Welche Geschwindigkeit ist die Richtige für den Schlepper? Argumente dazu haben wir in profi 9/2023 auf Seite 78 ausgetauscht. Auf den ersten Blick spricht Vieles für die geringere bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (bbH) von 40 km/h. Aber auch für 50 oder sogar 60 km/h gibt es weitere Argumente, die uns in Leserbriefen oder sonstigen Rückmeldungen aus der Leserschaft erreicht haben.
Traktoren können es sowieso
Viele Traktoren sind werksseitig schon auf den 50 km/h-Einsatz ausgelegt. Der Betrieb mit 40 km/h ist bei neueren Schleppern oft nur eine Frage der Software. Die Änderung der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit erfolgt per Laptop und anschließender Abnahme durch den TÜV sowie einer Eintragung in die Fahrzeugpapiere (je nach Überwachungsorganisation rund 120 Euro, ohne Mehrwertsteuer). Außerdem muss an dem Traktor noch das passende, runde Geschwindigkeitsschild ergänzt werden. Somit ist die zeitweise Anpassung der Geschwindigkeit an die betrieblichen Erfordernisse mit vertretbarem Aufwand verbunden.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
27,00 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Welche Geschwindigkeit ist die Richtige für den Schlepper? Argumente dazu haben wir in profi 9/2023 auf Seite 78 ausgetauscht. Auf den ersten Blick spricht Vieles für die geringere bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (bbH) von 40 km/h. Aber auch für 50 oder sogar 60 km/h gibt es weitere Argumente, die uns in Leserbriefen oder sonstigen Rückmeldungen aus der Leserschaft erreicht haben.
Traktoren können es sowieso
Viele Traktoren sind werksseitig schon auf den 50 km/h-Einsatz ausgelegt. Der Betrieb mit 40 km/h ist bei neueren Schleppern oft nur eine Frage der Software. Die Änderung der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit erfolgt per Laptop und anschließender Abnahme durch den TÜV sowie einer Eintragung in die Fahrzeugpapiere (je nach Überwachungsorganisation rund 120 Euro, ohne Mehrwertsteuer). Außerdem muss an dem Traktor noch das passende, runde Geschwindigkeitsschild ergänzt werden. Somit ist die zeitweise Anpassung der Geschwindigkeit an die betrieblichen Erfordernisse mit vertretbarem Aufwand verbunden.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
27,00 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Das kommt der Auswahl an potenziellen Fahrern zu Gute. Denn Traktoren, die schneller als 40 km/h laufen, dürfen nur von volljährigen Personen mit der Fahrerlaubnisklasse T gefahren werden. Das schließt Fahrer unter 18 Jahren aus — für viele Betriebe ist das ein logisches Argument, auf 40 km/h zu setzen.
Anhänger und Anhängegeräte gibt es bei den Herstellern optional mit einer schnelleren Betriebserlaubnis statt nur 40 km/h. Insbesondere im Rahmen der EU-Typgenehmigung sind oft schon 60 km/h von Anfang an vorgesehen.
Deutlich aufwändiger ist die technische Überwachung bei Fahrzeugen, die mehr als 40 km/h fahren. Während bis 40 km/h alle zwei Jahre ein Besuch beim TÜV fällig und eine Sicherheitsprüfung gar nicht erforderlich ist, sind die schnelleren Schlepper deutlich häufiger zu überwachen: Alle zwölf Monate ist die TÜV-Abnahme fällig, sechs Monate danach die Sicherheitsprüfung. Ähnlich bei Anhängern: Bis 40 km/h müssen sie alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung. Laufen sie schneller als 40 km/h müssen die Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 t alle zwölf Monate zum TÜV, über 10 t kommt alle sechs Monate die Sicherheitsprüfung hinzu.
Häufig wird hier auf die Kosten verwiesen. Bei einem Schlepper bis 18 t zulässigem Gesamtgewicht und weniger als 40 km/h kostet die Hauptuntersuchung (HU) z. B. bei der Dekra alle zwei Jahre etwa 51 Euro. Die HU für den Schlepper mit mehr als 40 km/h kostet in der gleichen Gewichtsklasse 111 Euro. Hinzu kommen die Sicherheitsprüfungen mit jeweils 93 Euro. Auf zwei Jahre bezogen kosten alle Prüfungen beim schnelleren Traktor zusammen also gut 400 Euro — das ist eine Differenz von rund 350 Euro.
Das sagt die Praxis
Alexander Bossmann aus Emmerich am Niederrhein bewirtschaftet rund 120 ha auf seinem Betrieb — hinzu kommen noch rund 30 ha Bodenbearbeitung, die er im Lohn erledigt. „Die durchschnittliche Feldentfernung liegt bei nur rund 2 km. Die Gegend ist eben, die Straßen sind in aller Regel sehr gut ausgebaut — da lassen sich die 50 km/h und mehr auch auf kurzen Entfernungen schon gut nutzen“, ist der Praktiker überzeugt.
