Große Flächen, große Maschinen und spannende Anbauverfahren — Grund genug für profi, zusammen mit Farm-Tours eine Leserreise nach Brasilien zu organisieren.
Brasilien beeindruckt als Agrarland schon allein durch die Eckdaten: 248 Mio. Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche werden bewirtschaftet. Neben Soja und Mais erzeugen brasilianische Betriebe (Fazendas) mit Kaffee, Zucker, Reis, Bohnen, Weizen, Gemüse, Maniok und Orangen viele weitere Produkte für die Ernährung der Welt. Dazu kommen Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch. Die Landwirtschaft trägt in Brasilien 40 % zum Bruttoinlandsprodukt und 43 % zum Export bei. Einen entsprechend hohen Stellenwert hat der Agrarsektor in der Bevölkerung: Er wird als wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen und respektiert. Landwirte und Landarbeiter sind angesehen und verdienen gutes Geld. Außerdem kommt auf großen Flächen beeindruckende Technik zum Einsatz.
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Brasilien beeindruckt als Agrarland schon allein durch die Eckdaten: 248 Mio. Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche werden bewirtschaftet. Neben Soja und Mais erzeugen brasilianische Betriebe (Fazendas) mit Kaffee, Zucker, Reis, Bohnen, Weizen, Gemüse, Maniok und Orangen viele weitere Produkte für die Ernährung der Welt. Dazu kommen Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch. Die Landwirtschaft trägt in Brasilien 40 % zum Bruttoinlandsprodukt und 43 % zum Export bei. Einen entsprechend hohen Stellenwert hat der Agrarsektor in der Bevölkerung: Er wird als wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen und respektiert. Landwirte und Landarbeiter sind angesehen und verdienen gutes Geld. Außerdem kommt auf großen Flächen beeindruckende Technik zum Einsatz.
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Erste Station unserer Reise ist K2 Agro bei Curitiba im Bundesstaat Paraná. Der nahe Atlantik schafft ideale Bedingungen für bis zu drei Ernten im Jahr: mildes Klima und mindestens 1.800 mm gleichmäßig über das Jahr verteilter Niederschlag.
Die Geschichte von K2 Agro zeigt, welchen Stellenwert Landwirtschaft in Brasilien hat. Besitzer Celso Kossatz war erfolgreich als Arzt tätig, bevor er sich entschloss, in eine eigene Fazenda zu investieren — ein gesellschaftlicher Aufstieg. Viel vom Tagesgeschäft hat er mittlerweile an seinen Sohn Cassio abgegeben. Der Agraringenieur entwickelt den Betrieb kontinuierlich weiter und sucht nach neuen Wachstumschancen. Aktuell wurden Flächen im nördlichen Bundesstaat Roraima zugekauft, 5.000 km entfernt.
Vater und Sohn empfangen uns am Hauptstandort des Unternehmens. Die Maschinenhalle und das kleine Verwaltungsgebäude lassen nicht auf einen Betrieb schließen, der 4.500 ha bewirtschaftet und eine Kompostierungsanlage sowie ein Lohnunternehmen betreibt. K2 Agro baut Körnermais und Soja an — in einem Jahr und auf der gleichen Fläche. Zwei Ernten sind Standard. „Wenn wir den Mais früh im Jahr mit 25 % Feuchte dreschen, passt auch noch Weizen nach Soja in die Fruchtfolge des Jahres“, so Cassio Kossatz.
Bei Mais und Soja können sich die Erträge mehr als sehen lassen. 12 t/ha sind beim Körnermais drin — der guten Wasserversorgung wegen. Auch die Sojabohne liefert mit 4 bis 5 t/ha gute Erträge. Der Weizen fällt dagegen hinten raus mit etwa 4 t/ha etwas ab — allerdings als dritte Frucht im Jahr.
Flächen sind in dieser Region knapp, die Pacht liegt aktuell bei umgerechnet 750 Euro/ha. Eine Besonderheit in Brasilien: Die Pacht wird mit Soja bezahlt. Dem Verpächter wird kein Geldbetrag, sondern ein Anteil der Ernte gutgeschrieben. Grundlage der Vereinbarung zwischen Pächter und Verpächter sind kg/ha, die Einnahmen des Verpächters hängen damit auch vom Sojapreis ab.
