Wie eh und je
Aus profi 5/1992
Striegeln und Hacken war damals so aktuell wie heute. Nach dem Verbot von Atrazin erlebte die Technik in Mais einen Aufschwung. Auch heute soll die mechanische Unkrautbekämpfung wieder vermehrt die Chemie ersetzen.
Die mechanische Unkrautbekämpfung beginnt schon vor der Saat. Zeitiges Abschleppen oder ein Arbeitsgang mit der Gareegge bringen die im Oberboden liegenden Unkrautsamen zur Keimung. Wurde die Saat mit einer gleichmäßigen Ablagetiefe von etwa 4 cm durchgeführt, besteht die Möglichkeit, ein paar Tage vor dem Aufgang "blind" zu striegeln.
Wird der Hackstriegel in einer Arbeitstiefe von 1 - 2 cm gehalten, besteht keine Gefahr für den Mais. Für diesen Arbeitsgang eignen sich besonders Striegeleggen mit Rundstahlzinken, deren Aggressivität bei modernen Geräten verstellt werden kann.
Gelingt diese Maßnahme, ist der Mais dem Unkraut schon einen Schritt voraus. Für die folgenden Hackgänge können dann die günstigsten Bedingungen abgewartet werden.
Die erste Durchfahrt sollte schon im Drei- bis Vierblattstadium der Maispflanzen erfolgen. Je trockener der Boden und je höher die Sonneneinstrahlung, desto erfolgreicher ist die Wirkung auf die Unkräuter und -gräser. Auf Standorten mit höherem Unkrautpotential wird ein zweiter Einsatz der Hacke etwa zum Sieben- bis Achtblattstadium erforderlich sein.
Für die mechanische Unkrautregulierung nach dem Auflaufen des Maises stehen im wesentlichen vier Systeme zur Verfügung:
• Striegel mit Rund- oder Flachstahlzinken (gezogen)
• Scharhackgeräte (gezogen)
• Rollhacken (gezogen)
• Bürstenhackmaschinen mit rotierenden Bürsten oder Federzinken (zapfwellengetrieben).
Hackstriegel mit Flachstahlzinken schneiden den Boden nicht ab und bewegen ihn nur mäßig. Sie sind vorwiegend für lockere, im Bearbeitungshorizont nicht verhärtete Böden geeignet. Eine ausreichende Wirkung wird nur gegen sehr kleine Unkräuter erzielt. Kann der Striegel aufgrund schlechter Witterung bis zum Zweiblattstadium nicht eingesetzt werden, ist der Erfolg fraglich. Nach dem Auflaufen des Maises sind die Zinken im Bereich der Maisreihe hochzustellen, um die Pflanzen nicht zu verletzen. Deshalb ist die Wirkung in den Reihen sehr gering.
Durch variable Federdruckbelastung kann der Arbeitseffekt des Hackstriegels den Bodenverhältnissen begrenzt angepasst werden. Neuerdings lässt sich der Hackstriegel mit einem tastradgeführten, höhenbeweglichen Schar-Vorbausatz nachrüsten. Damit kann das Gerät auch Wurzelunkräuter und fortgeschrittene Unkrautstadien erfassen, sowie den Boden lockern. Hackstriegel sind vielseitig einzusetzen und dank ihrer einfachen Bauweise leicht einstellbar.
Selbstführende Hackgeräte mit Federzinken und Gänsefußscharen sind sehr universell einsetzbar und eignen sich für nahezu alle Standorte. Sie werden erstmals im Zwei- bis Vierblattstadium des Maises eingesetzt. Die Maisreihe muss mit Schutzscheiben oder Schutzblechen vor Zuschütten geschützt werden.
