Gut zu wissen
- Das Grundfahrzeug ist ein Hanomag Robust 800-6 von 1964 mit 114 PS.
- Rudolf Wehner hat den Oldtimer hochwertig restauriert.
- Der Renntraktor erfüllt alle Anforderungen der Verkehrszulassung.
- Nach zweijähriger Pause soll es dieses Jahr wieder zu Oldtimertreffen gehen.
Für Tuckerfahrten fehlt mir die Zeit“, erzählt Rudolf Wehner aus 36148 Kalbach (Hessen) über seine Motivation, den schnellsten Traktor Deutschlands zu besitzen. Immerhin läuft sein Hanomag Robust schlappe 105 km/h! Wenn er damit auf dem „Kriegspfad“ ist, fliegen zwar keine Fetzen, aber manche Bleichgesichter beginnen an dem zu zweifeln, was sie gerade sehen und hören.
Wehner (76) stammt von einem Bauernhof und hatte schon immer ein Faible für Technik. Mit 25 machte er sich selbstständig, und aus seinem Ersatzteilhandel entstand ein großes Maschinenbauunternehmen.
Eine durchdachte Restauration
Er besitzt mehrere top-restaurierte Oldtimer und besucht seit vielen Jahren regelmäßig Treffen, bis vor zehn Jahren oft nur als Gast. „Die großen Treffen erreiche ich am besten über die Autobahn. Deshalb war es nur logisch, dass ich einen Traktor brauchte, der im Lkw-Verkehr mitschwimmen kann und mindestens 80, besser 100 km/h fährt“, so die nüchterne Analyse des passionierten Oldtimerfreundes.
Im Jahr 2009 fand Wehner in den Niederlanden die Lösung für sein Vorhaben: ein Hanomag Robust 800-6 von 1964 mit einem Sechszylindermotor, eine absolute Rarität. Der Robust 800 hat normalerweise vier Zylinder und 75 PS. Die Sechszylindervariante bot für Rudolf...
Gut zu wissen
- Das Grundfahrzeug ist ein Hanomag Robust 800-6 von 1964 mit 114 PS.
- Rudolf Wehner hat den Oldtimer hochwertig restauriert.
- Der Renntraktor erfüllt alle Anforderungen der Verkehrszulassung.
- Nach zweijähriger Pause soll es dieses Jahr wieder zu Oldtimertreffen gehen.
Für Tuckerfahrten fehlt mir die Zeit“, erzählt Rudolf Wehner aus 36148 Kalbach (Hessen) über seine Motivation, den schnellsten Traktor Deutschlands zu besitzen. Immerhin läuft sein Hanomag Robust schlappe 105 km/h! Wenn er damit auf dem „Kriegspfad“ ist, fliegen zwar keine Fetzen, aber manche Bleichgesichter beginnen an dem zu zweifeln, was sie gerade sehen und hören.
Wehner (76) stammt von einem Bauernhof und hatte schon immer ein Faible für Technik. Mit 25 machte er sich selbstständig, und aus seinem Ersatzteilhandel entstand ein großes Maschinenbauunternehmen.
Eine durchdachte Restauration
Er besitzt mehrere top-restaurierte Oldtimer und besucht seit vielen Jahren regelmäßig Treffen, bis vor zehn Jahren oft nur als Gast. „Die großen Treffen erreiche ich am besten über die Autobahn. Deshalb war es nur logisch, dass ich einen Traktor brauchte, der im Lkw-Verkehr mitschwimmen kann und mindestens 80, besser 100 km/h fährt“, so die nüchterne Analyse des passionierten Oldtimerfreundes.
Im Jahr 2009 fand Wehner in den Niederlanden die Lösung für sein Vorhaben: ein Hanomag Robust 800-6 von 1964 mit einem Sechszylindermotor, eine absolute Rarität. Der Robust 800 hat normalerweise vier Zylinder und 75 PS. Die Sechszylindervariante bot für Rudolf Wehner zwei entscheidende Merkmale: die Motorleistung und ein Radstand von fast drei Meter.
Gemeinsam mit einem Maschinenbauingenieur plante Wehner den Umbau, schließlich ging es darum, am Ende eine Straßenzulassung zu bekommen. Etwa zwei Jahre lang arbeitete er nach Feierabend an seinem Hanomag. Das war eine echte Herausforderung, weil kein einziges Blech mehr brauchbar war. Der Motor, das Getriebe und die mechanische Lenkung waren dagegen noch gut in Schuss.
Um vorwärts das Vierfache herauszuholen, fertigte Rudolf Wehner fast alle Zahnradsätze neu und tauschte vorsorglich sämtliche Lager. Den Hinterrädern verpasste er luftunterstützte, hydraulisch betätigte Trommelbremsen aus einem Radlader. Die Vorderachse ersetzte er durch die hydraulisch gebremste Version eines Lkw. Die Führungsschwinge mit einem Querstabilisator fertigte er selbst.
Power ist keine Hexerei
Serienmäßig lief der Hanomag 25 km/h. Spezielle Herausforderungen wie der Einbau einer Leuchtweitenregelung kosteten weitere Zeit und Improvisation. Nicht zu vergessen ist die Kabine, die ein kompletter Eigenbau ist. Am Ende der zweijährigen Restauration stand 2011 die Vorführung beim TÜV, und tatsächlich gab es dort die heiß ersehnte allgemeine Betriebserlaubnis.
Seitdem besucht Rudolf Wehner mit dem Renn-Hanomag regelmäßig Oldtimertreffen im In- und Ausland. Meistens hat er seinen Wohnwagen dabei. Wo er angekündigt ist, schnellen die Besucherzahlen in die Höhe. Viele Fernsehsender und zahllose Lokalredaktionen haben über ihn berichtet.
Gerade nach einem Getriebeschaden 2018 gibt er dem Wunsch anderer, auch mal eine Runde zu drehen, nicht nach. Die Spur zu halten und zu bremsen, ist selbst bei voller Geschwindigkeit kein Problem. Aber die Gänge zu schalten ist nicht einfach. Zum einen liegen diese entgegengesetzt zur herkömmlichen Anordnung. Zum anderen fehlen sowohl eine Synchronisierung als auch eine Kupplungsbremse wie bei den großen Bulldogs. Also heißt es, gefühlvoll mit Zwischengas und Zwischenkupplung hoch- und runterschalten.
Nichts für Weicheier
Auf die Frage nach dem Fahrkomfort und dem nicht vorhandenen Sicherheitsgurt zuckt Rudolf Wehner nur die Schultern: „Komfort? Sicherheit? Ich will Gas geben und Spaß haben!“ Die Heizung erübrigt sich, weil das Getriebe nicht nur höllenlaut, sondern auf langen Touren und bei Anstiegen auch höllenheiß wird. Klimaanlage? Was ist das?
Entschädigt wird Rudolf Wehner für seine Askese vom Blick in die Gesichter anderer Verkehrsteilnehmer. Diese drücken das ganze Spektrum vermeintlicher Wahrnehmungsstörungen und oft Fassungslosigkeit, aber auch Anerkennung aus. Wen wundert es, ist dieser Traktor doch weltweit der einzige, der legal im dreistelligen km/h-Bereich unterwegs ist.