Pioniere der Direktsaat
Damit bei den hohen Niederschlagsmengen der Boden an Ort und Stelle bleibt, setzen die Betriebe in Paraná seit den 70er Jahren auf Direktsaat. Die Fazenda Agripastos von Manuel Pereira war eine der ersten, die das System einführte. Sein Vater gilt in Brasilien als einer der Pioniere dieses Anbauverfahrens.
Manuel kann man ohne Weiteres als Missionar der Direktsaat bezeichnen — auch er ist vom System restlos überzeugt. „Es reicht nicht, nur die passende Maschine einzusetzen. Direktsaat ist ein System, auch in der Fruchtfolge“, macht er deutlich. Wichtig ist dabei die Bodenbedeckung. Auf den 1.200 ha Acker des Betriebes werden deshalb neben Mais und Soja auch Raigras und Schwarzer Hafer angebaut.
Der Hafer dient als Deckfurcht, die vor der Aussaat abgespritzt wird. Beim Raigras nutzt der Betrieb den ersten Schnitt für Ballensilage und drillt dann Soja direkt in den mit Glyphosat behandelten zweiten Aufwuchs. Pereira führt über den Betrieb und zu den nahe gelegenen Flächen. Dabei greift er routiniert einen Spaten und hebt auf dem Feld etwas Boden aus. Auf der Sojafläche mit lehmigem Sand kann sich das Bodenleben sehen lassen. Seit der Einführung der Direktsaat mit Deckfrüchten in der Fruchtfolge hat sich die Bodenfruchtbarkeit laut Pereira kontinuierlich verbessert. Der vielfältige Glyphosateinsatz auch in den gentechnisch veränderten Hauptfrüchten, deren Anbau Standard ist, zeigt nicht nur bei Agripastos seine Schattenseiten. Hier und da streckt ein resistentes Unkraut seine Blätter und Blüten aus der Soja. Es lässt sich nur noch in Handarbeit entfernen.
Anfang der 1970er Jahre startete Jan Haasjes mit seiner Fazenda Chácara Marujo. Der gebürtige Niederländer wanderte nach Brasilien aus und baute bei Castrolanda, einer niederländisch geprägten Siedlung im Bundesstaat Paraná, den neuen Betrieb kontinuierlich aus. Heute bewirtschaftet er 800 ha Acker und hält 1.200 Zuchtsauen (Genetik Topics) im geschlossenen System. Außerdem erzeugt er monatlich 1.500 t Substrat für die Pilzzucht. Damit beliefert er Kunden in etwa 1.000 km Umkreis. Zum Betrieb gehört eine kleine Biogasanlage. Das aufbereitete Gas wird direkt ins örtliche Netz eingespeist.
„Wir hatten hier in den 1970ern ideale Bedingungen, um zu starten. So ein Wachstum wäre heute nicht mehr möglich“, ist sich Haasjes sicher. Damit spielt er auch auf die Bodenpreisentwicklung an. Ackerland wird hier zu Preisen zwischen 50.000 und 80.000 Euro/ha gehandelt. Es findet allerdings kaum Handel statt, da es sich für beide Seiten schlicht nicht lohnt.
Während Haasjes beim Ackerbau auch auf Direktsaat mit Deckfrüchten setzt, ist er beim Maschinenpark schon fast europäisch unterwegs. Vieles baut er in der eigenen Werkstatt. So zum Beispiel ein 28-m3-Güllefass mit drei Achsen und Hubwerk. Auch der passende Grubber zur direkten Einarbeitung hinterm Fass stammt aus der eigenen Fertigung. „Für die Gülleausbringung gibt es kein großes Angebot vor Ort, das bauen wir einfach selbst“, erläutert Haasjes.
Wir reisen weiter nach Cuiabá im Bundesstaat Mato Grosso. Der Flächenstaat liegt an der westlichen Grenze Brasiliens und im geografischen Zentrum Südamerikas. Mit mehr als 900.000 km2 ist Mato Grosso so groß, wie Frankreich und Deutschland zusammen, bei nur knapp 3,6 Mio Einwohnern. Die Geschichte intensiver landwirtschaftlicher Nutzung begann hier erst im 20. Jahrhundert. Im Gebiet um Cuiabá zum Beispiel wandelten Siedler die Cerrado-Savanne in landwirtschaftliche Nutzflächen um. Soja und Mais sind die Hauptfrüchte. Auch Baumwolle wird angebaut. Eine lange Trockenperiode erlaubt die sichere Ernte der empfindlichen Fasern. Trotzdem kommt die Region auf einen Jahresniederschlag von 1.200 mm.