Die ordentlich ausgebauten Straßen haben für 40 km/h-Fahrzeuge aus seiner Sicht einen echten Nachteil: „Mit der Modernisierung der Straßen in den letzten Jahren sind zunehmend Mehrzweckstreifen und auch Bushaltestellen abhanden gekommen, auf die man früher gut ausweichen konnte, um die Schlange hinter sich passieren zu lassen.“ Daher sind ihm die höheren Schleppergeschwindigkeiten lieb: „Man schwimmt im Verkehr einfach deutlich besser mit, als wenn man nur mit 40 km/h unterwegs ist und kaum ausweichen kann.“
Das Argument des Diesel-Mehrverbrauchs lässt Bossmann nur bedingt gelten: „Man ist ja nicht immer voll beladen unterwegs, so relativiert sich das nach meiner Meinung. Bei Transportfahrten ist in der Regel immer eine Fahrt leer, außerdem bin ich nicht nur mit Anhängern unterwegs, sondern auch mit Anbaugeräten, mit denen man komfortabel schnell fahren kann.“
Zum Einsatz kommen bei ihm ein Fendt 724 Vario und ein Fendt 820 Vario — für beide ist werksseitig maximal 1,95 m Bereifungshöhe vorgesehen. Bossmann hat allerdings 2,05 m hohe Räder montiert und diese auch prüfen und in die Papiere eintragen lassen: „Die Traktoren laufen 55 km/h. Dieses Plus an Geschwindigkeit und die eingesparte Zeit zählen für mich — auch wenn es manchmal eher für das gute und zufriedene Gefühl ist und sich nicht konkret in Euro ausrechnen lässt. An stressigen Tagen ist es einfach schön, schneller auf der nächsten Fläche zu sein und die eigentliche Arbeit zu erledigen.“
Der Praktiker vom Niederrhein hat eine Anregung für die Traktorenhersteller: „Es wäre gut, wenn auch kleinere PS-Klassen mit 60 km/h zu bekommen wären — bisher beschränkt sich das Angebot leider noch auf die leistungsstärkeren Schlepper.“
Fahrer zu finden, war für Bossmann bislang noch kein Problem, dennoch hegt er einen Wunsch, der mit jüngeren Fahrern, vor allem aber mit dem knappen Angebot an Arbeitskräften zu tun hat: „Im Optimalfall könnte der Fahrzeughalter oder nötigenfalls auch die Werkstatt mit einem Geheimcode die Geschwindigkeit des Schleppers vorübergehend senken, wenn man z. B. einen jungen Fahrer hat oder eine unerfahrene Kraft einarbeiten möchte.
Der Gesetzgeber könnte dazu kombinierte Geschwindigkeitsschilder anbieten: 60/40 oder 50/40. Aber dieser Wunsch wird wohl eher Theorie bleiben“, ist sich der Praktiker Alexander Bossmann sicher.
Zügig auf weiten Strecken
Ludger Laukötter ist Fuhrparkverantwortlicher beim Graf Droste zu Vischering im westfälischen Rosendahl. „Viele unserer Flächen liegen weit entfernt. Daher ist die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h bei uns zum Standard geworden. Zeit ist Geld, und die verlorene Zeit auf der Straße kann man bei der Arbeit auf dem Feld nicht wieder aufholen“, so die Meinung von Laukötter.
Vor allem beim Transport machen sich die schnelleren Gespanne bezahlt: „Wir fahren einen Großteil unserer Transporte mit zwei Aufliegern plus Dolly-Achse, die allesamt auf 80 km/h zugelassen sind. Damit sind wir legal unterwegs und spürbar schneller. Ich schätze, dass wir ungefähr ein halbes Gespann einsparen im Vergleich zu einem 40 km/h-Transport. Natürlich schlagen die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen mit ordentlichen Preisen zu Buche, aber damit kaufe ich den Zeitgewinn gerne ein.“
Einen anderen Punkt schätzt Laukötter aber als wichtiger ein: „Der ganze Fuhrpark ist automatisch top in Schuss; ist etwas kaputt, wird umgehend repariert. Denn die nächste Prüfung steht bald an.“
Bei gezogenen Anbaugeräten, die keine 60 km/h bieten, ist Laukötter pragmatisch: „Da fahren wir so zügig und angepasst, wie es die Situation zulässt. Das kann beim Aufsattel-Grubber mit 25 km/h gewöhnungsbedürftig sein.
Aber Schnelligkeit ist für den Praktiker nicht das einzige Argument: „Ich sehe die Verkehrssicherheit als einen weiteren Punkt für die schnellen Traktoren. Denn wir stellen fest, dass wir erheblich seltener gefährlich überholt werden, als es früher der Fall war. Das ist auf den teils kurvigen Landstraßen des Münsterlandes allein schon ein Grund, den Mehraufwand für die höheren Traktorengeschwindigkeiten in Kauf zu nehmen.“
Ähnliches gilt für das eigene Überholen, „denn elektrisch unterstützte Fahrradfahrer lassen sich mit 40 km/h nur selten mit ausreichendem Abstand und passender Geschwindigkeitsdifferenz überholen.“
„Im Übrigen haben wir auch schon mal einen Traktor des Fuhrparks für die Saison gedrosselt, um auch einen minderjährigen Fahrer einzusetzen, auch dieses Problem ist einfach lösbar“, meint Ludger Laukötter.
Eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von mehr als 40 km/h hat ihre Berechtigung. Schneller kann besser sein, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Das können ebene, gut ausgebaute Straßen mit geringen Entfernungen sein oder auch normale Infrastrukturen mit weiten Distanzen. Einig ist sich die Praxis beim Zugewinn an Sicherheit mit schnelleren Schleppern: Die Gespanne schwimmen deutlich angepasster im Verkehr, und es kommt seltener zu gefährlichen Überholmanövern.