Fünf Gänsefußschare pro Reihenzwischenraum haben sich bewährt. Vielfältige Einstellungsmöglichkeiten von Arbeitsbreite und -tiefe ermöglichen eine sichere Unkrautregulierung auch in fortgeschrittenen Stadien. So erzielt man außerdem eine Bodenlockerung und -durchlüftung. Beim zweiten Hackgang kann man die Reihen mit abgebauten Schutzblechen bzw. -sechen anhäufeln. Dieser Effekt reicht aber für eine sichere Unkrautregulierung in den Reihen nicht aus. Besonders beim zweiten Hackgang ist peinlich darauf zu achten, dass ein ausreichender Sicherheitsabstand der Schare zu den Maisreihen (15 cm) und eine flache Arbeitstiefe eingehalten werden, um Wurzelverletzungen zu vermeiden.
Rollhacken werden bevorzugt auf leichteren Böden eingesetzt. Sie erfassen vorrangig junge Samenunkräuter. Spätere Unkrautstadien werden durch Umlegen und Überrollen der Unkrautpflanzen nicht mehr so gut erfasst. Die Einstellung der Werkzeuge bereitet oftmals Probleme. Beim ersten Hackgang soll von den Maisreihen weg und beim zweiten zu den Reihen hin gehäufelt werden. Allein damit kann aber bei den Rollhacken ein ausreichender Bekämpfungserfolg in den Reihen nur in frühen Unkrautstadien erzielt werden. Wie bei den Scharhacken ist auch bei den Rollhacken darauf zu achten, dass die Maiswurzeln nicht beschädigt werden. Neuere Rollhacken verfügen über vorgeschaltete Hackschare, die den Boden lockern und die Unkrautbekämpfung unterstützen.
Bürstenhackmaschinen werden für den Einsatz im Mais mit horizontal rotierenden Federzinken ausgerüstet. Die Unkräuter werden durch Ausreißen, Abschlagen und Zudecken bekämpft. Eine Änderung der Bearbeitungsintensität ist durch Verändern der Zapfwellendrehzahl und der Fahrgeschwindigkeit möglich. Auch größere Unkräuter werden dann sicher erfasst.
Der Einsatz sollte bei trockenen Bodenverhältnissen durchgeführt werden, hat aber dadurch eine starke Staubentwicklung zur Folge. Auf Standorten mit verhärteten Böden weichen die Federzinken nach hinten aus, und festsitzende Wurzelkräuter werden lediglich entlaubt. In den meisten Fällen neigt die nach der Bearbeitung sehr feinkrümelige Bodenoberfläche zu Verschlämmung und begünstigt die Erosion. Da für die Maispflanzen durch weggeschleuderte Kluten und Steine Verletzungsgefahr besteht, soll der Mais erst nach entsprechendem Wuchsvorsprung bearbeitet werden.
Bei Scharhacken, Rollhacken und Bürstenhackmaschinen besteht die Möglichkeit, zu häufeln. Damit kann aber keine Dammbildung gemeint sein, denn die ausgeräumte Rinnen zwischen den Reihen würde die Erosion bei Niederschlägen begünstigen.
Auch vom Einsatz der Hackgeräte in Hanglagen muss abgeraten werden, da bei hohen Niederschlägen die Erosion gefördert wird. Während zwischen den Reihen sehr gute Erfolge erzielt werden, kann in den Maisreihen auch bei leichtem Anhäufeln keine zufriedenstellende Wirkung erreicht werden.
Mechanische Maßnahmen allein reichen also nicht aus, um die Kulturpflanzen dauerhaft vor Konkurrenz zu schützen. Die mechanische Unkrautregulierung ist deshalb mit chemischen Maßnahmen zu unterstützen. Es genügt dabei, in der Reihe ein Spritzband von 25 bis 30 cm Breite anzulegen. Im Gegensatz zur Ganzflächenbehandlung beträgt die Mitteleinsparung 60 bis 70 %. In der Praxis weit verbreitet ist der Einsatz der Bandspritze kombiniert mit der Hacke (einphasiges Verfahren). Jedoch hat sich gezeigt, dass durch die Staubentwicklung eine Anlagerung des Präparates erschwert und die biologische Wirksamkeit herabgesetzt werden. Denn auch bei diesem Verfahren muss unter trockenen Verhältnissen gehackt werden, um den Erfolg zwischen den Reihen zu sichern. Zusätzlich ist das Witterungsrisiko erhöht. Bei Schlechtwetterperioden kann der Mais nicht durch ein rechtzeitig gelegtes Spritzband geschützt werden.