Einer der größten Betriebe rund um Cuiabá ist Bom Futuro. Das Unternehmen bewirtschaftet 598.000 ha und hat 7.000 Mitarbeiter beschäftigt. Gesetzlich geregelt: Knapp 100.000 ha der Betriebsfläche sind Brache bzw. Wald, der nicht bewirtschaftet werden darf. Zu den Aktivitäten zählen neben Ackerbau und Viehzucht auch die Fischzucht mit 250 ha Teichfläche.
Landwirtschaftlich decken insgesamt 33 Betriebsstätten einen ganzen Landstrich logistisch ab. An einem Standort zur Baumwollaufbereitung empfängt uns der Pressesprecher des Unternehmens und führt uns mit seinen Kollegen durch die imposante Anlage, von denen Bom Futuro zwei Stück betreibt.
Vom Baumwollfeld kommen nach der Ernte große Rundballen, jeder mit einem Gewicht von etwa 2,3 t, die der Baumwollernter direkt auf dem Acker produziert. Der Ertrag liegt bei etwa zwei Ballen pro ha, jeder mit einem Wert von etwa 2.700 Euro.
In den Ballen sind neben den feinen Fasern auch noch die Samen und ein gröberer Faseranteil enthalten. Die grobe Faser kommt zum Beispiel in der Jeans-Produktion zum Einsatz. Nach dem Auflösen der Ballen erfolgt maschinell die Trennung der unterschiedlichen Produkte.
Die Qualität der aufbereiteten Baumwolle wird vor Ort bewertet. Bom Futuro vermarktet die Fasern selbst, vieles geht in Containern nach Asien, aber auch in Brasilien gibt es eine wachsende Textilindustrie. Von jedem Ballen bleibt eine Rückstellprobe für ein Jahr im Lager von Bom Futuro. Gibt es Streit über die Qualität, kommen Käufer und Verkäufer zusammen und einigen sich.
Bei größeren Fazendas ist es üblich, dass ein Teil der Mitarbeiter auf dem Betrieb wohnt. Auch Bom Futuro unterhält eigene Siedlungen für die Angestellten. Es gibt eine Kantine, Gemeinschaftsräume und sogar eine Schule mit Ganztagsangebot. Den Landarbeitern ist es meist möglich, in ihrem Arbeitsleben genügend anzusparen, um sich zur Rente ein Haus oder eine Wohnung in der Stadt leisten zu können.
Neben den Großbetrieben gibt es in Mato Grosso viele Fazendas wie die von Rodrigo Borghetti. Er bewirtschaftet 2.000 ha in Primavera do Leste. Seine Familie stammt aus Italien und startete Mitte der 70er Jahre in Mato Grosso.
Neben den Silos für 18.000 t Mais und Soja findet sich auf dem Betrieb ein eigener Hangar mit Start- und Landebahn. Hier parkt das Agrarflugzeug vom Typ Air Tractor, das Borghetti für die meisten Pflanzenschutzmaßnahmen nutzt. Der Flieger kostete umgerechnet etwa 1 Mio. Euro. „Für uns rechnet sich das. Wir sind extrem schlagkräftig und es gibt keine Fahrspuren, schon damit macht sich das Flugzeug bezahlt“, erläutert Borghetti.
Bei Borghetti auf dem Acker können wir uns die Sojaernte live ansehen. Drei John Deere-Mähdrescher arbeiten sich parallel durch den 170-ha-Schlag. Auf der anderen Seite fährt schon der Steiger-Knicklenker mit der Drillmaschine zur Maisaussaat. „Unsere Flächenstrukturen sind sehr gleichmäßig zwischen 150 und 180 ha. Wir takten es normalerweise auf eine Fläche ernten und säen pro Tag“, so der Praktiker. Auf die Unterfußdüngung zur Aussaat verzichtet er dabei bewusst, um die Schlagkraft des Gespanns hochzuhalten. Eine Saatgutfüllung reicht so locker für einen Tag, die Düngung folgt später.
Brasilien begeistert — auch als Agrar- und Reiseland. Viele der Fazendas wurden von europäischen Einwanderern in den 1970er Jahren aufgebaut. In den Bundesstaaten Paraná und Mato Grosso ist diese Pionierarbeit abgeschlossen. Das Land ist verteilt und die Preise sind stark gestiegen. Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Brasilien beeindrucken. Entsprechend optimistisch blicken die Landwirte in die Zukunft.