pkw eine realistische Gefahrensituation simuliert. Als wir uns mit dem Traktor der nicht direkt einsehbaren Gefahrenstelle näherten, hat uns RoadSafety vor einem stehenden Fahrzeug optisch und akustisch auf dem Terminal gewarnt, so dass der Fahrer reagieren und seine Fahrweise anpassen konnte.
Der umgekehrte Fall wird für die zukünftige Praxis aber voraussichtlich noch interessanter sein, wenn Autofahrer bzw. sonstige Verkehrsteilnehmer vor landwirtschaftlichen Verkehrshindernissen gewarnt werden. Dafür sind aber noch die genannten Warnsituationen zu klären.
Ausblick
Große, schwere, unübersichtliche Landmaschinen stellen im Straßenverkehr immer Gefahren dar, aber auch die Begleiterscheinungen der Feldarbeit wie etwa Staubentwicklung können andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Daher wären rechtzeitige Warnungen zur Verhinderung oder zumindest Reduzierung von Gefahren sinnvoll.
Die Technik dazu ist im automobilen Bereich schon vorhanden, der landtechnische Bereich hat die Informationen aus dem Isobus. Es fehlt aber noch an der Umsetzung und Einspeisung der Daten.
Dafür setzen sich die RoadSafety-Projektpartner unter Federführung des AEF ein. Neben der reinen Warnfunktion können die vorhanden Daten und die Kommunikationsschnittstellen aber zukünftig auch dazu dienen, den Datenaustausch unter Landmaschinen zu verbessern, um gemeinsame Feldarbeit besser und effizienter zu verrichten.