Gut zu wissen
- Section Control spart 3 bis 10 % Mittel, Dünger oder Saatgut.
- Sind Lenksystem und ISO-Bus-Ausrüstung vorhanden, reicht für Section Control in der Regel allein eine Softwarefreischaltung.
- Für Einzelkornsägeräte ist ein RTK-Signal erforderlich, bei anderen Anwendungen es ist nicht zwingend nötig, aber sehr hilfreich.
Jens Bultmeyer, Mitarbeiter des Lohnunternehmens Kuhlmann in Neerstedt, Kreis Oldenburg, hatte wochenlang ein mulmiges Gefühl. Für einen profi-Test hatte er den Bordcomputer auf seiner Dammann-Spritze mit Section Control nachgerüstet. Das Gerät schaltete nach seinem Eindruck am Vorgewende und in Keilen zu früh aus und zu spät ein. Während er bei einigen Herbizid-Spritzungen noch per Hand nachhalf und auf Nummer sicher ging, ließ er bei den Wachstumsreglern die Automatik schalten.
Und siehe da: Nach einigen Wochen war alles gut. Bultmeyer konnte auf seinen „Versuchsflächen“ genau nachvollziehen, wo er ohne, mit 50 % oder mit 100 % Überlappung gespritzt hatte. Die Testausrüstung blieb auf der Spritze, und seitdem ist die automatische Teilbreitentechnik aus seinem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Auch die anderen Pflanzenschutzspritzen und ein Düngerstreuer sind im Lohnunternehmen Kuhlmann schon lange mit Section Control ausgerüstet.
Die Basis für gute Planung
Bernd Günther aus Fuchsstadt bei Reichenberg in Unterfranken rechnet mit Einsparungen von 3 bis 4 % durch Section Control. Gemeinsam mit seinem Bruder Claus und zwei Mitarbeitern bewirtschaftet er rund 400 ha und betreibt eine 1,2-MW-Biogasanlage. Seit 2010 setzen sie Section Control auf der Pflanzenschutzspritze, dem Düngerstreuer und dem Einzelkornsägerät ein.
Für Bernd Günther hat die genaue Kalkulation der Mengen an Mittel, Dünger und Saatgut eine ebenso große Bedeutung wie die Einsparung an sich. Früher kannte er auch seine exakten Flächengrößen. Aber er wusste nie genau, wie viel Puffer er bei der Planung einkalkulieren sollte. Denn abhängig davon, an welcher Feldseite er zu säen begann, betrug die zusätzliche Menge für Überlappungen manchmal 3 %, es konnten aber auch 10 % sein. Bei der Vielzahl von Schlägen genau zu kalkulieren und einzukaufen war unmöglich. Dank Section Control spielen die Schlaggrößen und -formen heute keine Rolle mehr.
Rund 400 ha Getreide und Zwischenfrüchte säen die Mitarbeiter im Betrieb Günther mit einer 6-m-Drillmaschine von Köckerling. Die Maschine hat zwei Sektionen von 3 m Breite, die über den GNSS-Empfänger des Traktors mit RTK-Genauigkeit geschaltet werden. Je 100 ha Rüben und Mais säen sie mit einer zwölfreihigen Väderstad Tempo auf 50 cm Reihenabstand, ebenfalls per Section Control gesteuert. Die Arbeitsbreite der Horsch-Spritze und des Düngerstreuers von Kverneland betragen 30 m, auch diese beide Geräte verfügen über eine Steuerung per Section-Control.
Lösung für unförmige Felder
Wilhelm Jaeger aus Honsdorf im Kreis Heinsberg ist ebenfalls ein alter Hase in Sachen Section Control. In Kooperation mit Max Spies von Büllesheim aus dem nahen Ratheim bewirtschaftet er über 600 ha mit elf Ackerfrüchten sowie 25 ha Grünland.
Es gilt, über 100 meist verwinkelte Einzelflächen mit der Großtechnik möglichst rationell zu bewirtschaften. Sie setzen in ihrer „Westfarm GbR“ aktuell vier Fendt-Traktoren der Vario-Typen 724 und 936 ein. Über deren ISO-Bus-Terminals versorgen sie:
- ein Einzelkornsägerät Tempo von Väderstad,
- eine Kartoffelpflanzmaschine von AVR,
- eine Spritze von Horsch mit 36-m-Gestänge und 8 000-Liter-Behälter sowie einen
- Düngerstreuer ZA-TS 4200 von Amazone.
Zum Steuern von Section Control verwenden sie das hochgenaue GNSS-RTK-Signal. 2019 besorgten sich Jaeger und sein Partner digitale Flurkarten. Die Feldumrisse luden sie in die Traktor-Terminals. Seitdem beackern und bestellen die Mitarbeiter die Felder mit Hilfe ihrer Lenksysteme konsequent nach diesen Umrissen.
Und jetzt kommt Section Control ins Spiel. Diese Technik in Kombination mit der Spurführung erlaubt es, bei der Bestellung zuerst das Kernfeld zu säen oder zu bepflanzen und erst zum Schluss vier Mal in die Runde zu fahren. Auf die Weise wird das Vorgewende mit 24 m Breite nach dem Säen nicht mehr befahren.
Bei Zuckerrüben, Zichorie, Mais, Kartoffeln und Ackerbohnen haben Jaeger und seine Mitarbeiter diese Strategie perfektioniert. Die 6 m breite Sämaschine Espro von Kuhn ohne Section Control setzen sie allein mit der Spurführung ein. Dazu drillen sie zuerst die vierte Bahn von außen und nutzen diese als Orientierung für das Ein- und Aussetzen von Hand. Wie seine Kollegen Bultmeyer und Günther ist Wilhelm Jaeger der Meinung: „Technisch gesehen ist das Section Control heute ein Nebenprodukt, doch ist der Nutzen immer noch überragend.“
So funktioniert Section Control
Ein GNSS-Satellitenempfänger erfasst die Position des Traktors und des Gerätes oder des Selbstfahrers im Feld. Mit diesen Daten kann der Bordcomputer jene Teilflächen speichern, die bereits gesät, gedüngt oder gespritzt sind. Sobald das Gestänge oder die Säreihe einen solchen Bereich erreicht, schaltet die Elektronik die jeweilige Teilbreite aus. Bei Schleuderstreuern werden dazu die Scheibendrehzahl oder der Aufgabepunkt verändert. Wenn die Teilbreite der Maschine vom Vorgewende oder aus einem Keil zurück in einen noch nicht bearbeiteten Bereich des Feldes kommt, wird sie wieder zugeschaltet. Diese Technik gibt es für Feldspritzen, Düngerstreuer, Drillmaschinen, Einzelkornsägeräte, Kartoffelpflanzmaschinen und Güllefässer.