Um einerseits die Bandspritzung nach dem Auflaufen der Unkräuter durchzuführen und andererseits nicht abwarten zu müssen, bis der Boden zum Hacken abgetrocknet ist, wird häufig zweiphasig gearbeitet. In einem vorgeschalteten Arbeitsgang wird ein 30 cm breites Herbizidband angelegt. Das Hacken der Zwischenreihen-Streifen kann später bei günstigen Bodenverhältnissen erfolgen.
Der Front- oder Zwischenachsanbau hat sich für die Bandspritze bewährt, um die Düsen genau über der Reihe führen zu können. Dieses Verfahren setzt exaktes Anschlussfahren bei der Saat voraus, wenn breiter gespritzt wird als gedrillt wurde. Eine Bandbreite von 30 cm sollte bei diesem zweiphasigen Verfahren nicht unterschritten werden, um einen sicheren Schutz der Maisreihen zu gewährleisten. Ein Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass nach Auflauf der Unkräuter eine gezielte Mittelwahl erfolgen kann. Folgt anschließend eine mehrwöchige Regenperiode mit starkem Unkrautdruck, so sind die Reihen geschützt, und der Mais kann sich konkurrenzlos entwickeln.
Die Bandspritzung in Kombination mit dem Sägerät ist eine prophylaktische Maßnahme, da sich in der Regel zur Saat kein Unkraut an der Oberfläche befindet. Der Anbau der Bandspritze am Sägerät ist technisch gelöst. Die Düsen mit 80° Spritzwinkel werden hinter den Druckrollen höhenverstellbar angebracht. Bei einer Düsenhöhe von 18 cm über der Bodenoberfläche wird eine Bandbreite von 30 cm erreicht.
Für die Bandspritzung zugleich mit der Saat sollten spezielle Düsen des Typs E verwendet werden, die ohne Überlappung eine annähernd gleiche Mittelverteilung auf der gesamten Bandbreite gewährleisten. Durch die Kombination mit der Saat ist ein exaktes Anlegen des Spritzbandes mittig über der Saatreihe gegeben. Besonders in niederschlagsreichen Gebieten stellt dieses Verfahren eine Sicherheitsmaßnahme dar, wenn bei langanhaltenden Regenperioden die Felder nicht befahren werden können.
Sind die Düngerkästen der Reihendüngung auf dem Sägerät montiert, kann das Spritzgerät auch frontseitig am Schlepper angebaut werden. Leider erreicht man mit den Maishacken nicht die hohe Flächenleistung wie mit einer Spritze. Vor allem im überbetrieblichen oder Großflächeneinsatz kann der optimale Anwendungszeitpunkt nicht immer eingehalten werden. Dieser Nachteil lässt sich jedoch durch Geräte mit größerer Arbeitsbreite teilweise ausgleichen. Allerdings sollte der Mais dann auch mit einem entsprechend breiten Gerät gedrillt worden sein.
Fazit: Schon vor dem Auflaufen des Maises kann das Unkraut mit dem Striegel dezimiert werden. Danach kommen überwiegend Schar- oder Rollhacken zum Einsatz. Der Einsatzbereich von Bürstenhackmaschinen ist nicht so universell. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass in der Praxis selten auf eine Bandspritzung verzichtet werden kann. Diese lässt sich mit der Saat oder der ersten Hackdurchfahrt kombinieren. Weil der optimale Hacktermin nicht immer mit dem idealen Spritzzeitpunkt zusammenfällt, wird häufig separat gespritzt.